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Die Zeit der Kraniche

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
500 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am13.07.20184. Auflage
Zeiten des Aufruhrs.

Nach dem dringlich herbeigesehnten Ende des Krieges besetzen die sowjetischen Truppen das Land. Viele Gutsfamilien verlassen ihre Heimat und ziehen in den Westen. Auch Gebhards Brüder und seine Mutter. Er jedoch kann sich einfach nicht dazu entschließen, das Land seiner Väter zu verlassen. Dann wird er denunziert und verhaftet. Frederike droht das gleiche Schicksal. In letzter Sekunde schafft sie es zu fliehen - aber wird ihr ein Neuanfang gelingen? Und was ist mit Gebhard?

Der Abschluss der großen Ostpreußen-Saga von Bestsellerautorin Ulrike Renk.



Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.

Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZeiten des Aufruhrs.

Nach dem dringlich herbeigesehnten Ende des Krieges besetzen die sowjetischen Truppen das Land. Viele Gutsfamilien verlassen ihre Heimat und ziehen in den Westen. Auch Gebhards Brüder und seine Mutter. Er jedoch kann sich einfach nicht dazu entschließen, das Land seiner Väter zu verlassen. Dann wird er denunziert und verhaftet. Frederike droht das gleiche Schicksal. In letzter Sekunde schafft sie es zu fliehen - aber wird ihr ein Neuanfang gelingen? Und was ist mit Gebhard?

Der Abschluss der großen Ostpreußen-Saga von Bestsellerautorin Ulrike Renk.



Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.

Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841214492
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum13.07.2018
Auflage4. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten500 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2346 Kbytes
Artikel-Nr.2392669
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

Mansfeld, Oktober 1944

Frederike hielt die Andacht am frühen Morgen, obwohl sich ihr Magen schmerzhaft zusammenkrampfte. Nachdem sie das Vaterunser gesprochen hatte, schaute sie in die Runde. Die Leute, wie die Bediensteten des Guts genannt wurden, sahen genauso angespannt aus wie sie.

»Wat soll nun werden?«, fragte Lore, die Köchin, leise, nachdem die meisten Angestellten und die drei BDM-Mädchen das Zimmer verlassen hatten.

»Wir müssen zusammenhalten«, sagte Ursa Berndt, Gebhards Sekretärin. »Sie werden sicherlich bald zurückkommen.«

»Das hoffe ich«, murmelte Frederike. »Das hoffe ich sehr.« Dann straffte sie die Schultern. »Es hilft ja nichts - die Arbeit muss getan werden. Lassen Sie uns jetzt einfach so weitermachen wie immer und die Mahlzeiten besprechen«, sagte sie zu Lore. »Vorher muss ich noch schnell mit Pirow reden. Und auch mit Dannemann.«

Eigentlich hätte Gebhard, Frederikes Mann, die Andacht halten sollen, so wie er es jeden Morgen tat. Doch gestern waren er und seine Mutter von der Gestapo abgeholt und nach Potsdam gebracht worden. Jemand musste sie denunziert haben, ihnen wurden staatsfeindliche Einstellung und das Verbreiten von Fremdnachrichten vorgeworfen. Als Erstes war Heide zu Mansfeld auf Gut Leskow verhaftet worden, jemand hatte Gebhard angerufen und ihn vorgewarnt. In aller Eile hatte Frederike das zweite Radio, mit dem sie die Nachrichten der BBC gehört hatten, aus dem Kartoffelkeller geholt und es Lore gegeben, damit sie es versteckte.

Es gab keine Beweise für Gebhards und Heides staatsfeindliches Verhalten, aber Beweise waren in der jetzigen Zeit auch nicht mehr nötig. Das Wort eines Nationalsozialisten reichte.

»Es war sicherlich dieser Hittlopp«, flüsterte Fräulein Berndt Frederike zu, während sie in den kleinen Salon gingen. Dorthin hatte Ilse, das Hausmädchen, schon das Tablett mit dem Kaffee gebracht. In einer halben Stunde würde es das erste Frühstück geben, aber Frederike trank für gewöhnlich zusammen mit Ursa und Gebhard schon eine erste Tasse nach der Andacht, bevor sie dann alle ihrem Tagesgeschäft nachgingen. Natürlich gab es kaum noch echten Kaffee, aber Lore war sehr erfinderisch, wenn es um Rezepte für Ersatzkaffee ging. Sie röstete Wurzeln, Kastanien, Bucheckern, sogar Kartoffelschalen. Dann wurde alles gemahlen und mit Wasser aufgebrüht. Man musste diesen Kaffee sehr heiß und mit etwas Zucker trinken, sonst war er zu bitter.

