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Crimson Lake

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
374 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am09.10.2017Deutsche Erstausgabe
12.46 Uhr: Die dreizehnjährige Claire Bingley steht alleine an einer Bushaltestelle.
12.47 Uhr: Ted Conkaffey hält mit seinem Wagen neben ihr.
12.52 Uhr: Das Mädchen ist verschwunden ...

Sechs Minuten - mehr braucht es nicht, um das Leben von Detective Ted Conkaffey vollständig zu ruinieren. Die Anklage gegen ihn wird zwar aus Mangel an Beweisen fallengelassen, doch alle Welt glaubt zu wissen, dass einzig und allein er es gewesen ist, der Claire entführt hat. Um der gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen, zieht sich der Ex-Cop nach Crimson Lake, einer Kleinstadt im Norden Australiens, zurück.
Dort trifft er Amanda Pharrell, die ganz genau weiß, was es heißt, Staatsfeind Nr. 1 zu sein. Vor Jahren musste sie wegen angeblichen Mordes ins Gefängnis. Nun tun sich die beiden Außenseiter zusammen und arbeiten als Privatdetektive. Ihr Fall: Ein berühmter Schriftsteller mit Doppelleben und kaputter Familie ist verschwunden, die örtliche Polizei behindert die Arbeit der beiden mit harschen Methoden. Dann platzt das Inkognito von Conkaffey, die Medien erzeugen Hysterie. Lynchstimmung macht sich breit. Während er den Fall seiner neuen Partnerin wieder aufrollt und sie versucht, ihn zu entlasten, nimmt der Fall des Schriftstellers überraschende Wendungen ...



Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, Hades und Eden, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext12.46 Uhr: Die dreizehnjährige Claire Bingley steht alleine an einer Bushaltestelle.
12.47 Uhr: Ted Conkaffey hält mit seinem Wagen neben ihr.
12.52 Uhr: Das Mädchen ist verschwunden ...

Sechs Minuten - mehr braucht es nicht, um das Leben von Detective Ted Conkaffey vollständig zu ruinieren. Die Anklage gegen ihn wird zwar aus Mangel an Beweisen fallengelassen, doch alle Welt glaubt zu wissen, dass einzig und allein er es gewesen ist, der Claire entführt hat. Um der gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen, zieht sich der Ex-Cop nach Crimson Lake, einer Kleinstadt im Norden Australiens, zurück.
Dort trifft er Amanda Pharrell, die ganz genau weiß, was es heißt, Staatsfeind Nr. 1 zu sein. Vor Jahren musste sie wegen angeblichen Mordes ins Gefängnis. Nun tun sich die beiden Außenseiter zusammen und arbeiten als Privatdetektive. Ihr Fall: Ein berühmter Schriftsteller mit Doppelleben und kaputter Familie ist verschwunden, die örtliche Polizei behindert die Arbeit der beiden mit harschen Methoden. Dann platzt das Inkognito von Conkaffey, die Medien erzeugen Hysterie. Lynchstimmung macht sich breit. Während er den Fall seiner neuen Partnerin wieder aufrollt und sie versucht, ihn zu entlasten, nimmt der Fall des Schriftstellers überraschende Wendungen ...



Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, Hades und Eden, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518740286
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum09.10.2017
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.1
Seiten374 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2937 Kbytes
Artikel-Nr.2369332
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
4

Wenn die Träume kommen, gibt es kein Entrinnen.

Morris und Davo umkreisen mich im beengten Verhörzimmer wie die Haie. Frankie steht im Türrahmen, den Blick auf die Fingernägel gerichtet, als gäbe es dort etwas Spannendes zu entdecken. Krampfhaft bemüht, mir nicht ins Gesicht schauen.

Meine Kollegen. Meine Freunde. Mit diesen Leuten habe ich im Garten vor meinem fettsatten Grill Bier getrunken. Gemeinsam haben wir Türen eingetreten. Sind durch Kneipen gezogen. Als Streifenpolizisten haben wir Protestkundgebungen bewacht. Frankie und meine Frau Kelly trafen sich gelegentlich zum Kaffee, standen in regelmäßigem SMS-Kontakt. Aber jetzt zogen diese Menschen einen langsamen Schlussstrich unter unser gemeinsames Leben. Ich saß auf dem Stuhl, auf der falschen Seite des Verhörtisches. Sie waren unruhig. Fühlten sich offensichtlich unwohl mit der Situation. Erschraken vor den eigenen Worten.

»Sagt mir doch endlich, was los ist«, flehte ich sie an.

