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Affe und Wesen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
150 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am08.05.20171. Auflage
»Affe und Wesen« ist eine Satire, eine moralische Fabel und ein prophetischer Albtraum. Geschrieben in der Form eines Drehbuchs, schildert der Roman das Leben in Kalifornien, hundertfünfzig Jahre nach einem Atomkrieg. Ein Wissenschaftler aus dem verschont gebliebenen Neuseeland, Mitglied einer Expedition zur Wiederentdeckung Amerikas, beschreibt die entsetzliche Hinterlassenschaft des Atom- und Bakterienkrieges. Der Mensch ist zu einem äffischen Wesen pervertiert und hat einen Teufelsstaat errichtet, in dem Belial angebetet wird.

Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans »Die Gesellschaft auf dem Lande« seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Affe und Wesen« ist eine Satire, eine moralische Fabel und ein prophetischer Albtraum. Geschrieben in der Form eines Drehbuchs, schildert der Roman das Leben in Kalifornien, hundertfünfzig Jahre nach einem Atomkrieg. Ein Wissenschaftler aus dem verschont gebliebenen Neuseeland, Mitglied einer Expedition zur Wiederentdeckung Amerikas, beschreibt die entsetzliche Hinterlassenschaft des Atom- und Bakterienkrieges. Der Mensch ist zu einem äffischen Wesen pervertiert und hat einen Teufelsstaat errichtet, in dem Belial angebetet wird.

Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans »Die Gesellschaft auf dem Lande« seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492976510
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.05.2017
Auflage1. Auflage
Seiten150 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1422 Kbytes
Artikel-Nr.2376780
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
II
Das Drehbuch

Titel, Vorspann und schließlich, von Trompetenstößen und einem Chor jubilierender Engel begleitet, der Name des Produzenten.

Dann ändert die Musik ihren Charakter. Hätte Debussy sie noch komponieren können, wie erlesen, wie aristokratisch wäre sie geworden, unbefleckt von wagnerischer Laszivität und Pathetik oder straussischer Vulgarität! Denn auf der Leinwand (in etwas Besserem als Technicolor) ist es gerade die Stunde vor Sonnenaufgang. Noch zögert die Nacht in der Dunkelheit einer fast glatten See. Aber vom Horizont steigt eine transparente Helligkeit, deren Grün in ein sich immer mehr vertiefendes Blau übergeht, bis zum Zenit empor. Im Osten sieht man noch den Morgenstern.

Sprecher

Unsägliche Schönheit, geheimnisvoller Friede â¦

Aber, ach, auf unserer Leinwand

Wird dieses Sinnbild eines Sinnbilds

Vermutlich so aussehen

Wie eine Illustration

Zu einem Gedicht von Ella1

Wheeler Wilcox.

Aus dem Erhabenen in der Natur

Macht die Kunst nur allzu oft

Etwas schlechthin Lächerliches.

Aber dieses Risiko muss man in Kauf nehmen.

Denn Sie da unten im Saal

Müssen irgendwie um jeden Preis,

Wilcox hin, Wilcox her,

Erinnert werden,

Dazu überredet, sich zu erinnern,

Dazu beschworen zu begreifen,

Worum es geht.

Noch während der Worte des Sprechers blenden wir von unserem Sinnbild eines Sinnbilds der Ewigkeit über ins Innere eines bis auf den letzten Platz gefüllten Filmpalastes. Es wird in dem halbdunklen Saal ein wenig heller, und plötzlich erkennen wir, dass das Publikum ohne Ausnahme aus gut gekleideten Pavianen beiderlei Geschlechts und jeder Altersstufe, vom Jungen bis zum Greis, besteht.

Sprecher

⦠Doch der Mensch, der stolze Mensch,

In kleine, kurze Majestät gekleidet,

Vergessend, was am mindsten zu bezweifeln,

Sein gläsern Element â¦ wie zorn ge Affen,

Spielt solchen Wahnsinn gaukelnd vor dem Himmel,

Dass Engel weinen â¦2

Schnitt auf die Bildwand, auf welche die Affen wie gebannt starren. In einer Szenerie, wie sie nur Semiramis oder die Metro-Goldwyn-Mayer ersinnen konnte, sehen wir ein vollbusiges junges Pavianweibchen im perlmuttrosa Abendkleid. Seine Lippen sind purpurrot geschminkt, die Schnauze mauve gepudert und die glühenden roten Augen schwarz umrandet. Mit wollüstig wiegenden Bewegungen - soweit ihm dies seine kurzen Hinterbeine gestatten - tritt es auf der hell erleuchteten Bühne eines Nachtklubs nach vorn und nähert sich, von dem prasselnden Beifall der zwei- oder dreihundert klatschenden behaarten Händepaare begrüßt, dem Louis-quinze-Mikrofon. Ihm folgt auf allen vieren, geführt an einer leichten Stahlkette, die an einem Hundehalsband befestigt ist, Michael Faraday3.

Sprecher

»Vergessend, was am mindsten zu bezweifeln â¦«11 Ich brauche kaum hinzuzufügen, dass das, was wir Wissen nennen, nur eine Form der Unwissenheit ist - gründlich systematisiert natürlich und wissenschaftlich aufbereitet, doch gerade deshalb umso vollkommener Unwissenheit und umso mehr zu zornigen Affen hinleitend. Als Unwissenheit noch schlicht Nichtwissen war, da waren wir, vergleichsweise gesprochen, Kakis, Krallen- und Brüllaffen. Heute aber ist, dank jener höheren Unwissenheit, die unser Wissen ausmacht, die Bedeutung des Menschen so gewachsen, dass der Geringste unter uns jetzt ein Pavian ist, der Größte ein Orang-Utan oder, wenn er den Rang eines Erlösers der Menschheit einnimmt, ein echter Gorilla.

