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Liebessiegel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
278 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20152015
Arno Linder ist am Ziel seiner Träume angekommen. Er ist endlich Professor, er ist verheiratet und seine Laura erwartet ein Kind. Die schlimmen Tage scheinen hinter ihm zu liegen und allem kann er widerstehen - bloß der Versuchung nicht ... Die steht in Form seiner alten Jugendliebe Kaede Yoshikawa unerwartet vor der Tür. Als diese plötzlich die Stadt verlassen muss kann Arno aufatmen - doch nur kurz. Kaede wird ermordet und Arno versucht, ohne das Wissen seiner Frau und der Polizei, den Mörder zu entlarven.

Dr. Martin Mucha, geboren 1976 in Graz, studierte in Wien Philosophie, Geschichte und Theologie. Er arbeitet seit über zehn Jahren im Bereich Drehbucherstellung für Kino- und Fernsehfilme. Seiner ausgedehnten Reisetätigkeit, vor allem nach Asien und Afrika, entsprang bislang ein Bild-Text-Band über Afghanistan und Tadschikistan. Nach seinem viel beachteten Krimidebüt »Papierkrieg« und den Folgebänden »Seelenschacher«, »Beziehungskiller« und »Erbschleicher«, die ebenfalls in seiner Wahlheimat Wien spielen, ist »Liebessiegel« sein fünfter Arno-Linder-Krimi im Gmeiner-Verlag. »Seelenschacher« stand 2011 auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextArno Linder ist am Ziel seiner Träume angekommen. Er ist endlich Professor, er ist verheiratet und seine Laura erwartet ein Kind. Die schlimmen Tage scheinen hinter ihm zu liegen und allem kann er widerstehen - bloß der Versuchung nicht ... Die steht in Form seiner alten Jugendliebe Kaede Yoshikawa unerwartet vor der Tür. Als diese plötzlich die Stadt verlassen muss kann Arno aufatmen - doch nur kurz. Kaede wird ermordet und Arno versucht, ohne das Wissen seiner Frau und der Polizei, den Mörder zu entlarven.

Dr. Martin Mucha, geboren 1976 in Graz, studierte in Wien Philosophie, Geschichte und Theologie. Er arbeitet seit über zehn Jahren im Bereich Drehbucherstellung für Kino- und Fernsehfilme. Seiner ausgedehnten Reisetätigkeit, vor allem nach Asien und Afrika, entsprang bislang ein Bild-Text-Band über Afghanistan und Tadschikistan. Nach seinem viel beachteten Krimidebüt »Papierkrieg« und den Folgebänden »Seelenschacher«, »Beziehungskiller« und »Erbschleicher«, die ebenfalls in seiner Wahlheimat Wien spielen, ist »Liebessiegel« sein fünfter Arno-Linder-Krimi im Gmeiner-Verlag. »Seelenschacher« stand 2011 auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839247662
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Auflage2015
Reihen-Nr.7
Seiten278 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430785
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I

Institutssitzungen haben immer was Langweiliges. Administrative Angelegenheiten. Enervierendes Ennui. Immerzu Intrigen. Omnipräsente Omnachtung. Unpackbare Umsonstigkeit. Schon beim Gedanken daran switcht mein Hirn auf Deep Sleep Mode. Nicht mal Stabreime machen da mehr Spaß.

Es war einer dieser langen Nachmittage, und ich hörte dem Plappern einer Kollegin zu. Ob es um Sexismus, Heteronormativität oder das Aufbrechen patriarchaler Strukturen ging, ist mir nicht mehr erinnerlich. Jedenfalls startete die ganze Diskussion mit der Auswahl des neuen Kopierpapiers für das Institut. Von da war es nur mehr ein kleiner Schritt bis zum Geschlechterkampf. Da ich der einzige Vertreter meines Geschlechts in der Sitzung war, brach die gesamte Frustration des weiblichen Lehrkörpers über mich herein. Was sich in mancher Situation als lustvolle Erfahrung denken lässt. Nur halt nicht im Rahmen einer Institutssitzung. Ich zog mich in meinen Seelenpalast zurück und ließ die Damen diskutieren. In meinem Seelenpalast saß ich auf einem handgegerbten Ledersessel, trank Sencha und las Ovid. Wenn der gewusst hätte â¦

Jedenfalls schreckte mich irgendwas auf. Ich kehrte an die Oberfläche meines Bewusstseins zurück und versuchte herauszufinden, was da nicht stimmte. Ich brauchte nur einen Augenblick. Es war still. Viel zu still. Alle blickten auf mich. Ich hatte doch nicht wieder laut gedacht? Nein, nein beruhigte ich mich. Langsam räusperte ich mich und blickte hoheitsvoll in die Runde. Nur keine Unsicherheit zeigen. Sie können Angst riechen. Um keinen Blödsinn zu sagen, biss ich die Zähne aufeinander und schwieg.