Frederike nahm sich eine Tasse, blickte auf den nun leeren Sessel, auf dem sonst ihr Mann Platz nahm, und ging zum Fenster. Man konnte das erste Morgenlicht nur erahnen, noch lagen Ruhe und der herbstliche Morgennebel über dem Park. Die Nebelschwaden tanzten auf der Stepenitz, dem kleinen Flüsschen, das sich am Burghof vorbei und durch die Stadt schlängelte. Erst in einer Stunde würde die Sonne aufgehen und ihr goldenes Licht auf die rotgefärbten Blätter der Bäume gießen. Es würde ein warmer, angenehmer Herbsttag werden, dennoch fröstelte Frederike. Nicht zum ersten Mal war ihr Mann, Gebhard zu Mansfeld, verhaftet worden. Er hatte sich nie verbiegen lassen, hatte sich lange gegen eine Mitgliedschaft in der NSDAP gewehrt. Schließlich aber war er gezwungen worden, in die Partei einzutreten, sonst hätten ihm Brot und Wasser in einem Gefängnis gedroht, vielleicht sogar Schlimmeres. Gebhard war Gutsbesitzer durch und durch. Er führte sein eigenes Landgut, half seit dem Tod des Vaters seiner Mutter bei der Bewirtschaftung ihres Gutes und hatte darüber hinaus noch den Vorhof seines Bruders Caspar gepachtet. Caspar war Diplomat gewesen - allerdings war auch er ein Gegner des Führers und hatte bei der Septemberverschwörung mitgewirkt. Als er verraten wurde, konnte er im letzten Moment fliehen und lebte seitdem in Amerika. Sie hatten nur wenig Kontakt, und dies auch nur über sehr verschlungene Pfade.

»Der Baron wird wiederkommen«, sagte Fräulein Berndt leise und legte Frederike eine Hand auf die Schulter. »Ganz sicher kommt er wieder.« Die Worte sollten trösten, doch Frederike stiegen die Tränen in die Augen. Sie wandte sich ab, ihr war nicht wohl dabei, vor Ursa zu weinen.

»Ich lasse Sie für einen Augenblick alleine«, sagte die Sekretärin jetzt erschrocken. »Falls Sie mich brauchen ...«

»Ist gut, Ursa«, sagte Frederike. Sie biss sich auf die Lippe und seufzte erst laut auf, nachdem sich die Tür hinter Ursa wieder geschlossen hatte. Eigentlich ging sie nach der ersten Tasse Kaffee immer in die obere Etage zu den Kindern. Doch heute konnte sie das nicht. Wie sollte sie Fritzi, Mathilde und Klein Gebbi gegenübertreten? Was sollte sie auf ihre Fragen antworten? Die Kinder würden sich nach ihrem Vater erkundigen, würden wissen wollen, wann er und die Großmutter zurückkämen. Aber darauf hatte Frederike keine Antwort.

Sie spürte, dass Gebhard diesmal länger inhaftiert bleiben würde - bisher war er immer nach wenigen Tagen wieder entlassen worden. Und sie machte sich große Sorgen um Heide, ihre Schwiegermutter. Die aufrechte Dame aus altem preußischen Adel in einem Gestapogefängnis - das war einfach unvorstellbar.

Frederike nahm ihre Strickjacke, zog sie über und öffnete die Tür zur Veranda. Von hier aus führte eine Treppe in den hinter dem Haus gelegenen Park. Ein paar Kraniche stolzierten mit gemächlichem Schritt über die Wiese und schienen Frederike überhaupt nicht zu beachten.

Jedes Jahr im Frühjahr kamen Tausende Vögel in die Prignitz, um dann zu ihren Brutgebieten nach Skandinavien weiterzuziehen. Einige rasteten auch auf dem Rückweg im Herbst hier.

Eins der Männchen hob den Kopf, legte ihn in den Nacken und stieß seinen trompetenartigen Ruf aus. Frederike liebte die Vögel, aber nun schauderte sie - der Ruf klang wie ein Warnsignal.

