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Die Rache des glücklichen Mannes

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
192 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am25.04.20171. Aufl. 2017
Ein Mann, listenreich, doch nicht heimtückisch. Ein Rachefeldzug, so raffiniert wie witzig.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein Dorf - und keiner mag Sie.

Der Brückenbaumeister Akseli Jaatinen soll in der finnischen Provinz eine Brücke bauen. Jaatinen ist auf den ersten Blick kein Sympathieträger - auf jeden Fall nicht bei der Dorfprominenz.

Die boshaften Dorfoberen wollen ihn loswerden - doch Jaatinen weiß sich zu wehren. Scheinbar am Boden, plant er mit raffinierten Tricks seine Rache ...

Eine entlarvende Satire über das Dorfleben und Politik - von Arto Paasilinna, dem vielfach ausgezeichneten Meister des skurrilen Humors





Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
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Produkt

KlappentextEin Mann, listenreich, doch nicht heimtückisch. Ein Rachefeldzug, so raffiniert wie witzig.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein Dorf - und keiner mag Sie.

Der Brückenbaumeister Akseli Jaatinen soll in der finnischen Provinz eine Brücke bauen. Jaatinen ist auf den ersten Blick kein Sympathieträger - auf jeden Fall nicht bei der Dorfprominenz.

Die boshaften Dorfoberen wollen ihn loswerden - doch Jaatinen weiß sich zu wehren. Scheinbar am Boden, plant er mit raffinierten Tricks seine Rache ...

Eine entlarvende Satire über das Dorfleben und Politik - von Arto Paasilinna, dem vielfach ausgezeichneten Meister des skurrilen Humors





Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732531516
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum25.04.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2352486
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Da war eine alte Holzbrücke, die über einen schwarzen Fluss führte. Den Fluss nannten die Einheimischen Blutfluss und die Brücke Blutbrücke, und der Grund dafür war, dass während des Bürgerkrieges an jener Stelle folgender Kampf stattgefunden hatte:

Von Norden war eine Maschinengewehrkompanie der Weißen angerückt, um die Brücke zu erobern, die von den Truppen der Roten gehalten wurde. Die Roten hatten sich am Südende der Brücke hinter der Uferböschung verschanzt und leisteten mehrere Stunden lang erbitterten Widerstand. Aber die Angreifer hatten ihr Maschinengewehr so ausgerichtet, dass sie mit seiner Hilfe das Gelände kontrollieren konnten, und so gingen sie als Sieger aus dem Kampf hervor.

Am Abend jenes lange zurückliegenden Tages drangen die Weißen nach heftigem Beschuss auf die Brücke vor, und viele Rote wurden ihre Gefangenen, etliche ließen ihr Leben. Während jener entscheidenden Augenblicke war der Zugführer der Roten, ein Mann namens Vornanen, auf die Brücke gelaufen, wo er zur Zielscheibe des Maschinengewehrs geworden war. Der Überlieferung zufolge hatte Vornanen, in seinem Blut liegend, noch mit sehr lauter Stimme geschrien:

»Die kommenden Generationen werden unser Blut rächen!«

Eine andere Version besagt, Vornanen habe vor seinem Tod Folgendes gerufen:

»Diese Gemeinde wird noch einmal vor den Roten auf Knien liegen, und vorher wird das Blut, das jetzt fließt, hundertfach gerächt!«

Die Weißen nahmen die Brücke in Besitz, spießten den blutüberströmten Vornanen mit dem Bajonett auf und warfen ihn in den Fluss; es wird erzählt, ein Bauernsohn namens Jäminki aus derselben Gemeinde habe diese letzte Tat verübt. Von da an wurde die Brücke also Blutbrücke und der Fluss Blutfluss genannt. Der Strom riss Vornanens Leiche mit sich, sie wurde niemals gefunden, sofern überhaupt nach ihr gesucht wurde, und mit den Jahren verblasste die Erinnerung an dieses blutige Ereignis.

In den dreißiger Jahren fanden auf der Brücke Tanzveranstaltungen statt, und manchmal prügelten sich die jungen Männer des Dorfes dort zum Zeitvertreib, wobei häufig auch der Dolch zum Einsatz kam.

