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Maiglöckchensehnsucht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
348 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.03.20151. Auflage
»Für mein Maiglöckchen Lily, in Liebe Hermann« steht auf der alten Spieluhr, die Maja beim Renovieren der geerbten alten Villa am Bodensee, in der sie eine Pension eröffnen will, findet. Was hat die sonderbare Irin Nora damit zu tun, die eines Tages dort auftaucht und behauptet, die rechtmäßige Erbin zu sein? Als auch noch der attraktive Pensionsgast Peter auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, wird es Zeit für Kommissar Michael Harter, die Sache in die Hand zu nehmen - und für Maja, um ihre Existenz und ihr Glück zu kämpfen.

Christine Rath, Jahrgang 1964, lebt seit ihrer Kindheit am Bodensee. Nach einigen Jahren als Presse- und Marketingassistentin bei der Messe Friedrichshafen und im Immobilienbüro ihres Mannes betreibt sie seit 2006 mit ihrer Familie ein Hotel in Ludwigshafen. Mit ?Butterblumenträume? gab Christine Rath 2011 ihr Romandebüt. www.christinerath.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Für mein Maiglöckchen Lily, in Liebe Hermann« steht auf der alten Spieluhr, die Maja beim Renovieren der geerbten alten Villa am Bodensee, in der sie eine Pension eröffnen will, findet. Was hat die sonderbare Irin Nora damit zu tun, die eines Tages dort auftaucht und behauptet, die rechtmäßige Erbin zu sein? Als auch noch der attraktive Pensionsgast Peter auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, wird es Zeit für Kommissar Michael Harter, die Sache in die Hand zu nehmen - und für Maja, um ihre Existenz und ihr Glück zu kämpfen.

Christine Rath, Jahrgang 1964, lebt seit ihrer Kindheit am Bodensee. Nach einigen Jahren als Presse- und Marketingassistentin bei der Messe Friedrichshafen und im Immobilienbüro ihres Mannes betreibt sie seit 2006 mit ihrer Familie ein Hotel in Ludwigshafen. Mit ?Butterblumenträume? gab Christine Rath 2011 ihr Romandebüt. www.christinerath.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839245682
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum04.03.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten348 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430520
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel: »Leise rieselt der Schnee«

Sanft, ganz sanft fallen sie vom Himmel â¦ kleine, große, unendlich viele und unglaublich zarte weiße Schneeflocken. Ich stehe am Fenster und betrachte, wie sich die Welt um mich herum in einen weißen Wintertraum verwandelt.

Wie still es ist! Kann man Schnee eigentlich hören? Vielleicht, wenn man selbst ganz leise ist? Ich öffne das Fenster und strecke die Hand nach draußen, um ein paar der kleinen Flocken einzufangen. Im Nu ist mein Ärmel auch ganz weiß. Komisch, dass einem die Nässe des Schnees überhaupt nichts ausmacht! Bei Regen hätte ich das Fenster längst geschlossen. Aber Regen ist auch laut und unangenehm, während die leise Stille des herabfallenden Schnees den Lärm und die Hektik des Tages komplett vergessen lässt. »Leise rieselt der Schnee â¦ still und starr ruht der See â¦«, fällt mir das alte Weihnachtslied ein, das ich bereits als Kind so sehr geliebt habe. Wie schön auf einmal alles aussieht, selbst der ruhige See in seinem sanften Grau. Schon haben alle Büsche und Bäume im Garten weiße Mützen auf, und auch der Steg ist mit einer kuschelweichen Schneeschicht überzogen. Dabei hatte es am Vormittag noch so sonnig ausgesehen, obwohl es bereits bitterkalt war. Jedoch hatte der Himmel schon diese seltsame rosa-graue Farbe angenommen, die immer den Schnee ankündigt. Wenn man am See lebt, bekommt man mit der Zeit einen Blick dafür, wenn sich das Wetter ändert. Besonders, wenn man so oft den Blick zum Himmel richtet wie ich!

Ich schließe das Fenster, denn auf einmal ist mir doch kalt. Außerdem sollte ich nicht noch mehr Zeit mit Träumereien verplempern, denn heute ist der 24. Dezember - Heiligabend! Und ich habe noch kein einziges Geschenk. Wie oft habe ich früher die Leute belächelt, die noch am Weihnachtstag hektisch durch die Geschäfte eilen, um noch irgendwo ein brauchbares Geschenk aufzutreiben, mit dem sie am Abend ihre Lieben erfreuen können. Die meisten von ihnen mit diesem verzweifelten Gesichtsausdruck, weil die besten und schönsten Dinge leider schon lange ausverkauft sind.

Und nun bin ich selbst eine von diesen Wahnsinnigen! Ich hoffe inständig, dass ich in einer der kleinen Boutiquen etwas für Nini und vielleicht auch eine nette Kleinigkeit für Christian erstehen kann. Wenigstens muss ich keinen Parkplatz suchen, da ich ja zu den Glücklichen gehöre, die in Überlingen am schönen Bodensee leben dürfen.

Ich ziehe meinen dicken schwarzen Wollpullover über und setze meine rote Pudelmütze auf, die bei dem Schnee sicher schon bald weiß statt rot sein wird.

Den dicken Daunenmantel und die festen Stiefel werde ich heute auf jeden Fall auch benötigen. Erwartungsfroh wedelt meine Mischlingshündin Jojo mit dem Schwanz und läuft zur Tür.

»Heute nicht, Jojo!«

Am Klang meiner Stimme merkt Jojo, dass ich sie nicht mitnehmen möchte. Sie sieht mich vorwurfsvoll an und trollt sich in ihr Körbchen. In der Küche meines Cafés Butterblume empfängt mich Ruth, die gerade dabei ist, die Geschirrspülmaschine auszuräumen.

»Du bist ja immer noch da!«, sage ich vorwurfsvoll zu ihr. Die Gute hat nicht nur die letzten Gäste bedient, sondern auch schon den gemütlichen kleinen Gastraum blitzblank geputzt.

»Ab nach Hause mit dir!« Ich versuche, meiner Stimme einen strengen Ton zu geben.

»Wie könnte ich wohl nach Hause gehen, ohne dir Frohe Weihnachten zu wünschen?«, fragt Ruth lächelnd daraufhin, während sie ruhig die kleinen Teetassen in unseren Küchenschrank stellt.

Ich bin so froh, dass es sie gibt und sie mir in meinem Café Butterblume zur Hand geht. Seitdem meine Tochter Nini ein Studium in Mannheim begonnen hat und deshalb nur noch selten am See ist, und meine Mutter seit dem letzten Jahr glücklich verheiratet in den Staaten lebt, bin ich hier doch ziemlich allein. Na ja, bis auf meine kleine Hündin Jojo, die ich außer dem alten Nachbarhaus von meiner Freundin Frieda geerbt habe â¦ und natürlich meinen Liebsten Christian, der jedoch ein äußerst erfolgreicher Anwalt ist und seine Kanzlei in Stuttgart hat, weswegen er nicht allzu oft bei mir sein kann.

Außerdem besitzt er eine Dependance für Einwanderungsrecht in Kanada, die er eigentlich seiner Exfrau übergeben wollte. Nachdem diese sich im Oktober jedoch Hals über Kopf in ihren Psychotherapeuten verliebte und seitdem auf und davon ist, bleibt wieder die ganze Arbeit an ihm hängen und viel zu wenig Zeit für uns beide am schönen Bodensee.

Ruth habe ich erst im letzten Jahr kennengelernt, aber sie ist schnell zu einem sehr wichtigen Menschen in meinem Leben geworden. Sie war da, als ich am dringend­sten Hilfe brauchte, und ist seitdem unentbehrlich für mich geworden.

Ruth ist oder vielmehr war Teil einer Gruppe von lebenslustigen Frauen »in den besten Jahren«, die mein Café Butterblume meist nach oder statt ihrer Bauch-Beine-Po-Gymnastik besuchen, weswegen ich sie insgeheim BBP-Ladys nenne. Da sich Ruth im letzten Sommer dummerweise in Hubert, den Mann einer der Ladys, verliebte, hat sie sich aus dieser Gruppe ausgeklinkt und hilft mir stattdessen in ihrer Freizeit im Café.

Sie scheint völlig in dieser Arbeit aufzugehen, denn sie ist praktisch jeden Tag in der Butterblume, auch wenn ich sie gar nicht für die vielen Stunden bezahle.

Wenn ich deshalb ein schlechtes Gewissen habe und sie frage, was ich ihr denn stattdessen Gutes tun könne, dann winkt sie nur ab und sagt: »Das ist schon Gutes genug für mich, Maja â¦ dass ich hier sein kann, mit dir in der Butterblume am See â¦ und die netten Gäste bewirten darf!«

Das glaube ich ihr sogar. Denn finanziell hat sie es eigentlich überhaupt nicht nötig, arbeiten zu gehen. Ihr verstorbener Mann hat sie gut versorgt, doch ich kann mir vorstellen, dass eine so attraktive Mittfünfzigerin wie sie nicht einfach nur zu Hause sitzen oder zur Gymnastikstunde gehen mag.

