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Die Mordblume

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
190 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am30.06.20171. Auflage
Als Detektiv Green die kauzige Orchideenzüchterin tot in ihrem Gewächshaus findet, ahnt er nicht, daß ausgerechnet die seltene Mondblume den Schlüssel zu diesem Mord liefern soll. Und dann entdeckt er einen Abgrund von Haß, Intrige und Rache ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

John Beverley Nichols (1898-1983) war ein britischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Er schrieb eine Reihe von Krimis, Kinderbüchern, Romanen und Kurzgeschichten, veröffentlichte aber auch Sachbücher zu Themen wie Politik, Reisen und der Gärtnerei.
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Produkt

KlappentextAls Detektiv Green die kauzige Orchideenzüchterin tot in ihrem Gewächshaus findet, ahnt er nicht, daß ausgerechnet die seltene Mondblume den Schlüssel zu diesem Mord liefern soll. Und dann entdeckt er einen Abgrund von Haß, Intrige und Rache ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

John Beverley Nichols (1898-1983) war ein britischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Er schrieb eine Reihe von Krimis, Kinderbüchern, Romanen und Kurzgeschichten, veröffentlichte aber auch Sachbücher zu Themen wie Politik, Reisen und der Gärtnerei.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105618394
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum30.06.2017
Auflage1. Auflage
Seiten190 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1225 Kbytes
Artikel-Nr.2403509
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war eine unfreundliche Nacht. Südwest-England wurde von heftigem Wind und Regen gepeitscht; die See schlug brüllend an seine Küsten. Die Wetterkarte auf dem Fernsehschirm wirkte so bedrohlich, daß vernünftige Bürger ihre Apparate abdrehten und seufzend zu Bett gingen.

Nirgends aber war die Nacht dunkler und schrecklicher als über Dartmoor, und in keinem Teil Dartmoors war das Wüten so gewaltig wie vor den Mauern des Princetown-Gefängnisses. Sein kalter grauer Stein beantwortete Gewalt mit Gewalt. Es warf dem Sturm, der durch seine Türme pfiff, ein frohlockendes Echo entgegen, als fordere es ihn heraus, die elenden, in seinem Inneren schmachtenden Männer zu retten. »Befreie sie, wenn du kannst!« So schrien die Türme in den Aufruhr der Elemente hinaus, und sie schrien es so deutlich, daß es manchen der Männer, die dort drinnen auf grauen Wolldecken saßen und auf eine Reihe schwarzer Eisenstäbe starrten, bis ins Mark hinein fror. Aber für einen dieser Männer bedeutete der Wind nicht schaurige Kälte, sondern Herausforderung. Denn er war der Welt der grauen Wolldecken, weißen Mauern und schwarzen Eisenstäbe entronnen - auf Kosten allerdings eines scharlachroten Flecks, der sich vom Schädel des von ihm ermordeten Wärters ausbreitete. Der Mann stand auf der Brustwehr und trank den Wind in großen Schlucken wie starken, eiskalten Wein, was er für ihn ja auch wirklich war: der Wein der Freiheit. Ein Mann vermochte alles zu tun mit dem Wind als Freund, mit dem Wind und der Dunkelheit. Er konnte die Welt bekämpfen, er konnte dem Himmel Trotz bieten, er konnte sogar fliegen.

Der Mann atmete noch einmal tief und schloß die Augen. Für eine Sekunde entschlüpfte ein bleicher, seltsamer Mond den Wolken, um einen Blick auf die Erde zu werfen. Sein weißes Licht beschien ein breites, brutales Gesicht unter flammend rotem Haar; denn nicht einmal die Gefängnisschere hatte Kupfer-Jack seine Haarfarbe rauben können.

Ein gewaltiger Windstoß fuhr über das Tal hin. Er befahl dem Manne: Jetzt oder nie! Mit dem Wind zum Freund ...

 

»Du meine Güte«, murmelte Mr. Green vor sich hin. »Man hat aber auch nie einen Augenblick Ruhe.«

Er saß im Schankraum des Gasthofes zum »Greyhound«, im Dorfe Moreton Fallow. Es war fast elf Uhr; die letzten Gäste waren schon lange gegangen. Er hatte sich gefreut auf eine friedliche halbe Stunde am Feuer, um sein Bier schlürfen zu können und im Blatt der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft einen Artikel über neue Forschungsergebnisse hinsichtlich der tropischen convolvulus zu lesen. Dann hatte das Telefon geklingelt, und nach einem kurzen, atemlosen Gespräch war Ivy, die Kellnerin, mit den Neuigkeiten hereingestürzt.

