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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am18.07.2017
In Meisenhüttenstadt könnten das Chamäleon Kamilla und ihre Familie, die vor ihrem Besitzer geflohen sind, endlich zu Hause sein. Aber die Vögel, die dort leben, mögen keine Fremden und wollen sie nicht in der Baumstadt haben. Und dann verbreitet auch noch jemand fiese Gerüchte über Chamäleons! Gut, dass das Eichhörnchen Flix auf Kamillas Seite ist. Zusammen versuchen sie herauszufinden, wer hinter den Gerüchten steckt, und machen Meisenhüttenstadt gleichzeitig ein bisschen bunter.mehr

Produkt

KlappentextIn Meisenhüttenstadt könnten das Chamäleon Kamilla und ihre Familie, die vor ihrem Besitzer geflohen sind, endlich zu Hause sein. Aber die Vögel, die dort leben, mögen keine Fremden und wollen sie nicht in der Baumstadt haben. Und dann verbreitet auch noch jemand fiese Gerüchte über Chamäleons! Gut, dass das Eichhörnchen Flix auf Kamillas Seite ist. Zusammen versuchen sie herauszufinden, wer hinter den Gerüchten steckt, und machen Meisenhüttenstadt gleichzeitig ein bisschen bunter.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401806952
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum18.07.2017
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2398027
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.
Von Katzen und Seifenblasen

Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, aber es passiert wirklich: Papa, Konrad und ich hauen ab. Nicht zu fassen!

Ich habe mich hinter einem Gartenzwerg aus Plastik versteckt. Schlottere und zittere wie verrückt. Und Papa zerrt gerade an meinem kleinen Bruder Konrad, der zwischen zwei Blumenkästen festklemmt, und schimpft dabei leise vor sich hin.

»Ich hab dir doch gesagt, dass du drüberklettern sollst!«

Wir stehen auf der Balkonbrüstung der verlotterten Wohnung unseres ehemaligen Besitzers und müssen irgendwie runter in den Innenhof kommen. Und zwar ein bisschen plötzlich, wenn wir nicht wieder im Terrarium landen wollen!

Ich werfe einen kurzen Blick zurück zu dem Schiebefenster, das einen kleinen Spalt offen steht. Unglaublich, dass wir es tatsächlich geschafft haben, uns da durchzuquetschen und zu verduften.

»Kamilla, wo bleibst du denn?«, ruft Papa, der es mittlerweile geschafft hat, Konrad zu befreien. »Bist du bereit für den Abstieg?«

Vorsichtig luge ich über die Kante der Regenrinne und sehe zu, wie Papa und Konrad sich kopfüber das Regenrohr hinabtasten.

Sekunden später hänge ich selbst an dem kalten Rohr, schlinge vorsichtshalber noch meinen Schwanz um die Regenrinne und bewege mich dann Schrittchen für Schrittchen hinab. Passiert das alles hier tatsächlich?! Und was ist, wenn ich abrutsche?

Und dann sind wir plötzlich unten im Hof, alle drei. Es riecht nach Sommer, Kompost und kaltem Zigarettenqualm.

Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich mich um und versuche, etwas zu erkennen. Wenn man daran gewöhnt ist, dass immer der Fernseher läuft oder unser ehemaliger Besitzer Fred mal wieder vergessen hat, das Licht im Flur auszuknipsen, dann hat man keine Ahnung, wie dunkel es draußen sein kann! Zappenduster nämlich.

Konrad stapft erstaunlich mutig voran. Ab und zu stolpert er über eine Wurzel oder rennt gegen irgendwelche leeren Plastikkanister, die hier überall herumliegen.

Papa ist leider immer noch unglaublich nervös. Er hat solche Angst davor, dass unsere Flucht ein Fehler war! »Was für ein Stress«, flüstert er immer wieder. »Was für ein Wahnsinnsstress!«

Wir laufen Slalom um alte Stofftiere, um leere Kekspackungen und Limonadendosen. Ist dieses Grundstück denn nie zu Ende?

