Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Seelenvermächtnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
382 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20152022
Die Albträume, die Udo Wieczorek in der frühen Kindheit plagen, erzählen von hohen Bergen und Krieg. Er verdrängt sie, bis sie ihn Jahre später wieder einholen. Er geht auf Spurensuche, findet in Südtirol ein vertrautes Tal und wandert auf alten Pfaden. Déjà-vus und schrecklich real anmutende Träume leiten ihn 1997 schließlich zu einem Fund auf einem ehemaligen Schlachtfeld. Er findet, wovon er nachts zuvor geträumt hatte: die Botschaft eines sterbenden Soldaten aus dem Jahr 1915.

Udo Wieczorek verbrachte seine Kindheit in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Seit 2009 ist der ambitionierte Sportler nebenberuflich als freier Autor tätig. Er veranschaulicht seine Erlebnisse in Vorträgen, schreibt Artikel und verfasst Bücher. Mit »Nachthall« debütierte er 2015 in der Krimiwelt. Manfred Bomm, geboren 1951 in Eybach (heute Stadtbezirk von Geislingen/Steige), war als Journalist unter anderem lange Zeit in Göppingen und Geislingen für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig. Als Autor ist er durch seine Krimis um Hauptkommissar August Häberle bekannt geworden, die sich durch genaue Schilderungen der Polizeiarbeit auszeichnen.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDie Albträume, die Udo Wieczorek in der frühen Kindheit plagen, erzählen von hohen Bergen und Krieg. Er verdrängt sie, bis sie ihn Jahre später wieder einholen. Er geht auf Spurensuche, findet in Südtirol ein vertrautes Tal und wandert auf alten Pfaden. Déjà-vus und schrecklich real anmutende Träume leiten ihn 1997 schließlich zu einem Fund auf einem ehemaligen Schlachtfeld. Er findet, wovon er nachts zuvor geträumt hatte: die Botschaft eines sterbenden Soldaten aus dem Jahr 1915.

Udo Wieczorek verbrachte seine Kindheit in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Seit 2009 ist der ambitionierte Sportler nebenberuflich als freier Autor tätig. Er veranschaulicht seine Erlebnisse in Vorträgen, schreibt Artikel und verfasst Bücher. Mit »Nachthall« debütierte er 2015 in der Krimiwelt. Manfred Bomm, geboren 1951 in Eybach (heute Stadtbezirk von Geislingen/Steige), war als Journalist unter anderem lange Zeit in Göppingen und Geislingen für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig. Als Autor ist er durch seine Krimis um Hauptkommissar August Häberle bekannt geworden, die sich durch genaue Schilderungen der Polizeiarbeit auszeichnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839248683
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Auflage2022
Seiten382 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430942
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die ersten Träume
(Kapitel 1 - 5: Autor Udo Wieczorek)

Die Taschenbuchausgabe meines Romans, die Manfred Bomm anlässlich unseres Treffens mitgebracht hat, ist abgegriffen. Besonders die Seiten des ersten und letzten Kapitels - natürlich jene. Alles andere hätte mich auch gewundert. Manfred Bomm ist erfolgreicher Krimiautor und Journalist. Seine Hand liegt auf meinem Schmöker, als läge vor ihm ein schlagender Beweis nach langer Recherche. Mein Beweis - für was auch immer. Ich dachte lange, ich wäre am Ziel, hätte mit diesem Buch einen guten Abschluss gefunden - für ihn und für mich. Mein innerer Zustand war »stabil«. Aber er war nicht vollkommen, war nicht rund. Insgeheim wusste ich: Dieses Buch wird dich nicht loslassen, solange du lebst. Weil es ein Teil von dir ist - weil du ein Teil von ihm bist.

Bomms Blick ist offen, klar; suggeriert ehrliches Interesse. Er versichert mehrfach: So treffend, wie ich mein gesamtes Buch geschrieben hätte, nähme er mir jedes Wort ab. Steht er etwa für einen neuen Abschnitt meiner Geschichte? Wird er, als Journalist, Klärung in die verbliebene Rätsellandschaft bringen? Ich sträube mich gegen die Hoffnung, stecke mein geistiges Terrain ab. Nicht etwa, weil ich diesem Bomm nicht traue. Vielmehr weil mich allein der Gedanke an meinen bisherigen Weg schmerzt.

So etwas denke sich niemand einfach nur aus, sagte er. Für ihn lese sich das, als wäre ich vor beinahe 100 Jahren selbst dort gewesen.

