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Die Säulen des Zorns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
1113 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am06.08.20142014
Staufen in den Jahren 1649/1650. Nach Ende der Pest und des Dreißigjährigen Krieges möchte Reichsgraf Hugo zu Königsegg den ledigen Burschen eine wertvolle Fahne mitsamt Umzug und Festmahl stiften. Neid und Missgunst breiten sich aus, jeder möchte Fähnrich werden. Schon bald findet man den ersten grausam verstümmelten Leichnam. Und dann verschwindet auch noch eine junge Frau spurlos. Mit dem Tagelöhner Jockel Mühlegg ist schnell ein Schuldiger gefunden. Aber ist er wirklich der gesuchte »Gliedermörder«? Denn es treibt sich noch ein geheimnisvoller Unbekannter herum ...

Bernhard Wucherer wurde im Allgäu geboren wo der Grafikdesigner zunächst als Schriftsetzer, Lithograf und Drucker tätig war, bevor er über zwei Jahrzehnte hinweg eine eigene Druckerei mit angeschlossener Beschriftungsabteilung, sowie eine Werbe-, Marketing- und Eventagentur betrieb, in der er u. a. für den Tourismus zahlreiche Werbetexte und -slogans verfasste. Während er danach seinen Lebenstraum erfüllte und über viele Jahre hinweg auf Burgen und Schlössern des In- und Auslandes lebte und arbeitete, schrieb er historische Aufsätze, die zum Teil sogar Veröffentlichung in wissenschaftlichen Werken fanden. In diesem inspirierenden Umfeld begann der Burgmanager, Ritterturnierveranstalter und Museumskurator, historische Romane zu schreiben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextStaufen in den Jahren 1649/1650. Nach Ende der Pest und des Dreißigjährigen Krieges möchte Reichsgraf Hugo zu Königsegg den ledigen Burschen eine wertvolle Fahne mitsamt Umzug und Festmahl stiften. Neid und Missgunst breiten sich aus, jeder möchte Fähnrich werden. Schon bald findet man den ersten grausam verstümmelten Leichnam. Und dann verschwindet auch noch eine junge Frau spurlos. Mit dem Tagelöhner Jockel Mühlegg ist schnell ein Schuldiger gefunden. Aber ist er wirklich der gesuchte »Gliedermörder«? Denn es treibt sich noch ein geheimnisvoller Unbekannter herum ...

Bernhard Wucherer wurde im Allgäu geboren wo der Grafikdesigner zunächst als Schriftsetzer, Lithograf und Drucker tätig war, bevor er über zwei Jahrzehnte hinweg eine eigene Druckerei mit angeschlossener Beschriftungsabteilung, sowie eine Werbe-, Marketing- und Eventagentur betrieb, in der er u. a. für den Tourismus zahlreiche Werbetexte und -slogans verfasste. Während er danach seinen Lebenstraum erfüllte und über viele Jahre hinweg auf Burgen und Schlössern des In- und Auslandes lebte und arbeitete, schrieb er historische Aufsätze, die zum Teil sogar Veröffentlichung in wissenschaftlichen Werken fanden. In diesem inspirierenden Umfeld begann der Burgmanager, Ritterturnierveranstalter und Museumskurator, historische Romane zu schreiben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839244463
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.08.2014
Auflage2014
Reihen-Nr.3
Seiten1113 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430389
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 3

Seit dem Tag des Jahres 1649, an dem bekannt geworden war, dass Hugo zu Königsegg, Regent der Grafschaft Rothenfels und der Herrschaft Staufen, nach vieljähriger Abwesenheit wieder in seinem Immenstädter Schloss weilte, herrschte große Aufregung unter den Resort leitenden Beamten, die allesamt nicht mit dessen unverhoffter Rückkehr gerechnet hatten.

Etliche seiner Amtsleiter erschraken insgeheim, weil sie die kleinen Schweinereien, mit denen sie hinter dem Rücken des alternden Oberamtsmannes Conrad Speen und auf Kosten des Grafen ihr jämmerliches Dasein lebenswerter gestalten konnten, gerne noch ein Weilchen fortgeführt hätten. Während das Volk darben musste, hatten es sich die sauberen Herren Beamten gut gehen lassen und sich genommen, was sie unbemerkt hatten kriegen können. Hierbei waren sie allesamt einfallsreich gewesen und brauchten nicht einmal ihre inneren Schweinehunde herauszulassen, um immer genau zu wissen, wie sie sich am geschicktesten bereichern konnten. Der Oberförster des Grafen hatte jede Art von Schalenwild gegen zahnfeste Währung getauscht. Dass seine Jagdhelfer klüger gewesen waren, als er dachte, und ihm nacheiferten, hatte er nicht einmal bemerkt, als er dem »Bunten Jakob«, einem undurchsichtigen Fahrenden Händler, der während des Krieges miese Geschäfte mit dem damaligen Totengräber Ruland Berging gemacht hatte, eine ganze zerlegte Wildsau hatte verkaufen wollen und zur Antwort bekommen hatte, dass dieser gerade eben hier in Immenstadt etliche Stücke Rotwild erworben hatte. Ekkehard van der Heye, Leiter der gräflichen Schreibstube, und sein hinterkünftiger Helfer hatten indessen wertvolle Inkunabeln an Stadtpfarrer Johannes Christoph Schwenk verkauft, während der Mann Gottes das Geld hierfür aufgetrieben hatte, indem er in seiner Art mehrfach vorhandenes Kirchensilber an den »Bunten Jakob«, den »Schacherer« oder an andere durchziehende Händler verscherbelt hatte. Dass der Priester nicht nach der Herkunft der wertvollen Drucke gefragt hatte, war schon etwas seltsam gewesen. Der Herrgott gibt, der Herrgott nimmt, dürfte er gedacht und die Sache dadurch für sich vereinfacht haben.

Wegen plündernder Schweden und kaiserlicher Truppen hatte Speen das gesamte Inventar der reich ausgestatteten Schlossbi­bliothek rechtzeitig an einen sicheren Ort gebracht. Zudem hatte er das gräfliche Tafelsilber, Vasen, andere wertvolle Gegenstände, Gemälde und sogar kleine Möbelstücke in versteckt gelegene Lagerräume bringen lassen, dabei aber nicht berücksichtigt, dass die Gefahr des Diebstahls auch aus eigenen Reihen drohen könnte. Da die zumeist dem eigenen Geschlecht zugeneigten Höflinge des Grafen während dessen Abwesenheit nichts anderes zu tun gehabt hatten, als das menschenleere Schloss in Schuss zu halten, war ihnen stets genügend Zeit zur Verfügung gestanden, sich auf gotteslästerliche Weise miteinander zu beschäftigen oder unbemerkt in die Lagerräume einzudringen, um scheibchenweise all das zu stehlen, was sich unbemerkt aus dem Schloss hatte schaffen lassen. Das Eintauschen des Diebesgutes gegen hochwertige Nahrungsmittel oder der Verkauf an professionelle Hehler, die es seit Ende des Großen Krieges zuhauf gab, stellte für die schleimigen Brüder kein nennenswertes Problem dar.

Da Speen während der Abwesenheit des Grafen das Sagen hatte, war es allein seine Sache, nicht nur für Ordnung innerhalb der Immenstädter Stadtmauer, sondern auch außerhalb - im ländlich geprägten Teil des gräflichen Herrschaftsgebietes - zu sorgen. Obwohl selbst mit allen Wassern gewaschen, hatte es ihm aufgrund der durch den Krieg, die immer wieder aufkommende Pestilenz und die durch allseitige Hungersnot hervorgerufenen ständigen Turbulenzen unmöglich gelingen können, allen Betrügereien und Diebstählen auf die Schliche zu kommen und ihnen nachzugehen, geschweige denn, sie zu ahnden. Wenn Speen ausnahmsweise einen Bösewicht ertappt hatte, dem er etwas Verbotenes hatte nachweisen können, hatte er ihn unverzüglich dem jüngeren Richter Michael Waldvogel, der sich zunehmend mit dem altgedienten Richter Hans Zwick abwechselte, übergeben.