»Herr Professor Linder?«, sprach mich Frau Glanicic-Werffel an. Ein hintergründiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Meine Chefin, die Vorständin des Instituts, kannte mich genau. »Was halten Sie von dem Vorschlag?«

»Hm«, machte ich und versuchte, gewichtig zu klingen. »Ein zweischneidiges Schwert.«

Wieder machte ich eine kleine Pause und hoffte darauf, dass mich irgendeine der Kolleginnen unterbrechen würde. Normalerweise taten sie das alle Augenblicke. Aber jetzt nicht. Alle starrten mich an und warteten auf eine Wortspende. Ich war ins Eck gedrängt und fühlte mich wie Friedrich der Große im Siebenjährigen Krieg. Bloß ohne Siege, und Zarin Elisabeth wollte auch nicht sterben. Außerdem würde die Worte der Große auch nie wer hinter meinen Namen auf einen Grabstein schreiben. Bitter.

»Also gut, ich bin dabei«, meinte ich und hoffte inbrünstig, dass ich mich weder blamiert noch in irgendeine unangenehme Situation geritten hatte.

»Ausgezeichnet«, meinte Glanicic-Werffel und hakte irgendwas auf ihrer Liste ab. »Und nun zurück zum ersten Punkt. Was ist mit dem Kopierpapier?«

Ein Summen und Brausen zog durch das Zimmer, wirbelte in den Ecken und verdichtete sich über dem langweilig modernen Schreibtisch, um den wir saßen, zu einer Gewitterstimmung.

»Es kann nicht sein, dass wir weiterhin Papier von einem Hersteller beziehen, der keine Frau in der Geschäftsführung hat. Wie vorhin schon ausgeführt: Ich habe recherchiert, war vor Ort, das ist eine Tatsache. Wir müssen dem Sexismus, den das männliche Patriarchat â¦«

Weiter hörte ich ihr nicht zu. Das würde jetzt wieder eine halbe Stunde so weitergehen und damit enden, dass wir ein Papier haben würden, das doppelt so schlecht und vierfach so teuer war wie bisher. Was wiederum dazu führen würde, dass wir weniger Bücher ankaufen und weniger alte wieder instand setzen lassen können würden. Aber wir müssen halt alle Opfer bringen im großen Kampf. Ich beneidete den alten Gruber, das einzige andere männliche Mitglied des Instituts. Der musste nicht mehr an diesen Sitzungen teilnehmen, seitdem er ohne Schuhe und mit den Socken an der Nase am Institut aufgetaucht war. Er durfte nun zu Hause arbeiten. Wie man hörte, musste er allerdings auch ständig eine Windel tragen, aber das war ein kleiner Preis, wie mir schien. Ich zog mich wieder in meinen Seelenpalast zurück und las weiter in meinem Ovid. Aber erst nachdem ich tief durchgeatmet hatte und ein Schluck bester Sencha durch meine Kehle geronnen war. Hmmm. Sencha.

Ich war gerade wieder einmal beim Anfang der Heroides, der Stelle, an der Penelope davon spricht, dass Troja für alle anderen gefallen ist, nur nicht für sie, als mich ein allgemeines Rascheln und Stuhlrücken aus dem Genuss der Lektüre riss. Ich blickte mich um, und alle waren dabei aufzuspringen und den Raum zu verlassen. Gut, die Sitzung war endlich vorbei. Glanicic-Werffel blickte mich an und winkte mich zu sich. Schlecht, das Leiden ging weiter.

»Die anderen können gehen. Professor Linder, Sie kommen noch für einen Augenblick zu mir.«

»Was habe ich diesmal verbrochen?«, fragte ich, als wir allein waren.

»Nichts«, meinte Glanicic-Werffel, »von dem ich wüsste. Es ist nur so: Laura hat mich vorhin angerufen, sie kann Sie nicht erreichen und ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie zurückrufen sollen.«

Nachdem meine Frau, die Rechtsanwältin ist, die Scheidung von Glanicic-Werffel geleitet hatte und dem untreuen Ehemann meiner Chefin das letzte Hemd und jeden Rest von Selbstachtung genommen hatte, waren die beiden beste Freundinnen. Auf dem Papier klingt das gut, in der Realität ist das eine Katastrophe. Mit Laura ging sie ins Konzert und zur Weinverkostung. Es gab nichts, was die beiden nicht von mir wussten. Ich war ihnen hilflos ausgeliefert. 24/7-Überwachung, die NSA ist dagegen lächerlich.

»Danke!«, sagte ich und wollte schon gehen, als mich meine Chefin schelmisch ansah.

Die kurzen eisgrauen Haare lagen in schönen Locken eng am Kopf, die Augen blickten mich klar und durchdringend an, der Lidstrich war wie von Picasso gezogen. Ebenso fein wie elegant. Sie schmunzelte.

»Sie haben keine Ahnung, wozu sie vorhin Ja gesagt haben, oder?«

»Das hat mich noch nie gestört«, meinte ich trotzig.

»Kann ich mir vorstellen«, meinte meine Chefin, und ich war entlassen.

