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Dohlenhatz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
274 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.02.20172017
Philipp Heller, Luther-Experte und eher im 16 Jahrhundert als in der Gegenwart zu Hause, wird erpresst. Doch nicht um Geld: Er soll einen Stadtrat umbringen! Entsetzt bittet er Privatdetektivin Katinka Palfy, den Erpresser zu finden. Die entdeckt bald einen Zusammenhang, der weit in die Vergangenheit führt. Eine bizarre Erpressung. Eine aufwühlende Zeitreise. Ein Katinka-Palfy-Fall vom Feinsten.

Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich frönt. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten; sie gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst u.a. die Krimireihe um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und eine Krimiserie mit der Münchner Ghostwriterin Kea Laverde als Hauptfigur. Ihre Kurzgeschichte »Das geheime Wissen der Zofe« erhielt 2014 den Homer 2014 für historische Literatur.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextPhilipp Heller, Luther-Experte und eher im 16 Jahrhundert als in der Gegenwart zu Hause, wird erpresst. Doch nicht um Geld: Er soll einen Stadtrat umbringen! Entsetzt bittet er Privatdetektivin Katinka Palfy, den Erpresser zu finden. Die entdeckt bald einen Zusammenhang, der weit in die Vergangenheit führt. Eine bizarre Erpressung. Eine aufwühlende Zeitreise. Ein Katinka-Palfy-Fall vom Feinsten.

Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich frönt. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten; sie gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst u.a. die Krimireihe um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und eine Krimiserie mit der Münchner Ghostwriterin Kea Laverde als Hauptfigur. Ihre Kurzgeschichte »Das geheime Wissen der Zofe« erhielt 2014 den Homer 2014 für historische Literatur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839253380
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.02.2017
Auflage2017
Reihen-Nr.11
Seiten274 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431538
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog 

29.12.1989

Es scheint alles möglich! Seit vier Tagen! Vier Tage ohne Regeln!

Am 25. Dezember haben sie die Mauer für die Westler eingerissen. Endlich dürfen die BRDler auch reisen. Nur den Pass vorzeigen und rübermachen, in umgekehrter Richtung! Davon hat er geträumt, sein Leben lang. Und gerade jetzt, wo er studiert, Gefallen findet an den verrücktesten Zukunftsplänen, machen sie die Grenze auf. Das verspricht Geschäfte. Alles ordnet sich von selbst!

Am Straßenrand bieten die Thüringer Begrüßungsbratwurst für BRD-Bürger an. Reichen Weihnachtsschmuck ins Auto. Man redet kurz, ist sich fremd, der Dialekt aber kommt ihm ähnlich vor wie drüben im nördlichen Oberfranken. Das sind ja nur wenige Kilometer, du liebe Zeit! In der Euphorie schwingt die Angst. Es ist noch zu ungewohnt, einfach in den Osten zu fahren. Das dunkle Land hinter dem Zaun.

Er macht sich nichts aus Weihnachtsschmuck, und der kommt auch ein bisschen spät, aber egal, alles ist neu, alles anders, und haben sie hier nicht von alters her so eine Christbaumkugeltradition? Scheiß drauf. Er ist im Land hinter der Grenze, er fährt, er tritt aufs Gas!

Wie gern wäre er jetzt allein. Der Schnee drückt harsch auf die Äste der Bäume, in den tiefen Talfalten versickert das Licht, im Schein des Abblendlichts wirkt die gebirgige Landschaft wie eine unterbelichtete Fotografie. Graue Schemen, die Straße, die Bäume. Weiße Flecken, der Schnee. Dörfer. Städtchen. Berge, ein Schneepflug im Straßengraben, auch nicht im Sinne des Erfinders. Kein Wunder, im Osten kriegen sie das nicht so gebacken. Oder die Ersatzteile fehlen. Oder â¦

Die Clique wollte unbedingt rüber nach Thüringen, gegen Mittag haben sie das ausbaldowert, nach einem Katerfrühstück, zu fünft sind sie, haben die Nacht durchgemacht und den Vormittag verpennt. Er besitzt den Wagen seit einem halben Jahr, Ehrensache, ihn zur Verfügung zu stellen. Restalkohol hin oder her, er hat sich sofort ans Steuer gesetzt.

Sie sind ohne Proviant losgezogen, da kam die Begrüßungsbratwurst gerade recht. In langen Schlangen standen sie auf den schmalen Sträßchen in der Kälte. Zur Bratwurst wurde Glühwein durch die Fenster gereicht, trinkfest ist man hier, und er hat natürlich auch einen Becher runtergezischt, man kann ja nicht schlappmachen vor den anderen. Außerdem, in diesen Tagen machen die doch keine Alkoholtests, und nachher, an der Grenze, da hat er längst Kaugummi gekaut und Kräuterli gelutscht.

»Lass uns mal halten! Da geht was ab!«

Sie rollen durch eine Ortschaft, eine Straße, gesäumt von meterhohen Schneewänden rechts und links, und Häusern, die sich an steile Hänge ducken. Ein Feuer brennt in einem Vorgarten. Leute stehen im Schnee und winken ihnen zu.

Er bremst vorsichtig. Der Wagen rutscht ein Stück. Verdammt glatt! Sein Kopf schmerzt ein wenig, nur ein leichtes Pochen im Hinterkopf, aber das stört ihn nicht, er verträgt schon was.

»Kommt mal rüber! Wir machen Party!« Ein Mädchen beugt sich zum Beifahrerfenster herein, dunkle Locken spielen um ihre Schläfen. Sie hat eine Schnapsfahne. »Für euch reicht das Grillgut noch.«

Sie steigen aus. Er hat weiche Knie. Grillgut klingt nicht übel, nur eine Bratwurst seit Stunden, davor ein Katerfrühstück, das für ihn aus einem Knäckebrot bestand.

»He, da sind ein paar Freunde von drüben!«, ruft das Mädchen. Das Kieksen in ihrer Stimme markiert das Ausrufezeichen.

»Immer her mit denen, die kriegen wir schon satt!«, ruft ein Kerl.

Sie mischen sich unter die Leute. Gut zwei Dutzend. Keiner älter als Mitte 20. Es wird gelacht, Bierflaschen werden geköpft, man stößt an. Verbrüderung zwischen Ost und West. Heiseres »Hallo!« und »Hurra!«.

Das Bier ist bitter und eiskalt, frisch rinnt es seine Kehle hinunter. Die Kopfschmerzen lösen sich auf. Es beginnt, leicht zu schneien. Das Mädchen stülpt sich eine Kapuze über den Kopf. Lachend und kieksend reicht sie ihm eine Bratwurst. »Gefällt s euch im Osten?«

»Klar doch!« Mein Gott, wie hungrig er ist.

»Sören hat heute Geburtstag. Der Knabe mit dem roten Bart. Unser Wikinger.« Sie zeigt zum Feuer, von wo ihr ein Typ zuwinkt, dessen Gesicht hauptsächlich aus Haaren und einer Pudelmütze besteht.

»Ist er dein Freund?«

»Interessiert dich das?« Jemand reicht Schnaps herum. Das Mädchen drückt ihm ein Glas in die Hand. »Prost, auf Volk und Vaterland. Bist ein Schnuckelchen.« Sie küsst ihn auf die Wange. Er kippt den Schnaps.

»Noch eine Runde!«, ruft jemand. »Auf Sören! Auf das erste Vierteljahrhundert deines Lebens, Mann! Das dir von der Stasi verpestet wurde. Ab jetzt geht s aufwärts!«

Ein großes Hallo, es wird angestoßen, jemand gießt die Schnapsgläser wieder voll. Das Feuer prasselt.

Ihm wird plötzlich schlecht. Das Mädchen wendet sich ab, wankt auf Sören zu und küsst ihn auf den Mund. »Glückwunsch, Sören, alter Knabe! Jetzt kommen neue Zeiten. Die können dich nicht mehr fertigmachen. Nie mehr!«

Ein anderes Mädchen lacht schrill auf. Jemand stimmt ein Lied an. »Zum Geburtstag viel Glück«.

Niemand achtet auf ihn. Er geht ein paar Schritte, hockt sich hinter einem Busch in den Schnee. Kämpft den Würgereiz nieder. Er friert, die Nässe kriecht ihm in die Knochen, aber nach und nach beruhigt sich sein Magen. Das Lachen, das Prasseln des Feuers und Klingen der Gläser kommen ihm weit weg vor. Es hört auf zu schneien. Der Mond kriecht zwischen den Wolken hervor. Er sieht die schartigen Spitzen der Berge, hätte nie gedacht, dass sie im Thüringer Wald so hoch sind und das Klima so rau. Er greift in den Schnee, reibt sich das Gesicht ab.

»Na, bläst du Trübsal?« Einer seiner Kumpel ragt plötzlich neben ihm auf. »Die Kleine ist süß. Ran an den Speck! Ich würde vorschlagen, wir übernachten hier. Sören sagt, sie haben Platz genug.«

»Klingt ziemlich gut.« Er rappelt sich auf. Sucht das Mädchen. Sieht die Locken neben ihren Schläfen auf und ab hüpfen. Ihre Kapuze hängt auf Halbmast. Jemand spielt Gitarre und singt »Take me home, country road«. Ob das hier in Thüringen schon als subversiv gilt? Das Mädchen hüpft und hüpft, die Schnapsflasche in der Hand.

