Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Ein unverhoffter Gast

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
383 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am21.12.20171. Aufl. 2017
Seit Jahrzehnten ist das wunderschöne Anwesen The Keep friedvolle Heimat der weitverzweigten Familie Chadwick. Das ändert sich, als nach vielen Jahren Maria ihren Besuch ankündigt, die seinerzeit Ehemann und Sohn zurückgelassen hat, um ihr Glück mit einem anderen Partner zu finden. Nicht nur ihre eigene Familie hat nun Vorbehalte ihr gegenüber. Auch die übrigen Bewohner von The Keep haben ihre Gründe, Maria gegenüber skeptisch zu sein ...



Marcia Willett, in Somerset geboren, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre Bücher erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Devon, dem Schauplatz vieler ihrer Romane.
mehr

Produkt

KlappentextSeit Jahrzehnten ist das wunderschöne Anwesen The Keep friedvolle Heimat der weitverzweigten Familie Chadwick. Das ändert sich, als nach vielen Jahren Maria ihren Besuch ankündigt, die seinerzeit Ehemann und Sohn zurückgelassen hat, um ihr Glück mit einem anderen Partner zu finden. Nicht nur ihre eigene Familie hat nun Vorbehalte ihr gegenüber. Auch die übrigen Bewohner von The Keep haben ihre Gründe, Maria gegenüber skeptisch zu sein ...



Marcia Willett, in Somerset geboren, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre Bücher erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Devon, dem Schauplatz vieler ihrer Romane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732549788
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum21.12.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten383 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1241 Kbytes
Artikel-Nr.2388068
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Der Wind frischte auf. Rastlos zerrte er an den verwitterten Steinmauern und heulte im Kamin. Er peitsche die glitzernde, mondbeschienene Meeresoberfläche zu kleinen Wellenkämmen auf und raschelte trocken in dem abgestorbenen Farn auf der Klippe. Die kleine Häuserreihe, die früher der Küstenwache gehört hatte, schien ausdruckslos auf die langen Wellen hinauszusehen, die weißlich über den Strand strömten und an der Flutgrenze als zarter salziger Schaum versickerten. Eine Wolke zog vor der runden leuchtenden Mondscheibe vorüber. Auf dem steilen, glatten Klippenpfad, auf dem man Ginster pflücken konnte, flackerte ein gelbes Licht auf, hüpfte auf und ab und verschwand.

Mit einem Ruck war Cordelia, die zwischen unruhigem Schlaf und Wachen dahingetrieben war, hellwach und versuchte angestrengt, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Als sie aus dem Bett glitt und ans Fenster trat, glitt der Mond hinter der Wolke hervor und warf silbrige und schwarze Muster über den Boden. Draußen auf dem Meer tauchte sein hell leuchtender Pfad, der glitzerte wie gesplittertes Glas, das Wasser zu beiden Seiten in ölige Schwärze. Früher einmal hätte Cordelia ein paar Kleidungsstücke übergeworfen und wäre die steile Granittreppe zu der winzigen Bucht unterhalb des Cottages hinuntergestiegen, aber jetzt gewann die Vernunft die Oberhand. Sie hatte morgen früh eine lange Autofahrt vor sich. Doch sie verweilte noch, denn sie war wie immer verzaubert von dieser Magie, die nicht von dieser Welt war, und beobachtete die schwarzen Wirbel, die die einlaufende Flut rund um die schimmernden Felsbrocken erzeugte.

Bewegte sich da jemand auf dem Pfad unter ihr, oder waren das nur die Schatten von Wolken, die vor dem Mond herzogen? Aufmerksam geworden, spähte sie in die bewegte, von Schemen erfüllte Dunkelheit hinunter, in der sich Umrisse zusammenzogen und wieder auflösten, wo Dunst dahintrieb und sich am Rand der Klippe festhängte. Hinter ihr schwang die Schlafzimmertür lautlos auf, und ein großer heller Schatten schob sich herein. Sie spürte eine Präsenz, warf einen Blick hinter sich und unterdrückte einen leisen Aufschrei.

»McGregor, du Halunke. Ich wünschte, du würdest das nicht tun.«

Der große magere Windhund kam leise an ihre Seite getappt, und sie legte eine Hand auf seinen weichen Kopf. Zusammen sahen sie in die Nacht hinaus. Im Westen, hinter Stoke Point, schob sich die plumpe, hell erleuchtete Fähre aus Plymouth in Cordelias Blickfeld und tuckerte in Richtung Roscoff. Ansonsten war kein Licht zu sehen.

