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Das Jahr des Hasen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
237 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am25.04.20171. Aufl. 2017
Liebevoll-skurriler Roadtrip durch die finnische Wildnis

Seine Arbeit ödet ihn an, seine Ehe ist schon seit Jahren eine Qual - der Journalist Vatanen schleppt sich von einem Tag zum nächsten. Bis ihm auf der Heimfahrt von einem seiner üblichen langweiligen Pressetermine ein junger Hase vors Auto hoppelt ... und Vatanens ehemals so hübsch geordnetes Leben zum Abenteuer wird, das ihn quer durch Finnland führt.

Ein wunderbar erzählter Roman, todernst und urkomisch zugleich - von Arto Paasilinna, dem vielfach ausgezeichneten Meister des skurrilen Humors





Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextLiebevoll-skurriler Roadtrip durch die finnische Wildnis

Seine Arbeit ödet ihn an, seine Ehe ist schon seit Jahren eine Qual - der Journalist Vatanen schleppt sich von einem Tag zum nächsten. Bis ihm auf der Heimfahrt von einem seiner üblichen langweiligen Pressetermine ein junger Hase vors Auto hoppelt ... und Vatanens ehemals so hübsch geordnetes Leben zum Abenteuer wird, das ihn quer durch Finnland führt.

Ein wunderbar erzählter Roman, todernst und urkomisch zugleich - von Arto Paasilinna, dem vielfach ausgezeichneten Meister des skurrilen Humors





Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732531547
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum25.04.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten237 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1607 Kbytes
Artikel-Nr.2352485
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel
Der Hase

Zwei Männer fuhren zur Mittsommerzeit eine Sandstraße entlang. Sie waren übermüdet, und die untergehende Sonne, die durch die staubige Frontscheibe drang, blendete sie. Die finnische Landschaft zog an ihnen vorüber, aber die Schönheit des Abends ließ sie vollkommen gleichgültig.

Sie waren dienstlich unterwegs, ein Redakteur und ein Fotograf, zwei unglückliche, zynische Menschen. Beide waren um die vierzig, und die Hoffnungen ihrer Jugend hatten sich nicht erfüllt, nicht einmal annähernd. Beide waren sie betrogene und enttäuschte Ehemänner, beide litten sie an einem Magengeschwür, und beide waren sie von den Sorgen des Alltags gezeichnet.

Sie hatten sich gerade darüber gestritten, ob sie heute noch bis Helsinki fahren sollten oder ob es besser wäre, in Heinola zu übernachten. Jetzt redeten sie nicht mehr miteinander. Steif und stur fuhren sie durch den schönen Abend und merkten nicht, wie erbärmlich das war. Eine anstrengende Fahrt.

Auf einem sanften Hügel tummelte sich ein junger Hase in der Sonne. Vom Sommer berauscht machte er mitten auf der Straße Männchen. Die rote Sonne umrahmte ihn wie ein Gemälde.

Der Fotograf, der am Steuer saß, bemerkte das kleine Wesen, aber sein Hirn reagierte nicht schnell genug. Der staubige Halbschuh trat schwer auf die Bremse, doch zu spät. Das erschreckte Tier sprang vor der Kühlerhaube in die Höhe, schlug mit einem dumpfen Knall gegen die Frontscheibe und flog in hohem Bogen in den Wald.

»He, wir haben einen Hasen überfahren!«, sagte der Redakteur.

»Verfluchtes Vieh, beinahe wär die Scheibe kaputt gewesen.« Der Fotograf hielt an und fuhr rückwärts zum Ort des Geschehens. Der Redakteur stieg aus.

»Siehst du ihn?«, fragte der Fotograf gleichgültig. Er hatte das Seitenfenster heruntergekurbelt, ließ den Motor aber weiterlaufen.

»Was?«, rief der Redakteur aus dem Wald.

Der Fotograf zündete sich eine Zigarette an und saugte mit geschlossenen Augen. Er fand erst in die Wirklichkeit zurück, als ihm die Zigarette die Finger verbrannte. »Komm schon, ich habe keine Zeit, wegen eines blöden Hasen hier herumzustehen!«

Der Redakteur lief zerstreut durch das lichte Gehölz, gelangte an eine kleine Wiese, sprang über einen Graben und starrte in das dunkelgrüne Gras. Dort saß das Häschen.