Während des Zweiten Weltkrieges patrouillierte Eemeli Jäminki, ein Mitglied des Schutzkorps und der reichste Bauer der Gemeinde Kuusmäki, mit geschultertem Gewehr auf der Brücke. Er war Vorsitzender des Wohlfahrtsausschusses und brauchte somit nicht an die Front, doch militärisch aufgeklärt, wie er war, wollte er dennoch seine Kraft in den Dienst des Staates stellen. So stand er denn fast während des ganzen Krieges auf der Brücke und bewachte sie. Vor allem fürchtete er, Fallschirmjäger könnten auftauchen und die Brücke anzünden oder sprengen, doch war er sich auch noch einer anderen Gefahr bewusst, und so spähte er häufig besorgt zum Himmel, ob vielleicht Bomber der Roten Armee die kleine Holzbrücke angreifen wollten. Er forderte sogar ein Luftabwehrgeschütz zur Verteidigung der Brücke, doch das wurde ihm nicht bewilligt. Die ständige Sorge um die eventuelle Gefahr aus der Luft ließ Jäminkis Gesicht während jener Kriegsjahre faltig, ja regelrecht hart werden.

Nach dem Krieg flutete ein wachsender Verkehr über die Brücke, und unter ihr strömte der Fluss und transportierte ungeheure Mengen schwarzen Wassers zum Meer. Im Laufe der Jahre ließ dieses Wasser die Holzkonstruktion der Brücke faulen und so morsch werden, dass nur noch mittelschwere Lastwagen gefahrlos passieren konnten. Kommen wir schließlich zur Gegenwart und zu jenem Frühlingstag, an dem ein hoch gewachsener Mann die Brücke betrat.

Es war der Brückenbauingenieur Akseli Jaatinen.

Ingenieur Jaatinen, sechsunddreißig, lehnte sich an das alte Geländer und blickte in das schwarze Wasser. Es war ein Morgen gegen Ende März, und aus dem Fluss stieg rätselhafter Nebel zur Brücke auf, sodass der Mann fast darin verschwand. Doch da es bereits hell war, konnte man sein Äußeres erkennen. So sah er aus:

Dickes Haar, eine große Nase, in den Augen ein stechender Blick. Die nackten, riesigen Pranken ruhten auf dem Geländer, die Knöchel waren dick und die Gelenke breit, an seinen Hosenbeinen war zu erkennen, dass auch die Knie recht massiv waren. Ein zielstrebig, vielleicht auch ein wenig einschüchternd wirkender Mann, denn seine Augen, die jetzt ins Wasser starrten, lagen tief in ihren Höhlen. Es wäre dem Betrachter nicht eingefallen, das Gesicht dieses großen Mannes schön zu nennen, doch sah Ingenieur Jaatinen auch nicht unangenehm aus. Kein Mann wie jeder andere, das merkte man.

Auf der Busstation des Kirchdorfes hatte Jaatinen seinen Koffer in der Gepäckaufbewahrung abgegeben, hatte Kainulainen, dem Baumeister der Gemeinde, der ihn empfing, die Hand gegeben, und die Einheimischen, die die Busstation bevölkerten, hatten neugierig geschaut, wer da in ihrem Dorf aufgetaucht war: ein Ingenieur, der nicht mit dem eigenen Auto kam, sondern mit dem Linienbus wie ein mittelloser Fotovergrößerer. Aufgefallen war besonders Jaatinens Kleidung, die nicht im Entferntesten einem Studierten entsprach: Der Mann trug seine grüne Windjacke offen, darunter war ein kariertes Flanellhemd zu erkennen. Keine Krawatte, kein Jackett â¦, und seine Füße steckten in langschäftigen Gummistiefeln, die ungebügelte Hose war vom gleichen Stil.

»Diesen Mann würde man nicht für einen Ingenieur halten«, sagte die Inhaberin der Cafeteria, während sie Jaatinen hinterherschaute, der zur eingangs erwähnten Brücke strebte.

Grundlos war dieser in gewisser Weise eigenartige Mann nicht zur Brücke gekommen. Nachdem er eine Weile dort gestanden hatte, löste er sich vom Geländer, überquerte die Brücke von einem Ende zum anderen, sprang auf die Böschung hinunter und inspizierte die Unterkonstruktion; dabei stieß er einen Stein, der vor seinem Stiefel aufgetaucht war, ins Wasser, warum, das kann man nicht wissen. Dann zündete er sich eine Zigarette an, eine grüne North, und setzte sich auf die Balken des Widerlagers, um zu rauchen. Doch lange blieb er nicht in der Morgenkühle unter der nebligen Brücke sitzen. Er stand auf, spuckte die Zigarettenkippe aus, trat sie mit dem Stiefel in den Sand und ging wieder nach oben.