»Du hättest doch gebellt, oder? Wenn da draußen jemand wäre, hättest du gebellt. Na, jetzt kannst du ebenso gut hierbleiben. Du sollst nicht im Dunkeln durchs Haus schleichen. Ab auf deine Decke. Mach schon.«

Der große Windhund gehorchte und ließ sich leise auf eine karierte Fleecedecke fallen. Seine Augen glänzten wachsam. Cordelia kletterte wieder ins Bett, zog sich die Steppdecke bis unters Kinn und lächelte beim Gedanken an den nächsten Morgen verstohlen in sich hinein. Selbst nach dreißig Jahren als Journalistin konnte die Aussicht auf Reisen und neue Aufträge sie immer noch in Aufregung versetzen, und dieser versprach, amüsant zu werden. Eine Fahrt nach Gloucestershire zu einem alten soke, einem historischen Gerichtsgebäude, ein Interview mit seinem fast ebenso »antiken« Besitzer - und ein Treffen mit ihrem Liebhaber auf einem Kanalboot.

Endlich schlief sie ein, doch der Windhund hob ab und zu den schmalen Kopf und lauschte. Ein- oder zweimal knurrte er tief in der Kehle, aber Cordelia schlief jetzt fest und hörte ihn nicht.

Sie wachte früh auf, und um Viertel vor acht war sie schon unterwegs und fuhr gen Norden. Es regnete stark. McGregor ruhte elegant auf dem Rücksitz ihres kleinen Kombis. Mit majestätischer Gleichgültigkeit sah er in die durchweichte Landschaft hinaus, und als Cordelia in Wrangaton auf die A38 auffuhr und sich nach Norden, in Richtung Exeter, wandte, legte er seufzend den Kopf auf die Vorderpfoten. Offensichtlich war der kurze Auslauf vorhin auf der Klippe für längere Zeit alles gewesen, was er an Bewegung bekommen würde.

Cordelia plauderte mit ihm, brach ab und zu spontan in Gesang aus - beim Fahren brauchte sie Musik - und bemerkte im Rückspiegel, dass etwas unter dem Heckscheibenwischer klemmte. Sie schaltete ihn ein, und das Fragment - ein Blatt? - wurde über die Scheibe mitgezogen, löste sich aber nicht.

Cordelia stellte die Scheibenwischanlage aus, summte einen oder zwei Takte aus Every Time We Say Goodbye von Ella Fitzgerald und dachte über den soke und seinen Besitzer nach, einen älteren Herrn, der offenbar begeistert über die Aussicht war, dass die Country Illustrated über ihn schreiben würde. Cordelia hatte mit ihm telefoniert, und er klang wie ein ganz Netter. Im Kopf ging sie rasch noch einmal alles durch: Hatte sie daran gedacht, die Ersatzbatterien für ihr Aufnahmegerät einzupacken? An der Tankstelle in Sedgemoor fuhr sie raus und stieg aus, damit McGregor sich bewegen konnte. Während er elegant an der Hecke entlangschritt, zog Cordelia das kleine durchweichte Papierstück unter dem Wischerblatt hervor. Es löste sich fast in ihren Fingern auf, aber sie konnte bunte Farben erkennen, und sie versuchte, es auf der Motorhaube glatt zu streichen und die Feuchtigkeit herauszudrücken. Dabei zerbrach sie sich den Kopf darüber, wie es sich da eingeklemmt haben mochte. Sie nahm an, dass es ein Werbezettel war, den jemand auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt unter den Scheibenwischer gesteckt hatte. Es wunderte sie nur, dass ihr das vorher nicht aufgefallen war. Der Regen hatte ganze Arbeit geleistet, und jetzt konnte man unmöglich darüber spekulieren, was es einmal gewesen war. Cordelia knüllte das Fragment zusammen und steckte es in ihre Tasche.

Es hatte aufgehört zu regnen, und zwischen den Wolkenfetzen, die der Wind aus Südwest vor sich hertrieb, leuchtete wässriges Licht. Sie öffnete McGregor die Tür, damit er auf die Rückbank klettern konnte, und ging sich dann einen Mokka und ein Schokoladencroissant holen.

