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Friesendämmerung

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
280 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.02.20232023
Eine grausige Entdeckung am frühen Morgen ruft Kommissar Thamsen auf den Plan. Mitten auf dem Golfplatz in Stadum liegt die Leiche von Johannes Petersen. Der Chef eines Entsorgungsunternehmens ist offensichtlich keines natürlichen Todes gestorben. Verdächtige gibt es viele, standen die Gläubiger doch bei ihm Schlange. Hat einer die Geduld verloren? Ein mutmaßlicher Täter ist schnell gefunden. Als dieser sich selbst richtet, scheint die Schuldfrage geklärt. Nur Thamsen plagt das Gefühl, etwas Entscheidendes übersehen zu haben ...

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/Nordfriesland, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman 'Deichgrab'. Seitdem lebt sie als freie Autorin in Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
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Produkt

KlappentextEine grausige Entdeckung am frühen Morgen ruft Kommissar Thamsen auf den Plan. Mitten auf dem Golfplatz in Stadum liegt die Leiche von Johannes Petersen. Der Chef eines Entsorgungsunternehmens ist offensichtlich keines natürlichen Todes gestorben. Verdächtige gibt es viele, standen die Gläubiger doch bei ihm Schlange. Hat einer die Geduld verloren? Ein mutmaßlicher Täter ist schnell gefunden. Als dieser sich selbst richtet, scheint die Schuldfrage geklärt. Nur Thamsen plagt das Gefühl, etwas Entscheidendes übersehen zu haben ...

Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/Nordfriesland, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman 'Deichgrab'. Seitdem lebt sie als freie Autorin in Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839276280
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.02.2023
Auflage2023
Reihen-Nr.15
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294244
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3. Kapitel

Haie war an diesem Morgen mit bester Laune aufgestanden. Gut, dass er Toms Rat befolgt und gestern Abend nach einem Glas Rotwein früh ins Bett gegangen war. Er hatte tief und fest geschlafen und die Kopf- und Gliederschmerzen, die ihn seit mehreren Tagen geplagt hatten, waren wie weggeblasen. Pfeifend hatte er das Frühstück zubereitet und sich dabei viel Mühe gegeben. Gekochte Eier, frisches Obst und ofenfrische Brötchen. Nach denen langte Niklas auch gleich, nachdem er mit einem müden »Morgen« die Küche betreten hatte, und griff dann wie gewohnt zu dem Nutella-Glas.

»Willst du nicht ein bisschen Obst nehmen? Das ist gut für dich. Schreibt ihr nicht heute die Mathearbeit?«

»Genau, da brauch ich Nervennahrung.« Niklas strich daumendick die Nuss-Nugat-Creme auf eine der Hälften, die sich auf dem ofenwarmen Brötchen verflüssigte und auf das Frühstücksbrettchen tropfte. Schnell schleckte Niklas sie mit der Zunge auf.

Haie merkte, wie seine gute Laune die Flucht ergreifen wollte. Hiergeblieben, rief er ihr gedanklich zu. Heute war so ein schöner Tag, den würde er sich nicht vermiesen lassen.

»Dann packe ich es dir für die Pause ein.« Er nahm eine Tupperdose und legte die Apfel- und Birnenspalten hinein.

»Wie lange hast du heute Schule?«

»Lang, komme erst mit dem Bus um zehn vor zwei nach Hause.« Niklas stand auf, ging mit der klecksenden Brötchenhälfte Richtung Bad und stieß dabei an der Küchentür beinahe mit seinem Vater zusammen.

»Hoppla«, kommentierte Tom den knapp entgangenen Anschlag des Nutella-Brötchens auf sein weißes Hemd und stolperte in die Küche. »Oh, ist heute ein besonderer Tag? Habe ich irgendwas vergessen?« Tom ließ den Blick über den Tisch schweifen, wandte sich dann zu Haie um. »Aber Kaffee gibt es heute keinen?«

»Kaffee?« Haie zuckte zusammen. Hatte er tatsächlich vergessen, Kaffee zu kochen? »Mach ich gleich, war noch nicht so weit.« Hastig griff er nach der Kanne und füllte sie mit Wasser.

»Kann vorkommen, ist doch nicht schlimm«, entgegnete Tom und griff nach einem Brötchen. »Ich muss heute nach Flensburg, Treffen mit einem Kunden, und was hast du Schönes vor?«

Haie konzentrierte sich darauf, das Pulver in den Filter zu schütten. Nicht dass ihm beim verspäteten Kaffeekochen noch ein Fehler unterlief. Nicht auszudenken. Wie lange trank er jeden Morgen Kaffee? Seit der Lehre? Die hatte er mit sechzehn begonnen - also seit einundsechzig Jahren. Wie hatte ihm nicht auffallen können, dass etwas fehlte? Er schüttelte den Kopf.