Ob er wohl weiß, wie nahe er dem Kern der Sache mit diesem Ausspruch ist? Sicher nicht. Für einen Augenblick ruht mein Blick auf einem hölzernen Bilderrahmen, der auf der Ablage steht. Wohl nur ein unscheinbares Artefakt. Und dennoch vereinigen sich für mich in dieser kleinen Reliquie das Jetzt und das Einst. Sie ist Omen und Orakel zugleich, ist die einzige Rückversicherung, nicht verrückt zu sein. Die Reise, die mich zu ihr geführt hat, war lang und kraftraubend. Und wenn ich an die vielen schmerzlichen Wegmarken darin denke, ist sie es bis zu dieser Sekunde. Ich bilde mir tatsächlich ein, eine Entscheidung treffen zu können, ob diese Reise weitergehen soll. Dabei tut sie es bereits, ungeachtet meines fehlenden Mutes. So wie immer.

Ich wundere mich über mich selbst, wie ich mich zurückversetze und ganz von vorn zu erzählen beginne.
September 1974: Nur Albträume â¦ nichts Besonderes?

Der Anfang meiner Geschichte liegt ganze 39 Jahre zurück. Ich war noch ein Kind. Doch trotz des zeitlichen Abstands sehe ich bis heute jede Einzelheit dieses Traums erschreckend deutlich vor mir. Weshalb dies so ist, kann ich mir nicht erklären. Möglicherweise waren die Bilder in den Träumen einfach zu einschneidend, um vergessen zu werden. Vielleicht aber steht dieser Umstand Pate für all das Unerklärliche, das sich im Folgenden ereignet hat. Denn was im Laufe der Jahre danach geschah, ist ohne Umschweife unheimlich und nicht erklärbar. Zumindest nicht wissenschaftlich.

Ich war gerade vier geworden, als Albträume begannen, mich heimzusuchen. Immer wenn es passierte, herrschte schiere Panik in mir - nur für ein paar Minuten, so lange, bis der Spuk vorüber war. Es geschah zu Beginn nur gelegentlich, dann jede Nacht. Ich wachte schweißgebadet auf und flüchtete mich ins Ehebett der Eltern. Eine ganz normale Sache - zumindest fast. An den Träumen gab es jedoch gewisse Umstände, die sie aus heutiger Sicht von der Normalität abhoben: Wie etwa die Nachdrücklichkeit. So waren die Eindrücke des Geträumten derart greifbar, dass sie mich bis heute glauben machen, sie wären real gewesen. Dann diese permanenten Wiederholungen. Und zuletzt das ungewöhnliche Thema: Es ging um einen Krieg, wie ich heute weiß. Und ich war mittendrin.

Es hörte genauso abrupt auf, wie es begonnen hatte. Irgendwann blieben die Träume aus. Vergessen waren sie deshalb nicht, nur sorgsam verdrängt.

Vierzehn Jahre später, im Erwachsenenalter, begannen mich plötzlich wieder Traumszenen mit ähnlichem Muster zu plagen. Und sofort waren die Visionen aus der Kindheit wieder präsent in mir, als gäbe es zwischen ihnen und den neuerlichen Albträumen eine logische Verbindung. Ich gestand mir ein: Diese Träume kamen nicht von ungefähr. Es musste einen Auslöser geben. Und ich begann, sie vorsichtig zu deuten. Doch so wahrhaftig ich die Szenen auch vor mir sah, verstehen konnte ich weder ihren rätselhaften Inhalt noch ihren Ursprung. In den neuen Träumen ging es zudem nur um eine Freundschaft und um ein einschneidendes Bergerlebnis in einem wunderschönen Alpental. An den Szenen gab es eigentlich nichts Beängstigendes, alles ging gut aus. Und doch empfand ich diese innere Beklemmung, dieses Gefühl, als würde im nächsten Augenblick etwas Schlimmes geschehen. Im Traum wie im Jetzt.

Heute weiß ich, woher diese unterschwellige Angst kam und dass sie berechtigt war. Es geschah Schlimmes, Schreckliches, damals 1915. Und dennoch scheinen heute alle Rätsel gelöst zu sein. Alle, bis auf das eine: Weshalb ausgerechnet ich? Weshalb trage gerade ich ein Schicksal in mir, das nicht das meine ist, nicht meines sein kann? Von dem ich damals, im Jahre 1989, noch nicht das Geringste ahnte.
Gibt es einen erklärbaren Ursprung für die Träume?

Die Bilder aus den Kindheitsträumen von einst waren eindeutig. Sie ließen sich leicht einer ganz bestimmten Epoche zuordnen. Dies war selbst mir als Geschichtsunkundigem, der ich damals war, als mich die neuerlichen Träume zu plagen begannen, möglich. Es ging um die Zeit des Ersten Weltkrieges, um den Krieg zwischen hohen Bergen. Die frischen Eindrücke aus dem ersten neuen Traum im Erwachsenenalter ordnete ich schon der Kleidung der Personen wegen derselben Zeit zu. Lange Zeit war dies die einzige Erkenntnis, die ich aus den ungewollten nächtlichen Ausflügen ableiten konnte. Ihr Ursprung hingegen blieb unklar, so sehr ich auch nach naheliegenden Lösungen suchte.