Auf dem Weg zu meinem Büro - ich hatte nun eines als ordentlicher Professor, obgleich es derselbe Raum war, den ich zuvor bewohnt hatte, nur ohne Studenten - schaltete ich mein Handy ein. Das Ding ist schon uralt, und der Akku ist schwer hinüber. Ich kann es nicht mehr ständig laufen lassen. In meinem Zimmer plumpste ich in meinen Sessel und schenkte mir einen ordentlichen Schluck aus der Bürokanne ein. Dann drückte ich den grünen Knopf.

»Ja?«, meinte Laura ein paar Augenblicke später.

»Hi, Süßeste, was gibt s?«, fragte ich leichthin.

»Wir müssen reden«, antwortete Laura ernst.

»Tun wir ja.«

»Ich mein ein echtes Gespräch.«

»Von Angesicht zu Angesicht?«

»Genauso.« Laura klang erstaunlich ernst.

»Oh mein Gott. Du bist schwanger!«, entrang sich mir ein tonloser Ausruf.

Die Wirklichkeit um mich herum zerfiel zu grauen Schatten, die ascheartig ihre Konturen verloren und zu kleinen Häufchen zusammensackten. Dann zerblies sie ein unfühlbarer Wind. Es kam mir ein bisschen so vor, wie wenn Gott die Schöpfung rückgängig gemacht hätte.

Am anderen Ende der Leitung schwieg Laura einen Moment. Dann meinte sie: »Ja, Arno. Ich bin schwanger. Ich denke, wir sollten darüber reden.«

»Mhm.«

» Mhm machen ist kein Reden. Streng dich ein bisschen mehr an.«

Ich versuchte krampfhaft, etwas zu finden, was man in einer solchen Situation sagen könnte. Allein, mir fiel nichts ein.

»Du könntest zum Beispiel sagen, dass du dich freust«, meinte Laura, nachdem ich eine gefühlte Stunde nichts rausgebracht hatte.

Mir war klar, dass ich bis jetzt alles falsch gemacht hatte, was sich in einer solchen Situation überhaupt nur falsch machen ließ. Laura war ein Engel, dass sie mir noch keine Morddrohung zukommen hatte lassen.

»Ähh«, war meine Antwort.

Ich steuerte auf eine Katastrophe zu und ich wusste es. Mit schwangeren Frauen verhält es sich wie mit verletzten Tigern: Man sollte sie besser nicht reizen. Aber dafür war es vielleicht schon zu spät.

»Arno!«, ermahnte mich meine Frau.

Sie klang rasch böse werdend. Und ein klein wenig verletzt. Mit dem Gedanken an eine schwangere, verletzte Laura, die im Unterholz lauert, nur bereit, loszuschlagen, löste sich endlich meine Blockade.

»Süße, das muss gefeiert werden, wir gehen essen! Ich reservier was und komm dich um sieben in der Firma holen. Okay? Das ist der schönste Augenblick meines Lebens. Ich freu mich so für uns. Wir werden eine Familie.«

Damit legte ich auf. Nach dem Sermon verharrte ich zunächst reglos. In meinen Ohren klang ständig: Wir werden eine Familie. Ich checkte meinen Terminkalender und stellte fest, dass ich keine Lehrverpflichtung hatte. Es kam auch keine Studierende, gleich welchen Geschlechts, zu mir wegen Diplomarbeiten oder Dissertationen. Ich hatte frei. Normalerweise hätte ich mich jetzt in die Bibliothek zurückgezogen, aber so gab es nur einen Ort auf der Welt, wo ich mich jetzt geborgen fühlen würde.

Eine halbe Stunde später saß ich in meiner alten Wohnung, und ein paar Kumpels schauten vorbei. Wobei, ich kannte sie nicht persönlich, anwesend waren sie auch nicht und außerdem schon alle tot. Aber CDs sind eine feine Sache. Die Jungs jammten, und ich grübelte. Charlie blies sich die Lunge aus dem Leib, Max trommelte wie ein Berserker, und Dizzie gab den coolen Hund. Bloß Thelonius war nicht so gut in Fahrt. Aber wer ist das schon bei...

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Dr. Martin Mucha, geboren 1976 in Graz, studierte in Wien Philosophie, Geschichte und Theologie. Er arbeitet seit über zehn Jahren im Bereich Drehbucherstellung für Kino- und Fernsehfilme. Seiner ausgedehnten Reisetätigkeit, vor allem nach Asien und Afrika, entsprang bislang ein Bild-Text-Band über Afghanistan und Tadschikistan. Nach seinem viel beachteten Krimidebüt »Papierkrieg« und den Folgebänden »Seelenschacher«, »Beziehungskiller« und »Erbschleicher«, die ebenfalls in seiner Wahlheimat Wien spielen, ist »Liebessiegel« sein fünfter Arno-Linder-Krimi im Gmeiner-Verlag. »Seelenschacher« stand 2011 auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis.