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Die Dichterin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
554 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am14.11.20171. Aufl. 2017
Historisch, humorvoll, magisch - Merkle Riley! Im Paris des 16. Jahrhunderts blüht das Geschäft der Wahrsager, Alchimisten und Giftmischer. Auch Königin Katharina von Medici hat sich der Schwarzen Magie verschrieben und möchte mithilfe des Herrn der Wünsche ihre Rivalin, die Mätresse des Königs, loswerden. Doch das Kästchen fällt der jungen Dichterin Sibille Artaud de la Roque in die Hände. Sie hat ihre eigenen Wünsche - doch statt Glück gibt es Unheil und Verderben. Und nur der große Nostradamus weiß, wie der Fluch der geheimnisvollen Schatulle zu brechen ist ... Dieser historische Roman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel 'Die geheime Mission des Nostradamus' erschienen. Von Judith Merkle Riley, Autorin der erfolgreichen 'Margaret von Ashbury'-Trilogie.

Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.
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Produkt

KlappentextHistorisch, humorvoll, magisch - Merkle Riley! Im Paris des 16. Jahrhunderts blüht das Geschäft der Wahrsager, Alchimisten und Giftmischer. Auch Königin Katharina von Medici hat sich der Schwarzen Magie verschrieben und möchte mithilfe des Herrn der Wünsche ihre Rivalin, die Mätresse des Königs, loswerden. Doch das Kästchen fällt der jungen Dichterin Sibille Artaud de la Roque in die Hände. Sie hat ihre eigenen Wünsche - doch statt Glück gibt es Unheil und Verderben. Und nur der große Nostradamus weiß, wie der Fluch der geheimnisvollen Schatulle zu brechen ist ... Dieser historische Roman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel 'Die geheime Mission des Nostradamus' erschienen. Von Judith Merkle Riley, Autorin der erfolgreichen 'Margaret von Ashbury'-Trilogie.

Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732537242
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum14.11.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten554 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2425844
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel I

Paris, 1556

Gestrigen Tages Orléans verlassen. Gasthof Zu den drei Königen. Vermaledeites Gemäuer. Gasthof Zu den drei Räubern wäre ein ehrlicherer Name. Betten abscheulich. Frühstück, drei Sous. Ungenießbar. Hat mir die Eingeweide verknäuelt. Die Stadt selbst wird stark überbewertet. Griesgrämige Menschen. Hohe Preise. Zu viele Ketzer. Ein Horoskop für den Bischof erstellt. Habe den doppelten Preis genommen.

Paris durch die Porte St. Jacques betreten. Unweit der Rue de la Bûcherie blockierte mir eine unleidliche Studentenhorde von der medizinischen Fakultät den Weg. Wurden unhöflich, als ich sie aufforderte, die Straße freizugeben. Beschimpften meine Robe, die nicht die ihrer Fakultät war. Rufe, ich sei ein fremdländischer Kurpfuscher, Angebote für einen kostenlosen Aderlass und andere Dinge, die zu derb sind, um sie hier zu erwähnen. Wie immer sieht Paris rot beim Anblick von Roben studierter Doktores, nämlich denen unserer medizinischen Fakultät in Montpellier. Kriecher. Speichellecker von der theologischen Fakultät. Können doch nichts weiter als zur Ader lassen und abführen. Und die wagen es, den großen Paracelsus schlechtzumachen! Wir im Süden würden einen Absolventen dieser elenden Pariser Fakultät niemals herumpraktizieren lassen.

León soll meine Doktorrobe reinigen lassen.

Gasthof Saint-Michel in Paris. Mein Name. Ein gutes Omen für einen Gasthof. Saubere Bettwäsche. Abendessen, fünf Sous. Das Ragout passabel, der Wein verdient den Namen Essig.

Muss eine neue Ausgabe von Scaliger auftreiben. Und es mit Barbe Renault versuchen. Zweifellos überbewertet. Morel erzählt mir, dass Simeonis neue Weissagung vom Ende der Menschheit in einer großen Flut im Jahre 1957 zurzeit die große Mode sei. Simeoni ist ein Esel. Könnte nicht einmal das Ende des Monats vorhersagen. Wie lange dauert es noch, bis er bei der Königin in Ungnade fällt? Habe León zum Louvre geschickt, damit er dem Oberhofmeister der Königin meine Ankunft meldet.