Da höre ich plötzlich ein Rascheln. Dann ein Knacksen, als wäre jemand auf einen dünnen Stock getreten.

Jede Schuppe auf meinem Rücken steht senkrecht in die Höhe und ich lausche angestrengt. Ist das die Katze? Hat die was mitbekommen? Oje. Ojeojeoje.

Konrad zieht den Kopf ein und sprintet los. Ich genauso. Und Papa keucht und prustet hinter uns, weil er den Sack schleppen muss, in den wir vorhin noch schnell unsere Sachen gestopft haben.

Als ich mich im Rennen zu ihm umdrehe, sehe ich auf einmal zwei riesige Augen im Dunkel aufleuchten.

Das muss die Katze sein! Die Katze mit den zwei verschiedenfarbigen Augen.

»Reeeeennt!«, schreie ich.

Wenn das überhaupt möglich ist, flitzen wir jetzt noch schneller. Wir haben bereits ein gutes Stück geschafft, aber plötzlich ragt ein riesiger Zaun vor uns auf. Schlitternd kommen wir davor zum Stehen.

Ich sehe hin und her, her und hin. Kein größeres Loch. Nichts. Verflixt!

»Zieht eure Kugelbäuche ein!«, schreit mein Vater. »Das schaffen wir!«

»Wir schaffen das!«, ruft auch Konrad.

Wir werfen uns auf den Bauch, machen uns so dünn wie Eierkuchen und kriechen durch die untersten Maschen auf die andere Seite des Zauns.

»Fröschchen? Konny? Alle Kämme noch dran?«, flüstert mein Vater und klopft dann auf den Stoffsack, um zu sehen, ob noch alles da ist.

Konrad schnauft.

Ich japse. An meinem Bauch ist eine dicke Schramme.

Am liebsten würde ich losheulen, aber dafür ist keine Zeit. Nichts wie weiter!

Aber wohin denn eigentlich? Darüber haben wir uns vorhin überhaupt keine Gedanken gemacht!

Also laufen wir erst einmal einfach geradeaus, immer weiter weg von Fred, der viel zu oft vergessen hat, uns zu füttern.

Langsam geht mir die Puste aus und ich keuche, als wäre ich schon hundert Jahre alt oder so. Weil Fred uns nur noch eingesperrt hat, sind wir ganz schön träge geworden.

Höchste Zeit, von ihm wegzukommen. Und natürlich von der Katze.

Besonders vor der Katze.

Nur nicht dran denken!

Wir flitzen immer weiter, bis meine Füße sich ganz aufgescheuert anfühlen. Auch Konrad schwankt schon vor Erschöpfung.

»Wie wär s, wenn wir auf irgendeinen Baum klettern?«, fragt mein Vater schließlich. »Uns ein bisschen ausruhen und überlegen, wie es weitergeht?«

»Ich will nach Hause«, murmelt Konrad.

»Das geht nicht, das weißt du doch«, flüstere ich. »Gute Idee, Papa!«, rufe ich dann.

Leider überqueren wir aber gerade den baumlosesten Parkplatz, den ich je gesehen habe. Gut, ehrlich gesagt ist das hier auch der erste Parkplatz, den ich je betreten habe. Ein einsamer Wohnwagen und ein paar überquellende Mülleimer sind alles, was ich im schwachen Licht einer Straßenlaterne erkennen kann.

Es ist ganz schön unheimlich hier. Gibt es nicht in manchen Städten Füchse und sogar Wildschweine?!

Eigentlich sind Konrad und ich für ein solches Erlebnis noch viel zu klein. Ich bin neun Chamäleonjahre alt und Konrad sieben. Und ich würde jetzt viel lieber ganz gemütlich an meinem Schlafseil hängen und irgendwas Schönes träumen.

