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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
655 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am13.06.20171. Aufl. 2017
Eine Frau folgt Gottes Plan: Margaret von Ashbury und ihre Vision England, 1355. Die Hebamme und Heilerin Margaret von Ashbury will ein Buch über ihr Leben schreiben - ein äußerst ungewöhnliches Vorhaben für eine Frau im Mittelalter. Als Analphabetin sucht sie sich einen Schreiber: Bruder Gregory, der Frauen für naturgegeben dumm hält und dies auch gerne kundtut - aber dringend Geld braucht. Doch was Margaret zu erzählen hat, berührt den Mönch: Ihr Glaube, Humor und ein Hang zu Pragmatismus haben ihr geholfen, die Große Pest und die Hexenverfolgung zu überleben. Und vor allem: Sie schreibt dieses Buch, weil Gott es ihr aufgetragen hat. Trotz seiner anfänglichen Ablehnung beginnt Bruder Gregory sich zu fragen: Ist es möglich, dass Gott, dessen Stimme er bislang vergeblich zu hören versucht, zu dieser Frau spricht? Humorvoll, authentisch und fesselnd geschrieben: Dieser historische Roman bildet den Auftakt der beliebten Trilogie über die fiktive Heldin Margaret von Ashbury und ihr faszinierendes Leben im Spätmittelalter. Von Judith Merkle Riley, Autorin des Bestsellers 'Die Hexe von Paris'. Die Margaret-von-Ashbury-Trilogie: Die Stimme. * Die Vision. * Die Zauberquelle. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.
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Produkt

KlappentextEine Frau folgt Gottes Plan: Margaret von Ashbury und ihre Vision England, 1355. Die Hebamme und Heilerin Margaret von Ashbury will ein Buch über ihr Leben schreiben - ein äußerst ungewöhnliches Vorhaben für eine Frau im Mittelalter. Als Analphabetin sucht sie sich einen Schreiber: Bruder Gregory, der Frauen für naturgegeben dumm hält und dies auch gerne kundtut - aber dringend Geld braucht. Doch was Margaret zu erzählen hat, berührt den Mönch: Ihr Glaube, Humor und ein Hang zu Pragmatismus haben ihr geholfen, die Große Pest und die Hexenverfolgung zu überleben. Und vor allem: Sie schreibt dieses Buch, weil Gott es ihr aufgetragen hat. Trotz seiner anfänglichen Ablehnung beginnt Bruder Gregory sich zu fragen: Ist es möglich, dass Gott, dessen Stimme er bislang vergeblich zu hören versucht, zu dieser Frau spricht? Humorvoll, authentisch und fesselnd geschrieben: Dieser historische Roman bildet den Auftakt der beliebten Trilogie über die fiktive Heldin Margaret von Ashbury und ihr faszinierendes Leben im Spätmittelalter. Von Judith Merkle Riley, Autorin des Bestsellers 'Die Hexe von Paris'. Die Margaret-von-Ashbury-Trilogie: Die Stimme. * Die Vision. * Die Zauberquelle. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732537204
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.06.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Reihen-Nr.1
Seiten655 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2387963
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel II

»Hoffentlich ist Euch nicht entfallen, was ich über die alten Griechen und Römer gesagt habe?«, fragte Bruder Gregory und blickte Margaret missbilligend an. Ein weltlicher Mann hätte kaum etwas an dem schlichten Kleid der Frau und der Art, wie sie sich gab, auszusetzen gehabt, doch Bruder Gregory legte in dieser Hinsicht strengere Maßstäbe an als die meisten Männer.

Verglichen mit seinem ungewöhnlich hohen Wuchs wirkte Margaret eher zu klein geraten als von mittlerer Größe. Sie war in ein Unterkleid aus schlichter grauer Wolle ohne Zierrat oder Schnürleibchen gekleidet; darüber trug sie ein Überkleid in dunklem Himmelblau mit einem Futter aus grauem Eichhörnchenfell, das nur an den Vorderkanten und am Saum mit einem einzigen Streifen Stickerei geziert war. Ein heller, schmaler Ledergürtel um ihre Taille hielt das Schlüsselbund und eine Börse; das Haar hatte sie ordentlich geflochten und neben den Ohren aufgerollt, wo es von zwei leuchtend farbigen Haarnetzen zusammengehalten wurde. Über ihren Zöpfen lagen ein frischer Leinenschleier und die Rise, so wie es sich für eine verheiratete Frau geziemte.