»Sonntagnachmittag«, sagte Morris. »Mount Annan. Der Highway, kurz nach der Reifenwerkstatt. Um ungefähr Viertel vor eins bist du mit deinem Corolla da vorbeigefahren, richtig?«

»Ja. Hab ich doch schon gesagt.«

Mein Magen war schwer wie ein Felsklumpen. Seit drei Stunden saß ich nun schon hier, vielleicht auch länger, und beantwortete dieselben Fragen, wieder und immer wieder. Was hatte ich am Morgen des 12. April gemacht? Was hatten Kelly und ich zueinander gesagt? Worüber hatten wir uns gestritten? Wie lange? In welche Richtung war ich gefahren, als ich das Haus verließ? Was hatte ich auf dem Weg gesehen?

Es gab keine Uhr, doch ich spürte die Minuten vorüberkriechen. Zwei Minuten hatte Burke an meinem Schreibtisch gestanden, als er mir ausrichtete, der Chef wolle mich sehen. Zehn Minuten hatte ich allein im Vorzimmer gewartet, bis der Chef mich schweigend ins Verhörzimmer brachte. Eine Dreiviertelstunde hatte ich dort gesessen, und mich seufzend gefragt, wie lange dieser Scherz wohl noch dauern würde. Das Ganze ging mir langsam auf die Nerven. Eine Stunde erschien mir allerdings recht lang für einen Scherz. Der Tag stimmte zwar nicht, aber mein Vierzigster stand bald an. Vielleicht war jemand Wichtiges an meinem Geburtstag verhindert, und man hatte die Party einfach vorgezogen. Nein, das war´s nicht. Wollte man mich etwa befördern? Ich saß allen Ernstes im Verhörzimmer und stellte mir vor, wie die anderen den Aufenthaltsraum mit Girlanden dekorierten und das Eis aus dem Gefrierschrank holten. Wie falsch ich gelegen hatte, wurde mir erst klar, als Frankie und Morris und Davo reinkamen, die Mienen todernst. So grimmig schauten sie auch drein, wenn sie Todesnachrichten überbringen mussten.

»Kann mir vielleicht jemand sagen, was hier los ist?«, fragte ich erneut. »Ich verstehe nicht, warum ich hier bin.«

»Warst du an dem Tag mit dem Auto unterwegs, ja oder nein?«

»Ja, war ich! Wie oft denn noch?«

»Du hast es niemandem geliehen?« Little Frankie, die sich erst vor ein paar Wochen abgewöhnt hatte, heimlich hinter den Spinden zu weinen, wenn ihr die Verbrecher bei Verhören mal wieder zugesetzt hatten. Little Frankie, die lauter blaue Flecken hatte von ihrem übergroßen Polizeigürtel und dem riesigen Taser, der wie eine Wasserpistole an ihrem Oberschenkel baumelte. »Überleg dir die Antwort gut, Ted.«

»Nein«, sagte ich. »Sonntagnachmittag bin ich zum Angeln gefahren. Allein. Ich hatte mich mit Kelly gestritten und wollte keine Gesellschaft. Das Auto habe ich niemandem geliehen. Ich selbst bin damit gefahren und auf dem Weg auch durch Mount Annan gekommen. Mehr gibt´s nicht zu sagen. Ich habe nichts verbrochen. Keine Ahnung, wann ich auf dem Highway war, vielleicht tatsächlich um Viertel vor eins, vielleicht um eins. Ich weiß es nicht! Es war Sonntag, deshalb habe ich nicht auf die Uhr geschaut. Wenn ihr mir sagt, was los ist, kann ich euch vielleicht helfen ...«

»Ted, du behauptest, du wärst angeln gefahren. Wir glauben dir nicht. Wir haben uns den Wetterbericht angesehen. Am Sonntagnachmittag hat es gepisst wie aus Eimern.«

»Stimmt doch gar nicht! Nach zwanzig Minuten hat es wieder aufgehört«, entgegnete ich. Mittlerweile war ich schweißgebadet. »Ich wusste, dass es wieder aufklaren würde. Das konnte man deutlich erkennen.«

»Klar. Du bist ja auch ein verdammter Meteorologe!«

»Meine Güte, Davo.«

»Deine Angelgeschichte haut nicht hin, Ted. Komm schon. Niemals bist du im strömenden Regen angeln gegangen.«

»Ehrlich gesagt ...«

»Ach, jetzt bist du also endlich ehrlich?«

»Es ging mir gar nicht ums Angeln.« Wie sollte ich hier nur wieder rauskommen?

