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Witwe Meier und das Sarggeflüster

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am06.07.20161. Auflage
Frau Meier ist verliebt. Platonisch, versteht sich - mehr oder minder, denn sie ist noch immer nicht ganz über den Tod ihres Mannes hinweg. Der Bamberger Bestatter Paul Uhlbein liebt Frau Meier, oder auch einfach nur »Schnuppel«, sogar ohne »Anfassen«. Doch statt die Vorweihnachtszeit genießen zu können, geht es in ihrer Bestatter-Patchworkfamilie drunter und drüber. Ein in der Martinsgans verschwundener Ehering, ein unauffindbares Sargbukett und dann auch noch das mysteriöse Abtauchen des »Schwierigvaters« nebst Christkind - ausgerechnet am Heiligen Abend!

Jette Johnsberg wurde 1969 in Coburg geboren und verbrachte bereits als Kind viel Zeit damit, sich Geschichten auszudenken und zu erzählen. Neben ihrer Ausbildung zur Fotografin schrieb sie für die Coburger Neue Presse. Danach lebte sie lange im Bamberger Land, arbeitete für verschiedene Zeitungen sowie im Bereich Tourismus. Heute ist Jette Johnsberg in einem kleinen oberbayrischen Dorf zu Hause, wo sie eine Naturheilpraxis führt, Bücher und Geschichten schreibt und das Frankenland mit seinem besonderen Menschenschlag ganz schrecklich vermisst. Besuchen Sie die Autorin auf ihrer Homepage unter www.jettejohnsberg.com.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextFrau Meier ist verliebt. Platonisch, versteht sich - mehr oder minder, denn sie ist noch immer nicht ganz über den Tod ihres Mannes hinweg. Der Bamberger Bestatter Paul Uhlbein liebt Frau Meier, oder auch einfach nur »Schnuppel«, sogar ohne »Anfassen«. Doch statt die Vorweihnachtszeit genießen zu können, geht es in ihrer Bestatter-Patchworkfamilie drunter und drüber. Ein in der Martinsgans verschwundener Ehering, ein unauffindbares Sargbukett und dann auch noch das mysteriöse Abtauchen des »Schwierigvaters« nebst Christkind - ausgerechnet am Heiligen Abend!

Jette Johnsberg wurde 1969 in Coburg geboren und verbrachte bereits als Kind viel Zeit damit, sich Geschichten auszudenken und zu erzählen. Neben ihrer Ausbildung zur Fotografin schrieb sie für die Coburger Neue Presse. Danach lebte sie lange im Bamberger Land, arbeitete für verschiedene Zeitungen sowie im Bereich Tourismus. Heute ist Jette Johnsberg in einem kleinen oberbayrischen Dorf zu Hause, wo sie eine Naturheilpraxis führt, Bücher und Geschichten schreibt und das Frankenland mit seinem besonderen Menschenschlag ganz schrecklich vermisst. Besuchen Sie die Autorin auf ihrer Homepage unter www.jettejohnsberg.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839250648
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum06.07.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431282
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5. Daham is daham

Frau Meier hatte auf dem Weg nach Hause noch rasch ein paar leckere Kleinigkeiten eingekauft, die sie am heutigen Abend in aller Ruhe ausschließlich mit sich selbst teilen wollte. Ein paar Scheiben Roastbeef, ein wenig Parmesan, zu feinen, zarten Löckchen gehobelt, etwas Weißbrot, ein Fläschchen Cremant und selbstverständlich ein klitzekleines Schächtelchen mit neun handgefertigten Pralinen aus diesem entzückenden Laden in der Langen Straße. Der kleine Luxus. Jedes Pralinchen ein grandioses Kunstwerk. Mit kandierten Veilchenblättern verziert, oder mit gehackten Pistazien obendrauf. Sinnlichkeit für den Gaumen - ganz für sie alleine. Sie hatte sich schon während des Einkaufs darauf gefreut, heute endlich einmal wieder sie selbst sein zu dürfen. Ohne Paul und ohne jedweden Anspruch auf Etikette.

Als sie die Wohnungstür aufsperrte, kam ihr ein abgestandener Geruch entgegen. Wie lange war sie nun schon nicht mehr hier gewesen? Eine Woche, zwei? Sie wusste es nicht. Durch die Dunkelheit blinkte im Flur das rote Licht ihres Anrufbeantworters. Sieben Nachrichten in Abwesenheit. Sie knipste den Lichtschalter an, verstaute ihre, beim Einkauf eroberten, Schätze rasch im Kühlschrank, wobei sie aus selbigem erst einmal einen verschimmelten Wurstteller und einen braunwelken Salatkopf entsorgen musste. Früher habe ich nie etwas wegwerfen müssen, durchfuhr es sie, und das Nachkriegskind in ihr bekam für einen Sekundenbruchteil heftige Schuldgefühle deswegen.