Hier will man anscheinend einen Vorschuss auf meine Rechnung haben. Hat etwas mit fremdländischen Doktores zu tun, die bei Nacht und Nebel verschwinden. Morel angehen, ob er mir fünfzig Nobel leiht.

Gestern auf dem Weg seltsame Zeichen. Eine Schlange mit zwei Köpfen, die sich auf einem Stein sonnte. Wahrlich, die zweiköpfigen Kreaturen belagern mich. Das zweiköpfige Kind von Aurons, das zweiköpfige Kind von Senas. Die Zeit der blutigen Kirchenspaltung naht. Später am selben Tag Begegnung mit einer jungen Dame vom Lande in Trauer. Reiste mit einem hässlichen Hund in die entgegengesetzte Richtung. Albern, aufgeblasen, starrköpfig. Aber eine sonderbare Aura. Habe die schreckliche Vorahnung, dass sie für kurze Zeit die Zukunft Frankreichs in Händen halten wird. Grässliche Vorstellung. Schlecht geträumt. Mit Anael überprüfen.

Das geheime Tagebuch des Nostradamus

»Ihr«, so sagte der Fremde in der Robe eines Doktors mit viereckigem Hut, während er mich von Kopf bis Fuß musterte, »Ihr schreibt schlechte Gedichte.« Sein Blick war aufreizend, sein langer, grauer Bart von der Art, die Krümel fängt. Für eine Antwort war ich mir zu schade. Woher mochte er Kenntnis von meinen kleinen Seelenergüssen haben?, fragte ich mich, doch eine Unterhaltung mit diesem ungehobelten Klotz in aller Öffentlichkeit, das war weit unter meiner Würde. »Ihr klimpert auf der Laute, schreibt banale Etüden für das Spinett und verfasst ärgerliche Abhandlungen über die Natur«, fuhr er fort. »Eine Pfuscherin auf allen Gebieten, die der Versuchung nicht widerstehen kann, ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.«

»Wir sind einander nicht vorgestellt worden«, entgegnete ich so schneidend wie möglich, während ich den Becher mit dem übel schmeckenden Apfelwein neben mich auf die rustikale Bank stellte. Über uns in den Bäumen, in deren Schatten die Bänke standen, zwitscherten die Vögel. Hinter uns die Schänke am Wegesrand, eine strohgedeckte Bauernkate, die kaum von einem riesigen Heuhaufen zu unterscheiden war. Nur der Besen über der Tür kennzeichnete sie als Stätte der Rast. Selbiges trug sich im Sommer des Jahres 1556 zu, dem zweiundzwanzigsten Jahr meines Lebens und somit in einer Zeit, in welcher die Frische der Jugend schwindet, um den mageren Jahren einer möglicherweise langen Jungfernschaft zu weichen. Der Bauernjunge, der den Zügel meines Pferdes führte, tränkte das Tier am Trog und war zu weit entfernt, als dass ich ihn hätte rufen können. Gargantua, mein gescheckter Jagdhundwelpe, lag zu meinen Füßen, japste vor Hitze und ließ die lange, rosige Zunge aus dem Maul hängen. Ein nutzloser Hund, der selbst zum Bellen zu faul war. Wie sollte ich nur diesen irre redenden, alten Mann loswerden?

»Wir müssen einander nicht vorgestellt werden«, erwiderte der Fremde und musterte mich unter buschigen, weißen Brauen. »Ich kenne Euch bereits. Ich bin gekommen, um Euch zu beschwören, kehrt heim und lebt bei Eurer Familie, wie es sich für eine ehrbare Frau geziemt. Beide, Ihr und das Königreich, werden dabei besser fahren.«

»Ich habe keineswegs die Absicht«, sagte ich. »Außerdem ist es nicht möglich. Ich muss Orléans erreichen, ehe man die Tore vor Sonnenuntergang schließt.«

»Was Ihr getan habt, könnt Ihr nicht ungeschehen machen, aber es liegt in Eurer Macht, Kommendes abzuwenden. Kehrt heim, sage ich.« Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Angenommen, er redete nicht irre? Angenommen, er war ein Spitzel? Hatte er irgendwie den Grund für meine übereilte Flucht vom elterlichen Gut herausgefunden? Ich erhob mich jäh - allzu jäh -, wollte vor ihm fliehen, stieß jedoch den Becher um und verschüttete die Neige des Apfelweins auf den Saum meines Trauerkleides. Hastig bückte ich mich, um die Tropfen von der dunklen Wolle wegzuwischen und den Becher aus dem Staub zu heben. Mir war, als hörte ich ihn stillvergnügt lachen.