»Worum denn dann, Ted?«

»Ich brauchte Abstand zu Kelly.« Wie peinlich! »Wir hatten uns gestritten, deswegen bin ich abgehauen. Irgendwohin, irgendwas machen. Egal was.«

»Also warst du ziemlich aufgebracht?«

»Meine Fresse!«, brauste ich auf. »Was geht hier ab?«

»Was hier abgeht, ist, dass du uns anlügst.«

»Wozu sollte ich lügen? Was ist passiert?«

»Du warst allein?«

»Ja.«

»Niemand hat dich gesehen?«

»Hab ich doch gerade gesagt.«

»Ich zeige dir jetzt ein paar Fotos.« Morris wuchtete sich aus dem Stuhl. Seine überbordende Energie war schwer zu ertragen, und ich zuckte zusammen, als er schwungvoll einen Umschlag aus dem Regal neben der Tür zog.

»Kann ich ...«

»Gehst du oft angeln?«

»Ich habe doch gerade erklärt ...«

»Beantworte die Frage.«

»Unterbrich mich nicht ständig!« Langsam wurde ich wütend. Meine Wangen glühten. Auf einmal war mir klar, dass dies kein Scherz, sondern bitterer Ernst war. Die Erkenntnis traf mich mit einer solchen Wucht, dass ich am ganzen Körper zu zittern begann, von den Fingern zu den Füßen. Mir wurde heiß und kalt. Morris, der mir ständig ins verdammte Wort fiel, reizte mich nur noch mehr. So redeten wir mit Verbrechern. Immer schon dazwischenfunken, sobald sie die Klappe aufrissen. Immer und immer wieder, bis sie schließlich hochgingen und dir am liebsten die beschissene Gurgel umdrehen würden, nur um endlich zu Wort zu kommen. »Ich versuche, deine Fragen zu ...«

»Hast du auf dem Weg nach Chifley irgendwo in der Nähe von Mount Annan am Highway Rast gemacht?«

»Nein. Ich habe das Haus verlassen und bin nach Chifley gefahren. Dort habe ich mir Köder besorgt. An einer Tankstelle.«

»Ich frage dich noch mal. Denk gut nach.«

»Wozu? An diesem Nachmittag bin ich nur nach Chifley gefahren. Hat es einen Unfall gegeben? Wurde jemand verletzt?«

»Wieso fragst du, ob jemand verletzt wurde?« Morris fuhr sich nervös mit der Fotokante übers Handgelenk, bis sich rosa Striemen bildeten. Vorgetäuschte Selbstmordnarben.

»Ich habe doch gerade ...«

»Hast du an der Bushaltestelle in Mount Annan gehalten?«

»Nein.«

»Das sehe ich anders. Ich behaupte sogar, dass du letzten Sonntag um circa Viertel vor eins an der Bushaltebucht in Mount Annan geparkt hast und aus dem Wagen ausgestiegen bist. Warum lügst du uns an?«

Das traf mich wie ein Schlag. Meine Reaktion war deutlich zu erkennen.

»O nein, warte mal. Ja! Ja, klar! Jetzt erinnere ich mich.« Ich lachte nervös auf.

»Willst du uns nun endlich die Wahrheit sagen?«

»Ich habe gehalten«, gab ich zu. »An dieser Bushaltestelle bei der Brücke. Stimmt. Meine Rute lag auf dem Rücksitz und hat ständig gegen die Heckscheibe geschlagen. Ich habe kurz angehalten und sie anders hingelegt, dann bin ich wieder eingestiegen und weitergefahren.«

»Also gibst du zu, den Highway um circa Viertel vor eins an der Haltestelle für die Linie 372 verlassen zu haben.« Davo und Morris tauschten ernste Blicke.

»Ja.«

»Das sind ja ganz neue Töne.«

Ich schlug auf den Tisch. Frankie zuckte zusammen.

»Was ist hier los, verdammte Scheiße?«

Morris legte ein Foto auf den Tisch. Es zeigte das Mädchen, Claire Bingley.

Schweißnass schreckte ich aus dem Schlaf.

Es war noch dunkel. Die Krokodile bellten.

Zweihunderteinundvierzig Tage lang saß ich im Gefängnis. Am Morgen meiner Verhaftung hatte ich meine Frau und meine kleine Tochter zum Abschied geküsst, war zur Arbeit gefahren, hatte mir in der Kantine Toast und Kaffee genehmigt und war anschließend mit der Rolltreppe zum dritten Stock des Hauptquartiers der Polizei von New South Wales an der Charles Street in Parramatta hinaufgefahren. Es war bedeckt. Eine leichte Brise fuhr den Damen auf dem Raucherbalkon durch die Haare. Es war genau eine Woche her, dass Claire Bingley nach ihrem Martyrium im Busch bei Mount Annan am Rand des Highways wieder aufgetaucht war. Ich hatte es in den Nachrichten gesehen, aber in meiner Abteilung hatte niemand darüber geredet. Ich arbeitete im Drogendezernat, und an diesem Morgen belauschte ich das angeregte Geplapper einer...
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Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, Hades und Eden, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.
Crimson Lake