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Wolfsbiss

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
247 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.07.20142014
In Berchtesgaden geht der Wolf um. Auf dem sagenumwobenen Untersberg, wo der Kaiser schläft und der Teufel wohnt, soll er wieder durch die Wälder streifen. Die Naturschützer jubeln, die Almbauern protestieren. Dann wird die grausig zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden, und die Presse stürzt sich auf den Fall. Doch lauert wirklich ein Wolf im nebligen Bergwald oder etwas viel Unheimlicheres? Auf der Suche nach der Wahrheit kommt Nationalpark-Ranger Veit Brenner dem Bösen gefährlich nah ...

Markus Bennemann, geboren 1971, hat Geschichte und Englische Literatur studiert. Er war Redakteur bei einer Tageszeitung, hat Krimis fürs Fernsehen geschrieben und arbeitet heute als Autor, Übersetzer und freier Journalist in Wiesbaden. Zu seinen Veröffentlichungen gehören zahlreiche Sachbücher über das Verhalten von Tieren. Wie für seinen ersten Berchtesgaden-Krimi Adlerblut hat er auch für Wolfsbiss intensiv vor Ort recherchiert und eng mit einem Kenner der lokalen Berg-, Natur- und Sagenwelt zusammengearbeitet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextIn Berchtesgaden geht der Wolf um. Auf dem sagenumwobenen Untersberg, wo der Kaiser schläft und der Teufel wohnt, soll er wieder durch die Wälder streifen. Die Naturschützer jubeln, die Almbauern protestieren. Dann wird die grausig zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden, und die Presse stürzt sich auf den Fall. Doch lauert wirklich ein Wolf im nebligen Bergwald oder etwas viel Unheimlicheres? Auf der Suche nach der Wahrheit kommt Nationalpark-Ranger Veit Brenner dem Bösen gefährlich nah ...

Markus Bennemann, geboren 1971, hat Geschichte und Englische Literatur studiert. Er war Redakteur bei einer Tageszeitung, hat Krimis fürs Fernsehen geschrieben und arbeitet heute als Autor, Übersetzer und freier Journalist in Wiesbaden. Zu seinen Veröffentlichungen gehören zahlreiche Sachbücher über das Verhalten von Tieren. Wie für seinen ersten Berchtesgaden-Krimi Adlerblut hat er auch für Wolfsbiss intensiv vor Ort recherchiert und eng mit einem Kenner der lokalen Berg-, Natur- und Sagenwelt zusammengearbeitet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839244661
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum02.07.2014
Auflage2014
Reihen-Nr.2
Seiten247 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430339
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Spring! Los komm, jetzt spring schon endlich!

Simone konnte die anderen nicht hören, dafür war das Rauschen der Klamm zu laut. Doch Chris hatte die Hände vor dem Mund zu einer Muschel zusammengelegt, und was er zu ihr hinaufrief, war nicht schwer zu erraten.

»Jaja, ich komm ja schon!«, rief Simone zurück. »Alles mit der Ruhe!«

Erneut setzte sie zum Sprung an - nur um wie eben schon im letzten Moment wieder vom Mut verlassen zu werden. Es war nicht der gut sieben Meter tiefe Abgrund, der ihr Angst machte, auch nicht das brodelnde Wildwasser, das an seinem Fuß auf sie wartete, oder die steile Felsrutsche, die sie danach zu bewältigen hätte. Es war die mit Fallholz und Wurzelstöcken verstopfte Nische neben der Rutsche, aus der die Äste ragten wie Speere, und in die Chris nach seinem Sprung eben beinah hineingespült worden war. Jetzt stand er mit den zwei anderen mit seinem gelben Helm und dem blau-schwarzen Neoprenanzug am Ufer der unteren Gumpe, in deren ruhigem grünen Wasser sich der friedliche Herbsthimmel spiegelte, und konnte ihr gut zureden. Aber einen Augenblick zuvor hatte er in den reißenden Fluten gestrampelt wie ein panisches Hündchen, die grausige Aussicht vor Augen, auf den gesplitterten Ästen aufgespießt zu werden wie auf zum Kampf vorgestreckten Lanzen - und das hatte auch Simone Angst gemacht.

