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Todschreiber

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
373 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am03.02.20162016
Eine Reihe von Selbstmorden bereitet Kriminalkommissarin Lena Baumann Kopfzerbrechen. Eigentlich scheinen die Fälle eindeutig zu sein, doch die mysteriösen Briefe ohne Absender, die bei den Toten gefunden wurden, geben Lena Rätsel auf. War es wirklich Selbstmord? Je tiefer Lena in die Ermittlungen eintaucht, desto mehr überkommt sie das Gefühl, dass sich jemand in die Köpfe der Opfer eingeschlichen hat.

Maren Graf wurde als echtes Nordlicht in Schleswig geboren und verbrachte ihre Kindheit an der Ostsee rund um Kiel. Nach dem Abitur studierte sie Deutsch und Philosophie auf Lehramt. Seit 2011 arbeitet sie an einem Gymnasium und lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in ihrer neuen Heimat Paderborn. Neben ihrer Lehrtätigkeit schreibt sie vorwiegend Kurzgeschichten und Krimis. Mit dem »Todschreiber« erscheint ihr Debütroman im Gmeiner-Verlag.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Reihe von Selbstmorden bereitet Kriminalkommissarin Lena Baumann Kopfzerbrechen. Eigentlich scheinen die Fälle eindeutig zu sein, doch die mysteriösen Briefe ohne Absender, die bei den Toten gefunden wurden, geben Lena Rätsel auf. War es wirklich Selbstmord? Je tiefer Lena in die Ermittlungen eintaucht, desto mehr überkommt sie das Gefühl, dass sich jemand in die Köpfe der Opfer eingeschlichen hat.

Maren Graf wurde als echtes Nordlicht in Schleswig geboren und verbrachte ihre Kindheit an der Ostsee rund um Kiel. Nach dem Abitur studierte sie Deutsch und Philosophie auf Lehramt. Seit 2011 arbeitet sie an einem Gymnasium und lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in ihrer neuen Heimat Paderborn. Neben ihrer Lehrtätigkeit schreibt sie vorwiegend Kurzgeschichten und Krimis. Mit dem »Todschreiber« erscheint ihr Debütroman im Gmeiner-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839249024
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum03.02.2016
Auflage2016
Reihen-Nr.1
Seiten373 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431103
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Auf den Straßen lagen noch die Reste vom letzten Schnee. Nicht mehr weiß und unberührt wie am ersten Tag, sondern schmutzig grau, von Füßen zertreten und von Autoreifen durchzogen. Die Weihnachtszeit war endgültig vorbei und hatte die letzte Gemütlichkeit mit sich genommen. Zurückgeblieben war der nackte Januar in seiner ganzen Trostlosigkeit. Wie der verkaterte, matte Tag nach einer durchfeierten Nacht. Orientierungslos und blass.

Lena schaute durch die Beifahrerscheibe nach draußen und fröstelte. Die Heizung lief auf Hochtouren, aber es wurde einfach nicht warm im Auto. Mit eiskalten Händen kramte sie in ihrer Manteltasche nach dem kleinen Tablettenblister, den sie am Morgen eingesteckt hatte. Dieses Sodbrennen würde sie noch umbringen. Sie hatte das Gefühl, ihr komplettes Innenleben würde in Flammen stehen. Heute war es wieder besonders schlimm. Sie zog die silberne Packung aus der Tasche, drückte eine der Tabletten heraus und steckte sie in den Mund. Von der Fahrerseite aus spürte sie Marks Blick auf sich ruhen. Gleich würde er nachfragen, was los sei, und dann würde er ihr zum zehnten Mal sagen, sie solle deswegen zum Arzt gehen. Wegen Sodbrennen. Er mochte ja wegen jeder Erkältung zum Doktor rennen, aber deshalb musste sie das noch lange nicht tun. Es gab einfach Dinge, die man auch ganz gut selber in den Griff bekam. Oder solche, die man schlichtweg ertragen musste.

»Was hast du?« Da war sie schon, die Frage.

»Nichts. Nur ein bisschen Sodbrennen.« Lena versuchte, so nebensächlich wie möglich zu klingen, um seinen Ratschlägen vielleicht diesmal zu entkommen. Er arbeitete nun schon seit über fünf Jahren bei der Mordkommission mit ihr zusammen. So langsam müsste er wissen, dass er damit bei ihr auf Granit biss. Aber sie kannte ihren Partner schließlich auch seit dieser halben Ewigkeit und wusste, dass das nicht der Fall war.

»Du solltest dir wirklich mal überlegen, ob du dich nicht doch mal durchchecken lässt. Das geht doch schon länger so, oder nicht?«

»Es ist nur Sodbrennen.«

»Ja, aber auch nur Sodbrennen hat eine Ursache.«

Ich weiß, dachte sie und schaute aus dem Fenster. Sie durchquerten gerade das enge Straßengeflecht des Kieler Stadtteils Düsternbrook. Das Wummern der Reifen, die über das unebene Kopfsteinpflaster holperten, dröhnte ihr in den Ohren. Zum Glück tauchte in diesem Moment das Schild zum Niemannsweg auf. Mark setzte den Blinker und bog ab. Es war das typische Straßenbild, das sich durch dieses Viertel an der Förde der Stadt zog. Kopfsteinpflaster und großzügige, gepflegte Häuser. Einige davon konnte man getrost als Villen bezeichnen und ihre Bewohner als die gehobenere Schicht der Kieler, die sich neben ihren noblen Autos noch eine Haushaltshilfe gönnten. Von hier aus waren es nur wenige Meter zum Wasser und obwohl die Umgebung ruhig und im Sommer grün war, befand sie sich doch sehr nahe zur Innenstadt. Lena war nicht oft in dieser Gegend. Höchstens einmal auf einem ihrer Spaziergänge zur Kiellinie, bei denen sie meist auch einen kurzen Abstecher durch den wunderschönen Botanischen Garten machte, der gleich in der Nähe war.

»Welche Hausnummer?«, fragte Mark und blickte zu ihr herüber. Irgendwie sah er müde aus, stellte Lena fest. Und lustlos. Wenn sie seinen Gesichtsausdruck vorhin richtig gedeutet hatte, war er von diesem Extra-Einsatz alles andere als begeistert gewesen. Wie so oft hatte er nur ein Brummen verlauten lassen und war mit muffiger Miene mit ihr zum Wagen gestapft. Zwischen seinen dunklen Brauen verlief eine schmale Linie und zeigte seinen Unmut. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie denken, dass er jeden Tag von Neuem überlegte, ob er überhaupt zur Arbeit erschien. Aber sie wusste auch, dass hinter seiner grimmigen und schroffen Art ein Polizist steckte, der seinen Job ernst nahm und dem viel daran lag, ihn gut zu machen.

»87«, sagte sie und merkte, wie sie unbewusst diesen Tonfall anschlug, den sie immer wählte, wenn ihr Partner gereizt war, um ihn bei Laune zu halten. »Da vorne ist es schon.«

Vor der Einfahrt eines modernen Mehrfamilienhauses stand bereits ein Wagen der Streifenpolizei. Eine kleine Traube Schaulustiger hatte sich auf der anderen Straßenseite gebildet. Allein bei dem Anblick empfand Lena Wut. Immer diese Gaffer.

Mark hielt am Straßenrand und stieg aus. Ein Beamter der Schutzpolizei empfing sie an der Eingangstür zum Haus und grüßte sie mit einem knappen Nicken. Lena las in seinem Gesicht, dass er den Dienst hier draußen zur Abwehr nicht befugter Zutritte gern angenommen hatte, und fragte sich, was sie wohl drinnen erwartete, das seine Entscheidung verständlich machte.

Von außen sah das Haus edel und sehr gepflegt aus. Der Putz glänzte in strahlendem Weiß, das sich der Jahreszeit entsprechend unauffällig in die Umgebung fügte. Die Front war großzügig mit Fenstern ausgestattet, die tagsüber sicherlich eine Menge Sonne in die Wohnungen ließen.

Lena folgte Mark durch das Treppenhaus in den ersten Stock. Es roch nach Essen und auch ein bisschen nach Waschmittel. Beide Gerüche zusammen ließen ihren Magen rebellieren. Sie atmete tief durch und stieg die Stufen in den ersten Stock hoch. Eine der beiden Wohnungstüren auf der ersten Etage stand weit offen. Über der Klingel war ein Namensschild aus Messing angebracht. Der Name »Richter« stand in feiner Schnörkelschrift darauf und etwas kleiner darunter »Jessica und Jakob«. Keine Kinder.

Gemeinsam betraten sie den langen Flur der Wohnung. Er war in einem hellen Beige gestrichen und an den Wänden hingen mehrere Ölbilder. Hauptsächlich Landschaftsmalereien, ruhige Farben. Eine kleine Kommode aus sandfarbener Birke stand unter einem Spiegel, daneben eine Garderobe, an der ein einzelner, dunkler Mantel hing. Gepflegter Dielenboden, ein langer Läufer. Alles passte perfekt zusammen und wirkte geradezu wie aus einem Einrichtungskatalog. Die Richters gehörten ganz offensichtlich nicht zu den ärmeren Bürgern des Landes. Aber das hatte Lena in diesem Stadtviertel auch gar nicht erwartet. Unten hatte sie für dieses Haus nur vier Parteien an den Briefkästen gezählt und wenn sie es auf den ersten Blick richtig einschätzte, waren die Wohnungen recht großzügig geschnitten. Für zwei Leute allein fast ein bisschen zu groß.

Rechts und links vom Flur aus gingen weiße Holztüren in die einzelnen Zimmer ab. Im Vorbeigehen konnte Lena neben einem Bad noch ein Gäste-WC und ein Arbeitszimmer ausmachen, dessen Tür leicht angelehnt war. Am Ende des Flurs lag das Wohnzimmer, von wo aus man bereits das ununterbrochene Auslösen einer Kamera vernahm. Als sie den Raum betrat, wurde bestätigt, was der Eingangsbereich schon versprochen hatte: Jakob Richter und seine Frau lebten nicht bescheiden. Großer Fernseher, schicke Couchgarnitur, teure, bodenlange Vorhänge.

»Schicke Bude«, Mark war hinter sie getreten und pfiff leise durch die Zähne. »Also wenn der Schein nicht trügt, war es jedenfalls nicht die finanzielle Lage, die ihn dazu gebracht hat.«

Lena ignorierte seinen unpassenden Kommentar und durchquerte den großen Torbogen, der das Wohnzimmer mit dem Esszimmer verband. Im Fokus des Raumes stand eine lange Tafel mit zehn Stühlen. Stühle, die vermutlich nur selten benutzt wurden. Sie waren aus dunklem Leder und erschienen im farblichen Kontrast zu der sonst hellen Einrichtung. Ein langer Schrank mit Glastüren, hinter denen etliche Wein- und Sektgläser und kostspielige Vasen standen, füllte die Wand hinter dem Tisch.

»Moin, Daniel.«

»Moin.« Der Kollege von der Kriminaltechnik stellte gerade die Brennweite seines Objektivs neu ein, bevor er die nächsten Bilder schoss. Immer wieder lud der Blitz seines Apparates neu und knallte dann sein grelles Licht in den Raum. Es machte die ganze Szenerie jedes Mal irgendwie unmenschlich. Es war auf eine Art unwürdig und unangebracht. Aber es half einem auch, das alles überhaupt aufzunehmen, ohne es zu nah an sich heranzulassen. Im Blitzlicht hatten die Toten keine Persönlichkeit. Im Blitzlicht waren sie einfach nur ein neuer Fall. Und dennoch - lange konnte Lena den Mann nicht ansehen. Er hing an einer kurzen Kordel aus grüner Wäscheleine, die sich zum Teil in die Haut an seinem Hals geschnitten hatte. Von dort aus führte die Schnur über die Gardinenstange und dann zum Griff des Fensters, an dem das andere Ende festgezurrt war. Ein Wunder, dass diese Konstruktion gehalten hat, dachte Lena und schätzte auf einen Blick das Gewicht des Mannes. Er war schlank, vielleicht 1,80 Meter groß. Viel mehr als 75 Kilo mochte er wohl nicht wiegen. Er trug einen grauen Anzug mit einem weißen Hemd. Seine Krawatte war etwas gelockert. Wahrscheinlich war er gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen. Sogar die schwarzen Lederschuhe hatte er noch an den Füßen. Als wäre er direkt aus dem Büro in seine Wohnung gekommen, um sich das Leben zu nehmen.

Wie auf ein Stichwort kam der Kollege, der den Einsatz aufgenommen hatte, aus der Küche ins Esszimmer.

»Moin«, grüßte er knapp und begann ohne Umschweife, seinen Bericht vorzutragen. »Wir sind vor etwa einer halben Stunde eingetroffen. Die Putzfrau hat ihn gefunden und die Polizei verständigt. Sein Name ist Jakob Richter, 34 Jahre alt, Produktmanager, verheiratet mit Jessica Richter, ebenfalls 34 Jahre und als freie Journalistin tätig.«

Mark stand neben dem Beamten und sah sich noch immer die Konstruktion aus Wäscheleine und Gardinenstange an.

»Der Notarzt wurde verständigt.«

»Ist er schon wieder weg?«, fragte Lena.

»Ja. Er hat die beginnende Ausbreitung der Totenflecken festgestellt, aber...

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Maren Graf wurde als echtes Nordlicht in Schleswig geboren und verbrachte ihre Kindheit an der Ostsee rund um Kiel. Nach dem Abitur studierte sie Deutsch und Philosophie auf Lehramt. Seit 2011 arbeitet sie an einem Gymnasium und lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in ihrer neuen Heimat Paderborn. Neben ihrer Lehrtätigkeit schreibt sie vorwiegend Kurzgeschichten und Krimis. Mit dem »Todschreiber« erscheint ihr Debütroman im Gmeiner-Verlag.