Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Magie der Lüge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.09.20171. Auflage
Anderta Passario führt ein Doppelleben. Tagsüber ist sie eine harmlose Wahrsagerin, nachts eine gerissene Diebin. Sie ist glücklich. Doch eines Tages verändert ein Zauber die Wirklichkeit und Anderta scheint die Einzige zu sein, die sich an ihre Vergangenheit erinnert. War ihr ganzes Leben nur eine Lüge? Anderta ist wild entschlossen, ihr altes Leben mit allen Mitteln von dem schuldigen Magier zurückzufordern: Tirasan Passario. Dieser ahnt zwar nichts von Andertas Plänen, aber auch ihn schmerzt der Verlust seiner Vergangenheit. Gerade die Beziehung zu seinem Freund Rustan ist komplizierter denn je, denn Tirasan weiß genau, was dieser heimlich für ihn empfindet - nur hat Rustan sein Liebesgeständnis von einst vergessen. Dabei war Tir ihm noch eine Antwort schuldig! Doch sowohl Anderta als auch Tirasan müssen feststellen, dass es nichts bringt, der Vergangenheit nachzutrauern, wenn man die Gefahren der Gegenwart nicht erkennt.

In Buxtehude, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, nahm Nicole Gozdeks Leidenschaft für phantastische Geschichten ihren Anfang. Nach dem Germanistik- und Romanistikstudium mit Schwerpunkt auf Literatur und einem Abstecher in die Buchbranche arbeitet sie heute als Online Marketing Managerin. Mit ihrem All-Age-Fantasyroman »Die Magie der Namen« gewann sie 2015 den ersten #erzählesuns-Award des Piper Verlags und 2017 den Deutschen Phantastik Preis für das beste Romandebüt.
mehr

Produkt

KlappentextAnderta Passario führt ein Doppelleben. Tagsüber ist sie eine harmlose Wahrsagerin, nachts eine gerissene Diebin. Sie ist glücklich. Doch eines Tages verändert ein Zauber die Wirklichkeit und Anderta scheint die Einzige zu sein, die sich an ihre Vergangenheit erinnert. War ihr ganzes Leben nur eine Lüge? Anderta ist wild entschlossen, ihr altes Leben mit allen Mitteln von dem schuldigen Magier zurückzufordern: Tirasan Passario. Dieser ahnt zwar nichts von Andertas Plänen, aber auch ihn schmerzt der Verlust seiner Vergangenheit. Gerade die Beziehung zu seinem Freund Rustan ist komplizierter denn je, denn Tirasan weiß genau, was dieser heimlich für ihn empfindet - nur hat Rustan sein Liebesgeständnis von einst vergessen. Dabei war Tir ihm noch eine Antwort schuldig! Doch sowohl Anderta als auch Tirasan müssen feststellen, dass es nichts bringt, der Vergangenheit nachzutrauern, wenn man die Gefahren der Gegenwart nicht erkennt.

In Buxtehude, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, nahm Nicole Gozdeks Leidenschaft für phantastische Geschichten ihren Anfang. Nach dem Germanistik- und Romanistikstudium mit Schwerpunkt auf Literatur und einem Abstecher in die Buchbranche arbeitet sie heute als Online Marketing Managerin. Mit ihrem All-Age-Fantasyroman »Die Magie der Namen« gewann sie 2015 den ersten #erzählesuns-Award des Piper Verlags und 2017 den Deutschen Phantastik Preis für das beste Romandebüt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492978095
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.09.2017
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4079 Kbytes
Artikel-Nr.2366747
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Unerwartete Enthüllungen

»Die Gabe des Wahrheit-Sprechens ist mit der Entstehung der Dynastien verschwunden. Heute gibt es niemanden mehr, der sie beherrscht.«

Ceor Bluber Elluren im 6. Jahrhundert

 

Die Perücke kratzte wieder einmal fürchterlich, als ich sie mir auf den Kopf setzte und sie sorgfältig befestigte. Kritisch verfolgte ich im Spiegel, wie ich mich von einer eher unauffälligen Brünetten in eine rassige Schwarzhaarige mit langen, schweren Locken verwandelte. Wobei die Betonung auf schwer lag.

In meinem Leben gab es eigentlich nur eines, was ich hasste, und das war die Notwendigkeit, eine Perücke tragen zu müssen. In einer Gesellschaft, in der dein Name darüber bestimmt, wer du bist, und deine Dynastie, was du bist, hat jeder die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Es war beispielsweise undenkbar, einen Hero zu sehen, der nicht allzeit Wert auf respektable Kleidung legte. Niemand würde einen Juristen ernst nehmen, der sich wie ein Bauer oder ein Fischer kleidete. Allein dein Name bestimmte über deinen Charakter, deinen Beruf, dein Vermögen - und natürlich auch über dein Auftreten in der Öffentlichkeit.