Indessen hat das Pavianmädchen das Mikrofon erreicht. Sie wendet den Kopf und erblickt Faraday auf den Knien, gerade im Begriff, den gekrümmten, schmerzenden Rücken zu strecken.

»Runter mit dir, bleib auf dem Boden!«

Ihr Ton ist herrisch, und sie versetzt dem alten Mann einen Schlag mit der mit einem Korallenknauf verzierten Reitgerte.

Faraday zuckt zusammen und gehorcht, und die Affen im Saal lachen begeistert. Das Pavianweibchen wirft ihnen eine Kusshand zu, rückt das Mikrofon näher zu sich heran und zeigt seine schrecklichen Zähne. Mit seinem schmachtenden Schlafzimmer-Alt beginnt es den neuesten Hit zu singen:

Die Liebe, die Liebe, die Liebe

Ist von allem, was ich denke oder tu,

Die Quintessenz.

Schenk mir, schenk mir, schenke mir

Befriedigung,

ja, du!

Großaufnahme von Faradays Gesicht, das nacheinander Erstaunen, Ekel und Entrüstung ausdrückt, am Ende aber große Scham und Qual, wobei dem alten Mann die Tränen über die runzeligen Wangen rinnen.

Eingeblendet werden Bilder von Affen, die das Lied im Radio hören.

Eine stämmige Pavianhausfrau, die Würstchen brät, während der Lautsprecher ihr die imaginäre Erfüllung, tatsächlich aber eine Verstärkung ihrer geheimsten Wünsche, vermittelt.

Ein Pavianbaby, das sich in seinem Kinderbettchen aufrichtet, nach dem Transistor auf der Kommode greift und ihn auf die Welle einstellt, auf der die »Befriedigung« beschworen wird.

Ein Pavianfinanzmann in den besten Jahren unterbricht sich in der Lektüre des Börsenberichts, um mit geschlossenen Augen und verzücktem Lächeln zuzuhören. Schenk mir, schenk mir, schenke mir â¦

Zwei Pavianteenager im geparkten Wagen, die sich zu der Musik gegenseitig abtasten. Ja, du! Großaufnahme von Schnauzen und Pfoten.

Schnitt zurück auf die Tränen Faradays. Die Sängerin wendet sich um und erblickt seine schmerzerfüllte Miene. Mit einem Wutschrei beginnt sie, zu den lärmenden Beifallskundgebungen des Publikums brutal auf ihn einzuschlagen. Die Gold- und Jaspiswände des Nachtklubs verflüchtigen sich, und einen Augenblick lang sehen wir die Gestalten der Äffin und ihres Sklaven, jenes großen Geistes, als Schattenriss vor dem Hintergrund des heraufdämmernden Morgens aus der ersten Sequenz unseres Films. Dann werden auch sie ausgeblendet, und zurück bleibt nur das Sinnbild eines Sinnbilds der Ewigkeit.

Sprecher

Das Meer, der leuchtende Planet, der grenzenlose Kristall des Himmels - gewiss erinnern Sie sich noch! Selbstverständlich! Oder könnten Sie vergessen oder möglicherweise sogar nie entdeckt haben, was hinter dem geistigen Zoo und dem geheimen Irrenhaus und diesem ganzen Broadway imaginärer Theater liegt, wo der einzige Name in Leuchtbuchstaben der Ihrige ist?

Die Kamera schwenkt über den Himmel, und jetzt unterbrechen die gezackten schwarzen Konturen einer Felseninsel die Linie des Horizonts. Ein großer viermastiger Schoner segelt an der Insel vorbei. Beim Näherkommen erkennen wir, dass das Schiff die Flagge von Neuseeland führt und den Namen Canterbury trägt. Der Kapitän steht mit einer Gruppe von Passagieren an der Reling; sie blicken gespannt nach Osten. Wir sehen durch ihre Feldstecher und erkennen einen öden Küstenstrich. Plötzlich steigt die Sonne hinter der fernen Silhouette des Gebirges auf.

Sprecher

Der neue strahlende Tag ist der 20.âFebruar des Jahres 2108, und die Männer und Frauen auf dem Schiff sind die Mitglieder der neuseeländischen Expedition zur Wiederentdeckung Nordamerikas. Neuseeland hat den Dritten Weltkrieg überlebt. Es war von den kriegführenden Mächten verschont worden - nicht etwa, wie ich kaum zu betonen brauche, aus humanitären Gründen, sondern einfach weil es, ebenso wie Äquatorialafrika, zu abgelegen war, als dass es sich für irgendeine Partei gelohnt hätte, es auszulöschen. In der Isolation, die aufgrund der radioaktiven Verseuchung der übrigen Welt für mehr als ein Jahrhundert so gut wie vollständig war, erlebte es sogar eine bescheidene Blüte. Nun, nachdem die Gefahr vorüber ist, erscheinen die ersten Forschungsreisenden, um Amerika vom Westen her wiederzuentdecken. Auf der anderen Seite der Welt sind indessen die Schwarzen nilabwärts vorgedrungen und haben das Mittelmeer überquert. Was für prächtige Stammestänze sieht man in den Sälen der »Mutter der Parlamente«, wo sonst die Fledermäuse nisten! Und das Labyrinth des Vatikans - was für ein idealer Ort, um die langwierigen und komplizierten Riten der weiblichen Beschneidung zu zelebrieren! Aber wir wollten es ja nicht anders haben.

Die Szene verdunkelt sich. Man hört Geschützfeuer. Als es wieder hell wird, ist Professor Albert Einstein zu erkennen, der, an eine Hundeleine...
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Autor

Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans »Die Gesellschaft auf dem Lande« seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.