Margaret hielt sich gerade und bewegte sich mit natürlicher Anmut. Doch es waren ihre Hände, die an ihr auffielen, obwohl sie nicht von den vielen Ringen geschmückt waren, welche andere Frauen ihres Standes in der Regel trugen. Sie waren lang und spitz zulaufend und bewegten sich so natürlich und anmutig, dass sie den Anschein von Ruhe vermittelten. Und doch waren sie nur selten untätig: stets schienen sie eine Kunkel, eine Nadel oder irgendwie eine Handarbeit zu halten. Und wenn man genauer hinsah, so wirkten sie trotz ihrer Anmut gar nicht so zerbrechlich, sondern kräftig und zupackend. Margarets einziges Zugeständnis an den Reichtum ihres Mannes war das goldene Kreuz an einer Kette um ihren Hals. Aber auch das war schlicht und nicht mit Edelsteinen besetzt, sondern wies ein sehr ausgefallenes, antikes Muster auf und zeugte von gutem Geschmack.

Das Merkwürdigste an Margaret war jedoch etwas, das sich nicht richtig in Worte fassen ließ: Ihre Gegenwart vermittelte ein Gefühl der Ruhe, doch hätte niemand zu sagen gewusst, warum. Sie hatte so eine Art, ins Zimmer zu treten, die auch in der hektischsten Situation heitere Gelassenheit ausstrahlte, doch keiner hätte genau sagen können, wie sie das bewerkstelligte - am allerwenigsten Margaret selbst. Da sie das in der Regel ohne Worte schaffte, musste es sich schon mehrfach wiederholen, ehe man die Veränderung mit Margarets Gegenwart in Zusammenhang brachte. Aber fahrige, empfindsame Gemüter bemerkten oftmals sofort, dass es ihnen besser ging, wenn Margaret zugegen war, und so hatte sie nie einen Mangel an Freundinnen.

Man musste schon hartgesotten sein, um von Margarets Zauber nicht berührt zu werden, doch Bruder Gregory brüstete sich damit, dass ihm die Schmeicheleien eitler, weltlicher Menschen nichts anhaben konnten. Und so wusste er trotz Margarets äußerlicher Schlichtheit, dass sie im Herzen ganz gülden war und dass sie eine außergewöhnliche Zahl von Eitelkeiten zierte. Ja, die Frau war unmöglich, und nur ein Narr konnte ihren Auftrag annehmen. Ihn hielt mittlerweile nur der Stolz auf seine Ehre bei der Arbeit - und wer wusste, wie lange der vorhalten mochte? Wenn er sie vielleicht zu einem erbaulicheren Stil anleiten könnte - möglicherweise auch zu einem gehobenerem Thema dann wäre das hier keine Zeitvergeudung.

»Bruder Gregory, ich habe die Alten nicht vergessen und habe auch darüber nachgedacht.« Ein klügerer Mann wäre durch Margarets honigsüßen Ton gewarnt gewesen. Bruder Gregory jedoch sah mit strengem und missbilligendem Blick auf sie herab.

»Haben die alten Griechen und Römer viel über Frauen geschrieben? Ich möchte über die Dinge schreiben, die ich kenne, und ich bin eine Frau. Sagt mir also, wie die Frauen der Alten geschrieben haben, dann will ich mich auch danach richten.«

»Die Frauen der alten Griechen und Römer haben nicht geschrieben und bewiesen damit mehr Klugheit und Diskretion als gewisse Frauen heutzutage.« Bruder Gregory warf Margaret einen strafenden Blick zu.

»Aber die Alten waren keine Christen und darum nicht so aufgeklärt wie wir. In unserer aufgeklärten Zeit sind die Frauen doch viel weiter und schreiben außerordentlich gefühlsam über tiefsinnige Dinge. Die heilige Brigitta beispielsweise ...«

»Die heilige Brigitta ist zunächst einmal eine Heilige und schreibt zweitens über tiefsinnige Dinge der Seele und nicht über weltliche Oberflächlichkeiten. Das solltet Ihr Euch zu Eurem eigenen Heil zu Herzen nehmen.«

Etwas - irgendetwas - an Margaret war merkwürdig, und das hatte er früher schon irgendwo gesehen, konnte aber nicht den Finger darauf legen. Es war so geringfügig, dass man es fast übersah, und hatte doch die Waagschale zugunsten seiner Schreibarbeit für sie gesenkt. Das war an jenem Tag, als er sie zum ersten Mal gesehen und das Licht sich einen Augenblick in ihren Augen gespiegelt hatte. Selbst noch im dämmrigen Schatten der Kathedrale, hatten ihre Augen ganz kurz golden aufgeleuchtet wie die eines Falken. Wahrlich, ein sehr merkwürdiger Blick. Wo hatte er den schon einmal gesehen? Gewiss nicht an einer Frau. Aber wo? Die Sache gab ihm Rätsel auf. Doch da er mittlerweile keine unangenehmen nächtlichen Visionen von Lammkoteletts mehr hatte, lastete er sich mangelnden Stolz an. In der Welt des geschriebenen Wortes sollte es Maßstäbe geben, und an die hatte er sich nicht gehalten. Dafür gab es keine Entschuldigung. Er seufzte. Schuld an allem war die Neugier.

