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Harmony - Ein Pferd für immer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am28.08.2017
Wer das Vertrauen eines Pferdes gewinnt, hat einen Freund fürs Leben
Für Jennifer geht ein Traum in Erfüllung: Während des Reiterurlaubs trifft sie auf die junge Paint Stute Harmony. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Jenny darf mit Harmony arbeiten und die Verbindung zwischen den beiden wird von Tag zu Tag stärker. Als es am Ende des Urlaubs Abschiednehmen heißt, steht für Jenny fest: Sie und die Stute gehören zusammen, und sie wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit Harmony ihr Pferd wird ...

Alexia Meyer-Kahlen wuchs mit Pferden auf und lebt heute mit ihren Tieren auf dem Vogelsberg. Nach einem Drehbuchstudium am American Film Institute promovierte sie über den kreativen Schreibprozess. Sie arbeitet psychotherapeutisch unter anderem mit Achtsamkeit und Pferden und empfindet das Schreiben von Jugendbüchern als die schönste Nebensache der Welt.
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Produkt

KlappentextWer das Vertrauen eines Pferdes gewinnt, hat einen Freund fürs Leben
Für Jennifer geht ein Traum in Erfüllung: Während des Reiterurlaubs trifft sie auf die junge Paint Stute Harmony. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Jenny darf mit Harmony arbeiten und die Verbindung zwischen den beiden wird von Tag zu Tag stärker. Als es am Ende des Urlaubs Abschiednehmen heißt, steht für Jenny fest: Sie und die Stute gehören zusammen, und sie wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit Harmony ihr Pferd wird ...

Alexia Meyer-Kahlen wuchs mit Pferden auf und lebt heute mit ihren Tieren auf dem Vogelsberg. Nach einem Drehbuchstudium am American Film Institute promovierte sie über den kreativen Schreibprozess. Sie arbeitet psychotherapeutisch unter anderem mit Achtsamkeit und Pferden und empfindet das Schreiben von Jugendbüchern als die schönste Nebensache der Welt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641204693
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.08.2017
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1528 Kbytes
Artikel-Nr.2363450
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eine Frage der Motivation

Jenny rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Jetzt, so kurz vor den Sommerferien und den anstehenden Zeugnissen, kannte sie schon fast alle ihre Noten - bis auf Mathe. Frau Furtwängler hatte sich einfach nicht erweichen lassen, vor dem heutigen Tag die Zeugnisnoten mit der Klasse zu besprechen. Dabei hing gerade in diesem Fach doch so viel davon ab, ob es eine Vier oder gerade eben noch eine Drei würde.

»Wenn du das Ruder nicht herumreißt und in den Hauptfächern Dreien bringst, ist jeder Pferdekontakt für dich erst einmal gestorben.«

Genau das waren die Worte ihres Vaters gewesen.

Schon wahr, ihre Versetzung in die achte Klasse des Gymnasiums hatte zum Halbjahr nicht gut ausgesehen. Von den Lehrern waren Förderpläne geschrieben worden, ihre Mutter hatte sogar das Geld für Nachhilfestunden in Mathe und Englisch zusammengekratzt. Als ob Jennifer blöd wäre ... Wenn sie sich etwas Mühe gab, kapierte sie den Stoff sehr wohl. Doch meistens hatte sie einfach keine Lust auf Schule. Ihre Gedanken waren stattdessen gefangen von irgendeinem »ihrer« Pferde auf dem Hoppenhof, wo sie sich mit ein paar Stunden Arbeit als Stallmädchen ihre Reitstunden verdiente. In den Jahren nach der Scheidung ihrer Eltern war der Hof wie ein zweites Zuhause geworden, und die Pferde ihre Familie. Eigentlich kein Wunder, dass die Schule dabei etwas zu kurz kam ...

»Sie kommt«, zischte ihre beste Freundin Kassie, eigentlich Kassandra, und riss Jenny aus ihren Gedanken.

Frau Furtwängler betrat den Raum und die Klasse erhob sich lustlos zu einem gemurmelten »Guten Morgen«. Dann setzte die Lehrerin ihre Tasche auf das Pult und holte ihr rotes Notizbüchlein heraus.

»Wie angekündigt, wollen wir heute die Zeugnisnoten besprechen.«

Kassie drückte unter dem Tisch Jennys Hand. Sie wusste, was für ihre Freundin auf dem Spiel stand. Auch Kassies Eltern waren geschieden, und manchmal hatte Jenny das Gefühl, als beneidete Kassie sie ein bisschen um ihre Freundschaft mit den Pferden.

Bald schon war die Furtwängler bei B angelangt: »Burkhard, Jennifer.«

Frau Furtwängler schaute Jennifer nachdenklich an, als würde sie sich gerade erst ihre endgültige Zeugnisnote überlegen.

»Schriftlich: Drei, Vier plus und Vier. Mündlich: Wenn du mitmachst, sind deine Beiträge sehr gut. Aber oft hat man bei dir das Gefühl, dass du in Gedanken auf einem anderen Planeten bist.«

»Auf dem Gaulplaneten«, grölte Jens dazwischen, und die ganze Klasse lachte, einige wieherten dabei. Jenny war bekannt dafür, sich für nicht viel anderes als Pferde zu interessieren. Sollten sie sich doch lustig machen, die hatten eh keine Ahnung.

Frau Furtwängler wartete, bis die Klasse wieder still wurde.

»Eigentlich reicht das nicht für ein befriedigend.«

Jennys Herz setzte für einen Moment aus, und Kassie drückte ihre Hand unter dem Tisch so fest, dass sie fast aufschrie.

»Auf der anderen Seite ...«, Frau Furtwängler war für ihre kunstvollen Pausen berühmt und berüchtigt. »Auf der anderen Seite ist es mehr als erstaunlich, wie du dich von einer Vier minus im Halbjahreszeugnis auf diesen Stand verbessert hast.«

Sie blickte Jenny in die Augen.

»Du könntest in Mathe mit Leichtigkeit auf eine Zwei kommen, Jennifer. Die nötige Intelligenz dazu besitzt du. Wenn du nur willst ...«

Jenny konnte die Spannung kaum noch aushalten.

»Was bekomme ich denn jetzt im Zeugnis, Frau Furtwängler?«, brach es aus ihr heraus.

»Ich denke, es ist für dich eine positive Motivation, wenn ich dir im Zweifel die bessere Note gebe. Du bekommst noch ein befriedigend.«

Jenny fühlte sich für einen Moment wie ein Ballon, aus dem gerade die ganze Luft entwichen war. Dann brachte sie gerade so ein gehauchtes »Danke, Frau Furtwängler« zustande.

Die Klassenlehrerin seufzte kurz auf und sagte: »Du weißt, was ich von dir erwarte, Jennifer.« Dann wandte sie sich der nächsten Schülerin zu.

Jenny hörte gar nicht mehr hin, denn schon im nächsten Moment kam ihr eine Idee. Sie konnte es kaum erwarten, bis endlich der Pausengong ertönte.

Obwohl es den Schülern verboten war, auf dem Schulgelände ihr Handy zu benutzen, verdrückte sich Jenny in der Pause gleich in eine Ecke des Schulhofs, die nicht eingesehen werden konnte, und rief ihren Vater an.

Ausnahmsweise sprang nicht die Mailbox an, sondern er war selbst dran.

»Klaus Burkhard.«

Sie platzte gleich heraus: »Paps, hier ist Jenny. Ich habe meine Zeugnisnoten. Deutsch, Englisch und Mathe - alles Drei.«

»Meine fleißige Tochter. Ich wusste doch, dass du das schaffst.«

Der Stolz in der Stimme ihres Vaters war nicht zu überhören.

»Frau Furtwängler hat gesagt, ich brauche eine positive Motivation, dann kann ich sogar auf eine Zwei in Mathe kommen«, beeilte sie sich hinterherzuschieben.

Ihr Vater schien amüsiert. »Soso, das hat sie gesagt. Und was wäre so eine positive Motivation?«

Jennifer hielt für einen Moment den Atem an und sammelte all ihren Mut.

»Ein eigenes Pferd.«

Jetzt war es heraus, ihr allersehnlichster Herzenswunsch war auch ihrem Vater gegenüber einmal ausgesprochen.

Klaus Burkhard stutzte. »Du willst mir allen Ernstes erzählen, deine Mathelehrerin hätte gesagt, dass du ein eigenes Pferd brauchst, um auf eine Zwei in Mathe zu kommen?«

Es gongte zum Pausenende.

»Nein, so hat sie es nicht gesagt«, beeilte sich Jenny. »Nur das mit der positiven Motivation und der Zwei. Aber ich weiß, dass für mich die allerpositivste Motivation für gute Noten ein eigenes Pferd wäre.«

»Hat es nicht gerade gegongt, Jennifer? Und wieso telefonierst du überhaupt auf dem Schulhof? Ich dachte, das ist verboten?«

Jenny sah plötzlich all ihre Felle davonschwimmen.

»Bitte sag wenigstens, dass du es dir überlegst, Paps. Schließlich bin ich deine Lieblingstochter«, schmiss sie ihren letzten Trumpf in die Waage.