Ich seufzte, als die verhasste Perücke endlich saß. Nun konnte ich mich dem Rest meines Kostüms für die Öffentlichkeit widmen. Auf die Wangen kam etwas Rouge, die Lippen malte ich blutrot an, die Augenlider leuchtend blau und die Wimpern grün. Zufrieden betrachtete ich das Ergebnis im Spiegel, bevor ich in mein rotes Kleid und die bauschigen Unterröcke stieg. Dann legte ich meine Goldketten an, meine große, mit Juwelen besetzte Brosche und die großen Goldringe und fertig war meine Verwandlung.

Niemand, der mich vor einer Stunde gesehen hatte, als ich das Gasthaus betreten hatte, würde mich jetzt noch erkennen. Darauf legte ich großen Wert. Schließlich hatte ich eine Rolle zu spielen und mein Ehrgeiz ließ nicht zu, dass ich sie anders als perfekt spielte. Das schuldete ich meinen Kunden.

Ich verließ mein Schlafzimmer und betrat den geräumigen Salon nebenan. Zufrieden musterte ich meine Bühne. Die schweren, roten Vorhänge hingen an den Wänden und verdeckten die meisten Fenster. Lediglich eines, das auf eine schmale, dunkle Gasse hinausging, war noch frei. Dadurch lag der Eingangsbereich im Zwielicht, der Rest des Salons aber im Dunkeln. Niemand, der das Zimmer betrat, würde mich auf der anderen Seite des Raums im ersten Moment bemerken.

Langsam ließ ich mich im bequemen Ohrensessel nieder und drapierte meine Röcke, bis sie so lagen, wie ich es wollte. Perfekt! Das Schauspiel konnte beginnen!

Während ich auf die ersten Kunden wartete, schweifte mein Blick durch den Salon. Er war groß, so wie es sich für das beste Gasthaus der Stadt Lodessis geziemte, und mit edlen Teppichen, kostbaren Möbeln und dunklen Vorhängen ausgestattet. Ich hatte die meisten sperrigen Gegenstände und den größten Teil der Dekoration entfernen lassen. Ich brauchte nur wenig für meine Auftritte. Zuallererst mein Kostüm. Einen bequemen Sessel mit einem kleinen Tisch. Ein Regal für meine Utensilien, auch wenn ich diese nur selten benötigte. Und natürlich Stühle für die Kunden.

Es war still im Zimmer, während ich wartete. Mein erster Kunde ließ sich Zeit, aber das war immer so. Ich war gestern in Lodessis eingetroffen und auch wenn die Stadtbewohner in den letzten Tagen schon Geschichten und Gerüchte über mich und meine Gabe gehört hatten, so erforderte es auch Mut - oder Verzweiflung -, der Erste zu sein, der mich aufsuchte. Doch nach vier Jahren in meinem Beruf hatte ich Geduld erlernt. Vorher war ich häufig impulsiv und spontan gewesen. Dafür hatte ich einen schmerzhaften Preis gezahlt â¦

Ich unterdrückte den Gedanken rigoros, bevor meine Aufmerksamkeit von meiner Vergangenheit in Anspruch genommen werden konnte. Es zählten nur noch das Hier und Jetzt und die Zukunft, die ich mir mit meiner Gabe erschaffen wollte.

Forsche Schritte hallten vom Gang zu mir in den Raum. Ah, ein mutiger Kunde!

Gespannt setzte ich mich etwas aufrechter hin und wartete, bis die Schritte nahe der Tür verlangsamten. Diese hatte ich offen gelassen, daher konnte ich in Ruhe die Frau im Türrahmen mustern, während sie versuchte, mich im Dunkeln ausfindig zu machen. Ein Hauch von Irritation huschte über ihr Gesicht und wurde rasch durch eine ausdruckslose Miene ersetzt.

Ich betrachtete das Wappen, das an einer Kette um ihren Hals hing. Die goldene Waage auf schwarzem Grund wirkte edel - genauso wie ihr Gewand, das aus grünem Samt gefertigt war und ihr ausgezeichnet stand. Die ganze Kleidung, die Rubinohrringe, die goldene Kette und die beiden goldenen Ringe an ihrer rechten Hand schrien förmlich »Reich! Wichtig!«, aber ich ließ sie auf dem Flur stehen, als wäre sie eine einfache Anderti, die darauf hoffte, die Aufmerksamkeit ihres Herrn zu erlangen.

