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Ein Toter, der nicht sterben darf

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.07.20142014
Alexa bekommt ein Herz transplantiert. Nun geschehen seltsame Dinge - lebt der Mann, der sterben musste, um sie leben zu lassen, in ihr weiter? Alexa forscht mit Ghostwriterin Kea Laverde nach und findet heraus, wer der Spender ist. Doch der ist an einem zweifelhaften Unfall gestorben ... Ein nachdenklicher, psychologisch ausgeklügelter Krimi über die Suche nach dem Ich und die Frage, ob man ein anderer werden kann.

Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich frönt. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten; sie gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst u.a. die Krimireihe um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und eine Krimiserie mit der Münchner Ghostwriterin Kea Laverde als Hauptfigur. Der 2009 erschienene erste Band wurde von Brigitte unter den 'besten Taschenbüchern für den Urlaub' empfohlen. www.friederikeschmoee.de
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Produkt

KlappentextAlexa bekommt ein Herz transplantiert. Nun geschehen seltsame Dinge - lebt der Mann, der sterben musste, um sie leben zu lassen, in ihr weiter? Alexa forscht mit Ghostwriterin Kea Laverde nach und findet heraus, wer der Spender ist. Doch der ist an einem zweifelhaften Unfall gestorben ... Ein nachdenklicher, psychologisch ausgeklügelter Krimi über die Suche nach dem Ich und die Frage, ob man ein anderer werden kann.

Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich frönt. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten; sie gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst u.a. die Krimireihe um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und eine Krimiserie mit der Münchner Ghostwriterin Kea Laverde als Hauptfigur. Der 2009 erschienene erste Band wurde von Brigitte unter den 'besten Taschenbüchern für den Urlaub' empfohlen. www.friederikeschmoee.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839245101
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum02.07.2014
Auflage2014
Reihen-Nr.7
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430361
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 4

Denning. Eines von Münchens grünen Vierteln mit großen Gärten und Parks. »Senger« stand auf dem Messingschild an der Gartenpforte. Die Straße war eng. Eine Wohnstraße. Bis zur Leblosigkeit gepflegte Vorgärten, emaillierte Katzenschilder an den Zäunen. Irgendjemand hatte in Winkeln wie diesem immer Zeit, aus dem Fenster zu schauen, um zu kontrollieren, ob Leute etwas falsch machten. Passenderweise parkte mein Spider regelwidrig.

Ich klingelte. Eine Katze spazierte unter dem Gartentor durch und strich um meine Beine. Der Summer ging. Eine Dame erwartete mich an der Haustür. Sie war um die 60. Meine neue Klientin hatte ich mir anders vorgestellt.

»Womöglich habe ich mich in der Tür geirrt.«

»Nein, Sie sind richtig. Meine Tochter wartet schon auf Sie.« Sie trug das Haar kurz geschnitten, in so einer praktischen Art, die mich immer aufregte. Als fürchteten die Leute sich vor ihrem eigenen Haar. »Alexa!«, schrie sie ins Haus.

Ich hörte etwas rumpeln. Alexa Senger hatte mir am Telefon gesagt, dass ihr vor anderthalb Monaten ein Herz transplantiert worden war. Ich erinnerte mich an meine eigenen Operationen nach dem Terroranschlag. Damals hatte ich Monate gebraucht, um mich zu erholen. Sowohl von den Verletzungen als auch von der Behandlung. Alexa dagegen sprang vor mir die Treppen hinunter wie ein Rennpferd, das endlich zur Bahn geführt werden wollte.

»Hallo. Toll, dass Sie kommen konnten! Möchten Sie was trinken?«

»Ich habe hausgemachte Limonade«, schaltete ihre Mutter sich ein.

Es würde kein leichtes Gespräch werden. Überbehütende Mütter kamen in meinem beruflichen Erfahrungsschatz kaum vor. Denn üblicherweise meldeten sich Menschen bei mir, die sich längst von ihren Eltern abgenabelt hatten. Oder deren Eltern nicht mehr lebten.

Ich folgte Alexa in ein Wohnzimmer. Klavier, Katzenbaum, Sitzgruppe, moderne Kunst an den Wänden. Die Katze von vorhin sprang genau auf den Sessel, den Alexa mir anbot. Alexa schnappte das Tierchen und warf es auf den nächsten. »Seit ich im Krankenhaus war, hat sie sich miese Manieren angewöhnt.« Sie lachte. Ein fröhliches Lachen, breite Zähne. Ein wenig Lippenstift, Mascara, weiße Jeans. Sie trug das rote Haar zu einem kurzen Bob geschnitten, und das Tanktop, das Piercing in ihrer Nase und die um ihren Hals baumelnde winzige Taschenuhr signalisierten, dass ihre bevorzugte Stilrichtung der Steampunk sein musste. Die Mutter servierte Limonade, eine große Karaffe mit Eiswürfeln und Zitronenstücken.

»Stärken Sie sich. Dann entführe ich Sie. Einmal rund um den See? Gleich hier um die Ecke.«

»Alexa, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Bei der Hitze «, begann Frau Praktischer Haarschnitt.

Alexa achtete nicht auf den Einwurf. Sie schien innerlich zu brodeln, süchtig nach Bewegung zu sein. Fuhr sich durchs Haar, nahm das Glas in die Hand, musterte es, stellte es weg, schenkte ein, trank, fuhr sich durchs Haar. Sie hatte es eilig mit unserem Gespräch, und das war ein Phänomen, das ich allzu gut kannte. Manche Kunden kamen nicht in die Gänge, als hätten sie Angst vor dem Erzählen, sobald ich mit Diktafon und Block bei ihnen aufkreuzte. Sie hatten viel Zuwendung und Nachhelfen nötig, bevor sie den Mund aufmachten und loslegten. Im Extremfall besuchte ich einen Klienten mehrmals, bis er endlich einen Anfang fand. Andere hingegen verhaspelten sich ständig, weil die Schlingen der Erinnerung sich im Eiltempo entwirrten und ein Ereignis nach dem anderen in ihrem Innern losgetreten wurde. Alexa schien eindeutig zur zweiten Kategorie zu gehören. Solche Kunden sind mir persönlich die liebsten, obwohl in diesen Fällen das Erzählte oft ein großes Durcheinander ist und meine Hauptarbeit darin besteht, zu ordnen, was zusammenpasst. Oft gibt es Tränen. Bei Frauen habe ich damit kein Problem, bei Männern schon. Mitteleuropäische Sozialisierung.

Wir tranken unsere Gläser leer, dann sprang Alexa auf. »Los geht's.«

Ich folgte ihr, als sie, die Ratschläge ihrer Mutter ignorierend, in ein paar weiße Chucks schlüpfte und die Haustür aufstieß.

»Puh. Endlich. Ich bin vor Kurzem erst aus der Reha gekommen. Lief alles gut. Die haben mich richtig gescheucht! Ein Spaziergang macht Ihnen doch nichts aus?«

Sollte sie auf meine barocke Figur anspielen, würde ich ihr verzeihen. Die wenigsten glauben es mir, vor allem nicht die ausgehungerten, antilopenhaften: Dabei bewege ich mich viel und gern. Obwohl ich 80 Kilo wiege und rund bin und nicht aussehe, als würde ich mich vorwiegend von Salat ernähren.

»Nein.«

»Ich bin so glücklich. Wie neugeboren. Vor der OP habe ich mich gerade mal drei Schritte weit geschleppt und schon gekeucht wie eine Lok. Habe zusätzlich Wasser in der Lunge mit mir rumgetragen. Im vergangenen November wurde es richtig fies. Ich bin aufgewacht, habe keine Luft mehr gekriegt. Eines Morgens, einfach so. Alles war anders. Ich war nicht nur müde und k.o., ich war am Ende.«

»Hört sich nicht gut an.«

»Mein Herz war riesengroß, sagte der Arzt. Aufgebläht, entzündet, vernarbt. Er hat mir gleich reinen Wein eingeschenkt: Ich werde nur mit einem Spenderherzen überleben.«

Wir gingen einen schmalen Pfad entlang, an einem Wäldchen vorbei, und kamen zu einem See. Ein typischer Münchner Minisee. Ein Schwanenpaar mit Nachwuchs und Millionen von Erdlingen beim Sonnenbad. Beim Planschen im Wasser. Beim Eisessen, Ballspielen, Dem-Hund-ein-Stöckchen-Zuwerfen, Skaten, Radeln und was man sonst alles an einem heißen Sommertag in und an einem Loch voller Wasser machen kann.

»Bisschen viel los, aber man wird nicht belauscht.« Sie rollte mit den Augen. »Alles hat sich angefühlt wie ein Albtraum. Als ich hörte, ich muss das Herz eines anderen bekommen «

»Das hat Sie erschüttert?«

»Ich habe gedacht, wem kann ich das denn zumuten, ihm sein Herz zu nehmen. Blöder Gedanke, oder?«

»Ein aufregender Gedanke!«

»Ich habe eigentlich, obwohl es mir bereits zwei Jahre schlecht ging, immer gedacht, dass es nicht so weit kommt. Dass ich schon wieder fit werde.«

»Waren Sie die ganze Zeit im Krankenhaus?«

»Seit November. Bis zur Transplantation Anfang Juni. Als nächstes Reha. Und jetzt kann ich keine Klinik mehr von innen sehen.«

Wir schlenderten durch die Grüppchen der Sommerfrischler. Mir war heiß. Meine Tasche baumelte schwer über meiner Schulter. »Ich würde das Gespräch gern auf Band aufnehmen.«

»Okay. Klar. Also, im Krankenhaus. Ich habe eigentlich nichts Richtiges da machen können. War zu allem zu schwach. Selbst zum Lesen konnte ich mich nicht aufraffen. Meistens habe ich Musik gehört. Und Hörbücher. Meine Freunde haben mir Mutmach-CDs mitgebracht. Am liebsten allerdings hörte ich Musik. Shakira und Ina Müller und Diana King. Frauen mit Kraft in der Stimme. Das hat mich aufgemöbelt.«

»Sie waren also im Krankenhaus, um auf ein Spenderherz zu warten?« Ich hatte das Aufnahmegerät aus der Tasche geholt und trug es nun locker in der Hand.

»Vor allem, um zu überleben. Ich war als High Urgent gelistet. Die haben händeringend einen Spender gesucht. Wobei das falsch ausgedrückt ist. Letztlich ist es ein Computer, der ein neues Organ durchcheckt und überprüft, ob es mit den Werten der Leute auf der Warteliste übereinstimmt. Du kannst ja nicht irgendein Herz kriegen. Da muss die Blutgruppe stimmen und allerhand anderes Zeug. Außerdem sollte das Herz zu deiner Körpergröße passen. Vielleicht ein bisschen größer sein als das Herz, das du hattest, bevor es sich aufgeplustert hat wie ein Pfau.«

»Wurden Sie im Krankenhaus behandelt?«

»Ich bekam ein Assist Device. Das ist eine Art Turbine, die in mein Herz gepflanzt wurde, um es bei der Arbeit zu unterstützen. Der Akku wog sieben Kilo. Soviel zum Thema Bewegungsfreiheit. Mit so einem Gerät besteht die latente Gefahr, dass sich Thromben bilden. Am Ende könnte man an einem Schlaganfall krepieren.« Sie lächelte. »Das ist jetzt alles vorbei. Meine Mutter hängt an mir wie eine Klette. Ihr ist meine neue Fitness nicht geheuer. Sie denkt, ich soll langsam machen. Ich bin 25. Ich muss doch mal selbst klarkommen, was?«

»Sollte man meinen.«

Sie stürzte auf eine freie Bank zu. »Setzen wir uns. Über das Geschäftliche haben wir ja schon gesprochen. Eine Sache noch: Mir geht es nicht ausschließlich um meine Lebensgeschichte. Oder die Geschichte meiner Krankheit. Sondern um die Geschichte des Spenders.«

»Des Spenders? Ich dachte, die bleiben anonym.«

»Schon. Aber ich habe durch Zufall etwas gefunden.« Sie angelte aus der Gesäßtasche ihrer Jeans einen Zeitungsartikel. »Hier. Ein Unfall auf dem Mittleren Ring. Am 4. Juni. Frühmorgens. Ist um kurz vor sechs passiert. Um kurz vor acht flitzte eine Krankenschwester in mein Zimmer. Sie sagte: Wir haben ein Herz für dich. Das war ein Satz, den höre ich wahrscheinlich mein ganzes Leben lang. Ich habe gleich meine Mutter angerufen, und sie kam eine Stunde später, aber da haben sie mich längst für die OP vorbereitet. Ich hatte Höllenangst. Bei einer Herztransplantation sterben 17 Prozent der Patienten. Wieso sollte ausgerechnet ich zu den anderen 83 gehören?«

»Die Wahrscheinlichkeit sprach für Sie.«

»Ich glaube nicht an die Wahrscheinlichkeit. Im letzten halben Jahr hatte ich manchmal so tiefe Täler, da habe ich gedacht, ich gehöre der Katz'.«

»Hatten Sie Freunde, die Sie aufgemöbelt haben?«

»Meine Mutter nervt,...

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Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich frönt. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten; sie gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst u.a. die Krimireihe um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und eine Krimiserie mit der Münchner Ghostwriterin Kea Laverde als Hauptfigur. Der 2009 erschienene erste Band wurde von Brigitte unter den "besten Taschenbüchern für den Urlaub" empfohlen. www.friederikeschmoee.de