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Lauter gute Absichten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am05.10.2017
Zum allerersten Mal auf Deutsch - Christopher Isherwoods Debütroman. Philipp Lindsay steht sich selbst im Weg. Der junge Mann aus gutem Londoner Hause fühlt sich zu Höherem berufen und scheitert doch ständig an seinen eigenen Ansprüchen und den Erwartungen seiner Familie. Unabhängigkeit sucht er erst als Künstler und dann als Geschäftsmann. Nach Afrika will er reisen und kommt doch nicht weiter als bis in die Arbeiterviertel Londons, wo er schließlich einen Zusammenbruch erleidet. In seinem ersten, stark autobiographisch geprägten Roman zeichnet Christopher Isherwood das Porträt einer Jugend zwischen den Weltkriegen. Den Werten der Väter, die sich noch ganz dem alten Empire verpflichtet fühlen, weiß diese Generation nichts abzugewinnen, neue Werte aber sind noch nicht gefunden. Auf ergreifende Weise erzählt 'Lauter gute Absichten' vom Niedergang der englischen Middle Class und den verzweifelten Versuchen eines jungen Mannes, den sozialen Konventionen einer untergehenden Welt zu entkommen.

Christopher Isherwood wurde 1904 in der Grafschaft Cheshire als Sohn eines englischen Offiziers geboren. Nach erfolglosen Studien der Geschichte und der Medizin in Cambridge und London ging er 1929 nach Berlin. Von 1942 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 lebte er im kalifornischen Santa Monica. Mit Werken wie Leb wohl, Berlin, A Single Man, Mr Norris steigt um und Praterveilchen zählt Christopher Isherwood zu den berühmtesten Schriftstellern seiner Generation.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextZum allerersten Mal auf Deutsch - Christopher Isherwoods Debütroman. Philipp Lindsay steht sich selbst im Weg. Der junge Mann aus gutem Londoner Hause fühlt sich zu Höherem berufen und scheitert doch ständig an seinen eigenen Ansprüchen und den Erwartungen seiner Familie. Unabhängigkeit sucht er erst als Künstler und dann als Geschäftsmann. Nach Afrika will er reisen und kommt doch nicht weiter als bis in die Arbeiterviertel Londons, wo er schließlich einen Zusammenbruch erleidet. In seinem ersten, stark autobiographisch geprägten Roman zeichnet Christopher Isherwood das Porträt einer Jugend zwischen den Weltkriegen. Den Werten der Väter, die sich noch ganz dem alten Empire verpflichtet fühlen, weiß diese Generation nichts abzugewinnen, neue Werte aber sind noch nicht gefunden. Auf ergreifende Weise erzählt 'Lauter gute Absichten' vom Niedergang der englischen Middle Class und den verzweifelten Versuchen eines jungen Mannes, den sozialen Konventionen einer untergehenden Welt zu entkommen.

Christopher Isherwood wurde 1904 in der Grafschaft Cheshire als Sohn eines englischen Offiziers geboren. Nach erfolglosen Studien der Geschichte und der Medizin in Cambridge und London ging er 1929 nach Berlin. Von 1942 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 lebte er im kalifornischen Santa Monica. Mit Werken wie Leb wohl, Berlin, A Single Man, Mr Norris steigt um und Praterveilchen zählt Christopher Isherwood zu den berühmtesten Schriftstellern seiner Generation.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455001259
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum05.10.2017
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2392689
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteWidmungKapitel EinsKapitel ZweiKapitel DreiKapitel VierKapitel FünfKapitel SechsKapitel SiebenKapitel AchtKapitel NeunKapitel ZehnKapitel ElfKapitel ZwölfKapitel DreizehnKapitel VierzehnKapitel FünfzehnKapitel SechzehnKapitel SiebzehnKapitel AchtzehnKapitel NeunzehnNachwortFußnotenImpressummehr
Leseprobe
Kapitel Eins

»Bei Wind aus Südwest wolltest du doch unbedingt Robben sehen.«

»Ach ja?« Allen hörte auf, an seiner Jackentasche zu nesteln, und fragte neugierig:

»Wieder deinen Freund den Bootsführer getroffen?«

»Ja. Wieso?«

»Dieser meteorologische Sachverstand.«

»Du glaubst wohl, ich merke von allein gar nichts.«

»Ach was.«

Im Hafenbecken lagen blaue Fischerboote. Allen sah sie im Glas eines gerahmten Stichs beim Fenster als opake Flecke gespiegelt.

Sir Cloudesley Shovell und seine Männer ertrinken zwischen Gilstone Rock und Retarrier Ledges, 1707. Die Kleckse schienen sich nicht zu bewegen, dabei schaukelten die Fischerboote auf und ab und hin und her, verdunkelten Böen das Wasser. Ein Gespinst aus Licht lag auf dem Hafenbecken und den fernen Gewässern der Meerenge. Lichtreflexe fielen in das Halbdunkel des Speiseraums.

»Ich kann mich noch erinnern, wie du gesagt hast: Im Zoo haben sie diese obszönen Namen: Milly und Gertie. «

»Es geht nicht um die Robben«, antwortete Allen und fing an, seine Pfeife zu säubern.

Philip fragte: »Sondern?«, nur damit das Gespräch nicht versandete. Wie bei einem Drachen, wenn Flaute herrschte, war hin und wieder ein kräftiger Ruck vonnöten. Ihm fiel noch ein Argument ein.

»Wir wären zu acht an Bord.«

»Zu neunt«, korrigierte Allen, »mit dem Bootsführer.«

»Und?«

»Und was?«

Licht zuckte über Philips Gesicht, auf dem sich die Haut schon leicht pellte. Der Sonnenbrand verlieh ihm etwas Gefälliges, beinah Attraktives. Aber vor dem dunkelblauen Himmel und den buschigen Palmen im Hotelgarten sah er in seiner Städtergarderobe pummelig und einigermaßen lächerlich aus. Oder anders gesagt: Die prächtigen Farben des Nachmittags wirkten neben ihm ursprünglich, unwirklich. Er lächelte gereizt.

»Und was soll das bitte für einen Unterschied machen?«

»Keinen.«

»Das heißt, du kommst mit?«

»Nein.«

»Warum nicht, wenn s doch keinen Unterschied macht?«

»Weil ich nicht möchte.« Allen gähnte gelangweilt.

»Blödsinn. Wenn du nicht mitkommen willst, dann doch wohl seinetwegen.«

»Wie du meinst. Dann eben seinetwegen.«

Philip seufzte und sagte mit einigem Aplomb:

»Ach, Allen, manchmal bist du einfach unmöglich, weißt du das?«

Außer ihnen war niemand im Speiseraum. Die anderen Gäste hatten entweder schon gegessen oder picknickten auf einer der kleineren Inseln. Im Haus war es ganz still. Die Flut war eingelaufen, mit trockenem Ton schlugen die Wellen gegen die Terrasse. Auf dem Schotter zankten sich die Möwen nach Hühnerart um die Essensreste, die der Kellner verstreute. Eine Bö ließ das Seil am grünen Fahnenmast knallen wie eine Peitsche. Der Wind frischte auf.

»In zwanzig Minuten legen sie ab.«

Allens Pfeife war jetzt sauber, er stopfte sie sorgsam, zündete sie an, paffte. Dann sagte er:

»Warum solltest du dich hiervon abhalten lassen?«

»Ach bitte, natürlich fahr ich mit. Bild dir bloß nichts ein.«

Allen sah aus dem Fenster und beobachtete, wie ein großer junger Mann in braunem Tweed um das Hotel gelaufen kam. Er war blond und rosig wie ein Kind. Auf der Terrasse war niemand außer ihm.

»Übrigens wird Oberst Page nicht dabei sein«, sagte Philip noch. »Er ist heute früh zu den Western Rocks aufgebrochen.«

»Ich frage mich«, sagte Allen, der noch immer zu dem jungen Mann sah, »ob das Verlangen, Papageitaucher beim Liebesakt zu fotografieren, als Sexualmanie klassifiziert werden kann.«

»Sollte es. Es hält seit zwanzig Jahren an.«

Der junge Mann runzelte die Stirn und verschwand.

»Ich gehe jetzt«, sagte Allen und stand unvermittelt auf.

»Wohin?«

»Ach, ganz egal. Erst mal raus hier.«

»Willst du s ihm nicht erklären?«

»Ich kann ihm erklären, was du willst, du musst mir nur sagen, was.«

Wozu wir überhaupt hierhergekommen sind, dachte Philip und war für einen Moment wütend.

Eine Generalstabskarte, ausgebreitet im Lampenschein, auf einer Tischdecke, in Allens möbliertem Zimmer. Menavawr. Inisvowels. Nornor. Ganilly. Hanjague. Meilenweit draußen im Atlantik. Ausgeschlossen, da begegnet einem keiner. Da kommen die nie drauf. Ein Plakat, im Bahnhof Warren Street, hatte sensorische und motorische Vorstellungen von Möwen hervorgerufen, hin und her, her und hin. Vom schmierigen Unrat des Paddingtoner Rangiergleises die trügerischen, überwältigenden Ausdünstungen fauligen Tangs. Mein Gott, wie phantastisch aber auch. Dazu drei Takte der Franck-Sinfonie. À Saint-Blaise, à la Zuecca. Können wir nicht sofort?

»Ach, was soll s. Wenn dich irgendwer versteht, dann Page.«

Als sie vom Speiseraum in die verschossene, sonnige Lobby traten, übermannte Allen ein Gefühl der Langeweile, wie Hunger oder Liebe, krampfte ihm den Magen zusammen mit allem, was darin war, sodass er sich ohnmächtig fühlte und krank.

 

Müßig schlenderten sie das Schmugglergässchen entlang, zwischen hohen Mauern, von denen Fuchsien ihre Köpfe herabhängen ließen, dann über den Pfad zum Kliff. Im Licht des Meeres umringten weißgetünchte und kümmerlich rosafarbene Häuschen die steinige, mit leeren Konservendosen, Grünzeug, zertrümmerten Körben und vermodernden Booten übersäte Schorre. Schwacher Rauch kräuselte über den Meereshorizont. Die Wiesen dahinter standen voller Goldlack und verdorrter Narzissen. Zwei Esel paarten sich, die Felsen warfen ihr lautes, monotones Iah zurück.

»Du verpasst das Boot«, sagte Allen.

»Du erwartest doch nicht allen Ernstes, dass ich allein fahre.«

»Warum nicht?«

»Erstens ist mir - jetzt - nicht mehr besonders daran gelegen. Außerdem wird man ja wohl noch« - Philip lächelte maliziös - »seine Meinung ändern dürfen.«

Dazu sagte Allen nichts. Ich hab doch beim Lunch ausdrücklich drum gebeten, dachte er. Was soll s, schade nur, weil wir uns mit Sicherheit streiten, wenn wir den ganzen Nachmittag zusammenbleiben.

Aber gerade jetzt sah Philip durch Zufall ein Bild. Er kniff für einen Moment die Augen zusammen, worauf Morning Point, Penninis Head und das Stück Atlantik dazwischen plötzlich eine verblüffende Komposition aus drei ineinander verhakten Dreiecken ergaben. Der Effekt verlangte eine entsprechende Technik. Farbauftrag mit Malmesser und Daumen. Wenige Arbeitsstunden; kühn, reizvoll, schlicht. Er konnte es kaum erwarten und versuchte, wie dumm aber auch, Allen seinen Einfall auseinanderzusetzen.

»Kannst du mir folgen?«

»Denke schon. Nur Blau, Grün und Grau.«

»Willst du sagen, die Idee liegt auf der Hand?«

»Nein. Das nicht, woher denn.«

»Was stimmt also nicht damit?«

»Ich habe nichts dergleichen behauptet. Im Grunde kann ich nichts dazu sagen, bis ich sehe, was du daraus machst.«

»Versteht sich. Das ist überhaupt das Schlimmste. Dass du den praktischen Teil des Ganzen nicht begreifst. Von der rein sprachlichen Warte aus lässt es sich eben nicht beurteilen.«

Allen dachte: Darauf steig ich ganz sicher nicht ein. Wär ne Schande, wegen Philips Klecksereien die Nerven zu verlieren.

Er sagte:

»Was macht deine Hafenansicht?«

»Ach die, wird verworfen, was sonst.«

»Was ist auf einmal damit?«

»Ich muss schon sagen, das sieht doch wohl jeder.«

»Du meinst, die Zeichnung ist misslungen?« [Warum bin ich heute bloß so gemein?] »Ehrlich, Philip, ich fand sie schön.«

»Weißt du, Allen«, Philip klang jetzt etwas freundlicher, »dafür, dass du so gescheit bist, hast du den schlechtesten Geschmack, der mir je untergekommen ist.«

»Ach ja? Kann sein. Aber von der rein sprachlichen Warte aus hat mich die Zeichnung angesprochen. Sie war außerordentlich, nun ja, interessant. Der weite, leere Vordergrund, und dann die Boote, wie zusammengefallene Zelte. Und der Steinpier sah aus, als wäre er an die Inseln dahinter angeklebt, ohne irgendeine räumliche Distanz zu suggerieren. Hat mich an dieses Bild von Matisse erinnert.«

Nur war dieser Vortrag, an einem Seitenblick auf Philip gemessen, durch und durch unangebracht. Allen setzte matt hinzu:

»Vielleicht war s doch nicht Matisse.«

»Ich nehme an« - Philip klang jetzt wieder gereizt -, »für dich ist ausgemachte Sache, dass nichts Interessantes dabei herauskommt.«

Jede weitere Nettigkeit hätte ihn gekränkt.

»Nichts sehr Interessantes«, sagte Allen bestimmt.

»Das dachte ich mir. Weißt du, genau dieses unglückliche Verlangen nach bizarren Dingen kommt dir ständig in die Quere. Was du interessant nennst, ist meist nur kurios oder Schlimmeres.«

»Und was du interessant nennst, wäre?« Allen hatte ein streitlustiges Lächeln aufgesetzt, unbewusst. Auch Philip, dem das nicht entgangen war, lächelte jetzt, aber der selbstironische Ton wirkte bemüht:

»Ich muss gestehen, ohne zu persönlich zu werden, ich kann mich begeistern für die - vielleicht könnte man sie die unverfälschten Dinge des Lebens nennen. Ich wende mich lieber Sujets zu, die in deinen Augen - allerdings bist du offenbar nicht aufrichtig genug, das zuzugeben - auf der Hand liegen, und gewinne diesen Dingen etwas ab. In deinem Sinne interessant zu sein ist ein Kinderspiel.«

»Und zu den unverfälschten Dingen des Lebens , denen du etwas abgewinnst, gehören?«

»Ach, du willst eine Aufzählung? Sagen wir so, ich scheue nichts. Man muss nur die...
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Autor

Christopher Isherwood wurde 1904 in der Grafschaft Cheshire als Sohn eines englischen Offiziers geboren. Nach erfolglosen Studien der Geschichte und der Medizin in Cambridge und London ging er 1929 nach Berlin. Von 1942 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 lebte er im kalifornischen Santa Monica. Mit Werken wie Leb wohl, Berlin, A Single Man, Mr Norris steigt um und Praterveilchen zählt Christopher Isherwood zu den berühmtesten Schriftstellern seiner Generation.