So wie die Spitzel, ehe sie zum bailli gehen, dachte ich. Sie lachen über ihre Opfer. Wirklich, es war nicht meine Schuld, dass ich Thibauld Villasse erschossen habe. Zugegeben, ich kannte sein Gesicht sehr wohl, schließlich war ich endlose Monate mit ihm verlobt gewesen, aber man bedenke, es war dunkel, und er war maskiert. Außerdem haben meine poetischen Bestrebungen und dazu noch feine Stickarbeiten kürzlich eine gewisse Kurzsichtigkeit bei mir bewirkt. Was hätte ich denn anderes tun sollen?

Ich muss jedoch gestehen, dass ich flüchtig Gewissensbisse verspürte, als sich der Rauch verzogen hatte und ich merkte, dass das Gesicht an der Fensterbank verschwunden war. Was für ein schrecklicher Sturz, o weh, hinunter auf den mondbeschienenen Hof, und das mir, die ich von Natur aus so ungemein zartbesaitet bin. Ei, ich kann nicht einmal einen Vogel aus dem Nest fallen sehen, ohne ihn wieder hineinzuheben. Außerdem trug ich Trauer um ihn, was der Welt zeigte, dass mir das Ganze leidtat. Es war eindeutig nicht ich, die Vaters arquebuse abgefeuert hatte, sondern die Hand des Schicksals. Und Schicksal kann man nicht ungeschehen machen.

Genau das sagte ich auch dem alten Doktor: »Man kann das Schicksal nicht ändern.«

»Demoiselle, ich habe diese ganze lange, ermüdende Reise nur unternommen, weil ich das Schicksal ändern will, und dem Reich zuliebe flehe ich Euch an, Ihr müsst heimkehren.«

»Und mir zuliebe muss ich weiterreisen. Ändert das Schicksal auf andere Weise.« Das Gesicht des Fremden lief hochrot an, er schnaubte vor Wut.

»Ihr eingebildete Jungfer, so wisset, dass mich große Könige für einen einzigen guten Rat mit Börsen voller Gold entlohnten.« Ich jedoch bin eine Artaud de la Roque, Beleidigungen vermochten es noch nie, mich umzustimmen. Ich blickte ihn also von oben herab an, eine meiner erfolgreichsten Übungen in Missachtung, da ich höher gewachsen bin als gewöhnliche Menschen.

»Dann geht hin und beratet sie. Ich tue, was mir beliebt.« Als ich mich zum Gehen wandte, wirkte er so niedergeschlagen, dass dieser aufgeblasene, alte Schaumschläger beinahe mein Mitleid erregte. Dem Akzent nach ein Mann aus dem Süden. Allesamt Aufschneider, diese Leute aus dem Süden. Der Doktor hier hatte ganz offenkundig zu viele Arzneien eigener Herstellung geschluckt, Könige, dass ich nicht lache.

»Bleibt, wartet ...«, bat er, und ich hielt inne. Er musterte mich vom Scheitel bis zur Sohle mit abschätzendem Blick. »Dennoch ... ja ... es könnte klappen. Doch hört auf meine Warnung: Hütet Euch vor der Königin der Schwerter.«

»Ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist«, entgegnete ich.

»O doch, das habt Ihr«, sagte er, als ihm sein Diener sein Reittier zuführte. »Damen wie Ihr legen doch ständig tarocchi.« Sein Diener trat herzu, und ich bemerkte, dass er nicht etwa einen Maulesel brachte, was für einen Doktor angemessen wäre, sondern königliche Postpferde. Der seltsame, alte Mann war...
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Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.
Die Dichterin