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Brauerehre

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
315 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20152022
In der Münchner Sternbrauerei wird kurz vor dem Oktoberfest ein Mitarbeiter brutal ermordet. Der »Sanktus«, ein Bierbrauer, Ex-Polizist und Original-Münchner, versucht, den Mörder seines Freundes zu finden. Unterstützt wird er dabei von seinen ehemaligen Brauerkollegen und der Tochter des Brauereidirektors, Sanktus' Jugendliebe. Seine abenteuerliche Recherche leitet ihn quer durch die facettenreiche Isarmetropole, auf das Oktoberfest und tief hinein in die nicht ganz so heile Welt der Münchner Bierbrauer.

Andreas Schröfl, 1975 in München geboren und aufgewachsen, erlernte das Handwerk des Brauers und Mälzers in einer Münchner Großbrauerei. Anschließend studierte er an der Universität Weihenstephan und arbeitete fünf Jahre als Braumeister in einer bayerischen Brauerei. Andreas Schröfl lebt mit seiner Familie in einem Dorf am Rande der Hallertau. Die Sanktus-Bier- und München-Krimis vereinigen seine Liebe zum Beruf, die Verbundenheit mit München und der bayerischen Tradition sowie seine langjährige Leidenschaft für Kriminalromane.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextIn der Münchner Sternbrauerei wird kurz vor dem Oktoberfest ein Mitarbeiter brutal ermordet. Der »Sanktus«, ein Bierbrauer, Ex-Polizist und Original-Münchner, versucht, den Mörder seines Freundes zu finden. Unterstützt wird er dabei von seinen ehemaligen Brauerkollegen und der Tochter des Brauereidirektors, Sanktus' Jugendliebe. Seine abenteuerliche Recherche leitet ihn quer durch die facettenreiche Isarmetropole, auf das Oktoberfest und tief hinein in die nicht ganz so heile Welt der Münchner Bierbrauer.

Andreas Schröfl, 1975 in München geboren und aufgewachsen, erlernte das Handwerk des Brauers und Mälzers in einer Münchner Großbrauerei. Anschließend studierte er an der Universität Weihenstephan und arbeitete fünf Jahre als Braumeister in einer bayerischen Brauerei. Andreas Schröfl lebt mit seiner Familie in einem Dorf am Rande der Hallertau. Die Sanktus-Bier- und München-Krimis vereinigen seine Liebe zum Beruf, die Verbundenheit mit München und der bayerischen Tradition sowie seine langjährige Leidenschaft für Kriminalromane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839247709
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Auflage2022
Reihen-Nr.1
Seiten315 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430787
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Mittwoch
(irgendwann im September 2008)

N: Prost, Herr Gschwendtner! Heut a bisserl spät dran.

G: Prost, Herr Nussrainer. Ja, ist doch wahr! Wenn man sich in der Früh beim Zeitunglesen schon wieder grün und blau ärgern muss, ned wahr. Weit ist s gekommen mit unserem Bayernland und unserem weltbekannten Bier - und unserem München. Ich weiß ja nicht, ob s stimmt, was sie schreiben. Wenn s stimmt â¦ schämen muss man sich â¦ aber scheinbar hat einer heute Nacht beim Sternbräu einen Bierbrauer im Sud mitgekocht. Das ist doch keine Art und Manier.

N: Gehen S , wer schreibt denn so was? Das gibt s ja gar ned. So eine Brauerei ist doch bei uns fast was Heiliges, quasi sakrosankt. Das ist ja unerhört. Naa, naa, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wer soll denn so was machen? Ist das überhaupt reinheitsgebotskonform? Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. Das ist alles, was ins Bier rein darf. Da kommen keine Leute als Zutat vor, gell. Wer weiß, was man sich von so einem Bier holen kann. Pfui Teufel! Wahnsinn!

G: Also, Herr Nussrainer! Sie haben aber einen schwarzen Humor. Da ist einem ja gleich unheimlich zumute. Aber ein bodenloser Frevel wär das schon. Was meinen Sie?

N: Zumindest wär s einmal was anderes, ned wahr. Der herkömmliche Mord und Totschlag ist zuweilen wirklich ein bisserl ermüdend. Hat man ja heute alle Tage. Na, ja. Schaun wir mal, was morgen in der Zeitung steht. Vielleicht entpuppt es sich ja doch noch als Ente. Also, ich kann s mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand das gute bayerische Bier so versauen tät. Nicht einmal ein Norddeutscher â¦

G: Ihr Wort in Gottes Ohr! Hoffen wir das Beste. Wahrscheinlich ist s wirklich nur ein Schmarrn. Prost, Herr Nussrainer!

N: Prost, also die Halbe hier ist noch in Ordnung. Prost, Herr Gschwendtner!

G: Meinen Sie, dass das eine Maß von dem Bier ist, wo sie den drin gekocht haben?

N: Keine Ahnung. Schmecken Sie einen Unterschied?

G: Mir kommt s heut a bisserl würziger vor!

N: Möchte gar ned wissen, woher die Würze kommt. Also runter damit, Herr Gschwendtner!

G: Prost, Herr Nussrainer.

Wunderbar! Super! Von wegen goldener Herbst. Kalte Polarluft aus dem Norden und Regen von weiß Gott woher, weil sonst wär s ja langweilig. Ein Traum in Grau. Bei dieser Witterung war die Stimmung des Sanktjohansers praktisch wieder einmal ganz unten. Und um dessen Stimmung runterzuziehen, hat s sowieso nicht allzu viel gebraucht, Grantler halt.

Kennst du das Gefühl: Du wachst in der Früh auf und es ist dunkler als sonst und dir kommt schon das pure Grausen? Kaum bist du ein bisserl klar im Kopf, hörst du schon die Tropfen auf die Dächer prasseln und dein einziger Gedanke: Ein Scheißtag wird s! Bloß nicht raus, weil Weltuntergangsstimmung angesagt. Du verfluchst deinen Job und träumst von einem Privatiersdasein in der Toskana, auf Mallorca oder in Malibu, wo du in solch einem Fall auf das Wetter pfeifen und dich erst einmal umdrehen und ausschlafen würdest. Dienstbeflissen schleppst du dich ins Bad und kümmerst dich um die heruntergekommene Person im Spiegel. Kaum stehst du vor der Tür, ist kompletter Wolkenbruch auf dem Programm und du kurz vor dem Amoklauf. Da braucht nur noch ein unliebsamer Mitbürger auf den Plan zu treten und die Katastrophe ist perfekt.

Und das ist dem Sanktjohanser in letzter Zeit auffallend oft passiert.

Und so war es nur zu logisch, dass ihn um sieben Uhr auf seinem Weg zu seinem x-ten Nebenjob bei Tempo achtzig in der Stadt ein neuer grün-silberner Polizeiwagen mit der Aufschrift »BITTE ANHALTEN« überholt hat.

Den Sanktjohanser hat das natürlich nicht mehr erschüttern können, weil er ja gewusst hat, dass mit dem heutigen Tag kein Blumentopf zu gewinnen war. Er ist also rechts rangefahren und hat der Dinge geharrt, die da kamen. Der Polizeiwagen hat mit quietschenden Reifen vor ihm gestoppt, dass du geglaubt hast, die wollen die Straße mit dem Reifengummi panieren. Martinshorn am Plärren und Blaulicht jetzt furchtbar am Rotieren, weil »Obacht!« - wichtige Amtshandlung. Die zwei Polizisten, ein bärtiger, untersetzter in die Jahre gekommener und ein käsiger, aufgequollener, haben den Wagenschlag geöffnet und sind praktisch aus ihrem Gefährt geschwebt. Zeitlupe jetzt nix dagegen. Spiegelbrillen Marke neunzehnhundertachtzig, dazu das unvermeidbare langsame Aufziehen und Zurechtrücken der Polizistenmütze. Der Sanktjohanser hat ein leises »Spiel mir das Lied vom Tod« in seinem Kopf hören können und so wie es ausgeschaut hat, die Herren in Grün auch. Aber natürlich nur, weil Martinshorn inzwischen aus.

Die Beamten haben sich jetzt langsamen Schrittes, auf und ab wippend - immer noch in Zeitlupentempo - genähert. Der Erste der beiden hat dezent ans Autofenster geklopft und den Sanktjohanser einige Zeit mit einem breiten Grinsen beobachtet. Plötzlich abruptes Ende der Musik.

»Servus, Sanktus.« Grinsen. Spiegelbrille mit gekonnter Lässigkeit aus dem Gesicht.

»Lang nicht mehr gsehn. Pressiert s? Hast vielleicht einen Spezialeinsatz?«

Der Sanktjohanser wäre am liebsten im Boden versunken. Kaum in München zurück, und schon den Burgmaier Charlie am Hals. Der Charlie und er waren nämlich alte Exkollegen, musst du wissen.

Eigentlich war der Sanktjohanser Bierbrauer. Jetzt wirst du sagen: Bierbrauer? Ist das ein Beruf? Braumeister, das kennt man in München: Ja, aber das muss man doch studieren? Wie du siehst, ist der Münchner in Bezug auf seinen Gerstensaft schon ziemlich pingelig, besonders wenn er auf einer abendlichen Party ein norddeutsches Bier oder gar ein ausländisches Biermixgetränk in der Hand hat. Den Beruf des Brauers und Mälzers, mit »Ä« vom Malz, kann man tatsächlich erlernen. Und das hat der Sanktjohanser als Liebhaber des flüssigen Brotes selbstredend verwirklicht. Nach der Lehre beim Münchner Sternbräu Studium in Weihenstephan. Man sagt zwar, Gegensätze ziehen sich an, doch beim Sanktus war das anders. Die Uni und er waren ständig weit auseinander, was ja allein schon zeitlich bedingt war. Uni unter Tags. Sanktus nachts in der Wohnheimbar. Und so hat s nicht lange gedauert, bis er das Handtuch geworfen hat und zu neuen Ufern aufgebrochen ist.

Der Sanktus war seit seiner Kindheit ständig auf der Suche nach neuen Ufern. Er ist nie der Typ gewesen, der sich lange auf eine spezielle Sache hat konzentrieren können. Jetzt darfst du aber nicht glauben, dass er hinter dem ewig Neuen her war. Nein, ganz im Gegenteil. Der Sanktus war auf der Suche nach dem Geist der Siebziger- und frühen Achtzigerjahre in München. Die Zeit seiner Kindheit, in der das Leben noch unkompliziert war. Die Zeit, in der die Münchner Brauereien ihren Höhepunkt erlebt haben. Die Zeit, in der die Autos noch richtige Farben und Formen gehabt haben. Die Zeit der Käfer, die Geburtsstunde des Golfs. Skifahren hatte vier Farben: weiß, rot, blau und schwarz - aus! Mehr hat s nicht gegeben. Die Zeit der Kultmusik, seien s deutsche Schlager, ABBA, Elvis, Beatles, Stones, neue deutsche Welle, Fredl Fesl et cetera, et cetera. Und schließlich die Zeit, die du in den bayerischen Kultserien erlebst. »Ois Chicago!«, verstehst? Nicht, dass du meinst, der Sanktus hat in dieser Zeit gelebt, sprich schizophren. Nein! Er war einfach der Meinung, dass das Leben ruhiger und gemütlicher ablaufen würde, wenn noch ein wenig Bewusstsein dieser Tage im Münchner wäre. Das Ganze hat beim Sanktus zu einem ständigen inneren Konflikt geführt, da seine Suche bisher ergebnislos geblieben ist und die Moderne und die heutige »Münchner Mentalität« oft schwer an ihm gezehrt haben. Trotz all seiner Verehrung der bayerischen Landeshauptstadt.

Nach dem abgebrochenen Studium hat s den Sanktus zur Münchner Polizei gezogen, wo er geglaubt hatte, als Münchner in München unter Münchnern seine Erfüllung zu finden. Studium der Bevölkerung. Streife auf dem Viktualienmarkt, Gespräche mit den Marktfrauen, Einsatz in Schwabing und Haidhausen. »Polizeiinspektion 1, Sanktjohanser - Apparat Moosgruber. Was? Ein Nackerter auf der Isarbrücke? Logisch, wir kommen!« Die Realität dann eher Drogenrazzia im Kunstpark Ost, verprügelte Nutten und Frauen in Neuperlach, Schlägereien auf dem Oktoberfest und Aufnahmen von Verkehrsunfällen, bei denen sich früher niemand getraut hätte, die Polizei zu rufen auch nur in Erwägung zu ziehen.

Nach einiger Zeit verblasst das Negative der Vergangenheit und das Positive steht klar und deutlich im Vordergrund. Also zurück in die Rolle des Brauers, aber wohin? In München bleiben? Vielleicht auswandern? Auswandern! Freilich, aber wohin? Der Bayer hat ein Problem. Er glaubt, dass es bei ihm daheim am schönsten ist, was der nicht abreißende Zuwandererstrom belegen würde. Und woanders will er daher nicht so richtig hin. Guter Rat jetzt teuer. Weit weg, aber sein muss es wie daheim. Also, was tun?

Da gibt s nur eins - Namibia! Kaum fliegst du zehn Stunden nach Windhuk runter, fühlst du dich wie im schönen Heimatland trotz Hitze und Wüste. Du gehst ins Kaufhaus, bestellst hundert Gramm feine Kalbsleberstreichwurst, fragt dich die Dame hinter der Theke auf Deutsch: »Darf s ein bisschen mehr sein?« Das war der Moment, in dem es dem Sanktus wohlig warm ums Herz geworden ist und er gewusst hat, dass er hier richtig war. Weit weg und doch ein bisserl wie daheim.

So hat der Sanktus einige Jahre als Brauer in der »Namibian Brewery« in Windhuk verweilt - Iscorstraße, für den, der sich...

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Autor

Andreas Schröfl, 1975 in München geboren und aufgewachsen, erlernte das Handwerk des Brauers und Mälzers in einer Münchner Großbrauerei. Anschließend studierte er an der Universität Weihenstephan und arbeitete fünf Jahre als Braumeister in einer bayerischen Brauerei. Andreas Schröfl ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in einem Dorf am Rande der Hallertau. Die Sanktus-Bier- und München-Krimis vereinigen seine Liebe zum Beruf, die Verbundenheit mit München und der bayerischen Tradition sowie seine langjährige Leidenschaft für Kriminalromane.