»He, singen wir unseren Brüdern aus dem Westen mal was aus der Taiga vor«, kichert ein Mädchen mit Pudelmütze.

Dunkle Männerstimmen steigen in den Nachthimmel. Töne, die wie Träume umherschweifen und Tränen in die Augen steigen lassen. Ganz plötzlich.

Das Lockenmädchen kommt auf ihn zu, mit kurzen Tanzschritten, schwingt den Oberkörper, streicht sich die Locken aus dem Gesicht. Sie lässt die Schnapsflasche in den Schnee fallen. Greift nach seinem Nacken. Eiskalt umschließen ihre Finger seine Haut. Er küsst sie. Sie schmeckt nach Schnaps und Bratwurst, nach dieser denkwürdigen Dezembernacht, in der keine Regeln gelten, nicht mehr, er küsst sie heftiger, tastet mit der Zunge durch ihre Mundhöhle, die Jungen singen noch, finstere Lieder von weit im Osten. Viel weiter, als es ihn je treiben wird, dieser Gedanke schießt ihm mit einem Mal durch den Kopf, und er wird sich ein Leben lang daran erinnern.

Er bemerkt, dass etwas nicht stimmt, weil die Gitarrenmelodie mit einem Mal verstummt. Dann setzen auch die Stimmen aus. Nur einer, ein tiefer, röhrender Bass, singt ungerührt weiter.

»Lass mein Mädchen in Ruhe!«

Er wird weggerissen von der warmen, weichen, schnapsigen Mundhöhle, der feuchten Zunge, dem Alles-ist-möglich-und-es-gelten-keine-Regeln-Gefühl. Eine Faust trifft ihn an der Wange, nicht fest, denn da sind plötzlich andere, greifen nach ihm, nach dem anderen, trennen sie, noch bevor sie prügelnd im Schnee liegen. Manuel spuckt aus.

»Bilde dir bloß nicht ein, weil du mit deinem Westwagen hier rüberkommst, kannst du dir nehmen, was du willst!«, brüllt der Mann ihn an, der behauptet hat, das Mädchen mit den dunklen Locken gehöre zu ihm. Ein Gigant mit wild um den Kopf stehendem schwarzen Haar.

Jetzt ist es still hier im Garten. Irgendwo schlägt ein Fenster. Das lauteste Geräusch in der Nacht.

»Nein«, murmelt er. Schlagartig ist er nüchtern. Die Übelkeit kommt zurück, aber nicht zu stark. Ihm ist kalt, er zittert. Wo sind die anderen? Was machen sie eigentlich hier? Er wischt sich übers Gesicht, die Haut ist ganz nass.

»Kriegt euch mal wieder ein«, sagt jemand.

Matt dreht er sich um, lässt alle stehen. Für Momente ist er orientierungslos. Dann taumelt er zur Straße. Hinter ihm nehmen die Gespräche Fahrt auf, Gelächter, die lachen über ihn, klar, weil er es nie schafft, mit Mädchen was anzufangen, immer funkt ihm ein anderer dazwischen, wenn er mal eine findet, die er wirklich mag.

»Warte doch mal! Wo willst du denn hin!« Einer von den Kumpels.

»Ich fahre heim.«

»Jetzt? Bist du blöd? Es wird gerade erst interessant.«

»Für dich vielleicht.«

»Mimose! Du hast was getrunken. Du kannst gar nicht mehr fahren!«

»Schließ nicht von dir auf andere.« Er hat den Autoschlüssel in der Hand und stapft auf seinen Wagen zu.

»Spinner!« Der Kumpel wendet sich ab.

Er sinkt auf den Fahrersitz. Lässt den Motor an. Das sanfte Schnurren tut gut. In diesem Auto ist alles so, wie er es kennt. Wie es sein soll. Er stellt die Heizung auf höchste Stufe. Schneeflocken fallen. Ganz viele, urplötzlich.

Langsam gibt er Gas. Die Reifen schlittern kurz, dann greifen sie.

Jemand ruft nach ihm. Es klopft an das Fahrerfenster. Ein roter Bart flammt auf.

Er tritt...

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Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich frönt. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten; sie gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst u.a. die Krimireihe um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und eine Krimiserie mit der Münchner Ghostwriterin Kea Laverde als Hauptfigur. Ihre Kurzgeschichte »Das geheime Wissen der Zofe« erhielt 2014 den Homer 2014 für historische Literatur.