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Nahtod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
273 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am03.02.20162016
Kunstmäzen Oscar Furtner und dessen Frau Nora sterben kurz nacheinander. Anonyme Briefe an den Chefinspektor der Steyrer Polizei, Viktor Grimm, legen nahe, dass sie ermordet worden sind. Im Laufe der Ermittlungen befürchtet der Chefinspektor, dass sein Freund, der Psychotherapeut David Gründler, der Mörder sein könnte und lässt sich beurlauben. Journalist Christian Wolf holt ihn aus der tiefen persönlichen Krise zurück und dringt mit ihm in die Komplexität der menschlichen Psyche vor, um den Fall zu lösen.

J. J. Preyer lebt und schreibt in Steyr, in Österreich. Er studierte in Wien Germanistik und Anglistik. 1982 initiierte er einen Marlen-Haushofer-Gedenkabend, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab. 1996 gründete J. J. Preyer einen Verlag, in dem er vor allem Kriminalromane C. H. Guenters und literarische Texte Steyrer Autoren herausgab. J. J. Preyer schrieb in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kriminalromanen für deutsche und österreichische Verlage, darunter auch Beiträge zur Serie Jerry Cotton.
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Produkt

KlappentextKunstmäzen Oscar Furtner und dessen Frau Nora sterben kurz nacheinander. Anonyme Briefe an den Chefinspektor der Steyrer Polizei, Viktor Grimm, legen nahe, dass sie ermordet worden sind. Im Laufe der Ermittlungen befürchtet der Chefinspektor, dass sein Freund, der Psychotherapeut David Gründler, der Mörder sein könnte und lässt sich beurlauben. Journalist Christian Wolf holt ihn aus der tiefen persönlichen Krise zurück und dringt mit ihm in die Komplexität der menschlichen Psyche vor, um den Fall zu lösen.

J. J. Preyer lebt und schreibt in Steyr, in Österreich. Er studierte in Wien Germanistik und Anglistik. 1982 initiierte er einen Marlen-Haushofer-Gedenkabend, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab. 1996 gründete J. J. Preyer einen Verlag, in dem er vor allem Kriminalromane C. H. Guenters und literarische Texte Steyrer Autoren herausgab. J. J. Preyer schrieb in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kriminalromanen für deutsche und österreichische Verlage, darunter auch Beiträge zur Serie Jerry Cotton.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839249185
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum03.02.2016
Auflage2016
Reihen-Nr.3
Seiten273 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431111
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 2

Kurz vor vier betrat Wolf sein Zuhause, die Villa Vogelsang, ein mit seinen Türmchen und Erkern an ein kleines Schloss erinnerndes Gebäude, in dem er seit nunmehr einem halben Jahr wohnte.

Die sonntägliche Nachmittagsjause, an der alle Bewohner teilnahmen, fand dieses Mal bei Chefinspektor Viktor Grimm in dessen Mansardenwohnung statt.

Wolf war gespannt, ob es sein Freund dieses Mal schaffte, alle Anwesenden mit einer ausreichenden Menge an Kaffee und Mehlspeisen zu versorgen.

In Grimms Büro im Steyrer Schloss Lamberg war dafür seine Sekretärin, Frau Beranek, zuständig. Hier jedoch, in der Villa, waren Yvonne Beranek sowie deren Mutter Agnes Mitbewohner, konnten also nicht für unterstützende Tätigkeiten herangezogen werden.

Pünktlich um vier betrat Wolf Grimms Wohnung. Alle außer dem Tierarzt waren schon da: die Besitzerin der Villa, Frau Rettenbacher und ihr Mann Hermann sowie die Beraneks.

»Der Herr Doktor wird etwas später zu uns stoßen«, verlautete Mutter Beranek in leicht näselndem Ton.

»Ein tierischer Notfall?«, erkundigte sich Frau Rettenbacher.

»Ein tragischer Todesfall in seinem Umfeld«, korrigierte Agnes Beranek.

»Oscar Furtner, ich verstehe«, sagte Wolf und erklärte, dass er bei seiner Tochter von dessen Tod erfahren habe.

»Der junge Furtner«, meldete sich Frau Rettenbacher zu Wort. »Was Sie nicht sagen!«

»Der junge Furtner, sagst du«, meinte ihr Mann. »Mein Gott! Ein Unfall?«

»Oscar Furtner, der Architekt«, erklärte Wolf. »So jung war der auch wieder nicht.«

»Um die 25 Jahre jünger als wir«, meinte die alte Beranek.

»Eben. Soll ich Ihnen mit dem Kaffee behilflich sein, Herr Grimm?«, fragte Frau Rettenbacher.

»Nein, nein. Er ist schon in der Thermoskanne«, sagte dieser und ging in die Küche.