Noch während sie die Fenster öffnete, um mal richtig durchzulüften, hörte sie an ihrem mobilen Telefon die aufgezeichneten Anrufe ab. Zweimal die Versicherung, wegen eines Datenabgleichs, dann Gina, die sich verwählt hatte. Einmal Georg, der fragte, wo in aller Welt sie denn eigentlich steckte, und dann, zu ihrer großen Überraschung, Gottlieb Carl, der Metzger. Zweimal hörte sie nur eine Art Murren oder Grunzen, dann hatte er wieder aufgelegt. Beim dritten Versuch hatte er jedoch offenbar allen Mut zusammengenommen und auf das Band gesprochen:

»Du, Madla, ich wollt mich a mol widda meldn. Kennst mei Stimm? Da Gottlieb is dran. Bist n du eichentlich gor nimma daham? Mensch, du kümmst ja a gar nimmer nunter nein Carlsdurm. Ham ma dir irchendwas gedon? Ich man, mir könnt n doch a mol widda a weng a Schlachtschüssl zusam ess. Du, da Georch, die Olga und ich a. Mensch, des is doch echt a schöna Zeit g wen, wie mir noch a weng mehra Kondakt g habt ham. Ruf halt a mol o. Oder kumm einfach runda. Die Olga dät sich fei echt freun. Ich glab, die tät ganz gud a weng a Freundin brauchn könna. Also dann mach s mol gud und mir sehn uns die Tach hoffendlich endlich. Adela, dann.«

Frau Meier musste schmunzeln. Wenn Gottlieb Carl sich dazu herabgelassen hatte, das ihm total verhasste Telefon anzufassen, ja gar auf einen Anrufbeantworter zu sprechen, dann musste schon irgendetwas im Argen liegen. Doch davon wollte sie sich heute nicht aus der Ruhe bringen lassen. Heute war ihr Abend. Den ganzen Tag kümmerte sie sich seit einem Jahr nun um das Leid anderer. Irgendwann war auch sie endlich mal dran.

Nachdem die Wohnung gut gelüftet war, drehte sie die Heizung voll auf und den Fernseher an. Es war kurz nach sechs und im ZDF ermittelte gerade mal wieder irgendeine SOKO. Derart viele Verbrechen, wie in Deutschland über den Bildschirm flackerten, gab es nicht mal, wenn man die reale Verbrechensstatistik verdoppeln, ja verdreifachen würde. Dennoch machte sie es sich auf dem Sofa gemütlich, kroch unter ihre leicht verfilzte Plüschdecke mit dem Leopardenmuster und stellte fest, dass sie das alles hier schrecklich vermisst hatte. Gut, Paul hatte ein schickes Haus. Eigentlich konnte man es glatt als Villa bezeichnen. Sie hatte dort ihr eigenes Schlafzimmer, ein Ankleidezimmer, ein angrenzendes Bad, und all das war zusammen schon größer als die Grundfläche ihrer Dreizimmerwohnung, hier in der Bergstraße. Aber irgendwie war »daham« eben doch einfach »daham«, wie Gottlieb es ausdrücken würde.

Trotz des heftigen Schusswechsels auf der Mattscheibe und der dramatischen Hintergrundmusik dazu, konnte sie aus der Wohnung über ihr, in der ihre Schwester wohnte, das Baby schreien hören. Xaver! Sarah war mit samt dem Baby bei Marie eingezogen, da Manni sich sehr schwertat, die monatlichen Alimente für Klein Xaver aufzubringen und Sarah ihr Studium wegen des Kindes ja abbrechen musste. Natürlich war das eine Farce! Das Studium hatte sie schon lange vorher abgebrochen, aber davon ahnte Marie nicht die Bohne und erzählte stattdessen überall herum, wie pflichtbewusst Sarah doch sei, weil sie wegen des Kleinen auf ihr Studium und die damit verbundene großartige Karriere verzichtete.

Xaver hatte heute aber offenbar ein mächtiges Problem, denn er hörte auch während der Nachrichtensendung nicht auf zu quaken und in gleichmäßigem Rhythmus hörte man auch Schritte oben in der Wohnung. Wahrscheinlich wurde der kleine Schreihals durch die Gegend getragen, damit er endlich mal Ruhe gab. Aber Xaver war schlau. Er wusste genau, wenn er aufhören würde zu plärren, dann würde man ihn in sein Bettchen legen, und darauf hatte er offensichtlich keinen Bock. Man fragt sich bei diesen Aktionen ja immer, wer da eigentlich wen erzieht.

Nachdem Xaver auch noch während des Filmabspannes zu dem Viertel-nach-acht-Spielfilm die Nachbarschaft terrorisierte, hielt Frau Meier es nicht mehr aus, nahm ihren Schlüssel und stand schon wenige Sekunden später vor Maries Wohnungstür. Sie klingelte, doch das Klingeln kam gegen die Stimmgewalt des kleinen Terroristen nicht an. Also hämmerte sie gegen die Tür, bis schließlich eine völlig entnervte Marie öffnete.

»Gott sei Dank, Schwesterherz!«, seufzte Marie und drückte Frau Meier das schreiende Bündel Kind in die Arme. »Ich muss so dringend mal wohin. Du bist meine Rettung!«

Frau Meier hielt das Kind mit beiden Händen unter den Achseln fest und streckte es von sich. Dabei kniff sie ihre Augen zusammen und fixierte das mittlerweile klatschnass geschwitzte Kind mit scharfem Blick. Xaver schien irritiert. Das Spiel kannte er noch nicht, und nachdem er sich einen Moment besonnen hatte, gluckste er vor Freude und begrüßte Frau Meier mit einem freundlichen »Da-daa!«

Marie konnte die plötzliche Ruhe gar nicht fassen und rief noch aus dem Badezimmer: »Hallo? Was ist denn lo-ooos? Warum ist es denn jetzt so ruuu-hig?«

»Alles gut!«, schrie Frau Meier und hielt das Menschlein noch immer auf Abstand von sich weggestreckt.

»Wie hast du das denn hingekriegt, Schwesterchen? Du wirst ihm doch wohl kein Bier auf den Schnuller getan haben? Sag nicht, dass du das gemacht hast, Sarah bringt mich um, wenn du das getan hast!«, mit diesen Worten kam Marie sichtlich erleichtert aus dem Badezimmer.

»Hier«, drückte Frau Meier Marie den kleinen Schreihals wieder an die Brust. »Ich bin hier, weil s nervt! Der Kerl schreit sich die Seele aus dem Leib. Das geht so nicht, Marie, ihr wohnt nicht alleine in dem Haus! Wir sind sechs Parteien. Die Leute müssen arbeiten, die können sich doch nicht den ganzen Abend dieses Kindergeschrei anhören! Wo ist überhaupt deine Tochter? Vielleicht kann die dafür sorgen, dass er endlich still ist.«

»Sarah ist im Kino. Mit einem jungen Mann«, erklärte sich Marie und blickte dabei hinunter zu ihren Füßen, die in rosafarbenen Plüschschweinchen-Puschen steckten. »Die muss doch auch mal rauskommen. Sie ist doch noch so jung und vielleicht findet sie ja noch einen gescheiten Mann, der sie und das Kind nimmt. Bei deiner Gina hat es doch auch geklappt, und die hat zwei Kinder und ist älter! Außerdem ist sie dicker als meine Sarah und so gut aussehen tut sie auch nicht.«

»Ähm. Ich weiß nicht, ob ich dir das jetzt so sagen kann, Marie«, setzte Frau Meier an, »aber Gina hat sich ihren Tom im Internet geangelt. Vielleicht sollte Sarah da auch mal auf die Suche gehen.«

»Macht sie ja. Der Typ heute Abend ist jetzt schon der siebte oder achte. Aber das ist irgendwie alles nicht so das Richtige, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Nee, das verstehe ich eigentlich nicht, aber ich habe jetzt auch echt keine Zeit mehr für so was. Ich hatte einen richtig harten Tag und will mich erholen, weil ich morgen wieder fit sein will. Was ist denn mit deiner Arbeit? Geht da grade noch was mit den Dessous-Partys?«

»Da ginge schon was, aber du siehst ja selbst, ich sitze abends hier und passe auf den kleinen Zwockel auf. Ach, schau doch mal, ist er nicht süß, jetzt hat er sein ganzes Karottengläschen auf meinen Pulli gespuckt. Da haben wir es schon, des Rätsels Lösung. Das hat ihn bestimmt gedrückt und deshalb hat er so schlimm weinen müssen. Dutzi, dutzi, daaaaaa!«, dabei herzte sie das vollgekotzte Kind und sah dabei aus, als gäbe es keinen glücklicheren Moment in ihrem Leben als genau diesen.

Frau Meier war das zu viel. Sie hob ihre Hand zum Gruß, zog die Tür hinter sich zu und lief kopfschüttelnd die Treppen hinunter in ihre Wohnung.

Kaum hatte sie sich erneut auf ihrem Sofa niedergelassen, setzte sich das Konzert über ihr mit einer neuen, noch schrilleren Arie fort. Es war schlicht und ergreifend gar nicht daran zu denken, auch nur einen ganz kleinen Teil des Filmes mitzubekommen, der gerade lief.

Frau Meier war sauer. Sie griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer vom »Carlsturm«.

»Carlsdurm - wer spricht?«

»Gottlieb, ich bin s, Meier am Apparat.«

»Ach, da schau her, mei Madla! Des is fei schö, dass ma dich a mol hörn dud.«

»Ja, gell. Du, ich hab deinen Anruf vorhin abgehört. Ist alles in Ordnung bei...

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Autor

Jette Johnsberg wurde 1969 in Coburg geboren und verbrachte bereits als Kind viel Zeit damit, sich Geschichten auszudenken und zu erzählen. Neben ihrer Ausbildung zur Fotografin schrieb sie für die Coburger Neue Presse. Danach lebte sie lange im Bamberger Land, arbeitete für verschiedene Zeitungen sowie im Bereich Tourismus.Heute ist Jette Johnsberg in einem kleinen oberbayrischen Dorf zu Hause, wo sie eine Naturheilpraxis führt, Bücher und Geschichten schreibt und das Frankenland mit seinem besonderen Menschenschlag ganz schrecklich vermisst.Besuchen Sie die Autorin auf ihrer Homepage unter www.jettejohnsberg.com.