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Zorn - Lodernder Hass

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am26.10.20171. Auflage
Hauptkommissar Claudius Zorn im Innendienst und der dicke Schröder im Undercovereinsatz - der siebte Band der Kult-Thriller-Serie von Bestseller-Autor Stephan Ludwig Nach seiner schweren Verletzung im Einsatz arbeitet Hauptkommissar Claudius Zorn vorübergehend im Innendienst. Verändert hat sich aber wenig - sein Kollege und Vorgesetzter Schröder macht die Arbeit, Zorn raucht. Eines Abends erwischt Zorn bei einem Spaziergang einen jugendlichen Brandstifter auf frischer Tat. Staatsanwältin Frieda Borck schickt den jungen Mann zu einem Psychiater, der ihm anbietet, sich einer offenen Therapiegruppe anzuschließen. Als ein Mitglied dieser Gruppe zu Tode kommt und andere Gruppenteilnehmer bedroht werden, nimmt Schröder undercover an den Sitzungen teil, um herauszufinden, was vor sich geht. Doch bald ist auch Schröder nicht mehr sicher, und Zorn muss blitzschnell handeln ... Der siebte Fall für Hauptkommissar Claudius Zorn und den dicken Schröder Zorn und Schröder sind auch Fernseh-Stars. Alle Bände der Zorn-Reihe sind mit Stephan Luca und Axel Ranisch in den Hauptrollen fürs Fernsehen verfilmt.

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextHauptkommissar Claudius Zorn im Innendienst und der dicke Schröder im Undercovereinsatz - der siebte Band der Kult-Thriller-Serie von Bestseller-Autor Stephan Ludwig Nach seiner schweren Verletzung im Einsatz arbeitet Hauptkommissar Claudius Zorn vorübergehend im Innendienst. Verändert hat sich aber wenig - sein Kollege und Vorgesetzter Schröder macht die Arbeit, Zorn raucht. Eines Abends erwischt Zorn bei einem Spaziergang einen jugendlichen Brandstifter auf frischer Tat. Staatsanwältin Frieda Borck schickt den jungen Mann zu einem Psychiater, der ihm anbietet, sich einer offenen Therapiegruppe anzuschließen. Als ein Mitglied dieser Gruppe zu Tode kommt und andere Gruppenteilnehmer bedroht werden, nimmt Schröder undercover an den Sitzungen teil, um herauszufinden, was vor sich geht. Doch bald ist auch Schröder nicht mehr sicher, und Zorn muss blitzschnell handeln ... Der siebte Fall für Hauptkommissar Claudius Zorn und den dicken Schröder Zorn und Schröder sind auch Fernseh-Stars. Alle Bände der Zorn-Reihe sind mit Stephan Luca und Axel Ranisch in den Hauptrollen fürs Fernsehen verfilmt.

Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze. Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104903095
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum26.10.2017
Auflage1. Auflage
ReiheZorn
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1914 Kbytes
Artikel-Nr.2367580
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eins


Das ist also das Ende, denkt der kleine Mann.

Er weint nicht. Jammert nicht. Bettelt nicht um sein Leben. Das hat er auch nicht vor. Der kleine, übergewichtige Mann mit der sanften Stimme und dem rosigen Gesicht wirkt unscheinbar, harmlos, doch nur die wenigsten wissen, dass sich hinter dieser Fassade ein eiserner Wille verbirgt, gepaart mit einem messerscharfen Verstand. Der Mann ist klug. Klug genug, um zu wissen, wenn etwas sinnlos ist. Nein, er wird nicht um sein Leben betteln. Jetzt, wo er weiß, mit wem er es zu tun hat. Wozu der andere fähig ist.

Er sieht hinauf in den Nachthimmel. Die Wolken hängen tief über ihm, schmutzig, grau, wie rußgeschwärzt. Ein großer schwarzer Vogel fliegt nach Westen.

Der kleine Mann hat keine Angst. Im Laufe seines gut vierzigjährigen Lebens hat er gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Den Tod seiner Familie. Die Einsamkeit. Den Spott der Menschen, die ihn nicht ernst nehmen, Menschen, die nur auf Äußerlichkeiten bedacht sind. Sie belächeln seine Kleidung, seine Frisur, verwechseln Höflichkeit mit Unsicherheit, machen sich nicht einmal die Mühe, ihn beim Vornamen zu nennen.