Frau Rettenbacher sammelte inzwischen die auf dem Tisch stehenden Tassen, Teller, Löffel und Dessertgabeln ein und trug diese in die Küche, um sie unter fließendem Wasser abzuspülen. Sie wirkten etwas staubig.

»Wo bewahren Sie die Mehlspeisen auf, Inspektor?«, wandte sich die drahtige Rothaarige an Grimm.

»Oh Gott, das habe ich ganz vergessen. Was soll ich nur machen?«

»Nichts. Ich habe zur Sicherheit einen Kuchen gebacken. Den wird mein Mann holen.«

Wenige Minuten später erschien Hermann Rettenbacher mit einem prächtigen Gugelhupf und dem Tierarzt im Schlepptau.

Dieser nahm an der Seite von Agnes Beranek Platz und begann sich sofort intensiv mit der alten Frau zu unterhalten. Die beiden zeigten selten bis nie Interesse an den übrigen Teilnehmern der wöchentlichen Sonntagsjause. Ein Mutter-Sohn-Verhältnis, das beide glücklich zu machen schien.

Wolf indes wartete darauf, dass Grimms Kaffee zu kalt, zu bitter oder was auch immer und die Milch sauer war, täuschte sich jedoch. Die Milch war frisch, wenn auch etwas kalt, der Kaffee durchaus trinkbar.

»Wie geht es der Frau?«, wandte sich Frau Rettenbacher an Gustav Lemberger, den Tierarzt.

»Frau, wieso? Welcher Frau?«, brummte dieser.

Der dicke Tierarzt war nicht besonders gesprächig, und freundlich war er nur zu Tieren, wie Christian Wolf von den jährlichen Impfungen seines Katers Muz wusste.

»Wenn Sie nicht darüber reden wollen â¦«

»Frau Rettenbacher meint Nora Furtner«, betätigte sich nun die alte Beranek als Dolmetscherin.

»Ich habe sie sedieren müssen. Sie ist ziemlich geschockt.«

»Ein Unfall?«, fragte Yvonne Beranek.

»Plötzlicher Herztod«, sagte der Tierarzt und schob ein Stück Kuchen in den Mund, um nicht weiterreden zu müssen.

Wolf entschloss sich in diesem Moment, die Behandlung seines Katers in andere Hände zu übertragen. Dieser Mann war mehr als unangenehm. Wolf fragte sich, warum Lemberger eigentlich an den wöchentlichen Treffen teilnahm. Wenn er sich nur mit der alten Beranek unterhalten wollte, sollte er diese allein aufsuchen oder zu sich einladen.

Wolf behielt diese Gedanken für sich, um nicht den Hausfrieden zu stören. Immerhin wohnte Lemberger schon länger in der Villa als er.

Aber Wolf kannte sich. Sein Unmut sammelte sich langsam an, bis irgendwann das Maß voll war. Dann würde er dem Mann seine Meinung sagen.

In Vorfreude auf dieses Ereignis fragte Wolf seinen Freund Grimm, ob er nicht etwas Alkoholisches anbieten könne.

Grimm ging in die Küche und kehrte wieder mit einer Flasche Sliwowitz aus dem Mühlbachtal, wie er betonte.

Wolf bedauerte, dass er danach gefragt hatte, denn er kannte die mindere Qualität dieses Zwetschkenschnapses, den Grimm von einer Bäuerin aus der Umgebung Steyrs bezog.

»Das ist nichts für uns Frauen«, wandte sich Gerda Rettenbacher an ihren Mann. »Hol uns doch bitte etwas Süßes!«

Erleichtert schloss sich Wolf einer Runde hervorragenden Pflaumenlikörs an, einem Eigenprodukt Herrn Rettenbachers.

»Die Chinesen trinken ihn warm«, bemerkte dieser und schenkte nach.

Die Sonntagsjause endete wie üblich in gehobener Stimmung, und Wolf eilte zurück in seine Wohnung im Erdgeschoss, um nicht Grimm beim Abwasch helfen zu müssen. Der Mann gab sich besonders hilflos, um nicht selbst arbeiten zu müssen. Außerdem sammelte er schon wieder alles unmögliche Zeug in seiner Wohnung an.

Grimm war ein Messie, ein Mensch mit krankhaftem Sammeltrieb, und Wolf würde ein strenges Auge darauf haben, dass er nicht die neue Wohnung so wie sein ehemaliges Zuhause einmüllte. Andererseits, überlegte Wolf beim Rückweg in seine Wohnung, war das nicht mehr seine Aufgabe. Die Freundschaft zu Grimm war zwar stabil geblieben, sie hatte sich jedoch abgekühlt, seit Grimm den Psychotherapeuten kennengelernt hatte.

Wolf traf sich seit Jahren jeden Dienstag mit seiner Stieftochter zum Mittagessen, meist im Restaurant der Sporthalle auf dem Tabor, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Lebenshilfe lag, in der Lotte behinderte Menschen betreute.

Die Sonne schien so warm, dass sie vor dem Lokal sitzen konnten. Wolf trank bereits ein alkoholfreies Bier, als Lotte eintraf.

»Wann gehst du in Karenz?«, fragte Wolf.

»Es gelten die Bestimmungen des Mutterschutz- und des Väterkarenzgesetzes.«

»Das heißt â¦«

»Ich darf die letzten zwei Monate vor der Geburt nicht arbeiten.«

»Und dann?«

»Ich muss auch zwei Monate nach der Geburt nicht arbeiten. Nach dem Mutterschutz kommt die Karenz, und die dauert maximal zwei Jahre. Wie Jochen und ich das regeln werden, wissen wir noch nicht. Und wenn es Probleme gibt, kommt das Kind zu dir.«

Als Wolf schwieg, beeilte sich Lotte zu versichern, dass es sich um einen Scherz handle.

»Ich nehme euer Baby gern hin und wieder«, beteuerte Wolf.

»Das ist lieb von dir, Papa.«

Wolf mochte es, wenn seine Stieftochter ihn »Papa« nannte, und er lächelte glücklich vor sich hin.

In diesem Moment näherte sich eine ihm nicht unbekannte Person dem Tisch. Es handelte sich dabei um Chefinspektor Viktor Grimm.

Grimm begrüßte Lotte, dann Wolf und entschuldigte sich: »Ich werde euch nicht stören. Ich setz mich woanders hin, sodass ihr euch in Ruhe unterhalten könnt. Nach dem Essen wartest du bitte auf mich, Chris. Ich möchte dir etwas zeigen.«

Lotte bat Grimm an ihren Tisch mit der Ermahnung, dass er mit seinem Anliegen tatsächlich warten müsse.

Also sprachen die drei über das Maiwetter, über Lottes Garten, Wolfs Kater Muz und Grimms neue Unterkunft in der Villa Vogelsang.

»Hast du dich schon eingewohnt?«, erkundigte sich Lotte beim Chefinspektor.

»Noch nicht ganz. Mir fehlt vieles, was mir im Lauf der Jahre vertraut geworden ist.«

»Und die Leute? Ich meine, abgesehen von Chris?«

»Die Rettenbachers sind höchst angenehm, die Beranek kenne ich vom Dienst, ihre Mutter ist zu vergessen und der Tierarzt ein Problem.«

»Viktor vermisst verschiedene Gegenstände, die der Übersiedlung zum Opfer gefallen sind«, bemerkte Wolf. »Aber er wird sich daran gewöhnen. Müssen.«

»Für einen Menschen in meinem Alter ist das nicht so leicht â¦«, meinte Grimm nicht ganz ernsthaft.

»Gönnen wir uns noch einen Eisbecher?«, fragte Lotte am Ende des Mahls.

Grimm nickte, Wolf lehnte ab.

»Inge, zwei Eisbecher mit Schlag«, rief Grimm, und die Kellnerin Inge, die schon einen für den Sommer gedachten extrem kurzen Rock trug, kehrte wieder mit zwei übergroßen, mit bunten Schirmchen verzierten Portionen.

Als auch diese verzehrt waren, verabschiedete sich Lotte von den beiden Männern. Auch Grimm bezahlte, stand auf und bewegte sich Richtung Parkplatz, auf dem sein Dienstwagen stand.

Wolf blickte ihm staunend nach. Er fand es beachtlich, dass sein Freund vergessen hatte, warum er gekommen war, und blieb abwartend sitzen.

Wenige Augenblicke später kehrte der Chefinspektor zurück.

»Also, das ist jetzt wirklich peinlich. Ich weiß nicht, wo ich mit meinen Gedanken eigentlich war.«

»Der Frühling, Viktor. Er macht uns allen zu schaffen. Du wolltest mir etwas zeigen.«

»In der Dienststelle ist mit heutiger Post ein anonymes Schreiben eingegangen, von dem ich dir eine Kopie zeigen möchte.«

»Das heißt, wir stehen am Anfang eines neuen Falles.«

»Möglicherweise. Jedenfalls...

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Autor

J. J. Preyer lebt und schreibt in Steyr, in Österreich. Er studierte in Wien Germanistik und Anglistik.1982 initiierte er einen Marlen-Haushofer-Gedenkabend, der durch die Teilnahme des Wiener Kulturjournalisten Hans Weigel den Anstoß zur Wiederentdeckung der Autorin gab.1996 gründete J. J. Preyer einen Verlag, in dem er vor allem Kriminalromane C. H. Guenters und literarische Texte Steyrer Autoren herausgab.J. J. Preyer schrieb in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kriminalromanen für deutsche und österreichische Verlage, darunter auch Beiträge zur Serie Jerry Cotton.