»Ich ruhe mich heute mal ein bisschen aus. Mache vielleicht eine Tour mit dem Fahrrad.«

Nachdem Tom und Niklas das Haus verlassen hatten, ließ Haie sich auf einen der Küchenstühle fallen. Sollte er heute wirklich einmal ein wenig ausspannen, den Tag langsam angehen? Die Schmerzen der vergangenen Tage hatten ihm anscheinend mehr zugesetzt, als er gedacht hatte. Frische Luft und ein wenig Bewegung würden ihm sicherlich guttun.

Draußen roch es nach Frühling. Es wehte ein frischer Wind, aber die Sonne schien und entlockte dem Boden erstes blühendes Leben. Auch die Bäume schlugen bereits aus, bemerkte Haie, als er sein E-Bike aus dem Fahrradschuppen holte und durch den Garten zur Steege schob.

Er hatte kein Ziel, fuhr zunächst Richtung Wehle und dann weiter hinaus in den Herrenkoog. Auf den Weiden sah er die ersten Lämmer, die Luft war erfüllt vom Rufen des Kiebitzes und dem Geschnatter der Gänse. Kurz vor der Lecker Au machte er Halt und ließ seinen Blick über den Bottschlotter See schweifen. Wellen kräuselten sich auf der dunkelblauen Wasseroberfläche, die am Horizont nur durch einen grünen Streifen vom Himmel getrennt schien. Haie atmete tief ein - ja, hier war er zu Hause.

Er stieg wieder aufs Rad und fuhr weiter nach Ockholm, hielt sich dann Richtung Langenhorn. Kurz vor dem Ort bog er nach Efkebüll ab, wählte den Weg über den Alten Außendeich wieder zurück nach Risum. Als er am Sparmarkt vorbeiradelte, bemerkte er, wie sein Magen knurrte. Jetzt eine von Helenes hausgemachten Frikadellen, schoss es Haie durch den Kopf, und er bremste abrupt. Oder lieber eine von den guten Rauchwürsten? Oder beides?

Er stellte sein Fahrrad vor dem Laden ab und betrat gedanklich beschäftigt mit der Frage nach der Wahl seines Mittagsessens den kleinen Supermarkt an der Dorfstraße.

Und was sollte er dazu essen? Brot? Oder Kartoffelsalat? Haie schnappte sich einen Korb und steuerte zunächst auf die Fleischtheke zu. Dort stand Helene hinter dem Tresen und bediente eine Kundin.

»Moin«, grüßte Haie und inspizierte die Auslage.

Helene wog gerade Hackfleisch ab. »Darf´s ein bisschen mehr sein?« Sie schaute Maren Nissen fragend an.

»Oh, lieber nicht, weißt du ...« Die Frau wandte den Blick zu Haie. »Bin ich schon dran?«

»Wenn Sie wollen?« Sie trat einen Schritt zur Seite.

»Wat?«, erhob Helene die Stimme. »Nee, nun mach ich erst mal deine Bestellung fertig. Das Hack liegt doch nu schon auf der Waage.«

Haie verfolgte, wie die Kundin wieder näher an die Theke rückte. »Ja, Helene«, sie räusperte sich, »ich wollte fragen, ich ... Es wäre nur kurz ...«

Helene kniff die Augen zusammen. »Willst du allwedder anschrieven?«

Haie sah, wie Maren Nissen bei Helenes Worten zusammenzuckte und schluckte.

»Nur, ich meine, ja also, bis Sönkes Lohn ...«

»Dat war letzten Monat eine Ausnahme, dat hatte ich ja wohl deutlich gesagt.«

Die Frau nickte. Einen kurzen Augenblick herrschte absolute Stille, ehe Maren Nissen ihre Tasche anhob und ohne ein weiteres Wort Richtung Ausgang ging.

