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Zwischen Liebe und Leid

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
318 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am03.08.20171. Auflage, Digital Original
**Weil Liebe nur eine Antwort kennt** Lange hat Sunrise Garcia auf den Tag gewartet, der ihr Leben für immer verändern wird. Als sogenannte Hoffnungsträgerin steht sie kurz davor, sich einen Platz in der Oberschicht zu sichern. Ihr einziges Ziel: einen guten Beruf auszuüben und genug Geld zu verdienen, um ihre Familie aus der Armut des Sublevels, dem untersten Stockwerk des Raumschiffes, zu retten. Doch als sie dem Präsidentensohn Corvin Corvus begegnet, kann sie nur noch an seine sturmgrauen Augen denken. Aber Sunrise ist es verboten, ihren Gefühlen nachzugeben. Immerhin hängt die Zukunft ihrer gesamten Familie davon ab, dass sie einen kühlen Kopf bewahrt... Sandra Hörger bezaubert wortwörtlich mit einem beeindruckenden Romanuniversum und lädt den Leser zum Träumen und Schwärmen ein. //Alle Bände der romantischen »SUBLEVEL«-Reihe:  -- SUBLEVEL 1: Zwischen Liebe & Leid  -- SUBLEVEL 2: Zwischen Reue & Revolte  -- SUBLEVEL 3: Zwischen Ehre & Exil -- Die SUBLEVEL-Trilogie: Alle drei Bände in einer E-Box!// Diese Reihe ist abgeschlossen.

Sandra Hörger schlüpfte schon als Kind ständig durch die geheimen Portale ihrer Fantasie. Nach dem Magisterabschluss und vielen Jahren als Drehbuchautorin, kehrt sie nun mit ihren Romanen in die Welt ihrer Träume zurück. Im realen Leben wohnt sie mit ihrer Familie in München.
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Produkt

Klappentext**Weil Liebe nur eine Antwort kennt** Lange hat Sunrise Garcia auf den Tag gewartet, der ihr Leben für immer verändern wird. Als sogenannte Hoffnungsträgerin steht sie kurz davor, sich einen Platz in der Oberschicht zu sichern. Ihr einziges Ziel: einen guten Beruf auszuüben und genug Geld zu verdienen, um ihre Familie aus der Armut des Sublevels, dem untersten Stockwerk des Raumschiffes, zu retten. Doch als sie dem Präsidentensohn Corvin Corvus begegnet, kann sie nur noch an seine sturmgrauen Augen denken. Aber Sunrise ist es verboten, ihren Gefühlen nachzugeben. Immerhin hängt die Zukunft ihrer gesamten Familie davon ab, dass sie einen kühlen Kopf bewahrt... Sandra Hörger bezaubert wortwörtlich mit einem beeindruckenden Romanuniversum und lädt den Leser zum Träumen und Schwärmen ein. //Alle Bände der romantischen »SUBLEVEL«-Reihe:  -- SUBLEVEL 1: Zwischen Liebe & Leid  -- SUBLEVEL 2: Zwischen Reue & Revolte  -- SUBLEVEL 3: Zwischen Ehre & Exil -- Die SUBLEVEL-Trilogie: Alle drei Bände in einer E-Box!// Diese Reihe ist abgeschlossen.

Sandra Hörger schlüpfte schon als Kind ständig durch die geheimen Portale ihrer Fantasie. Nach dem Magisterabschluss und vielen Jahren als Drehbuchautorin, kehrt sie nun mit ihren Romanen in die Welt ihrer Träume zurück. Im realen Leben wohnt sie mit ihrer Familie in München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646603040
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum03.08.2017
Auflage1. Auflage, Digital Original
Reihen-Nr.1
Seiten318 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3213 Kbytes
Artikel-Nr.2419614
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
RISE

Unsere Wohnung hat sieben Schlafzimmer - in einem Raum. Nein, ich wohne nicht im Domizil des Präsidenten. Zwanzig Quadratmeter Wohnfläche kann man nicht Domizil nennen, ebenso wenig wie man das harte Ding, auf dem ich jeden meiner Knochen spüre, als Bett bezeichnen kann.

Ich liege auf einer schmalen Bodenmatratze, die jetzt, um N-3, drei Stunden vor der Nachtabschaltung, eigentlich als Sofa dienen sollte. Dass ich sie als Bett benutze, signalisiert der aus Stofffetzen zusammengenähte Vorhang, der dieser Ecke ein wenig Intimität verleiht. Ohne den Sichtschutz wandelt sich die Matratze zur allgemeinen Sitzgelegenheit, durch den aufgehängten Flickenvorhang wird sie zur persönlichen Schlafstätte, so einfach ist das.

N-2:56. Der in die schmucklose Kunststoffverkleidung der Wand eingelassene Zeitanzeiger zählt der Stunde null entgegen.

Nicht mehr lange. Halt durch, Rise. Noch knapp drei Stunden, dann hast du's hinter dir.

Ein Knistern folgt meiner Bewegung, als ich mich zur Seite wälze. Ich schwitze. Nicht nur, weil man das auf Matratzen, die aus Recyclingfolien und geschreddertem Plastikmüll bestehen, immer tut, sondern auch, weil der entscheidende Moment näher rückt. Der Abschied.