In meiner frühen Kindheit und auch lange danach hatte ich keinen Zugang zu Medien, die sich mit der Zeit der großen Kriege im 20. Jahrhundert auseinandersetzten. Als die ersten Albträume einsetzten, besaßen wir noch nicht einmal einen Fernseher. Meine Großväter waren für den Ersten Weltkrieg zu jung gewesen. Der damals noch lebende Opa kannte keine makabren Soldatengeschichten, hatte keine Fotos von der Front. Schon wegen der Abscheu vor diesem Thema gab es in unserem Haushalt weder Bücher noch Postkarten dazu. Niemand in meinem Umfeld setzte sich mit dem Ersten Weltkrieg im Gebirge auseinander. Und doch gab es diese scheußlichen Bilder aus den Kindheitsträumen in meinem Kopf. Fast real, wie aus einer gelebten Erinnerung heraus, von der ich nicht wusste, woher sie kam. Es gibt bis heute keinen auch noch so vagen Ansatzpunkt, der den Ursprung der eigenartigen Träume erklären könnte. Sie schienen aus dem Nichts gekommen zu sein. Alles nur kindliche Einbildung? Nein, sagte ich mir. Etwas so Eindrückliches, das sich über Jahrzehnte hält, musste einen Sinn haben. Und es hatte einen Sinn - einen sehr tiefen.

Mir wird heute noch kalt, wenn ich daran denke, wie es begonnen hat. Nach fast 40 Jahren sind die Gedanken daran beklemmend eng wie ein zu klein gewordenes Kleidungsstück. Aber manchmal folge ich ihnen, gehe immer weiter. Bis ich da bin, wo ich eigentlich gar nicht hin will. In einer fremden, schroffen Zeit voller Entbehrung und Leid.
Der erste Albtraum aus der Kindheit â¦ es beginnt.
Es dämmert. Langsam findet Bewegung in dem Film statt, der vor mir abläuft.

Wo bin ich? Was sind das für Leute? Warum haben alle dasselbe an? Furcht kriecht in mir hoch und mit ihr eine Eiseskälte. Meine Finger sind seltsam steif, rauer Stoff kratzt unangenehm an meinen Schultern. Irgendetwas in meiner Nähe stinkt so penetrant, dass ich nicht atmen will, nichts sehen will - ich will nur weg, nach Hause. Wo aber ist das â¦? Habe ich es vergessen?

Mein Blick fällt auf einen Mann. Ein anderer schiebt ihm grob einen Lumpen in den Mund. Aus seinem Gesicht schreit der Schmerz. Unaufhörlich. Aber ich höre ihn nicht. Endlich schleifen ihn schmutzige Hände in die Dunkelheit, die mich umgibt.

Einzelne Wortfetzen streifen mein Gehör. Fremde Laute, die ich nicht verstehe. Die schiere Angst zerrt an meinen Sinnen, macht sie offen für eine Erkenntnis, für die mir jeglicher Verstand fehlt.

Es ist Krieg. Ich weiß es. Und ich weiß, dass das schlimm ist, obwohl ich all das nicht wissen kann.
Wer ist es, der da für immer geht?
Eine Hand fasst mich an der Schulter. Ich drehe mich erschrocken um und sehe in ein Gesicht. Es ist kantig, ernst. Und es ist das einzige, was mir hier ein wenig vertraut scheint. Väterliche Augen blicken mir entgegen, verheißen nichts Gutes. Ein Abschied?

Ich atme schwer und schnell.

»Nimm mich mit!«, jagt es durch meinen Kopf.

Der Hagere mit der zerknitterten Schildkappe schüttelt nur den Kopf und wendet sich ab. Was bleibt, ist ein letztes gezwungenes Lächeln. Ein Versprechen, das nichts gilt. Vier Männer gehen über eine hölzerne Hängebrücke. Unter ihnen gähnt der Abgrund. Dem, der als Letzter geht, sehe ich hinterher, bis ihn die Dunkelheit ganz verschluckt hat. Irgendwann nimmt mich jemand am Arm und zieht mich in einen tunnelartigen Graben. Ein kalter Wind zieht scharf über das trockene Gras, lässt...

mehr

Autor

Udo Wieczorek verbrachte seine Kindheit in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Seit 2009 ist der ambitionierte Sportler nebenberuflich als freier Autor tätig. Er veranschaulicht seine Erlebnisse in Vorträgen, schreibt Artikel und verfasst Bücher. Mit »Nachthall« debütierte er 2015 in der Krimiwelt. Manfred Bomm, geboren 1951 in Eybach (heute Stadtbezirk von Geislingen/Steige), war als Journalist unter anderem lange Zeit in Göppingen und Geislingen für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig. Als Autor ist er durch seine Krimis um Hauptkommissar August Häberle bekannt geworden, die sich durch genaue Schilderungen der Polizeiarbeit auszeichnen.