»Scheiße«, murmelte sie leise, während von irgendwo einmal mehr der feine Nieselregen herangeweht wurde, der sie auf dem gesamten Abstieg begleitet hatte. »Jetzt reiß dich zusammen, verdammt!«

Canyoning in der Almbachklamm, und das Anfang Oktober, die ganze Idee war schon von vornherein bescheuert gewesen, aber sie hatte ja unbedingt wieder mit dabei sein müssen. Dann noch der späte Abend in der Bar des Edelweiss gestern, des nigelnagelneuen Berchtesgadener Luxushotels, in das Chris sie nur eingemietet hatte, um vor seinen alten Studienfreunden anzugeben; schon heute Morgen beim Einstieg in die steile Felsschlucht hatte sie das Gefühl gehabt, jeder Schritt auf dem glitschigen Dachsteinkalk könnte ihr letzter sein. Abseilen, springen, mit dem in jähen Stufen abfallenden Gebirgsbach Richtung Tal stürzen und durch sein eiskaltes Wasser waten, der Kater war bald weg gewesen, aber nach zwei Stunden der klammen Mühsal hatten sie auch zunehmend die Kräfte verlassen. Die Steilwände, die sich an den kargen Karst klammernden Kiefern und Ahorne, die geschwungenen Dolomitrippen im Bachbett und vom aufsteigenden Dunst verhangenen Vorsprünge weit über ihnen - all das war zugegebenermaßen grandios, nur hatte sich Simone irgendwann gefragt, warum sie sich die Schlucht nicht wie alle Welt von den dafür vorgesehenen Steigen und Stegen aus anschauen konnten, die an ihren Wänden entlangführten. Schließlich hatte sie einer von Chris' Kumpels eben noch informiert, dass sie sich ein bisschen sputen müssten, weil das >SchluchtelnSchluchteln is nix für SchwuchtelnNein, natürlich, das meinen sie!, begriff sie voller Scham. Sie wollen, dass ich dort hinaufklettere und über den Touri-Steig zu ihnen runterkomme. Sie denken, ich pack das nicht!

Erbost drehte sie sich um, wedelte abwehrend mit den Armen und schüttelte den Kopf.

»Nein, das habt ihr euch so gedacht! Damit ich mir nachher die ganze Zeit eure blöden Sprüche anhören kann!« Zornig redete sie gegen das Tosen der Klamm an, durch das die anderen sowieso kein Wort verstanden. »Ich hab dreimal den Münchenmarathon mitgemacht und schaff so ein bisschen Klettern mit links, wenn ich am Abend davor nicht zum Komasaufen gezwungen werde. Da habt ihr euch die Falsche ausgesucht!«

Chris fuhr sich mit der Hand über den Hals, um sie zum Abbrechen zu bewegen, und Ande kam sogar stolpernd in ihre Richtung gekraxelt, doch Simone ließ sich nicht beirren. Kurz lehnte sie sich nach hinten, um noch einmal tief Luft zu holen, und sprang ab.

Noch während sie im Fall die Beine anzog, konnte sie erkennen, dass sich die Gumpe in der kurzen Zeit in einen wütend schäumenden Wildwasserkessel verwandelt hatte. Eisig schoss ihr das Wasser in die Ärmel ihres Anzugs, dann kam sie japsend nach oben und sah auch schon die scharfen Spitzen des Fallholzes auf sich zurasen.

Tauchen! Du musst tauchen!

Im letzten Moment schaffte sie es, unter die tödlichen Pfähle zu schlüpfen, wurde jedoch von einer plötzlichen Druckwelle mit solcher Wucht gegen das Gestrüpp darunter geschleudert, dass sich etwas tief in ihren Oberschenkel bohrte. Stumm schrie sie in dem ohrenbetäubenden Rauschen, von dem der große Steinkessel unter Wasser erfüllt war, ihren Schmerz heraus. Ihr Bein hing fest, mit der Rechten packte sie verzweifelt einen der Äste, die wie Gitterstäbe über ihr hervorragten. Doch das Wasser drückte sie mit solcher Kraft gegen den dichten Ballen aus Zweigen und Reisig, der sich unter den Ästen gesammelt hatte, dass sie sich nicht nach oben ziehen konnte.