»Du bist meine einzige Tochter«, antwortete Klaus Burkhard trocken. Offenbar war er nicht in der Stimmung, sich einwickeln zu lassen.

»Und über das mit der Motivation denke ich noch mal nach. Jetzt schau, dass du in den Unterricht kommst.«

Als sie nach Hause kam, fand sie einen handgeschriebenen Zettel am Kühlschrank: Musste noch mal in die Redaktion. Gemüsesuppe im Topf im Kühlschrank. Kuss, Mama.

Jenny zog eine Grimasse, schnitt sich demonstrativ zwei Scheiben Brot ab und beschmierte sie dick mit Nutella.

Seit der Scheidung lebte sie mit ihrer Mutter in einer Dreizimmerwohnung am Rand von Frankfurt - mehr konnten sie sich von Lena Burkhards Einkommen als Redakteurin bei einer Frauenzeitschrift nicht leisten. Ihren Vater sollte sie eigentlich regelmäßig am Wochenende und in den Ferien sehen, aber er war für seine Firma oft unterwegs, auch im Ausland, sodass meistens nichts daraus wurde.

»Ich habe einen Handyvater«, sagte sie oft zu Kassie, denn in der Tat sprach sie mit ihm viel öfter am Telefon, als dass sie ihn sah.

»Sei froh«, hatte Kassie ihr geantwortet, »der macht dir wenigstens keinen Ärger.«

Nein, Ärger machte ihr der Vater nicht. Dafür ihre Mutter umso mehr. Andauernd gab es Stress, weil Jenny so viel im Stall war. Und ihre Diskussionen liefen dann meistens nach demselben Muster ab:

»Die nutzen dich da doch nur aus. Ständig mistest du irgendwelche Boxen oder putzt irgendwelche Pferde. Für das bisschen Reiten. Das ist eine Unverschämtheit«, motzte ihre Mutter herum.

»Woher willst du das denn wissen? Du kommst ja niemals mit in den Stall«, gab Jenny dann patzig zurück.

»Ich mach mir eben nichts aus Pferden, das weißt du doch«, war die Standardantwort von Lena Burkhard.

»Dann bezahl mir wenigstens ein paar Reitstunden«, versuchte Jenny meistens zu kontern.

»Du weißt genau, dass wir uns das nicht leisten können«, gab ihre Mutter dann etwas kleinlaut zurück. Um gleich wieder nachzusetzen: »Aber warum müssen es denn immer Pferde sein? Geh doch mal ins Kino, oder lies was, oder tu endlich was für die Schule!«

Spätestens an diesem Punkt verließ Jennifer türenknallend den Raum, nicht ohne der Mutter noch entgegenzuschleudern: »Du hast überhaupt keine Ahnung ...«

Nachdem sie ihre Nutellabrote verschlungen und die Reitsachen angezogen hatte, radelte Jenny zum Stall. Je näher sie dem Gehöft in den Außenbezirken Frankfurts kam, desto freudiger wurde ihr Herz.

Der Hoppenhof war ein reiner Schulbetrieb, doch Jenny konnte spüren, dass viele der zwölf Ponys, Kleinpferde und Pferde nicht wirklich glücklich damit waren, Stunde um Stunde Reitschüler auf ihrem Rücken durch die kleine Halle zu tragen. Aber so verdienten sie nun mal ihren Lebensunterhalt, und deshalb versuchte sie, ihnen ihr Leben so angenehm wie möglich zu machen.

Sie achtete darauf, dass zumindest die Boxen immer gemistet und sauber eingestreut waren und dass jedes Pferd frisches Heu hatte, wenn es zurück in seine Box kam. Die Pferde, die nicht in den Unterricht mussten, nahm sie zum Grasen auf das kleine Stück Weide heraus, das zum Stall gehörte. Und wenn ein Pferd seine Arbeit für den Tag beendet hatte, putzte sie ihm oft noch mal den getrockneten Schweiß aus dem Fell.

Die Pferde des Hoppenhofs dankten es Jenny mit großer Liebe. Wenn sie die Stallgasse betrat, kam ihr von allen Seiten zur Begrüßung ein zärtliches Brummeln oder freudiges Wiehern...

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Autor

Alexia Meyer-Kahlen wuchs mit Pferden auf und lebt heute mit ihren Tieren auf dem Vogelsberg. Nach einem Drehbuchstudium am American Film Institute promovierte sie über den kreativen Schreibprozess. Sie arbeitet psychotherapeutisch unter anderem mit Achtsamkeit und Pferden und empfindet das Schreiben von Jugendbüchern als die schönste Nebensache der Welt.
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Meyer-Kahlen, Alexia

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