Angus meldete sich am Telefon, kurz nachdem sie die M5 am Autobahnkreuz 13 verlassen hatte und den Wagen in Richtung Stroud lenkte. Sie fuhr links heran und griff nach dem Handy.

»Wo bist du?«, fragte sie. »Sind die Jungs weg?«

»Ja, sie sind sicher auf dem Rückweg. Keine Sorge. Die Luft ist rein. Ich bin unterwegs nach Tewkesbury und hoffe, dass ich über Nacht im Jachthafen anlegen kann. Hast du die Karte?«

»Ja. Ich rufe an, wenn ich im soke fertig bin. Keine Ahnung, wie lange das dauern wird. Hat es ihnen auf dem Kanalboot gefallen?«

»Es war ein großer Erfolg. Wir waren uns alle einig, dass wir das wiederholen wollen. Reden wir später noch einmal? Viel Glück.«

Sie fuhr durch Stoud und weiter über die Landstraßen, die nach Frampton Parva führten, wobei sie ein- oder zweimal anhielt, um die Wegbeschreibung zu überprüfen. Als sie in die Straße einbog, die der Beschilderung zufolge ins Dorf führte, sah sie den soke sofort und hielt am Straßenrand unter der Hecke an. Er stand auf der anderen Seite der Felder und besaß eine eigene Auffahrt. Goldgelber Stein, drei Stockwerke hoch, Butzenfenster; und nur ein paar Meter weiter lag an der Straße eine winzige wunderschöne Kirche. Kirche und Haus bildeten eine perfekte Kombination, und Cordelia fragte sich, ob das dem Fotografen schon aufgefallen war.

Sie ließ McGregor heraus, da sie wusste, dass er vielleicht eine Zeit lang im Wagen würde warten müssen, und stand da und genoss die Szenerie und den warmen Sonnenschein. Jetzt konnte sie zwei Gestalten erkennen, die sich vor dem soke bewegten; eine von ihnen gestikulierte, die andere trug schwere Ausrüstung umgehängt. Dann war der Fotograf also schon da. Cordelia hoffte, dass es Will Goddard war. Sie arbeitete gern mit Will zusammen. Als sie die Hände in die Taschen steckte, berührten ihre Finger das zusammengeknüllte Papier. Sie zog es hervor und versuchte, es so flach zu drücken, dass sie einen identifizierbaren Umriss erkennen konnte. Jetzt war es trocken, und sie konnte gerade eben ein Bild erkennen. Es sah aus wie ein schlechtes Foto: zwei Menschen, die in einem imposanten Portal standen, oben auf einer Treppe - ein Hotel vielleicht? - und sich einander zuwandten. Sie meinte, die bestickte Jeansjacke als ihre eigene zu erkennen, aber warum sollte sie das sein? Cordelia drehte das Papier um, um festzustellen, ob die Rückseite einen Hinweis lieferte. Dort hatte etwas geschrieben gestanden, doch die Tinte war verwischt und unleserlich. Dieses Mal faltete sie das Papier sorgfältiger zusammen und steckte es wieder in ihre Tasche.

McGregor kam auf sie zugesprungen, und sie lockte ihn mit der Aussicht auf einen Hundekuchen ins Auto und brachte ihn dazu, sich wieder hinzulegen. Sie überprüfte ihre Tasche: Aufnahmegerät, Notizbuch, Bleistift. Cordelia überflog eine Liste von Fragen, um ihr Gedächtnis aufzufrischen, und fuhr dann zum Tor von Charteris Soke.

Drei Stunden später auf dem Kanalboot beschrieb sie Angus, der Tee aufbrühte, den soke: den Gerichtssaal mit seinem wunderschönen Richterstuhl, der in ein antikes, vergittertes Fenster integriert war, den Kamin aus behauenem Stein mit seinem Wappen und die Geheimtür, die zum Turm führte, der einst eine Schatzkammer gewesen war; den charmanten Besitzer, dessen Familie seit Jahrhunderten dort lebte.

Jetzt reckte sie sich und sah sich beifällig um. »Das macht Spaß«, meinte sie. »Und wir haben morgen noch den ganzen Tag für uns. Wie...

mehr

Autor

Marcia Willett, in Somerset geboren, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre Bücher erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt mit ihrem Ehemann in Devon, dem Schauplatz vieler ihrer Romane.
Ein unverhoffter Gast

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt