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Friesennebel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.02.20172017
Gustav Nissen, Bewohner des Pflegeheims 'Olenglück', wird von Nordic-Walkern tot im Legerader Wald in Nordfriesland gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Hatte der Sohn des Toten, der durch die hohen Heimkosten sein Erbe gefährdet sah, seine Finger im Spiel? Oder leistet im Heim jemand illegal Sterbehilfe? Kommissar Thamsen verfolgt mehrere Ansätze, doch erst ein Undercovereinsatz seines Freundes Haie im Pflegeheim scheint den Nebel zu lichten...

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/ Nordfriesland und aufgewachsen in Risum-Lindholm, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman »Deichgrab«, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen-Heimatbundes als bester Kriminalroman in Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin und lebt seit 2011 wieder in Hamburg, wohin es sie als waschechtes Nordlicht zurückzog.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextGustav Nissen, Bewohner des Pflegeheims 'Olenglück', wird von Nordic-Walkern tot im Legerader Wald in Nordfriesland gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann keines natürlichen Todes gestorben ist. Hatte der Sohn des Toten, der durch die hohen Heimkosten sein Erbe gefährdet sah, seine Finger im Spiel? Oder leistet im Heim jemand illegal Sterbehilfe? Kommissar Thamsen verfolgt mehrere Ansätze, doch erst ein Undercovereinsatz seines Freundes Haie im Pflegeheim scheint den Nebel zu lichten...

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/ Nordfriesland und aufgewachsen in Risum-Lindholm, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman »Deichgrab«, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen-Heimatbundes als bester Kriminalroman in Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin und lebt seit 2011 wieder in Hamburg, wohin es sie als waschechtes Nordlicht zurückzog.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839253021
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.02.2017
Auflage2017
Reihen-Nr.10
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431521
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5. Kapitel

Die Sonne hatte sich nach einem kleinen Intermezzo hinter eine graue Wolkenwand verzogen, als Luise und Sönke Martiensen sich von den Mitgliedern der Nordic Walking-Gruppe verabschiedeten. Seit einigen Wochen trafen sie sich mit ein paar anderen älteren Leuten unter der Leitung einer Dozentin der Volkshochschule zum Walken am Legerader Wald. Ihr Arzt hatte ihnen mehr Bewegung verordnet, und die beiden hatten daher beschlossen, sich der Gruppe anzuschließen. Am Anfang hatten sie Mühe, mit den anderen Schritt zu halten, denn schließlich waren sie Anfänger und es fehlte ihnen an Übung und Kondition. Mittlerweile jedoch hatten Luise und Sönke sich zu wahren Nordic Walking-Fanatikern entwickelt, und daher hängten sie nach der offiziellen Runde eine Route dran. In dem Nordic Walking-Park der Stadt gab es sieben verschiedene Touren, da wurde es den beiden nie langweilig.

Sie winkten den anderen ein letztes Mal, nahmen ihre Stöcke und gingen klack, klack, klack, los. Sie schlugen den Weg Richtung Legerader Wald ein und waren bald von Bäumen umgeben. »Löp ruhig een Stück för, ick kumm glix. Ik mutt ut de Büx«, bemerkte Sönke Martiensen kurze Zeit später. Luise nickte ihm lediglich zu und schritt weiter in das kleine Waldstück hinein. Sie mochte es, ein Stück für sich alleine zu laufen. Nur sie und die Natur. Herrlich. Spontan beschloss sie, einen kleinen Umweg zum See zu machen, wobei die Bezeichnung See für den überschaubaren Tümpel übertrieben war. Aber trotzdem fand sie es nett dort an dem kleinen Gewässer, und da Sönke ohnehin nicht zu hören war, konnte sie den Umweg leicht meistern und vermutlich sogar vor ihm auf den regulären Weg dazu stoßen.

Kurz darauf sah sie die Oberfläche des Gewässers, über der ein sanfter grauer Schleier hing, durch die Bäume schimmern. Sie bahnte sich einen Weg ans Ufer und verweilte dort einen Moment. Wie herrlich ruhig es hier war. Sie sog die Luft tief in ihre Lunge, ehe sie sich zum Gehen wandte, denn trotz der Idylle fröstelte sie in den leicht feuchten Sportsachen nach einer Weile. Energisch stieß Luise ihren Walking-Stock in den Boden, erstarrte aber sogleich. Ihr Blick haftete an einem Rollstuhl, in dem augenscheinlich ein Mann schlief. Sie schaute sich um, aber ansonsten war niemand zu sehen. Seltsam, wie war der Mann hierhergekommen?