Weshalb dieser ständige Amtswechsel vorgenommen wurde, wusste niemand so genau - nicht einmal der Regent, der sich so wenig wie möglich in die Gerichtsbarkeit einmischte, obwohl er selbst der höchste Richter im Lande war. Man wusste nur, dass die beiden eines verband: Zwick war nicht nur ein honoriger Vorsteher der Immenstädter Bürgerschaft und des Stadtrates gewesen, in dessen Fußstapfen Waldvogel gestiegen war, sondern hatte auch noch den Stab in Bezug auf die Gerichtsbarkeit an den jüngeren Richter übergeben. Beide pflegten keine Kompromisse zu machen und taten nichts lieber, als die Angeklagten der Peinlichen Befragung zu unterziehen. Wie gerade Richter Waldvogel mit den Missetätern umging, konnte man daran sehen, dass der städtische Kerker, der sich im Waaghaus befand, trotz täglicher Vergehen und wöchentlicher Verbrechen nie lange besetzt war.

Dass es tief unterhalb des Immenstädter Schlosses drei zusätzliche Kerkerzellen, einen Verhörraum und eine bestens ausgestattete Folterkammer gab, wussten bisher nur speziell vergatterte Eingeweihte. Allerdings wurde die Fronfeste, wie diese Räume von den wenigen, die davon wussten, genannt wurden, derzeit überhaupt nicht genutzt, weil sie gerade nach Meinung der jüngeren Ratsherren - die vom erfolgreichen Kaufmann Peter Immler angeführt wurden - aus Humanitätsgründen nicht mehr zeitgemäß und deren Unterhalt viel zu teuer war. Aber Waldvogel würde nicht der amtierende und - wie bereits sein Vorgänger - vom Volk hinter vorgehaltener Hand als »Richter Gnadenlos« bezeichnete Hüter über Recht und Ordnung sein, wenn er nicht dafür sorgen würde, die Fronfeste über kurz oder lang wieder ihrer alten Bestimmung zuzuführen und die vorhandenen Richtstätten fleißiger zu nutzen, als dies bisher der Fall gewesen war. Zweiteres tat er - obwohl er aufgrund der Nachkriegswirren kaum noch ordentliche Prozesse führen konnte -, so oft es nur ging. Leider waren Folterungen derzeit nur unter erschwerten Bedingungen möglich, was sich nach Waldvogels Meinung ebenfalls schleunigst ändern musste. Kraft seines Amtes stand ihm dies zu - da konnten die jungen, unerfahrenen und in seinen Augen unbrauchbaren Ratsherren sagen, was sie wollten. Im Grunde genommen musste er nicht einmal den Grafen fragen. Er konnte sich guten Gewissens auf das immer noch gültige Recht der Hoch- oder Blutgerichtsbarkeit berufen, das Hugo Graf von Montfort 1447 von Kaiser Friedrich III. für das gesamte rothenfelsische Gebiet erhalten und das immer noch Gültigkeit hatte.

Das letzte Mal, dass hier vor dem Staufner Wolfgang Bentele jemand mit allem Brimborium peinlich befragt, gefoltert und auf dem Immenstädter Marktplatz hingerichtet worden war, dürfte im Frühjahr 1636, kein halbes Jahr nach Abklingen der Pestilenz in Staufen, gewesen sein. Damals war es auch schon ein Staufner gewesen, der sich zwischen vier Pferde hatte legen müssen. Zuvor war dem aus Staufen stammenden Delinquenten, dem allseits unbeliebten Huf- und Waffenschmied Babtist Vögel, der Mord mit vorausgegangener Schändung an einer jungen Frau nachgewiesen worden, was letztlich seinem damals ungefähr 13-jährigen geistig zurückgebliebenen Sohn Baltus das Herz und ihm selbst den ganzen Körper zerrissen hatte. Dass nach der Vierteilung des gewalttätigen Schmiedes dessen Torso mitsamt dem Kopf bereits spurlos verschwunden gewesen war, als die Arme und Beine des soeben Gevierteilten noch an den Seilen und die Seile noch an den Zugpferden befestigt waren, hatte die Bevölkerung zunächst als böses Omen gewertet und nicht als Diebstahl erkannt - zumal niemand etwas gesehen hatte, obwohl der Immenstädter Marktplatz voller Menschen gewesen war. Also hatten es nur die Mächte der Finsternis oder die Geister der durch Babtist Vögel geschändeten Frau gewesen sein können, die den Torso mit Sitz des Herzens und den Kopf mit Sitz des Gehirns zu sich geholt hatten. Ein normaler Mensch hätte es niemals gewagt, einen entehrten Körper überhaupt zu berühren. Und außerdem: Wer in Gottes Namen hätte mit einem übel zugerichteten Korpus ohne Arme und Beine etwas anfangen können? Dennoch waren die Gerüchte, dass dessen verwertbare Teile in einem Kochtopf der vielen hungernden Menschen verschwunden waren, aufgekommen und lange nicht verstummt. Oder waren sie gar auf dem Bratrost des »Herrn der Fliegen«, wie der Teufel auch genannt wurde, gelandet? »In der Not frisst der Teufel Fliegen« war ein wörtlich zu nehmender Spruch, der während der Pest und der Zeit des dreißig Jahre anhaltenden Krieges nicht nur in Immenstadt und im gesamten rothenfelsischen Gebiet, sondern europaweit die Runde gemacht und sich gehalten hatte. Da sich zu jener Zeit im Allgäu rudelweise Wölfe herumgetrieben hatten, war letztlich die zwar unmögliche, für das einfältige Volk dennoch glaubwürdigste aller Erklärungen vom sogenannten »Wolfshunger« geblieben.

Der damals tobende Richter Zwick konnte nur noch die Arme und Beine des Gevierteilten auf lange Pfähle spießen und an allen vier Enden des gräflichen Herrschaftsgebietes aufstellen lassen, bevor die grausige »Akte Vögel« für hoffentlich alle Zeiten hatte geschlossen werden können. Zuvor aber war Hermann Leimer, ein stadtbekannter Säufer und Vorgänger des heutigen Nachrichters Sebastian Deibler, einer Strafe zugeführt worden, wie sie eben nur hatte Zwick einfallen können. Der damals angetrunkene Carnifex war für seine alles andere als meisterliche Arbeit hart bestraft worden; er hatte es unterlassen, in den Körper des Verurteilten kurz vor...

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Autor

Bernhard Wucherer wurde im Allgäu geboren wo der Grafikdesigner zunächst als Schriftsetzer, Lithograf und Drucker tätig war, bevor er über zwei Jahrzehnte hinweg eine eigene Druckerei mit angeschlossener Beschriftungsabteilung, sowie eine Werbe-, Marketing- und Eventagentur betrieb, in der er u. a. für den Tourismus zahlreiche Werbetexte und -slogans verfasste. Während er danach seinen Lebenstraum erfüllte und über viele Jahre hinweg auf Burgen und Schlössern des In- und Auslandes lebte und arbeitete, schrieb er historische Aufsätze, die zum Teil sogar Veröffentlichung in wissenschaftlichen Werken fanden. In diesem inspirierenden Umfeld begann der Burgmanager, Ritterturnierveranstalter und Museumskurator, historische Romane zu schreiben.