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Kaspar, Opa und der Monsterhecht

dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2017
Erstens kommt es anders. Und zweitens als man denkt. Hätte der Außenborder von Opas Boot nicht den Geist aufgegeben und hätte die Zeitung nicht einen Angelwettbewerb ausgeschrieben mit einem sensationellen Preis für den, der den schwersten Hecht an Land zieht, dann hätten Kaspar und Opa einfach weiter Barsche angeln und ihre Holzpferdchen schnitzen können. Geht aber nicht. Kaspar muss nämlich alles daransetzen, selbst den Monsterhecht zu fangen - um Opa zu retten. Der plant nämlich zu mogeln, um zu gewinnen. Das darf Kaspar einfach nicht zulassen. Schließlich geht es nicht mehr nur um einen neuen Außenborder, sondern um nichts weniger als um Opas unsterbliche Seele.

Mikael Engström, geboren 1961, begann seine Schriftstellerlaufbahn mit Erzählungen für jüngere Kinder. Seine Jugendromane >BrandoSteppoIhr kriegt mich nicht!Kaspar, Opa und der MonsterhechtDIE ZEIT< und Radio Bremen ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
HörbuchCompact Disc
EUR14,99

Produkt

KlappentextErstens kommt es anders. Und zweitens als man denkt. Hätte der Außenborder von Opas Boot nicht den Geist aufgegeben und hätte die Zeitung nicht einen Angelwettbewerb ausgeschrieben mit einem sensationellen Preis für den, der den schwersten Hecht an Land zieht, dann hätten Kaspar und Opa einfach weiter Barsche angeln und ihre Holzpferdchen schnitzen können. Geht aber nicht. Kaspar muss nämlich alles daransetzen, selbst den Monsterhecht zu fangen - um Opa zu retten. Der plant nämlich zu mogeln, um zu gewinnen. Das darf Kaspar einfach nicht zulassen. Schließlich geht es nicht mehr nur um einen neuen Außenborder, sondern um nichts weniger als um Opas unsterbliche Seele.

Mikael Engström, geboren 1961, begann seine Schriftstellerlaufbahn mit Erzählungen für jüngere Kinder. Seine Jugendromane >BrandoSteppoIhr kriegt mich nicht!Kaspar, Opa und der MonsterhechtDIE ZEIT< und Radio Bremen ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423432269
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum01.07.2017
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2679
Artikel-Nr.2390520
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Ein Wassertroll im Lövtjärn

Freitags ging Großvater immer zum Lövtjärn, einem kleinen Waldsee, um Birger zu besuchen und mit ihm ein Bier zu trinken, das war eine alte Gewohnheit. Heute kam Kaspar mit. Er trug seine krumme Bambusangel über der Schulter, denn im Lövtjärn gab es jede Menge Barsche.

Der Pfad schlängelte sich durch den Birkenwald.

»Birken«, sagte Großvater. »Birken, das sind zahme Bäume, die gehören zum Haus.«

Sie nahmen die Abkürzung über den Hof von Isabell. Isabell war eine schrullige alte Frau, die in einem verfallenen Häuschen mit schiefen Fenstern lebte. Die Bretter, aus denen das Häuschen und seine wackligen Schuppen bestanden, waren von Fäulnis angefressen und schon ganz ausgefranst. Die Luft schien hier kälter zu sein als anderswo, und wer an dem Hof vorbeikam, fühlte sich unbehaglich. Aus dem Häuschen drangen Seufzer und Wehklagen, und direkt vor der Tür, die auf die Wetterseite ging, lag eine tote Möwe. Sie lag schon seit dem Frühjahr dort und wurde immer hohler. Inzwischen war nur noch eine vertrocknete Federhülle übrig - ein leeres Vogelkostüm. Ein Spatz hätte ohne Weiteres hineinkriechen und als Möwe verkleidet davonfliegen können.

Es hieß, Isabell leide und darum müsse sie immer so sehr weinen. Sie leide für alle Dummheiten, die andere begangen hätten, weil diese anderen nämlich zu dumm seien, um ihre Dummheiten zu bereuen und dafür zu leiden. Sie leide für sämtlichen Blödsinn, den die Menschen seit Tausenden von Jahren angestellt hätten, und für allen Blödsinn, den die Menschheit in Zukunft noch begehen werde. Isabell weinte und wehklagte, und es klang wie ein Klagegesang aus der Unterwelt. Es hieß, in ihrem Brunnen lebe ein weißer Aal, ein sehr, sehr alter Aal.

»Warum liegt eine tote Möwe vor ihrer Tür?«, fragte Kaspar.

»Wen interessiert schon die abergläubische Alte? Die glaubt an lauter Unsinn, an Wahrzeichen am Himmel und solchen Quatsch«, sagte Großvater.

Bald darauf führte der Pfad auf eine helle Lichtung, dort lag Lisas Haus, ein rotes Haus mit weißen Ecken. Mia, Lisas Mutter, winkte vom Küchenfester aus, bestimmt backte sie gerade. Lisas Vater hieß Sven und arbeitete bei der Eisenbahn. Er war fast nie zu Hause. Wahrscheinlich war die Eisenbahn nicht das Gleiche wie der Kampf gegen das Elend der Welt, aber mit dem Wetter hatte sie auch viel gemeinsam. Wurden irgendwo Schienen repariert, gingen sie anderswo schon wieder kaputt. Das hörte nie auf. Aber Sven schickte seiner Tochter Lisa immer wieder Pakete. Kaspar bekam nie ein Paket von seinen Eltern. Wer mit dem Elend der Welt zu tun hatte, hatte für so was wohl keine Zeit. Mia, Lisas Mutter, war ziemlich rundlich und stand meistens in der Küche und backte Zimtschnecken und Pfannkuchen und solche Sachen.

Lisa kam auf die Haustreppe heraus.

»Wir gehen zum Lövtjärn«, sagte Kaspar. »Kommst du mit? Dann können wir baden.«

»Gern«, sagte Lisa.

Hinter Lisas Haus fing der richtige Wald an. Die Birken verschwanden, dunkle Tannen und knorrige Kiefern reckten sich in den Himmel. Es gab viele Steine und Moos. Die Wurzelteller der umgestürzten Bäume spreizten ihre Wurzeln wie große schwarze Spinnen. Kaspar hielt sich näher an Großvater, natürlich nur ganz unauffällig, damit Lisa es nicht merkte.

Sie merkte es aber trotzdem, und um ihn zu ärgern, rannte sie voraus in den dichten Wald.

»Achtung, hier gibt s Trolle!«, schrie sie. »Und den bösen Waldmörder!«

Lisa war zwei Jahre älter als Kaspar. Sie hatte lange kastanienbraune Haare und große dunkle Augen, in die man auf keinen Fall zu lange schauen durfte. Das war lebensgefährlich. Kaspar schaute Lisa nie länger als zehn Sekunden in die Augen, allerhöchstens zehn Sekunden, denn danach breitete sich ein Gefühl von wohliger Lebensgefahr im Körper aus, und man bekam heiße Backen. Lisa lächelte bloß und konnte Kaspars Blick endlos lange festhalten. Irgendwie war es dann, als würde er in ihre Augen hineingezogen. Jedenfalls wurde ihm schwindelig, und er kippte fast um. Es war komisch, aber abgesehen davon war sie total in Ordnung. Lisa wollte Polizistin werden. Kaspar wollte so werden wie Großvater.

Einen Kilometer weiter oben im Wald lag still wie ein andächtiges Auge der See, eingefasst von smaragdgrünen Moorwiesen, aus denen ab und zu ein lustiges gelbes Grasbüschel herausschaute. Birger wohnte in einem Häuschen aus grob gezimmerten Balken und mit einem grün bemoosten Dach am Hang über dem See. Der Schornstein des Häuschens bestand aus einem Blechrohr, das mit Drahtseilen am Boden verankert war. Unten am Ufer lag Birgers Ruderboot am Steg. Auf der hinteren Bank waren drei rostige Reusen aufeinandergestapelt.

»Birger ist komisch«, sagte Lisa.

»Birger ist ein Künstler«, sagte Großvater.

Dann klopften sie an die Tür und traten ein.

»Hallo«, sagte Birger, ohne den Blick zu heben.

Er stand vor einer Staffelei und malte an einem großen Bild. Sein Blick wanderte zwischen dem Bild und dem Fenster hin und her. Jedes Mal, wenn er aus dem Fenster geschaut hatte, veränderte er irgendeine Kleinigkeit an dem Bild, voller Konzentration.

Die Aussicht durch Birgers Fenster war überwältigend. Der ganze See mit seiner geheimnisvollen schwarz glänzenden Oberfläche lag da. Seerosenbuchten und Moorufer breiteten sich aus, und in der Ferne hinterm Wald erhoben sich blaue Berge, alles eingefasst vom Fensterrahmen.

Birger starrte hinaus, schwieg und änderte noch eine Winzigkeit an dem Bild. Sein Gesicht war ziemlich flach, und seine Augen erinnerten an zwei Astlöcher in einem Bretterzaun. Er selbst schien hinter dem Zaun zu stehen und durch die Löcher hindurchzuspähen, erleichtert, dass er nicht auf der anderen Seite sein musste, aber gleichzeitig neugierig darauf bedacht, nichts zu verpassen, was sich dort abspielte.

»Malst du etwa immer noch am selben Bild?«, fragte Großvater.

»Ja«, antwortete Birger langsam. »Letzte Woche dachte ich, es wäre fertig, aber dann war plötzlich so ein heller Schimmer über dem Wasser, den ich vorher noch nie gesehen hatte, und da musste ich doch wieder weitermalen. Wenn sich alles ändert, wird eben auch nichts fertig.«

Kaspar schlich sich hinter Birger, schaute das Bild an und dann zum Fenster hinaus und dann wieder auf das Bild. Da war kein Unterschied. Es war, als wäre das Fenster mit der eingerahmten Aussicht aus der Wand genommen und auf die Staffelei gestellt worden.

»Dann wird das Bild also nie fertig«, bemerkte Großvater.

»Nein«, sagte Birger und sah konzentriert zum Fenster hinaus. »Das wird es wohl nicht.«

Seit zehn Jahren malte Birger schon an dem Bild, und er malte jede noch so kleine Veränderung draußen in der Natur. Wie draußen, so wechselten auch auf seinem Bild die Jahreszeiten. Im Frühling waren die Farben des Gemäldes zurückhaltend und zart, um im Sommer immer lebhafter zu werden. Im Herbst brannte das Bild in goldgelben und roten Tönen. Dann kam das Eis und bedeckte den See. Auch die Sonnenuntergänge mit ihren verschiedenen Farbspielen versuchte Birger auf der Leinwand festzuhalten - um sie am nächsten Tag gegen eine zauberhafte Morgenstimmung mit Dunst überm See auszutauschen. Jede Stunde hatte ihr eigenes Licht und ihre eigenen Schatten und verlieh dem See ein ganz besonderes Funkeln.

Und Birger malte, malte eine Schicht über die andere. Die Jahreszeiten überlappten sich auf dem Bild, Morgen- und Abendstunden, Sonne und Regen - die Farbschicht darauf war dementsprechend dick. Hätte man eine Röntgenaufnahme von dem Bild gemacht, wäre der See darauf hundertfach zu sehen gewesen, aber jedes Mal anders. Und man hätte sehen können, wie die Bäume rings um den See im Laufe der Jahre in die Höhe gewachsen waren.

Im ganzen Haus hing der schwere Geruch nach Ölfarbe.

»Nimm dir ein Bier!«, sagte Birger und deutete mit dem Pinsel auf die Speisekammer. »Es sind nur noch ein paar Pinselstriche.«

Doch da zog ein Windstoß über den See und kräuselte die Wasseroberfläche. Und Birger kräuselte die Wasseroberfläche auf seinem Bild.

»Und warum malst du nicht viele verschiedene Bilder?«, fragte Großvater, als er sich an den Küchentisch setzte und sein Bier öffnete.

»Das hab ich mich auch schon gefragt, aber das hier will ja einfach nicht fertig werden.«

Als die Wasserkräuselung auf seinem Bild genauso aussah wie die draußen vor dem Fenster, legte sich der Wind, und der See war wieder glatt und glänzend. Da wurde Birger wütend, holte sich ein Bier und setzte sich an den Tisch.

Großvater erzählte ihm von seinem Bendix-Eclipse, der den Geist aufgegeben hatte, obwohl er erst dreißig Jahre alt war. Jetzt werde er wohl für den Rest seines Lebens rudern müssen, und das sei ungerecht.

»Auf seine alten Tage sollte man nicht rudern müssen«, sagte Großvater.

Birger sagte, er hasse Motoren, die machten bloß Lärm und Qualm.

Dann unterhielten sie sich über alte Zeiten, über Leute, die gestorben, und Leute, die geizig waren - und meistens waren die Verstorbenen auch geizig gewesen. Kaspar und Lisa gingen hinaus, um in Birgers Komposthaufen nach Würmern zu graben.

Im Schatten unter Birgers Boot standen die Barsche in einer Reihe im Wasser. Kaspar und Lisa setzten sich auf den Steg. Kaspar spießte einen Wurm auf den Haken und senkte die Angelschnur direkt am Bootsrand ins Wasser. Einer der Barsche war sehr viel größer als die anderen, den wollte Kaspar fangen. Die Barsche bewegten ihre Flossen träge hin und her, wie um das Gleichgewicht zu halten. Die kleineren Barsche ahmten den großen in allem nach. Wenn er sich ein wenig nach vorne bewegte, folgten ihm die anderen, zog er...
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Autor

Mikael Engström, geboren 1961, begann seine Schriftstellerlaufbahn mit Erzählungen für jüngere Kinder. Seine Jugendromane >BrandoSteppoIhr kriegt mich nicht!Kaspar, Opa und der MonsterhechtDIE ZEIT