»Und auch das ist Eitelkeit«, stellte Bruder Gregory grämlich bei sich fest. Sorgsam spitzte er im Voraus eine Reihe Federkiele an, denn nach den Erfahrungen der ersten Woche war klar, dass Margaret für seinen Geschmack viel zu viel redete und nur selten eine Pause einlegte, wenn sie erst einmal in Fahrt gekommen war.

Der Winter meines dreizehnten Lebensjahres war sehr hart. Zuerst ließ das feuchte Wetter den Roggen verfaulen, dann gefror der Boden. Alles im Dorf war am Husten, und die Krankheit brachte Säuglingen und Schwächeren den Tod, unter ihnen auch Gevatterin Agnes. Um Fastnacht herum gab es keine Seele mehr im Dorf, deren Gaumen nicht blutete, und auch meine Zähne schienen locker zu sitzen.

Aber das Wetter war noch nicht das Schlimmste. Nachts lag ich wach auf meinem Dachboden, lauschte auf die schweren Atemzüge neben mir und auf das Geräusch, das die Ochsen machten, wenn sie sich im Stroh bewegten, und überlegte, was aus mir werden sollte. Alles veränderte und wandelte sich irgendwie so, dass ich nicht mehr mitkam. Manchmal hatte ich grundlos Angst.

Und dann legte Mutter Anne eines eisigkalten Tages jäh die Spinnarbeit beiseite und stand vom Feuer auf. Ganz allein ging sie durchs Dorf zur vereisten Krippe des niedrigen Hügels und stand dort lange Zeit, und der Wind blies ihr in den abgetragenen Umhang. Ich folgte ihr aus Neugier, und als ich mich näherte, schimpfte sie nicht wie gewöhnlich mit mir und schickte mich auch nicht fort, sondern stand nur da, ohne zu sehen oder sich zu rühren. Als ich sie anblickte, merkte ich, dass sie stumm weinte. Die Tränen schienen auf ihrem Gesicht zu gefrieren, während sie wortlos vor sich hin weinte.

»Mutter Anne, Mutter Anne, was ist denn?«, fragte ich, als ich sie eingeholt hatte.

»Das ist dir doch egal, wieso fragst du überhaupt?«

»Es ist mir nicht egal. Wein doch nicht so, du wirst sonst noch krank.«

»Ist ja doch allen egal, ob ich krank bin.«

»Aber das ist keinem egal - keinem von uns ist es egal.«

»Allen ist es egal. Ich bin alt und zähle nicht mehr.«

»Aber du bist doch nicht älter als sonst auch«, wandte ich ein.

»Diesen Winter ist mir der letzte Zahn ausgefallen. Meine ganze Schönheit ist dahin, und jetzt bin ich alt, bis ich sterbe.«

Ich blickte sie verständnislos an.

»Das verstehst du nicht, was?« Sie fuhr heftig zu mir herum. »Für dich bin ich immer nur die alte Mutter Anne gewesen, die Hässliche. Aber ich war einmal schön. Ich hatte Zähne wie Perlen und eine Haut so schön und glatt wie Blütenblätter, genau wie du jetzt. Und dazu hatte ich Haare wie gesponnenes Gold, so wie man es noch nie gesehen hatte. Ein güldener Strom , ja, so nannte man es.« Der eisige Wind drang mir bis ins Mark. »Jetzt habe ich keine Zähne mehr, alle weg. Einen für jedes Kind , sagt man. Einer und viele, viele mehr! Aber ich habe sie für tote Kinder dahingegeben. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Meine Schönheit und Liebe für tote Kinder dahinzugeben? Fürwahr, hätte ich zehn lebende Kinder, ich wäre geachtet, geachtet!«

Die Tränen rannen nicht mehr, doch der starre Blick ihrer gefrorenen, eisblauen Augen war ohne sie noch unmenschlicher.

»Oh, eines Tages wirst du schon noch verstehen. Deine Mutter kann von Glück sagen! Sie ist in der Blüte ihrer Schönheit gestorben. Ihr leuchtendes Haar umgab sie im Leichentuch wie ein großer...
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Judith Merkle Riley (1942-2010) promovierte an der University of California in Berkeley in Philosophie und war Dozentin für Politikwissenschaft in Claremont, California. Von 1988 bis 2007 schrieb sie sechs historische Romane, die allesamt zu Weltbestsellern avancierten.
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