Ich weiß, dass sie darunter leidet, die Geliebte eines verheirateten Mannes zu sein, auch wenn sie mir selten genug ihr Herz ausschüttet.

Hinzu kommt, dass die Frau dieses Mannes so etwas wie eine Freundin oder zumindest eine gute Bekannte von ihr ist. Das macht es sicher für sie doppelt schwer, auch wenn diese Frau eine ziemlich bestimmende und selbstherrliche Person ist. Ruth erzählte mir eines Tages unter Tränen, dass es für sie fast nicht auszuhalten sei, Jutta ins Gesicht zu sehen, weswegen sie aus der Gymnastikgruppe ausgetreten sei. Dazu kämen diese ständigen Heimlichkeiten und die Angst, irgendwo von jemandem entdeckt zu werden. Und, was meiner Meinung nach das Schlimmste für Ruth ist, die Einsamkeit an Tagen wie diesen â¦ an Feiertagen wie Weihnachten, Ostern â¦ oder Geburtstagen, die ihr Geliebter im Kreis seiner Familie und nicht mit ihr verbringt.

Mir ist bewusst, dass das auch der Grund ist, weshalb Ruth jetzt immer noch hier und nicht schon längst zu Hause ist. Deshalb traue ich mich fast nicht zu fragen:

»Wirst du Hubert an den Feiertagen einmal sehen â¦ oder bist du â¦ allein?«

Allein. Weihnachten und allein â¦ ich wollte das eigentlich gar nicht sagen und würde mir am liebsten die Zunge abbeißen.

Doch auf einmal bekommt Ruth ganz rote Wangen und sie antwortet glücklich:

»Aber nein, ich werde diesmal Weihnachten nicht allein sein. Hubert will mich besuchen, und zwar heute schon!! Denk dir, er will mir unbedingt ein Weihnachtsgeschenk bringen!«

Ruths blaue Augen strahlen noch mehr als sonst. Wie hübsch sie ist, denke ich. Ruth hat so etwas Entspanntes, Ausgeglichenes in ihren Zügen â¦ so, als ob sie tief drinnen in sich selbst ruht. Mir fällt auf, dass dieses Wortspiel ja eigentlich gut zu ihrem Namen passt.

»Und was machst du dann noch hier?«, frage ich mit gespieltem Vorwurf in der Stimme und schiebe sie sanft aus der Küche.

»Ich gehe ja gleich, Maja!«, lacht sie zurück.

»Weißt du, ich habe gar nicht mehr viel zu tun. Eingekauft habe ich bereits vor ein paar Tagen, und mein kleines Häuschen ist blitzblank. Selbst der Weihnachtsbaum steht schon. Nun muss ich mich nur noch ein bisschen hübsch machen und das Essen in den Ofen schieben. Ich habe vor, einen leckeren Sauerbraten mit Rotkohl und Knödeln zu machen, den liebt Hubert doch so sehr.«

Ich kann mir schon vorstellen, dass Ruth seit Tagen in den Vorbereitungen für diesen festlichen Abend steckt. Man sieht ihr an, wie glücklich sie über den Besuch ihres Liebsten ist.

Im Stillen frage ich mich, wie Hubert es wohl schaffen wird, danach auch noch den Weihnachtsbraten seiner Ehefrau zu verspeisen, doch ich will Ruth die Freude nicht vermiesen und nehme sie stattdessen mit einem Lächeln in den Arm.

»Das freut mich wirklich. Dann wünsche ich euch frohe Weihnachten, liebe Ruth!«

Ruth sieht mich dankbar an, glücklich darüber, dass ich nicht zu denen gehöre, die ihr Vorwürfe und ein schlechtes Gewissen machen. Die meisten der ohnehin schon wenigen Leute, die von ihrer heimlichen Liebe wissen, haben nämlich kein Verständnis für sie. Ich dagegen muss immer an die alte und lebenskluge Frieda denken, mit der ich so viel über die Liebe gesprochen habe. Sie sagte stets zu mir: »Weißt du, Maja, man kann sich die Liebe nicht aussuchen. Die Liebe sucht uns aus. Und wenn sie das getan hat, dann müssen wir unserem Herzen folgen, auch wenn alles andere dagegen spricht!«

Im Fall von Ruth spricht allerdings so ziemlich Alles dagegen. Nicht nur...

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