Etwas zögerlich näherte sie sich dem Rollstuhl, doch der Mann regte sich nicht, obwohl sie versuchte, durch eine laute Begrüßung auf sich aufmerksam zu machen. »Moin!«

Sie wollte den anderen schließlich nicht zu Tode erschrecken. Aber auch auf ihr Rufen tat sich nichts, und so langsam stieg in Luise ein ungutes Gefühl hoch, das ihr einen zusätzlichen Schauer über den Rücken jagte. Der Mann saß nach wie vor leicht zusammengesunken in dem Rollstuhl. Nur noch einen Schritt, und sie hatte den Stuhl erreicht. Die Walking-Stöcke schleifte sie mittlerweile hinter sich her, während sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte. Ehe sie ganz um den Rollstuhl herumgetreten war, wusste sie, dass der Mann nicht schlief.

»Hilfe!«, entfuhr es ihr augenblicklich. »Sönke!«

»Ich hoffe, ich habe an alles gedacht!« Tom packte Haies Sachen in einen Schrank im Krankenzimmer, während Niklas auf dem Bett saß und die Verbände bestaunte. »Ansonsten musst du anrufen. Telefon hast du dir sicherlich bestellt, oder?«

Der Freund nickte. »Ist ja ohnehin nicht für lange. Wahrscheinlich kann ich schon bald nach Hause.«

Tom verzog den Mund zu einem angestrengten Lächeln, während er sich einen Stuhl an Haies Bett zog. »Darüber wollte ich ohnehin mit dir sprechen.«

»Ach ja?« Haie runzelte die Stirn.

»Nun ja, also, ich muss nächste Woche arbeiten und â¦«, stammelte Tom.

»Und?«

»Ich weiß nicht so recht, wie â¦«

»Papa meint, du bist ein Pflegefall«, sprudelte es aus Niklas heraus.

Haie zeigte sich einigermaßen gefasst, obwohl ihn die Äußerung sehr traf, wie ihm trotzdem anzusehen war. »Da hat Papa recht. Schau mich mal an. Ich kann mir nach dem Kacken nicht mal den Po abwischen.«

»Mal im Ernst, Haie, ich habe wirklich Bedenken, wie wir das packen sollen«, entgegnete Tom trocken.

»Hast ja recht. Aber da gibt es bestimmt eine Lösung, oder? Vielleicht eine private Pflegekraft?«

»Alles eine Frage des Geldes«, mischte sich plötzlich Haies Bettnachbar ein. »Wenn du genügend Geld hast, kannst du dir alles leisten. Ansonsten bleibt nur einer der Pflegedienste, aber da auf die Schnelle jemanden zu bekommen, ist beinahe unmöglich.«

Haie und Tom schauten den Mann mit großen Augen an, während Niklas die Gunst des Augenblickes nutzte und sich über die mitgebrachten Kekse hermachte.

»Ich kenn mich ein wenig aus. Meine Frau ist seit einigen Jahren ein Pflegefall, nach einem Schlaganfall.«

»Und wer kümmert sich um sie?« Tom interessierte dieses Thema, schließlich stand er vor einer ähnlichen Herausforderung, nur dass er mit Haie nicht verheiratet war. Aber sie lebten zusammen, waren eine Familie, da hatte er Verantwortung für den Freund.

»Mia liegt seit einiger Zeit im Heim. Das mit dem Pflegedienst hat nicht geklappt. Die kamen, wie sie lustig waren.« Der andere Patient schüttelte den Kopf.

Im Heim, schoss es Haie durch den Kopf. Es war sein schlimmster Albtraum, in einer solchen Einrichtung dahinvegetieren zu müssen. Er war so froh gewesen, als Tom ihn damals gefragt hatte, ob er zu ihm und Niklas ziehen würde, denn seit der Scheidung von Elke stand er alleine da. Kinder hatte er keine und auch sonst niemanden, der sich um ihn kümmern würde. Daher hatte er eigentlich gedacht, dass Tom und Niklas â¦ Er schluckte.

»Aber mit dem Heim bin ich auch nicht zufrieden. Irgendetwas stimmt da nicht. Die sterben da wie die Fliegen.«

Tom starrte auf den anderen, während in seinem Kopf die Gedanken durcheinanderflogen. Ein Heim kam für ihn nicht infrage, aber dennoch fühlte er sich überfordert mit der Situation. Und wenn auf einen Pflegedienst kein Verlass war, was blieb dann?

»Naja, es wäre nur eine Kurzzeitpflege«, versuchte er einzulenken und wandte sich zu Haie um. Der schaute betreten auf Niklas, der genüsslich an einem Keks knabberte. »Oder was meinst du?«

»Hm, sieht auf den ersten Blick ganz friedlich aus. Als ob er eingeschlafen wäre«, kommentierte Thamsen den Leichenfund im Legerader Wald. Sönke Martiensen war auf das Rufen seiner Frau dieser sogleich zur Hilfe geeilt und hatte die Polizei über die grausige Entdeckung informiert.

»Nur, wie ist der hierhergekommen?« Ansgar Rolfs drehte sich um und betrachte stirnrunzelnd den matschigen Waldweg. »Der wird sich kaum alleine durchgerollt haben.«

Er ging davon aus, dass es sich bei dem Toten um den vermissten Gustav Nissen handelte. Jedenfalls passten die Daten, und dem Bild nach zu urteilen, gab es kaum Zweifel.

Laut Aussage der Pflegerinnen war der Mann so gut wie gelähmt. Er schaffte es nicht, sich alleine in dem Rollstuhl fortzubewegen. Wie war er also in dieses sumpfige Waldstück gelangt?

»Vielleicht steht der schon länger hier«, mutmaßte Thamsen und ließ seinen Blick über den Leichnam schweifen. Er kannte sich zwar mit Leichen einigermaßen aus, aber den genauen Todeszeitpunkt konnte nur ein Gerichtsmediziner bestimmen. Dr. Becker in Kiel war informiert und wartete in der Rechtsmedizin auf die Einlieferung der Leiche.

Das würde jedoch dauern, denn zunächst musste die Spurensicherung den Fundort sichern und untersuchen, erst dann konnte der Tote abtransportiert werden. Die Männer in den weißen Overalls waren fleißig am Werk, aber es gab jede Menge Fußabdrücke, die gesichert werden und mit den Schuhen der Polizei und denen des Ehepaars abgeglichen werden mussten. Die Martiensens standen etwas abseits unter einer Tanne und warteten. Thamsen beschloss, die Zeit zu nutzen und die beiden zu befragen.

»Frau Martiensen, Sie haben den Toten gefunden?« Die ältere Dame im Sportdress war kreidebleich im Gesicht und zitterte. Ihr Mann hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, wirkte aber ebenso geschockt. Synchron nickten die beiden.

»Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen? Sind Ihnen andere Personen begegnet?«

»Nein«, flüsterte Luise Martiensen. »Ich habe niemanden gesehen. Im Gegenteil. Hier war es so herrlich ruhig. Ich habe am Ufer gestanden und die Stille genossen, bis â¦« Sie schluckte.

»Und wo waren Sie?«, wandte Dirk sich an den Ehemann.

»Ich war pinkeln, aber weiter hinten auf dem normalen Weg, der zur Walking-Strecke gehört.«

Thamsen kannte sich in dem Park nicht so aus; im Grunde genommen hatte er, bevor er zu dem Nordic Walking-Park gerufen worden war, nicht einmal gewusst, dass es so etwas in Niebüll überhaupt gab. Er gehörte der Läuferkultur an und belächelte die Stockwanderer.

»Sie hatten sich also getrennt?«

»Ja.«

»Nein.«

Verwirrt blickte Thamsen zwischen den beiden hin und her.

»Ich wollte einen kleinen Umweg machen. Habe ja nicht gedacht, dass ich â¦« Die Frau wandte sich ab.

»Luise wäre da hinten wieder auf den Weg gekommen.« Herr Martiensen wies mit seinem Walking-Stock in die Richtung hinter dem See.

Dieses Pärchen kam Dirk seltsam vor. Wieso hatte die Frau nicht auf ihren Mann gewartet? Oder war langsam den normalen Weg vorgegangen? Ängstigten sich Frauen in der Regel nicht, wenn sie alleine durch einen schummrigen Wald streiften? Gut, der Legerader Wald war kein Wald im eigentlichen Sinne, aber wirkte bei dieser...

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Autor

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/ Nordfriesland und aufgewachsen in Risum-Lindholm, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman »Deichgrab«, der mit dem Medienpreis des Schleswig-Holsteinischen-Heimatbundes als bester Kriminalroman in Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde. Seitdem arbeitet sie als freie Autorin und lebt seit 2011 wieder in Hamburg, wohin es sie als waschechtes Nordlicht zurückzog.