Sein Hinterlauf war gebrochen. Die Pfote hing kläglich herab und bereitete dem Tier solche Schmerzen, dass es nicht weglief, obwohl es einen Menschen kommen sah. Der Redakteur hob das verschreckte Häschen hoch. Er brach einen Zweig ab und schiente den Hinterlauf mit Stoffstreifen, die er von seinem Taschentuch riss. Das Häschen barg Schutz suchend den Kopf zwischen den kleinen Vorderpfoten, sein Herz klopfte so stark, dass seine Löffel bebten.

Von der Landstraße tönten nervöses Motorengebrumm, zwei gereizte Hupsignale und der Ruf: »Komm endlich! Wir schaffen es nie bis Helsinki, wenn du noch lange in dem verdammten Wald rumläufst. Los jetzt, oder sieh zu, wie du allein nach Hause kommst!«

Der Redakteur antwortete nicht. Er hielt das kleine Tier im Arm. Anscheinend war es ansonsten unverletzt, und allmählich beruhigte es sich.

Der Fotograf stieg aus dem Auto und starrte wütend in den Wald. Von seinem Kollegen keine Spur. Er fluchte, zündete eine Zigarette an und lief unruhig auf und ab. Da sich im Wald nichts rührte, zertrat er die Zigarette und schrie: »Dann bleib hier, du Blödmann. Viel Spaß!«

Er lauschte noch einen Moment, und als keine Antwort kam, stieg er wutentbrannt ins Auto, legte mit hektischen Bewegungen den Gang ein und fuhr los. Der Schotter knirschte unter den Rädern. Kurz darauf war das Auto verschwunden.

Den Hasen im Arm, saß der Redakteur am Grabenrand, und er glich einer alten Frau, die mit dem Strickzeug im Schoß ihren Gedanken nachhängt. Das Motorengeräusch verebbte in der Ferne. Die Sonne ging unter.

Er setzte das Häschen ins Gras und fürchtete einen Moment, das Tier würde die Flucht ergreifen, aber es blieb zwischen den Halmen sitzen, und als er es wieder aufhob, hatte es keine Angst mehr.

»Da sitzen wir nun«, sagte der Mann zum Hasen.

Dies war der Stand der Dinge: Er saß allein mitten im Wald, an einem Sommerabend, im Jackett. Eigentlich war er regelrecht ausgesetzt worden.

Was macht man gewöhnlich in einer solchen Situation? Der Redakteur sagte sich, dass er auf die Rufe des Fotografen hätte antworten müssen. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zur Landstraße zurückzugehen und auf das nächste Auto zu warten, er musste auf eigene Faust nach Heinola oder Helsinki gelangen.

Der Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht.

Er sah in seine Brieftasche. Sie enthielt ein paar Hunderter, den Presseausweis, die Krankenversicherungskarte, ein Foto seiner Frau, einige Münzen, Kondome, einen Schlüsselbund, ein altes Mai-Abzeichen; ferner Stifte, einen Schreibblock, den Ehering. Auf den Schreibblock hatte sein Arbeitgeber drucken lassen: Kaarlo Vatanen, Redakteur. Laut Kennzahl auf der Versicherungskarte war Kaarlo Vatanen 1942 geboren.

Vatanen stand auf, betrachtete das letzte Sonnenlicht hinter den Bäumen, nickte dem Hasen zu. Er blickte zur Landstraße hin, tat aber keinen Schritt in diese Richtung. Er hob den Hasen hoch, verstaute ihn vorsichtig in der Seitentasche seines Jacketts und ging über die Wiese auf den Wald zu. Es wurde schon dunkel.

Der Fotograf war immer noch wütend, als er Heinola erreichte. Dort tankte er und beschloss, in das Hotel zu gehen, das der Redakteur zum Übernachten vorgeschlagen hatte.

Er nahm ein Zweibettzimmer, legte die staubigen Kleider ab und ging unter die Dusche. Nachdem er sich gewaschen hatte, ließ er sich im Hotelrestaurant nieder. Er sagte sich, der Redakteur werde sicher bald auftauchen, dann könnten sie die Sache in Ordnung bringen. Er trank ein paar Bier, und als er gegessen hatte, ging er zu härteren Sachen über.

Vom Redakteur keine Spur.