Sein Puls geht ruhig, sein Atem flach. Er atmet gepresst durch die Nase, die Lippen fest zusammengekniffen. Reglos liegt er auf dem Rücken, die Beine ausgestreckt, die Hände über dem Kugelbauch gefaltet, den Blick starr nach oben gerichtet. Im ersten Moment könnte man meinen, er meditiere, ein Mann, der am Fluss nach Ruhe und Einkehr sucht, auf einem abgelegenen, verwilderten Uferstreifen hundert Meter unterhalb des Wehrs an der alten Papiermühle. Doch die ungewöhnliche Stellung des kleinen Mannes - Kopf und Oberkörper liegen im seichten Uferwasser, Hüfte und Beine auf der flachen Böschung - passt nicht dazu. Und bei näherem Betrachten bemerkt man, dass sämtliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen ist. Sieht die vor Kälte blauen Lippen. Das Klebeband, das sich um seine Handgelenke schlingt. Die rostigen Enden der Eisenstäbe, die links und rechts dicht neben seinem Hals aus dem trüben Wasser ragen, offensichtlich tief in das sandige Flussbett getrieben. Und man erkennt die Gestalt am Ufer, die scheinbar unbeteiligt im Schatten einer knorrigen Trauerweide auf einem umgestürzten Baumstamm hockt, in der Hand einen Ast, mit dem spitzen Ende Muster in den feuchten Sand malend.

Das, wiederholt der kleine Mann in Gedanken, ist also das Ende. Es kommt ein bisschen früh. Ich hätte noch eine Menge zu erledigen gehabt.

Der Schlag mit dem Pistolengriff war hart, doch die Wunde schmerzt kaum. Das muss am Wasser liegen, es ist kalt, Kopf und Oberkörper sind bereits taub. Selbst an den Füßen friert er, was komisch ist, schließlich sind seine Beine trocken. Ansonsten spürt er keine Schmerzen, jedenfalls nicht, wenn er still liegen bleibt. Sein Geist ist klar, er konzentriert sich allein auf das Luftholen. Einatmen. Ausatmen, den Mund gespitzt wie ein Fisch. Der Blick der himmelblauen Augen ist leer, wie nach innen gerichtet.

Keine Angst. Keine Panik. Aber er ärgert sich. Wie ein Dummkopf hat er sich übertölpeln lassen. All die Toten, wie viele waren es? Vier? Fünf? Sie könnten noch am Leben sein. Das Leid, er hätte es verhindern können, wenn er die Zusammenhänge nur früher erkannt hätte.

Der Fluss schiebt sich träge nach Norden, umspült sein Kinn, den Hals. Ohren, Mund und Nase ragen knapp aus dem Wasser. Sein Haar, dünne rötliche Strähnen, hat sich von der Glatze gelöst, treibt neben seinem Kopf in der Strömung wie rostfarbene Algen.

Einatmen. Ausatmen.

Aus den Augenwinkeln registriert er eine Bewegung, die Gestalt unter der Trauerweide steht auf. Ein Knie knackt, Schritte knirschen im Sand, verstummen. Dann hört der kleine Mann die Stimme. Diese Stimme, die so anders klingt, als er sie in Erinnerung hat. Kühl klingt sie, sachlich, als sie feststellt, dass die Situation eindeutig sei, unangenehm zwar, aber eindeutig. Dass der kleine Mann nun sterben müsse, habe nichts mit persönlicher Abneigung zu tun, im Gegenteil, doch angesichts der Tatsachen sei sein Tod eine zwar unschöne, aber logische Konsequenz.

Das weiß ich, denkt der kleine Mann. Erzähl mir was, das ich nicht weiß.

Das tut die Stimme, denn als sie sagt, dass das, was zwischen den Eisenstäben links und rechts von seinem Kopf gespannt ist, ein Sägeblatt ist, strafft sich der kleine Mann. Er hat mit einem dünnen Draht gerechnet, einer Klaviersaite vielleicht, dicht unter der Wasseroberfläche quer über seinen Hals verlaufend, direkt unter dem Kinn. Er spürt es kaum. Nicht, wenn er still liegen bleibt. Versucht er allerdings, den Kopf zu heben, schneidet ihm das Metall sofort in die weiche Haut über dem Kehlkopf.

Ruhig bleiben. Einatmen. Ausatmen.

Schreien, erklärt die Stimme, sei sinnlos. Auch das ist dem kleinen Mann bewusst, sie befinden sich außerhalb der Stadt, in unbewohntem, waldigem Gebiet. Kein zufällig vorbeikommender Spaziergänger kann ihn vom Ufer aus sehen, und wenn der kleine Mann um Hilfe riefe, würde das Tosen des Wehres seine Schreie übertönen.

Kleidung raschelt, die Gestalt am Ufer bückt sich, hebt etwas auf. Glucksend landet ein Stein im Wasser, nur wenige Zentimeter vom Kopf des kleinen Mannes entfernt. Erschrocken kneift er die Augen zusammen, versteift sich. Seine Hacken graben sich in den weichen Ufersand, er hebt den Kopf. Sofort presst sich der gezackte Draht gegen seine Kehle, reflexartig will er die Arme heben, um nach seinem Hals zu greifen. Erfolglos, das Klebeband um seine Handgelenke ist mehrfach um die Gürtelschlaufen seiner zerbeulten Cordhose geschlungen, die Hände sind fest auf dem Bauch fixiert.

Er sinkt zurück. Schließt die Augen. Ignoriert den brennenden Schmerz an der Kehle. Die Kälte. Fühlt das Wasser, das an seinem Kopf entlangströmt, über den Hals, den Mund. Spürt den bitteren, schlammigen Geschmack, eklig und unangenehm, ebenso wie den Blick des anderen. Kalt, belustigt, erbarmungslos sieht er auf ihn hinab.

Der kleine Mann presst die Lippen aufeinander, atmet wieder durch die Nase. Ein. Aus. Wieder ein. Nicht betteln. Ruhig bleiben. Konzentrieren.

Das, erklärt ihm derweil der Mann am Ufer, sei ein kleiner Vorgeschmack. Der Wasserspiegel steige seit ein paar Tagen und würde es weiter tun wie jedes Jahr um diese Zeit. Wie lange es im Endeffekt dauern würde, könne niemand genau sagen. Minuten vielleicht. Oder ein paar Stunden. Länger wahrscheinlich nicht, der kleine Mann habe ja bereits bemerkt, welche Auswirkungen eine winzige Erschütterung habe. Ein paar Zentimeter würden reichen.

Und dann, denkt der kleine Mann, werde ich ertrinken.

Wie gesagt, fährt die Gestalt am Ufer in lockerem Plauderton fort, das alles sei nicht persönlich gemeint. Obwohl es weiß Gott Gründe gäbe, schließlich habe der kleine Mann mit gezinkten Karten gespielt, sich für jemand anderen ausgegeben. Aber das sei verständlich. Irgendwie.

Du hast nur deine Arbeit gemacht, Herr Hauptkommissar.

Keine Antwort. Scheinbar teilnahmslos liegt der kleine Mann im Wasser, bewegt vorsichtig die Schultern. Keine Chance, sich zu befreien. Oberhalb des Halses ist sein Kopf fixiert wie in einem Schraubstock. Unter ihm das Flussbett, sandig, aber fest. Seitlich verhindern die Eisenstäbe neben seinem Hals jede kleinste Bewegung. Das zwischen die Stäbe gespannte Sägeblatt ist dünn, ein paar Millimeter nur, doch die winzigen Zähne sind nadelspitz, dazu geschaffen, Metall zu zerschneiden. Jeder Versuch, den Kopf zu heben, ist tödlich.

Er lauscht dem Plätschern des Wassers und der Stimme, die jetzt über das Wesen des Menschen spricht, darüber, dass es hier nicht um Gefühle gehe, sondern um Instinkte, um die wahre Natur des Menschen. Dieser sei nun mal ein Tier, und als solches denke er zuerst an sich selbst.

Selbsterhaltungstrieb. Ich muss mich schützen.

Ein Windstoß kräuselt das Wasser, Wellen schwappen ans Ufer. Winzig, kaum wahrnehmbar, doch es reicht, die Ohren des kleinen Mannes kurz unter der Wasseroberfläche verschwinden zu lassen. Er hält die Luft an, dann ist es wieder vorbei.

Ich, sagt der Mann am Ufer, habe keine Wahl. Im Gegensatz zu dir. Du kannst selbst entscheiden, wie du stirbst.

Ja, denkt der kleine Mann, ich habe zwei Möglichkeiten. Zum einen kann ich abwarten. Einfach liegen bleiben, bis ich elend ertrinke. Dann bliebe mir ein wenig Zeit. Aber wofür? Zum Nachdenken? Dazu habe ich keine Lust. Um Hoffnung zu schöpfen? Dass er seine Meinung womöglich ändert? Mich am Leben lässt? Nein, das ist Quatsch. Er blufft nicht. Er will meinen Tod. Er will dabei zusehen. Er will es genießen.

Oder du machst es kurz, erklärt der Mann am Ufer, als habe er die Gedanken des kleinen Polizisten gehört. Das Sägeblatt über deinem Hals ist neu, sagt er. Zwanzig Zentimeter gehärteter Stahl, vier Millimeter dick. Gewellte Zähne, mit Molybdän verstärkt. Ein Ruck, eine heftige Bewegung mit dem Kopf, und du kannst es selbst zu Ende bringen.

Kurz, fügt die Stimme mit einem leisen Lachen hinzu. Schmerzlos wahrscheinlich nicht.

Wieder Schritte. Zwei. Drei. Sie kommen näher, der kleine Mann spürt die Erschütterung im weichen Boden. Er könnte den Kopf ein wenig heben, ein klein wenig Spielraum hat er, bis er den gezackten Draht an seiner Kehle fühlt. Dann würde er den Mann am Ufer direkt vor seinen Füßen stehen sehen. Er tut es nicht. Seine Augen bleiben geschlossen.

Ich habe niemanden getötet.

Der Mann am Ufer hebt die Stimme. Nicht nur, um das Rauschen des Wehrs zu übertönen, es scheint ihm wichtig zu sein.

Ich habe die Dinge gesteuert, das ja, sagt er, aber selbst umgebracht habe ich...
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