Schon beim Eintauchen in die eiskalte Gumpe hatte sie das Gefühl gehabt, ihr werde mit einem Schlag sämtliche Luft aus der Lunge gepresst. Das Bedürfnis zu atmen breitete sich in ihrer Brust aus wie ein brennendes Vakuum, das unbedingt gefüllt werden musste.

Ich ertrinke! Ich sterbe hier unten! Warum tut denn niemand etwas?

In der Sekunde passierte etwas so Seltsames, dass es Simone sogar kurz ihre Todesangst vergessen ließ. Aus dem tief unter Wasser liegenden Gestrüpp unter ihr - aus dem Gewirr aus dünnen Ästen und stachligen Zweigen, gegen das sie gepresst wurde - streckten sich zwei Arme und rissen sie mit sich fort. Der Zweig in ihrem Bein brach ab, der ganze Ballen löste sich mit einem plötzlichen Ruck aus der Nische. Was auch immer sie gepackt haben mochte - es hielt sie weiter umfangen, während sie in dem tosenden Blasenwirbel zuerst auf den Ausgang der Gumpe zugetrieben wurde und dann über die glattgeschliffenen Felsen rutschte.

Wieder tauchte sie einen Moment unter und kam nach Atem ringend an die Oberfläche. Durch den Aufprall war sie von dem anderen Körper getrennt worden und nun breitete sich ein großer Kranz aus goldenen Haaren auf dem ruhigen grünen Wasser aus. Unter dem engelsgleichen Schopf, der sich sanft in der Strömung wiegte, ragte ein bleicher schlanker Arm in die Tiefe.

»Was … was zum Teufel ist das?«, keuchte Simone entsetzt und paddelte instinktiv rückwärts.

Schon platschte es laut hinter ihr - einmal, zweimal - und dann legte Ande von hinten den Arm um ihre Brust und zog sie mit sich. Auch Chris war von den Felsen gesprungen, überließ ihre Bergung aber seinem erfahreneren Freund und schwamm auf das feenartige Wesen zu, das bäuchlings in dem großen grünen Becken trieb. Zum ersten Mal an diesem Tag verirrte sich ein Sonnenstrahl in die tiefe Gebirgsschlucht und brachte das hellblonde Haar zum Leuchten. Obwohl Simone selbst nur knapp dem Tod entronnen war, konnte sie ihre Augen nicht von dem eigenartigen Schauspiel lösen.

Wie Ande bei ihr legte Chris der anderen den Arm um den Oberkörper und zerrte sie hastig mit sich durchs Wasser.

»Hallo … hören Sie mich?«, fragte er keuchend. Doch der Kopf war weit nach vorne gekippt und zog den Schopf nun hinter sich her wie einen traurigen nassen Schweif.

»Lebt sie noch?«, fragte Lukas, der von dem sandigen Ufer aus ins Wasser gestiegen war, an dem die drei vorhin auf Simone gewartet hatten.

»Nein … nein«, antwortete Chris, während Lukas ihm zu Hilfe eilte. »Ich denke ganz sicher nicht.«

Erst, als sie mit dem Hosenboden im Sand saß, fiel Simone ihre Verletzung wieder ein, die sie im kalten Wasser überhaupt nicht mehr gespürt hatte. Einen Moment betrachtete sie überrascht das dürre Zweiglein, das wie ein abgebrochener Bleistift aus ihrem Oberschenkel ragte. Ande wollte sich sofort daran zu schaffen machen, doch sie wehrte ihn mit einer unwilligen Handbewegung ab.

»Nein,...

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Autor

Markus Bennemann, geboren 1971, hat Geschichte und Englische Literatur studiert. Er war Redakteur bei einer Tageszeitung, hat Krimis fürs Fernsehen geschrieben und arbeitet heute als Autor, Übersetzer und freier Journalist in Wiesbaden. Zu seinen Veröffentlichungen gehören zahlreiche Sachbücher über das Verhalten von Tieren. Wie für seinen ersten Berchtesgaden-Krimi Adlerblut hat er auch für Wolfsbiss intensiv vor Ort recherchiert und eng mit einem Kenner der lokalen Berg-, Natur- und Sagenwelt zusammengearbeitet.