Spät in der Nacht saß der Fotograf noch immer in der Hotelbar. Er starrte auf den schwarzen Tresen und beklagte grimmig sein Schicksal. Den ganzen Abend über hatte er nachgedacht und eingesehen, dass es ein Fehler gewesen war, seinen Kollegen in einer fast unbewohnten Gegend im Wald zurückzulassen. Vielleicht hatte sich der Redakteur das Bein gebrochen, sich verirrt oder war in einem Moorloch ertrunken. Denn sonst wäre er doch nach Heinola gelangt, notfalls zu Fuß.

Der Fotograf beschloss, Vatanens Frau in Helsinki anzurufen.

Sie antwortete verschlafen, Vatanen sei nicht bei ihr, und als sie merkte, dass der Anrufer betrunken war, legte sie den Hörer auf. Der Fotograf wählte ein zweites Mal die Nummer, aber niemand nahm ab. Die Frau hatte offenbar den Stecker herausgezogen.

Noch vor Morgengrauen bestellte sich der Fotograf ein Taxi. Er wollte nachsehen, ob der Redakteur noch an dem Ort war, an dem er ihn zurückgelassen hatte. Der Taxichauffeur fragte seinen betrunkenen Fahrgast, wohin er fahren wolle.

»Einfach hier die Straße lang, ohne besonderes Ziel. Ich sage Bescheid, wo Sie anhalten sollen.«

Der Chauffeur warf einen Blick nach hinten. Eine Fahrt auf nächtlicher Straße in Richtung Wald, ohne besonderes Ziel also. Er holte unauffällig die Pistole aus dem Handschuhfach und legte sie zwischen seine Knie. Beunruhigt musterte er den Fahrgast.

Auf einer Anhöhe sagte dieser: »Hier halten!«

Der Chauffeur griff nach der Waffe. Der Betrunkene stieg jedoch ruhig aus dem Auto und rief in den Wald:

»Vatanen, Vatanen!«

Der dunkle Wald antwortete nicht einmal mit einem Echo.

»Vatanen, he, Vatanen!«

Der Mann zog seine Schuhe aus, krempelte die Hosenbeine bis zu den Knien hoch und ging barfuß in den Wald hinein. Bald war er in der Dunkelheit verschwunden. Immer wieder rief er nach Vatanen.

Komischer Vogel, dachte der Chauffeur.

Nachdem der Fahrgast eine halbe Stunde im finsteren Wald herumgelärmt hatte, kehrte er zur Straße zurück. Er bat um einen Lappen und wischte sich den Schlamm von den Füßen, dann zog er die Schuhe auf die bloßen Füße, die Strümpfe steckten in seiner Jackentasche. Sie fuhren nach Heinola zurück.

»Vermissen Sie jemanden, der Vatanen heißt?«

»Ja. Ich habe ihn abends dort bei dem Hügel zurückgelassen. Da ist er aber nicht mehr.«

»Nein. Ich habe ihn auch nicht gesehen«, sagte der Chauffeur teilnahmsvoll.

Als der Fotograf am nächsten Tag gegen elf im Hotel erwachte, hatte er einen schlimmen Kater, sein Kopf dröhnte, ihm war übel. Da kam ihm in den Sinn, dass der Redakteur verschwunden war. Er musste dringend Vatanens Frau auf der Arbeit anrufen.

Er erzählte ihr: »Er lief in den Wald, um einen Hasen zu suchen, und ist nicht wieder rausgekommen. Ich hab nach ihm gerufen, aber er hat nicht geantwortet. Schließlich hab ich ihn zurückgelassen. Er wollte wohl selber dort bleiben.«

Die Frau fragte: »War er blau?«

»Nein.«

»Wo ist er denn, er kann doch nicht einfach so verschwinden.«

»Anscheinend doch. Zu Hause ist er nicht?«

»Nein, zum Teufel, der macht mich noch wahnsinnig! Soll er doch selber zusehn. Hauptsache, er kommt nach Hause, sag ihm das.«

»Wie soll ich ihm etwas sagen, wenn ich nicht weiß, wo er ist?«

»Dann treib ihn auf, und er soll mich sofort im Dienst anrufen. Und sag ihm, es wäre das letzte Mal, dass er solche Zicken macht. Da kommt Kundschaft, er soll mich anrufen, mach s gut.«

Der Fotograf rief in der Redaktion an.

»Da ist noch etwas, Vatanen ist...

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Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
Das Jahr des Hasen