Ein letztes Mal steht mir der Spießrutenlauf entlang der hoffnungsvollen Gesichter bevor. Mindestens eines von ihnen wird nicht mehr da sein, wenn ich in zehn Monaten zurückkehre. Egal wie sehr ich mich abhetze und anstrenge, ich werde es nicht schaffen, alle Mitglieder meiner Familie zu retten.

»Kchck! Kchck!«

Ein kehliges Husten nähert sich draußen auf dem Gang. Eve braucht nicht anzuklopfen. Man hört sie von Weitem.

Meine Mutter öffnet die Wohnungstür.

»Welkam«, grüßt sie im Sublevel-Slang - einem grammatikarmen Kauderwelsch, das schon auf der Erde den Massen zur Verständigung diente. Der Willkommensgruß weht den Gästen zusammen mit dem Festtagsduft von frisch geschmortem Fleisch entgegen. Mein Magen verkrampft sich, Übelkeit verätzt mir die Kehle.

Hinter Eve tritt ihr Mann Thank ins Apartment, gefolgt von den drei Söhnen. Aus dem allseitigen »Welkam«-Gemurmel sticht eine Stimme heraus - nicht wie eine geschliffene Stahlklinge, eher wie ein rostiger Nagel, in den ich mit bloßem Fuß trete. Ich zucke zusammen.

Die Stimme gehört Agri.

Meinem Verlobten.

Ich wünschte, ich könnte den Vorhang in eine Wand verwandeln, hinter der ich unerreichbar bleibe.

Unantastbar.

Der dünne Flickenstoff bewegt sich im Luftzug, als immer mehr Gäste den stickigen Raum zu füllen beginnen. Noch schützt mich das Tuch vor ihren Blicken.

N-2:41. Nicht mehr lange.

»Klinap, pliz. Itstaim«, bittet meine Mutter jenseits des Vorhangs. Ihre Aufforderung gilt meinen beiden kleinen Geschwistern. Sie sollen aufhören zu spielen, wir werden bald essen. Der sechsjährige Light und die zwei Jahre ältere Life sitzen auf dem Boden. Sie konstruieren Türme und Brücken, Meisterwerke der Statik, wenn man bedenkt, dass als Baumaterial nur ein Sammelsurium aus zerkratzten Blechnäpfen und Tassen zur Verfügung steht.

Unser Essgeschirr.

Light jammert. Dieses Mal nützt ihm sein Betteln nichts. Heute kann ... heute darf unsere Mutter nicht nachgeben. Ich erwarte, dass mein Bruder einen Wutanfall bekommt, stattdessen höre ich ihn lachen. Wahrscheinlich ist Life dazu übergegangen, eines ihrer berühmten Schmusetiere zu knoten. Sie kann absolut jedes Stück Stoff in ein knuffiges Fantasiewesen verwandeln.

Ich denke an den grauen Sockenbären, den sie mir vor zwei Jahren mitgegeben hat, und daran, wie meine Freundin Miriam wissen wollte, ob wir da unten denn kein echtes Spielzeug kennen. Miriam stammt von Ebene -8, aus der Nutztierhaltung. Guter, solider Mittellevel. Sie hat keine Ahnung. Meine Geschwister kennen Spielzeug. Viel zu gut. Sie halten die neuesten Erzeugnisse der Spielwarenindustrie in Händen, noch bevor diese überhaupt auf den Markt kommen. In den Fertigungshallen kleben, schrauben und nähen sie den ganzen Kram zusammen, der für die Oberen gedacht ist - für die Leute unter der Kuppel.

Draußen mehren sich die Stimmen. Nach und nach trifft die ganze bucklige Verwandtschaft ein. Warum sagt man das eigentlich so? Bucklige Verwandtschaft? In meinem Fall stimmt es jedenfalls. Sie schuften sich alle krumm; sie arbeiten sich kaputt, damit ich mir das Ticket hier raus leisten kann ...

Die Begrüßungen werden spärlicher. Unsere Gäste fangen an, sich zu unterhalten. Über mich. Worüber auch sonst?

Unaufhaltsam wie die Abwässer in den Fallrohren plätschern die Worte dahin. Das leise Murmeln schwillt zu einem Rauschen an. Ich gehe in all den Erwartungen, in den Mutmaßungen und Befürchtungen unter. Mein Brustkorb wird eng, zu eng, um zu atmen. Keine Luft! Ich bekomme keine Luft mehr!

Mit letzter Kraft klammere ich mich an ein Lachen, das meine Cousine Shine draußen bei den anderen von sich gibt.

Sie weiß noch nicht, was sie erwartet.

Sie ist erst sechs.

Ich bin siebzehn.

Der Vorhang wird ein wenig zur Seite geschoben. Meine Mutter streckt ihren Kopf herein. Ich blicke in das Gesicht, das meinem auf erschreckende Weise ähnelt: der gleiche goldbraun schimmernde Teint, die gleichen großen, dunklen Augen unter langen Wimpern. Lediglich die vom Alter faltige Haut und die silbernen Strähnen in ihrem schwarzen Haar unterscheiden uns.