Zum Glück lassen wir den Platz bald hinter uns und huschen durch eine Toreinfahrt. Wir müssen in einem Garten oder einem großen Park sein, denn ich spüre Gras, das an meinem Kugelbauch kitzelt.

Ein kleines Stück weiter wird der Untergrund fester und rauer und führt leicht bergauf. Vielleicht sind wir auf einer riesigen Baumwurzel gelandet und ⦠Peng!

Au. Das muss der Baum sein.

»Wollen wir es hier oben probieren?«, frage ich und reibe meine Nase, die vor Schmerz richtig pocht.

Mein Vater zögert, und das wundert mich gar nicht. Das Ding ist bestimmt verdammt hoch. Und wir wissen nicht, was uns dort oben erwartet.

»Gut«, sagt er schließlich.

»Wir brauchen wirklich eine Pause.« Wir fangen an zu klettern. Die ersten zwei Meter kriege ich noch gut hin, aber es wird schnell anstrengend. Meine Arme zittern wie verrückt, aber wenn ich jetzt loslasse, falle ich auf meinen Vater, der dicht unter mir am Stamm hängt. Also nichts wie weiter.

Plötzlich knalle ich mit dem Kopf gegen meinen kleinen Bruder, der sich über mir müde an die Rinde krallt und sich nicht mehr von der Stelle rührt.

»Ich bin total kaputt, Kamilla«, murmelt er.

Ich sehe hinauf in die dunkle Baumkrone, die ungefähr so weit entfernt wirkt wie die Milchstraße.

»Nur noch ein bisschen, Konrad. Wir können doch nicht hier auf der Wiese übernachten«, meint mein Vater müde.

Mein kleiner Bruder stöhnt auf, aber dann sehe ich, wie er sich ganz langsam wieder in Bewegung setzt.

Auf dem restlichen Weg nach oben müssen wir immer mal wieder eine Verschnaufspause einlegen. Richtig gemütlich ist das nicht, wenn man sich währenddessen an der kratzigen Baumrinde festkrallen muss und es unter einem metertief nach unten geht. Aber trotzdem kommen wir langsam voran.

Irgendwann ziehen wir uns alle mit einem kräftigen Klimmzug auf einen dicken Ast und lauschen dem sanften Rauschen der Blätter.

Uff. Erst mal tief durchatmen. Und nur nicht dran denken, dass dieser Baum wahrscheinlich genauso hoch ist wie Freds Haus.

Hoffentlich können wir erst mal hier oben bleiben! Den Abstieg stelle ich mir richtig fürchterlich vor.

Nachdem wir kurz verschnauft haben, schleichen wir langsam und vorsichtig den Ast entlang. Ein Fuß hinter dem anderen. Drei Chamäleons im Gänsemarsch.

»Hier ist ein Strohballen!«, ruft Konrad plötzlich und mein Vater und ich balancieren vorsichtig in seine Richtung.

Der Ast wird breiter und der Strohhaufen wirkt trocken und ganz gemütlich. Ich klopfe ein bisschen an dem Haufen herum und entdecke ein Loch in der Strohwand, gerade groß genug für uns, um uns hindurchzuquetschen.

Ich will nur noch eines: schlafen. Tagelang schlafen.

Papa und Konrad scheint es ähnlich zu gehen. Also zwängen wir uns in die Strohkugel, einer nach dem anderen. Die Halme kitzeln mich am Hals und knacksen leise.

Drinnen werfen Konrad und Papa sich sofort auf den Boden und schnarchen und schnaufen schon vor sich hin, noch bevor ich »Dreihornchamäleon« sagen kann.

»KKKrrrhcccchhhh«, macht mein Vater, der manchmal eine üble Schnupfennase hat.

»GGGGnnnch«, macht Konrad.

Ich schaue hinauf in den blinkenden Sternenhimmel und höre, wie weit weg ein Motor aufheult.

Und dann sehe ich, wie die Katze mit...
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