Ab neun Uhr trafen nach und nach andere Männer bei der Brücke ein, es waren gewöhnliche finnische Arbeiter in Arbeitskleidung. Jaatinen redete mit ihnen, fragte einen jeden, wo er vorher beschäftigt gewesen war, ein ganz normales Gespräch unter Männern.

Bis zehn Uhr hatten sich bei der Brücke schon mehr als zwanzig Männer versammelt. Aus dem Kirchdorf Kuusmäki kam noch vor dem Mittag ein schwerer Tieflader, auf seiner Ladefläche standen ein Bagger und eine Baubaracke. Bald erschien noch ein zweites Fahrzeug und brachte eine kleinere Baubude und weitere Arbeitsgeräte. Jaatinen zeigte den Fahrern die Plätze, die er ausgesucht hatte, sie entluden die Lasten und fuhren wieder davon. Die Zimmerleute stellten die Baracke und die Baubude auf Balken und richteten sie mithilfe einer Wasserwaage aus, sodass die Einrichtungsgegenstände hineingetragen werden konnten. Jaatinen ging zu der kleinen Bude, eine Rechen- und eine Schreibmaschine und ein Drehstuhl wurden ihm gebracht. Die übrige Einrichtung war eingebaut: an einer Seite ein Urkundenschrank, an der anderen das Bett, in einer Ecke ein Ölofen und eine Gasflasche. Über dem Bett hatte ein früherer Baustellenleiter Zeitungsfotos mit nackten Frauen angepinnt. Jaatinen riss die Fotos herunter, zerknüllte sie und warf sie in den Papierkorb; er sagte:

»Frauen haben sich hier nicht zu rekeln.«

Als er sein Büro eingerichtet hatte, rief er die Männer am Ufer zusammen und hielt eine kurze Ansprache:

»Ich bin Brückenbauingenieur Akseli Jaatinen und trage die Verantwortung für diese Baustelle. Wir errichten neben der alten Brücke eine neue, größere aus Beton, und wie euch bekannt ist, dauern die Arbeiten bis zum Herbst. Dann werdet ihr ausbezahlt, sodass sich jeder von euch darauf einstellen kann. Es soll nach Stunden abgerechnet werden, aber ich werde versuchen, jedes Mal wenn es sich ergibt, Akkord anzusetzen. Wählt aus euren Reihen einen Vertrauensmann, damit ihr euer Anliegen vorbringen könnt, falls es zu Differenzen kommt. Die Baustelle untersteht dem Straßenbauamt, das hier von mir vertreten wird. Heute ist der erste Arbeitstag, aber wir legen nicht gleich los, machen uns erst ein wenig mit den Örtlichkeiten vertraut. Morgen um acht fangen wir an, das Erdreich von der Böschung abzutragen, wir überprüfen die Markierungen, und einige von euch beginnen mit der Zufahrtstraße zur neuen Brücke. Ich kann hundsgemein werden, wenn man mir dazu Anlass gibt, aber auf den früheren Baustellen hat es nie einen Anlass gegeben. Ich habe mehr als dreißig Brücken und dazu einige Meilen Landstraße gemacht, Baustellen hatte ich also zur Genüge. Glaubt mir im Guten, wenn ich euch etwas sage, oder ich haue euch in die Schnauze.«

Die Männer lachten.

»Scheint ein ehrlicher Kerl zu sein«, sagten sie hinter seinem Rücken über Jaatinen.

Jemand entzündete am Flussufer ein Lagerfeuer. Die Männer ließen sich dort nieder, sie kochten Kaffee, rösteten Wurst und verzehrten ihren Proviant. Am Nachmittag kam Kainulainen, der Baumeister der Gemeinde, zur Baustelle. Er sah, wie die Männer am Feuer herumlagen, einige hielten ihre nackten Füße in den Fluss. Kainulainen ging zu Jaatinen in die Baubude, brachte ihm einige Papiere, unterhielt sich kurz mit ihm und fuhr dann mit seinem Auto ins Kirchdorf zurück.

Auf dem Gemeindeamt berichtete er, was er am Fluss gesehen hatte:

»Sie lagen nur herum. Dass die neue Brücke bis zum Herbst fertig wird, können wir wohl vergessen. Der...

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Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
Die Rache des glücklichen Mannes