Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wattentod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.07.20142014
Nach dem Tod des ostfriesischen Großunternehmers Ennenga sterben kurze Zeit später auch dessen drei Söhne. Die Obduktionen ergeben durchweg natürliche Todesursachen. Die Presse spekuliert jedoch, ob es sich wirklich nur um unglückliche Zufälle handelt. Die Kommissare Tanja Itzenga und Ulfert Ulferts werden vom Auricher Polizeipräsidenten beauftragt, die Sachlage zu klären, um schnell einen Schlussstrich ziehen zu können. Doch bereits bei der ersten Befragung der Witwen stoßen sie auf Widersprüche ...

Hardy Pundt, geboren 1964, stammt von der Insel Memmert und verbrachte Kindheit und Jugend in Ostfriesland. Nach über 20 Jahren in Nordrhein-Westfalen lebt er heute mit seiner Familie in Schleswig-Holstein. Er ist Hochschuldozent in Sachsen-Anhalt und kann auf zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zurückblicken.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNach dem Tod des ostfriesischen Großunternehmers Ennenga sterben kurze Zeit später auch dessen drei Söhne. Die Obduktionen ergeben durchweg natürliche Todesursachen. Die Presse spekuliert jedoch, ob es sich wirklich nur um unglückliche Zufälle handelt. Die Kommissare Tanja Itzenga und Ulfert Ulferts werden vom Auricher Polizeipräsidenten beauftragt, die Sachlage zu klären, um schnell einen Schlussstrich ziehen zu können. Doch bereits bei der ersten Befragung der Witwen stoßen sie auf Widersprüche ...

Hardy Pundt, geboren 1964, stammt von der Insel Memmert und verbrachte Kindheit und Jugend in Ostfriesland. Nach über 20 Jahren in Nordrhein-Westfalen lebt er heute mit seiner Familie in Schleswig-Holstein. Er ist Hochschuldozent in Sachsen-Anhalt und kann auf zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zurückblicken.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839245064
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum02.07.2014
Auflage2014
Reihen-Nr.3
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430359
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Die Sophia schaukelte von einer Seite auf die andere, der Wind peitschte die Nordsee zu immer höheren Wellen auf. Wilbert Ennenga war ein erfahrener Skipper. Er kannte sein Boot. Mit der Sophia hatte er manch größeren Törn hinter sich gebracht, stets genug Wasser unter dem Kiel, was bei Wattenmeerfahrten durchaus eine Herausforderung war. Er war wahrhaftig einer, dem man ohne Weiteres sein Boot anvertraut hätte, um es über den großen Teich an die Ostküste der USA zu überführen.

Wilbert nahm öfter seinen Bruder Renke mit, der zum Segeln ein zwiespältiges Verhältnis hatte. Begeisterung für das Meer brachte er auf, doch er fürchtete sich vor der Seekrankheit. Um ihn an das Segeln heranzuführen, waren die beiden früher mit einer kleinen Jolle auf Binnenseen unterwegs gewesen. Das Große Meer mitten in Ostfriesland war ideal dafür. Renke hatte Gefallen daran gefunden, solange es gemächlich zuging. Starker Wind und raue See, das brauchte er nicht.

Familie Ennenga hatte die stattliche Jacht seit Jahren im Hafen von Wangerooge liegen, auf der Insel besaß sie eine Ferienwohnung. Die Sophia war ein altes, aber schnittiges Boot mit guten Segeleigenschaften, selbst bei unruhiger See. Von Wangerooge aus konnten sie wunderbar die ostfriesischen Inseln ansteuern, hinaus auf die Nordsee fahren. Des Öfteren schon waren Cuxhaven oder Bremerhaven das Ziel gewesen. Aber zu weit hinaus auf die offene See war Renke meist zu viel des Guten.

Diesmal hatte er sich jedoch von seinem Bruder recht schnell breitschlagen lassen. Er fand die Idee gut, angesichts des Todesfalles einen Tag Auszeit auf See zu nehmen. Wilbert war in früheren Tagen auch schon nach Helgoland oder Hamburg gesegelt. Renke hatte dankend abgelehnt: »Nee, dann hänge ich den ganzen Tag über der Reling und füttere die Möwen.«

Er wusste nicht, dass es diesmal schlimmer kommen würde.

Mit seinen sieben Metern Länge verfügte das rote Kunststoffboot über eine großzügige Plicht, den Bereich im hinteren Teil der Sofia, in dem der Skipper das Boot mit der Pinne auf Kurs hielt und in der weitere Sitzplätze für Mitfahrer vorhanden waren. Es gab eine Kajüte, die sechs Personen Platz zum Schlafen bot, wenn man zusammenrückte. Für Wilbert war das Boot Lebenselixier; die Möglichkeit, Abstand zu gewinnen von der Arbeit, die ihn ganz und gar forderte. Und manchmal auch von Teelke, seiner Frau.

Jetzt stampfte die Sophia durch die See, brach sich ihren Weg durch die Wellen, die Renke mit Sorge betrachtete, vor allem wegen seiner Furcht vor der aufkeimenden Übelkeit. Tatsächlich grummelte es in seinem Magen bereits beträchtlich und ein leichter Schwindel überkam ihn. Wilbert lachte. Er trotzte dem Wind und der See. Obwohl auch er nicht mehr der Jüngste war, schien er in seinem Element. Der Seewetterbericht hatte starken Wind angekündigt. Nach Wilberts Berechnung würden sie so viel Fahrt machen, dass sie Cuxhaven erreichten, ohne den herannahenden Sturm mit voller Wucht abzubekommen. Wilbert versicherte Renke fortwährend, dass sie es schaffen würden. Als sie auf Wangerooge gestartet waren, hatte die Sonne geschienen und eine leichte Brise geweht. Das war nun, nach gut drei Vierteln der Seereise, nicht mehr der Fall. So war es hier an der Küste - das Wetter konnte in kurzer Zeit umschlagen.

Renke wurde nervös. Vielleicht hätte er das Große Meer doch nicht gegen die Nordsee tauschen sollen. Auch das Zwischenahner und das Steinhuder Meer hatten sie bereits ersegelt. Das waren allerdings Kaffeefahrten gewesen gegen das, was hier gerade stattfand. Wilbert versuchte Renke zu beruhigen: Am Abend lägen sie im Jachthafen der Stadt zwischen Weser- und Elbmündung und würden sich ein kühles Pils genehmigen.

Um sich abzulenken, wollte Renke ein Gespräch beginnen, was aber bei dem Wind ziemlich schwierig war. »Ja, Wilbert, nun sind wir die Verantwortlichen!«, rief er seinem Bruder zu. Er setzte sich neben ihn in die Plicht, dennoch blies der Wind derart heftig, dass sie laut sprechen mussten, damit der andere die Worte verstand.

»Dass Vater jetzt tot ist …«, bemerkte Wilbert, auf das weite Meer schauend. Wasser und Himmel gingen ohne Grenze ineinander über, der Horizont war nicht zu sehen.

»Er hat sein Leben gelebt«, antwortete Renke. »Und du hast ein Recht auf den größten Anteil, hast immer wie ein Wahnsinniger gearbeitet. Du warst Vaters rechte Hand.«

»Höre ich da Neid?«

Renke dachte einen Moment nach. »Nein, nein«, sagte er schließlich, sein Ölzeug am Hals fester zuziehend, »so wollte ich das nicht verstanden wissen. Du hast ihn die letzten Jahre in der Geschäftsführung sehr unterstützt. Dass er die Zügel nicht aus der Hand geben wollte, lag doch nur an seinem …« Renke zögerte, als suchte er nach den passenden Worten.

Wilbert sprang ein: »Altersstarrsinn?«

Renke schaute seinen Bruder an, der die Großschot dichtholte. »Altersstarrsinn? Würde ich nicht sagen, das klingt so negativ. Und starrsinnig war er schließlich schon immer ein wenig.«

»Er hatte ein Ziel und verfolgte seinen Weg - man könnte es auch Konsequenz nennen.«

»Manchmal war es schon schwierig, mit ihm ein Wort zu wechseln. Bloß nichts Neues, bloß keine Veränderungen!«

»Der Laden lief gut und er läuft gut. Wozu Veränderungen?«

»Ich weiß nicht. Die Bilanzen waren nicht mehr so, wie sie einmal waren, oder? Manchmal muss man vorausdenken, die Dinge in andere Richtungen lenken, bevor es zu spät ist!«

»Was hätte zu spät sein sollen? Dass die Konjunktur mal nicht so brummt, gehört dazu. Das macht sich auch im Baugeschäft bemerkbar. Aber nach jeder Talfahrt geht es wieder bergauf.«

Eine höhere Welle brachte das Boot gehörig ins Schwanken. Gischt spritzte den Brüdern ins Gesicht.

»Heißa!«, rief Wilbert, »es wird unruhiger!«

Renke sah seinen Bruder ängstlich an. Der hatte es mit dem Herzen, musste vorsichtig sein. Doch er saß dort wie ein alter Kapitän, den nichts erschüttern konnte. Nichts haut einen Seemann um, so besang es Udo Lindenberg. Der Gedanke an das Lied und das Bild seines Bruders vermittelten Renke ein wenig Sicherheit. Er griff, noch lauter sprechend, das Thema wieder auf: »Ich meine ja nur. Ich hatte allerhand Ideen für unsere Firma - er hat sich immer dagegengestellt. Deine Vorschläge hingegen kamen oft genug gut bei ihm an …«

»Ach, alles hat er nicht unterstützt«, entgegnete Wilbert. »Wir müssen die Fock einholen und das Großsegel reffen. Der Wind nimmt schneller zu als vorausgesagt!«

»Ganz einholen? Wir haben noch was vor uns und sollten so schnell wie möglich …«, setzte Renke an, doch Wilbert fiel ihm ins Wort - das war schon immer so gewesen.

»Wir holen sie ein! Das Großsegel reicht auch gerefft. Wir machen gehörig Fahrt!« Wilberts Wort galt.

»Nicht, dass etwas kaputt geht oder wir allzu sehr krängen. Nachher gehen wir noch über Bord!« Mit zusammengekniffenen Augen sah er seinen Bruder an.

»Meinst du, es kommt so schlimm?«

Wilbert lachte auf. Er wusste, dass sein Bruder diese Bemerkung nicht lustig finden würde, im Gegenteil, sie würde seine Furcht vor dem Sturm erhöhen. »Renke! Wir segeln nach Cuxhaven. Die Sophia ist ein gutes Boot, wir sind zwei alternde, aber nach wie vor kräftige Männer. Was soll schon schiefgehen?« Wilbert lächelte. Während sein Bruder unruhig zwischen ihm und dem Wasser hin- und hersah, schien ihm das Spiel der Elemente sehr zu gefallen.

»Ich hoffe, du hast recht!«, rief Renke gegen den Wind an. Er wusste, dass er sich nun nach vorn bewegen, die Fock einholen und dabei helfen musste, das Großsegel zu reffen. Er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken daran, dass der Rest der Fahrt keinesfalls ein ruhiger Segeltörn werden würde, bei dem man abends bei untergehender Sonne und einem türkis-orangeroten Himmel auf spiegelglattem Wasser in den Hafen einlief. Es würde ein anstrengendes, alle Kräfte und Sinne forderndes Finish auf sie zukommen. Übelkeit stieg wieder in ihm auf. Wenn sie nur schon in Cuxhaven wären - doch das lag noch eine knappe Dreiviertelstunde entfernt.

Renke erhob sich, hielt sich an der Reling fest und begab sich zum Großmast, um die Fockschot zu lösen und das Segel zügig, aber kontrolliert einzuholen. Wilbert war der Käpt'n. Was er sagte, wurde getan. War es nicht schon immer so gewesen?, ging es Renke durch den Kopf, als er den Knoten löste und die Fockschot langsam durch die Hand rutschen ließ. Mit der anderen Hand hielt er sich krampfhaft fest, er hatte sich nicht angeleint. Bis das Großsegel dran war, würde er auf Wilberts Zeichen warten müssen. Trotz seines unangenehmen Standortes versuchte er, sich mit ein paar Gedanken abzulenken, dabei Wilbert nicht aus den Augen lassend. Hatte Wilbert am Ende nicht stets recht behalten, wenn sie mit dem Vater diskutierten oder mit dem Dritten im Bunde, Hannes, der aus dem Familienbetrieb ausgebrochen war und ein kleines Restaurant in Haffkrug an der Ostsee betrieb? Vielleicht machte Hannes alles richtig. Schließlich kam er kaum mehr nach Hause oder in die Firma in Aurich. Er, Renke, war im väterlichen Betrieb hängen geblieben, hatte jedoch nie Wilberts Enthusiasmus an den Tag gelegt. Er saß im Büro und prüfte Aufträge, schrieb Rechnungen, solche Dinge. Immer war Wilbert derjenige gewesen, der dem Vater am nächsten gewesen war und ihn tatkräftig unterstützt hatte. Er hatte dazu beigetragen, dass sich die Baufirma Arend Ennenga GmbH & Co KG zu einem Global Player entwickelt hatte. Das...

mehr

Autor

Hardy Pundt, geboren 1964, stammt von der Insel Memmert und verbrachte Kindheit und Jugend in Ostfriesland. Nach über 20 Jahren in Nordrhein-Westfalen lebt er heute mit seiner Familie in Schleswig-Holstein. Er ist Hochschuldozent in Sachsen-Anhalt und kann auf zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zurückblicken.