Mom ist ich in alt, nach sechs Kindern von einem Mann, den sie nie geliebt hat. Wenigstens das wird mir erspart bleiben. Ich darf keine Kinder bekommen.

Liebe ...

Wie fühlt es sich an, mit jemandem zusammen zu sein, den man liebt? Schmetterlinge im Bauch ... Diese Vorstellung bleibt abstrakt. Ich habe noch nie einen echten Schmetterling gesehen. Niemand von uns hat das. Schmetterlinge gibt es nicht mehr.

Meine Mutter geht in die Hocke und streicht mir über den Kopf. Man könnte fast denken, die Berührung meine mich. Ich mache mir nichts vor. Wahrscheinlich bringt sie nur meine Frisur in Ordnung, denn meine Haare sind durch das Hin- und Herwälzen auf der Matratze elektrostatisch aufgeladen.

Kaum jemand aus meiner Familie sieht mich noch als eigenständiges, fühlendes Wesen. Das, was mich als Person ausmachte, wurde ausgelöscht, als man mich vor elf Jahren zur Hoffnungsträgerin bestimmte. Ich habe keine Träume. Keine Wünsche. Ich bin zwei Dutzend Träume - die verkörperte Zukunftsvision der dreiundzwanzig Menschen, die sich inzwischen in unserem Ein-Raum-Apartment versammelt haben. Schwitzende, schwatzende Leiber. Sie hocken dicht an dicht auf den Matratzen und auf dem Boden. Heute haben alle früher mit der Arbeit aufgehört. Morgen werden sie wieder schuften.

Ich nicht.

Ich steige heute Nacht in den VT, in den Vertikaltransporter.

Habe ich Glück gehabt?

Wenn ich Light und Life, Hope, Bloom und die anderen Kinder und Jugendlichen aus meiner Sippe sehe, bin ich mir nicht sicher. Ihr Leben ist eintönig und mühsam, doch es gehört wenigstens ihnen. Ich lebe nur für andere.

Ich bin auserwählt.

Meine Hand ballt sich um den Flickenvorhang zur Faust, dann ziehe ich das Tuch mit einem Ruck beiseite. Es fühlt sich an, als reiße ich mir jeden Fetzen Stoff vom Leib. Ich fühle mich nackt, entblößt bis auf die Knochen. Und dabei habe ich die schönste Kleidung an, die man derzeit hier unten bekommen kann: eine fast neue, dunkelblaue Retro-Jeans und ein Shirt, dessen strahlendes Weiß geradezu hinausschreit, dass es noch nie zuvor getragen wurde.

Stille empfängt mich. Alle starren mich an. Dann breitet sich ein Lächeln auf ihren Gesichtern aus. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.

»Kchck! Kchck!«

Eve kann ihr Husten nicht unterdrücken. Das harsche Geräusch bringt uns allen zu Bewusstsein, dass unsere Zeit abläuft. Als das geschäftige Reden und Rascheln, das Klirren der Münzen und das monotone Plop, Plop, Plop, mit dem die Geldstücke in die vorbereiteten Plastikröhren fallen, von Neuem einsetzt, bin ich direkt erleichtert.

Sozialkundler nennen die Zusammenkunft, die stattfindet, kurz bevor ein Hoffnungsträger zum VT eskortiert wird, das Fest. Blödsinn! Es mag vielleicht aussehen, als feierten wir, doch wir tun es nicht. Feiern verschwendet Ressourcen. Hier im Sublevel verschwendet man nichts. Keinen Atemzug. Meine Verwandten versammeln sich nicht, um zu feiern. Sie kommen aus einem anderen Grund.

Geld.

Dieses Jahr wird ein Großteil des Betrages, den meine Sippe zusammengespart hat, von meinem Onkel Sky einkassiert und nicht von meinem Vater. Nichtsdestotrotz hilft mein Vater so eifrig mit, als habe man ihn aufgefordert, sich für all die Jahre, die man ihn unterstützt hat, an einem einzigen Abend zu revanchieren.

Bislang bin ich die Einzige von unserer Familie, die schreiben und lesen kann, aber nun wird auch meine Cousine Shine die Schule besuchen. Dass zwei Kinder einer Sublevel-Sippe gleichzeitig in den Ausbildungslevel aufsteigen, das gibt es normalerweise nicht und das können wir uns auch nur deshalb leisten, weil ich für mein Abschlussjahr ein Stipendium erhalten habe.

Beste meines Jahrgangs. Das ist eine Sensation. Sublevler rangieren so gut wie nie unter den Besten. Wie auch? Unsere Mitschüler aus der Oberschicht werden schon im Krabbelalter auf Höchstleistung gedrillt. Ihr Vorsprung ist nicht einzuholen.

Ich habe es dennoch geschafft. Ich habe die Hoffnungen, die in mich gesetzt werden, weitgehend erfüllt. Jetzt muss ich nur noch das Abitur mit dem erforderlichen Notendurchschnitt...
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