Die Luft war feucht, aber noch nicht kalt. Es roch nach moderndem Laub, nach altem Gras, nach faulender Flora. Die wenigen Blumen, die noch im Garten wuchsen, waren fast alle verblüht. Nur die Heckenrose, die Frederike aus Sobotka mitgebracht hatte, blühte noch, so als wolle sie dem Herbst und drohenden Winter mit aller Macht trotzen.

Nachdenklich ging sie durch das mit kaltem Tau getränkte Gras bis zum Ufer der Stepenitz. Gebhard war inhaftiert, keiner wusste, wie lange die Gestapo ihn im Gefängnis behalten würde. Frederike drehte sich um, schaute auf das Gutshaus. 1936 hatte Gebhard den Witwensitz seiner verstorbenen Großmutter umbauen und renovieren lassen. Zwei Flügelanbauten hatte er hinzugefügt - genügend Platz für eine große Familie und die Leute. Am Wirtschaftsweg, der zum Betriebshof führte, lagen die Schnitterhäuser - die Gebäude für die Saisonarbeiter. Jetzt wohnten dort die Franzosen und einige Polen. In einer Scheune auf dem Wirtschaftshof waren Ostarbeiter untergebracht. Für sie galten andere, strengere Regeln als für die französischen Kriegsgefangenen.

Mit all diesen Dingen muss ich mich jetzt noch mehr beschäftigen, dachte Frederike seufzend. Jedenfalls so lange, bis Gebhard wieder aus der Haft entlassen werden würde.

Sie straffte die Schultern. Schon einmal hatte sie ein Gut alleine geführt - damals, als ihr erster Mann an Tuberkulose erkrankt war und dann starb. Es war ein großes Gut mit einer bedeutenden Pferdezucht in Polen gewesen. Dagegen war Mansfeld fast lächerlich klein. Aber es gab ja nicht nur Mansfeld, es gab auch noch Kleinwiesental und Leskow. Natürlich betreute Gebhard die Güter nicht ohne Hilfe - es gab ja die Verwalter. Fritz Dannemann auf Leskow und Nikolaus Pirow hier auf Mansfeld. Von nun an würde sie sich jeden Morgen erst mit den Verwaltern treffen und mit ihnen die Gutsbelange durchsprechen müssen, bevor sie den Haushalt regeln konnte.

Mit langsamen Schritten ging sie zurück zum Haus. Das nasse Gras quietschte unter ihren Schuhsohlen. Die Kraniche stolzierten ungerührt über die Wiese, pickten hin und wieder nach Weichtieren und kleinen Säugern und benahmen sich so, als wären sie hier die Herren. Ihr Anblick, das musste Frederike zugeben, war majestätisch und erhaben. Sie wünschte sich einen Hauch davon für sich selbst. Dann gab sie sich einen Ruck und beschleunigte ihre Schritte. Sie musste sich mit den Gutsbüchern vertraut machen, mit den Verwaltern sprechen und die Güter weiterführen. Den Kopf in den Sand zu stecken, war keine Alternative. Noch einmal sog sie die süße und frische Herbstluft ein, dann stieg sie die Stufen wieder empor.

Nikolaus Pirow, der Verwalter, stand schon in der Diele. Seit Jahren wohnte er mit seiner Familie im Verwalterhaus auf dem Betriebshof des Gutes und war mittlerweile ein Freund der Familie geworden. Er verstand sich fast blind mit Gebhard. Nun drehte er seine Mütze in den Händen, ohne Frederike anzusehen.

»Pirow«, sagte sie unsicher. »Sollen wir in das Büro meines Mannes gehen? Dort sind die Bücher. Ich habe sie noch nicht durchgesehen, und ich fürchte, ohne Ihre Hilfe wird das auch nichts.« Sie versuchte zu lächeln, was ihr gründlich misslang.

Pirow schüttelte den Kopf. »Das geht nicht«, sagte er mit brüchiger Stimme. Dann zog er ein Schreiben aus seiner Jackentasche und reichte es Frederike. »Ich bin eingezogen worden ... an die Front ...« Seine Worte waren kaum zu verstehen.

»Was?« Entsetzt nahm Frederike den Brief entgegen, hielt ihn in den zitternden Händen, strich ihn glatt, versuchte erneut, die Buchstaben zu fokussieren. Es gelang ihr nicht. »Bitte? Was soll das?«, flüsterte sie verstört.

»Es ist eine Generalstrafe für uns alle. Ich werde...
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Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.

Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de