»Seid mir gegrüßt, Briolta Meran«, sagte ich schließlich, als die Richterin kurz davor stand, wieder zu gehen. Das konnte ich natürlich nicht zulassen. »Bitte, kommt doch herein und setzt Euch zu mir.«

Beinahe wäre mir das kurze, erschrockene Zusammenzucken entgangen, doch ich hatte ihre Körpersprache genau beobachtet, um sie besser einschätzen zu können. Die Kunden kamen zu mir, um meine Künste in Anspruch zu nehmen. Doch nicht immer gefiel ihnen das Ergebnis. Ich hatte gelernt, auf Warnzeichen zu achten und Unruhestifter rechtzeitig zu erkennen. Ich hatte schon genug Narben auf meiner Seele, die von meiner früheren Unvorsichtigkeit zeugten.

»Woher wisst Ihr meinen Namen?«, fragte Briolta Meran mit beherrschter Stimme.

Während sie den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss, entzündete ich die Kerze auf dem Tisch vor mir, um ihr so einen allerersten Blick auf mich zu gestatten. Ich wusste, was sie sah: eine exotische Frau von etwa zwanzig mit langen, schwarzen Locken und einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Sie war mit Erwartungen zu mir gekommen und die würde ich erfüllen. Sie wollte Hoffnung, Rache, Reichtum, Antworten, Geheimnisse und noch vieles mehr, das ihr bislang noch gar nicht bewusst war. Doch vor allem wollte sie eines: Magie. Meine Magie.

»Ich weiß vieles«, erklärte ich ihr daher ruhig.

»Vieles?«

Die Richterin musterte mich mit abschätzendem Blick.

»Ihr möchtet eine Kostprobe?«, wollte ich wissen.

Damit hatte ich gerechnet. Obwohl mir mein Ruf vorauseilte, trauten die Leute ihm nicht. Zu fremd erschien ihnen meine Magie. Die Menschen kannten lediglich die Heilmagie ihrer Zunus, die Wettermagie ihrer Wellbanns, die magischen Tricks ihrer Wabloos und natürlich die Namensmagie ihrer Ellusans. Meine Magie und meine Dynastie waren ihnen unbekannt. Das war der Nachteil daran, einen so seltenen Namen zu besitzen: Viele begegneten mir mit großer Skepsis und einige sogar mit ausgewachsenem Misstrauen.

»Der Mord an Hotta Ipso letzten Monat - es war ihr Liebhaber, Ulire Kanres Bonisa, der es nicht verkraftet hat, dass seine beste Kundin und Gönnerin sich von ihm trennte. Er nahm ein kleines Obstmesser, als sie ihm die Neuigkeit verkündete, und stach voller Jähzorn auf sie ein. Als er erkannte, was er getan hatte, flüchtete er vom Tatort und steckte das Obstmesser ein. Ihr findet es versteckt in der untersten Schublade der Kommode in seinem Schlafzimmer. Hotta Ipsos Blut klebt noch immer an ihm und an der Innenseite der Hosentasche seiner grauen Baumwollhose, in der er das Messer während seiner Flucht versteckt hatte. Lasst ihn nicht mit der Lüge durchkommen, es sei Farbe, nur weil er ein Maler ist! Befragt die Andertis der Großhändlerin, ob sie das Obstmesser wiedererkennen!«

»Was?«

Ich gestattete mir ein weiteres geheimnisvolles Lächeln, während ich meine fassungslose Kundin betrachtete. Sie wusste nicht, was sie von meinen Informationen halten sollte. Ich konnte förmlich ihre Gedanken lesen: Woher wusste sie das alles? Konnte es wirklich wahr sein? Hat der Mörder es ihr erzählt? Oder hat sie gelogen und ihr Wissen über den ungelösten Mordfall nur vorgetäuscht?

»Bitte, überprüft es ruhig!«, erlaubte ich großzügig, während ich zum Regal ging und unter all den kleinen Fläschchen, Tinkturen, Gläsern, Schalen und für die Kunden so geheimnisvollen Materialien eine Flasche Wein auswählte, mir ein Glas nahm und damit zurück zu meinem Sessel ging. »Ich werde auf Eure Rückkehr warten.«

Briolta Meran rang sichtlich mit sich, bevor ihr Wissensdurst über ihre Zweifel siegte. »Darum kümmere ich mich später«, erklärte sie und nahm nun endlich auf dem Stuhl vor meinem Tisch Platz.

Ich unterdrückte ein triumphierendes Lächeln. Natürlich...
mehr

Autor

In Buxtehude, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, nahm Nicole Gozdeks Leidenschaft für phantastische Geschichten ihren Anfang. Nach dem Germanistik- und Romanistikstudium mit Schwerpunkt auf Literatur und einem Abstecher in die Buchbranche arbeitet sie heute als Online Marketing Managerin. Mit ihrem All-Age-Fantasyroman "Die Magie der Namen" gewann sie 2015 den ersten #erzählesuns-Award des Piper Verlags und 2017 den Deutschen Phantastik Preis für das beste Romandebüt.