»Dat gibt es echt nicht«, schimpfte Helene, während sie das Hack von der Waage hob und energisch mit einem schmatzenden Geräusch zurück in die Schale in der Auslage klatschte. »Bin ich eine Bank, oder was?«

Haie zuckte mit den Schultern. Er hatte selbst nie viel Geld verdient, aber anschreiben lassen oder um einen Kredit bei der Bank bitten hatte er zum Glück nie müssen. Er wusste jedoch, dass im Dorf etliche Leute lebten, die finanziell nicht so gut dastanden. Arbeitsplätze waren in der Gegend rar. Das Leben auf dem Land verlief nicht immer so idyllisch, wie es sich oftmals auf den ersten Blick präsentierte. Öffentlicher Nahverkehr war so gut wie gar nicht vorhanden, daher brauchte man hier in Risum schon ein Auto, wenn nicht sogar zwei. Und wer kein Eigentum besaß, zahlte mittlerweile auch ordentlich Miete, denn die sogenannten Sylt-Flüchtlinge, wie man hier im Dorf die Leute nannte, die sich die Insel nicht mehr leisten konnten und deshalb aufs Festland zogen, hatten in den letzten Jahren die Preise in die Höhe getrieben.

Er musste an seine Exfrau Elke denken, die seit der Scheidung auch jeden Euro zweimal umdrehen musste. Er hatte ihr zwar das gemeinsame Haus überlassen, aber weil er ihr deswegen keinen Unterhalt zahlte, konnte Elke sich finanziell keine großen Sprünge leisten. Das nannte man dann wohl Altersarmut, vermutete Haie. Die gab es auch in Risum. Und soweit er wusste, arbeitete Sönke Nissen, hatte einen Job bei einer großen Firma in Leck. Wieso musste seine Frau anschreiben lassen?

»Na, hat Petersen wieder keinen Lohn gezahlt?« Meta Lorentz hatte sich beinahe lautlos von hinten an Haie angeschlichen. Völlig überrascht fuhr er herum und blickte die kleine, runzelige Frau an. Sie war der lebende Beweis, dass sehr wohl gut situierte Rentner im Dorf lebten. Hineingeboren in eine reiche Bauernfamilie, hatten Meta und ihr Mann Hof und Ländereien zu einem günstigen Zeitpunkt verkauft. Seitdem lebten sie in einem kleinen, aber sehr exklusiven Reetdachhaus an der Dorfstraße von ihrem Vermögen, über dessen Höhe in Risum schon oft spekuliert worden war. Über den genauen Betrag schwiegen Meta und ihr Mann jedoch stets.

»Wieso wieder?«, hakte Haie nach und wunderte sich, woher Meta davon wusste.

»Na, letzten Monat gab es auch schon Probleme«, mischte sich nun Helene ein, die wie immer über die Begebenheiten im Dorf gut informiert war. »Angeblich ein Systemfehler bei der Bank.« Die Kaufmannsfrau grinste ihn schief an und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an die rechte Schläfe.

»Wieso?«, warf Haie ein. »Kann doch sein, oder?«

»Das glaubst du ja wohl selbst nicht. Also, was darf´s sein?« Helene schien kein Interesse zu haben, weiter über die Angelegenheit zu reden, was Haie verwunderte. Sonst konnte die Kaufmannsfrau nie genug bekommen, sich über Derartiges zu ereifern. Unermüdlich arbeitete sie daran, die Dorfbewohner auf dem Laufenden zu halten, und prüfte dabei selten den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen. Schon oft war Haie sauer aufgestoßen, wenn Helene Gerüchte verbreitete. Denn wenn sie aus ihren Kunden nicht genügend Informationen herausquetschen konnte, erfand sie einfach die fehlenden Teile und hatte dadurch nicht schon selten dazu beigetragen, dass aus einer Gewichtszunahme eine Schwangerschaft oder aus einem Beinbruch eine Querschnittslähmung geworden war.

Der Appetit war ihm vergangen, dennoch fühlte er sich von Helenes aufforderndem Blick genötigt, etwas zu kaufen.

»Ich nehme dann das Hack von Maren Nissen«, sagte er schließlich und musste sich ein Grinsen verkneifen, als Helene ihn argwöhnisch musterte, während sie langsam nach dem Fleisch griff.

»Hett jem all hört?« Vom Eingang drang eine atemlose Stimme zu ihnen. Gleich darauf schoss Willi Sörensen um das Regal mit Obst- und Gemüsekonserven. Sein offener Parka schlackerte um seinen Körper, die...

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Sandra Dünschede, geboren 1972 in Niebüll/Nordfriesland, erlernte zunächst den Beruf der Bankkauffrau und arbeitete etliche Jahre in diesem Bereich. Im Jahr 2000 entschied sie sich zu einem Studium der Germanistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft. Kurz darauf begann sie mit dem Schreiben, vornehmlich von Kurzgeschichten und Kurzkrimis. 2006 erschien ihr erster Kriminalroman "Deichgrab". Seitdem lebt sie als freie Autorin in Hamburg.