»Das nenne ich unerhört!« rief sie aus. »Schon der dritte in sechs Monaten, der ausgebrochen ist! Ein Mädchen kann ja nachts nicht mehr schlafen, wenn solche Dinge passieren.« Sie schenkte sich ein Gläschen Whisky ein. »Ich erlaube mir das sonst nicht, so spät noch, aber wirklich ...« Sie leerte das Glas in einem Zug, und wartete, an ihrem hellblond gefärbten Haar zupfend, daß Mr. Green spräche. Er war gewiß nicht ein anregender Gesellschafter zu nennen, der komische, kleine, rundliche Mann mit dem fast kahlen Kopf und der Hornbrille. Dennoch, er war besser als niemand.

Mr. Green seufzte und legte das Buch weg. »Wurde der Name des entflohenen Sträflings genannt?«

»Jawohl. Jack Borley soll er heißen. Und sie sagten, er werde Kupfer-Jack genannt, weil er ein Rotkopf sei.« Sie schauderte.

»Haben Sie schon von ihm gehört?«

Mr. Green lächelte leicht. »Ja«, antwortete er, »ich habe schon von ihm gehört.«

Kupfer-Jack! Der Bandenführer im Falle der Bessingham-Diamanten vor sieben Jahren. Ja, Mr. Green hatte allerdings von ihm gehört, hatte man doch damals den Mann hauptsächlich durch seine, Mr. Greens, glänzende Schlußfolgerung zu fassen gekriegt, obschon die Polizei nicht imstande gewesen war, ihm den Mord nachzuweisen, den er zweifellos begangen hatte. Kein Geselle, dem man in einer solchen Nacht gerne begegnete, besonders da Kupfer-Jack ein gutes Gedächtnis besaß und geschworen hatte, Mr. Green zu erledigen, sobald er wieder »draußen« sei.

»Glauben Sie, er kommt hierher?« fragte Ivy.

»Ich denke nicht.«

»Er könnte aber. Es ist ja nur zwanzig Kilometer bis hierher. Vielleicht ist er schon in dieser Minute auf dem Weg. O Gott, es ist einfach nicht gerecht, so leben zu müssen!«

Mr. Green entgingen die Anzeichen von Hysterie nicht.

»Ich habe nicht das Gefühl, daß wir uns allzu große Sorgen zu machen brauchen«, entgegnete er sanft. »Ein Mann auf der Flucht wird sich kaum in dieses Dorf wagen. Er wird sich viel eher an unbewohntes Gelände halten, bis er das Moor hinter sich hat.«

»Das stimmt«, gab sie zu. »Man kann aber trotzdem nie wissen. Sie müssen nicht denken, daß ich um mich selbst besorgt bin. Ich sorge mich um Mrs. Keswick da oben.« Sie zeigte zur Decke hinauf.

»Ist das die Frau des Wirtes?«

»Jawohl. Sie erwartet ein Kind. Ihr erstes!«

»Du meine Güte!« (Nie einen Augenblick Ruhe!)

»Es kann jetzt jede Minute soweit sein.«

Wie um ihre Worte zu bestätigen, stieß ein Mann die Tür auf und kam herein. Er war groß und gut gewachsen, hatte die in Devonshire übliche rötliche Gesichtsfarbe, die auf strahlende Gesundheit deutet. Er befand sich in einem Zustand hochgradiger Erregung.

»Gott sei Dank sind Sie noch hier, Ivy«, begann er.

»Ist sie ... hat sie ...?«

»Nein. Immer noch gleich. Aber ich kam herunter, um Sie zu bitten, sie ja nichts merken zu lassen von den Geschehnissen draußen.«

»Wo denken Sie hin!«

»Tut mir leid, Ivy. Ich bin aufgeregt, das ist´s.« Dann bemerkte er Mr. Green in seiner Ecke.

»Oh, Verzeihung! Ich dachte, Sie wären zu Bett gegangen.«

Der junge Mann trat nun zu Mr. Green ans Feuer. »Kein großartiges Willkommen in Dartmoor, fürchte ich, Sir. Werden Sie lange hierbleiben?« Er sah, wie sich Mr. Greens Augenbrauen ganz leicht hoben. »Entschuldigen Sie, Sir. Geht mich nichts an. Ich bin heute recht verwirrt.«

Mr. Greens Augenbrauen senkten sich wieder. Er war ein freundlicher kleiner Mann, und es wurde ihm plötzlich bewußt, daß er nicht sehr entgegenkommend war.

»Aber natürlich geht es Sie etwas an«, antwortete er. »Nein, ich denke nicht, daß ich lange bleiben werde. Es hängt von dem Betragen einer gewissen Blume ab.«

Zu Mr. Greens Überraschung gab der junge Mann kein Zeichen des Erstaunens. Er nickte nur. »Das wird die Mondblume sein, nehme ich an. Oben in Candle Court.«

»Ja. Um sie zu sehen, bin ich hierhergekommen. Also haben auch Sie schon von ihr gehört?«

»Oh, jedermann hier in der Gegend hat von ihr gehört. Es stand eine ganze Menge darüber in den hiesigen Zeitungen.« Er beugte sich über den Schanktisch und reichte Mr. Green eine Zeitung. »Das steht in der Devon Gazette von heute morgen.«

Mr. Green las:


GEHEIMNISVOLLE BLUME IN CANDLE COURT

1000 £ pro Same

Wird die Mondblume blühen?


Das große Gewächshaus in Candle Court, dem Wohnsitz der begüterten Mrs. Faversham, bildet den Hintergrund zu einem spannenden Schauspiel. In den nächsten Tagen wird sie erfahren, ob ihr größtes Wagnis von Erfolg oder von Mißerfolg gekrönt sein wird.

Wie die Leser der Devon Gazette wissen werden, war es Mrs. Faversham, die vor bald einem Jahr die Expedition ins Gebiet des Uruguay-Flusses zur Auffindung der »zauberhaften Mondblume«, einer Abart der riesigen tropischen convolvulus, finanzierte. Die Expedition, die über 12000 £ gekostet haben soll, stand unter der Leitung des berühmten Botanikers Hilary Scole. Vor sechs Wochen, am Abend vor Weihnachten, kehrte Mr. Scole nach England zurück und brachte dreizehn Samen der exotischen Pflanze mit - zu 1000 £ der Same. Der Transport der Samen erfolgte in einem eigens dafür konstruierten Schränkchen, in dem die Temperatur durch einen Thermostat kontolliert wurde. An Weihnachten wurden sie im Gewächshaus, das schon so manche aufsehenerregende Versuche in der Pflanzenzucht gesehen hat, ausgesät.

Die Devon Gazette ist im Besitz der Exklusivinformation, daß wenigstens einige der Samen gekeimt und lange, kriechende Stengel getrieben haben, deren Blätter von einem so dunklen Grün sind, daß sie beinahe schwarz wirken. Noch hat jedoch keine der Pflanzen geblüht. Bilden sie innerhalb der nächsten Wochen keine Blüten, so besteht keine Hoffnung mehr auf das Gelingen des Versuches.

Die Tatsache, daß der Ehrenwerte Hilary Scole für morgen in Candle Court erwartet wird, gibt Anlaß zu der Vermutung, daß die Mondblume mit ziemlicher Sicherheit blühen wird.

 

»Du meine Güte!« murmelte Mr. Green. »Hoffentlich hat die Devon Gazette recht.«

Der junge Mann nickte. »Tausend Pfund für einen einzigen Samen! Ich hätte nichts dagegen, ein Paket voll davon zu haben. Kennen Sie die alte Dame, Sir?«

»Nur flüchtig.«

Er setzte sich näher ans Feuer. Er fragte sich, ob überhaupt jemand Mrs. Faversham besser kannte als »nur flüchtig«. Vor zwanzig - oder fünfundzwanzig? - Jahren, als sie in London glänzende Gesellschaften zu geben pflegte, hatte er ihr einmal einen Dienst erwiesen. Es ging um einen Juwelendiebstahl, der alles andere als erfreulich war: Es hatte nämlich der starke Verdacht...
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Autor

John Beverley Nichols (1898-1983) war ein britischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Er schrieb eine Reihe von Krimis, Kinderbüchern, Romanen und Kurzgeschichten, veröffentlichte aber auch Sachbücher zu Themen wie Politik, Reisen und der Gärtnerei.