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Die Cranach-Verschwörung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
311 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.02.2022
In Kronach, der Cranach-Stadt, soll in Kürze ein wiederentdecktes Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren enthüllt werden. Wenige Tage zuvor stürzt die Studentin Lara in einem Bamberger Hochhaus durch einen Müllschacht, den es längst nicht mehr geben dürfte. Die Spur führt Privatdetektivin Katinka Palfy zu einer Galeristin, einem exaltierten Maler und deren glamourhaften Entourage, die sich tief in ein Netz aus Lügen und Realitätsverlust verstricken ...

Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst unter anderem die Krimireihen um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und die Münchner Ghostwriterin Kea Laverde.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn Kronach, der Cranach-Stadt, soll in Kürze ein wiederentdecktes Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren enthüllt werden. Wenige Tage zuvor stürzt die Studentin Lara in einem Bamberger Hochhaus durch einen Müllschacht, den es längst nicht mehr geben dürfte. Die Spur führt Privatdetektivin Katinka Palfy zu einer Galeristin, einem exaltierten Maler und deren glamourhaften Entourage, die sich tief in ein Netz aus Lügen und Realitätsverlust verstricken ...

Geboren und aufgewachsen in Coburg, wurde Friederike Schmöe früh zur Büchernärrin - eine Leidenschaft, der die Universitätsdozentin heute beruflich nachgeht. In ihrer Schreibwerkstatt in der Weltkulturerbestadt Bamberg verfasst sie seit 2000 Kriminalromane und Kurzgeschichten, gibt Kreativitätskurse für Kinder und Erwachsene und veranstaltet Literaturevents, auf denen sie in Begleitung von Musikern aus ihren Werken liest. Ihr literarisches Universum umfasst unter anderem die Krimireihen um die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy und die Münchner Ghostwriterin Kea Laverde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272060
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.02.2022
Reihen-Nr.15
Seiten311 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446265
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 10

»Das ist vollkommen abstrus! So etwas habe ich noch nie gehört.« Dante Wischnewski schüttelte in begeistertem Unglauben den Kopf. »Dermaßen viel Kohle im Wald verstecken! Das Geld hätte auch jemand anderem in die Finger fallen können. Warum schickt der Typ Ihnen das Geld nicht in die Detektei?«

»Ganz einfach, den dicken Umschlag hätte er mir nicht unter der Tür durchschieben können. Die Post ist nicht zuverlässig, und außerdem hätte man den Absender nachverfolgen können.« Katinka grinste. »Ich weiß, das ist ganz schön abgefahren.«

»Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Jemand spuckt aufs Geratewohl 10.000 Euro aus. Verbunden mit der Aufforderung, Beweise gegen eine Frau zu finden. Wegen Betrugs.«

»Ich habe nicht einmal eine Ahnung, was für einen Betrug der sogenannte Freund meint.« Katinka hielt das Schreiben ihres geheimnisvollen Auftraggebers hoch. »Jedenfalls scheint es nicht um einen Seitensprung oder so was zu gehen. Nichts Amouröses . Der Mann hat vielleicht eine altmodische Ausdrucksweise.«

»Wo ist denn der Zaster jetzt?«

»An einem sicheren Ort.«

»Sagen Sie nicht, Sie haben die 10.000 in Ihrer Detektei im Schreibtisch eingeschlossen. Ach, Frau Palfy! Ihnen ist nicht zu helfen! Sie gucken ja ganz ertappt!«

Katinka zuckte die Achseln. Ihr Blick schweifte über das bunte Treiben der Altstadt weit unter ihnen. Es war später Nachmittag. Dante hatte gerade für die Zeitung einen Termin beim Brauereimuseum wahrgenommen, als Katinka ihn um ein Gespräch gebeten hatte, und gleich ein Treffen ganz in der Nähe vorgeschlagen. Nun standen sie auf der Terrasse an der Ostseite des Klosters Michaelsberg gegen das Geländer des Aussichtspunktes gelehnt. Die dicken Regenwolken hatten sich gelockert. Ab und zu blitzte ein Sonnenstrahl durch und brachte die nassen Dächer unter ihnen zum Glänzen.

»Ich habe meine Hausaufgaben erledigt. Nicola von Gleewitz ist Galeristin, seit fünf Jahren unterhält sie eine Galerie in Kronach. Vorher war sie in Berlin.«

»Ausgerechnet in Kronach«, sagte Dante gedankenverloren.

»Wieso?«

»Lucas Cranach der Ältere wurde 1472 in Kronach geboren. Nach der Stadt hat er sich später benannt. Deswegen feiert Kronach mitsamt der Kunstwelt und allen Freunden des Schönen, Wahren und Guten dieses Jahr das Cranach-Jahr. Ich habe etliche Artikel dazu verfasst. Wo leben Sie eigentlich, in Ihrem Rucksack?«

»Hauptsächlich.« Katinka hatte keine Lust, auf die Spöttelei einzugehen. Obwohl Dante sichtlich darauf aus war. Er liebte es, Katinka Vorhaltungen zu machen, weil sie seine Zeitung nicht las.

»Worauf ist diese Nicola von Gleewitz spezialisiert?«, erkundigte er sich, als er seine Enttäuschung über den verpassten Schlagabtausch heruntergeschluckt hatte.

»Gemälde, Illustrationen, Druckgrafiken, Plastiken und Skulpturen.«

»Also auf so gut wie alles. Sie hatten doch vor einiger Zeit schon einmal mit Kunst zu tun, oder?«

»Das war ein alter Fall.« Katinka dachte an ihr Abenteuer in der Rhön zurück. »1980er-Jahre. Ich hatte lediglich mit den Altlasten zu tun.«

»Wenn diese Nicola von Gleewitz Galeristin ist, könnte der Tatbestand des Betrugs mit ihrem Handel zu tun haben.«

»Ich habe mir den Katalog von ihrer Webseite runtergeladen. Leider werde ich nicht schlau daraus. Reichlich Bilder, modern, nicht gegenständlich, um nicht zu sagen: chaotisch und unverständlich. Nichts, was mich ansprechen würde. Und höllenteuer.«

Ein Pärchen trat Arm in Arm auf die Aussichtsplattform und zeigte mit vielen bewundernden Ahs und Ohs auf die Stadt hinunter.

»Auch in der Kunst bestimmt die Nachfrage das Angebot und mithin die Preise. Manch Künstler liegt gerade im Trend, also will jeder ein Werk von ihm.«

»Na ja, vielleicht hat sie den Freund , der mich beauftragt hat, über den Tisch gezogen. Der ist jetzt sauer.«

Dante senkte die Stimme. »Mir gefällt das nicht. Wenn dieser Typ beschissen worden ist, auf gut deutsch gesagt, sind die 10.000 vielleicht nur das Kaffeekassengeld, das er Ihnen jetzt zuschiebt.«

Katinka warf einen unruhigen Blick auf das Pärchen. Leise erwiderte sie:

»Ich habe mich schon mit der Idee getragen, das Geld zurück in den Wald zu legen. Mit einer hübschen Antwortkarte. Und einem großen Nein darauf.«

»Wäre vielleicht besser. Wenn der Freund einen Verdacht gegen die Zielperson hegt - warum teilt er den Verdacht nicht mit? Warum schreibt er nicht, worum es geht?«

»Weitergedacht: Warum wird er nicht sichtbar und trifft sich mit mir?«, flüsterte Katinka. »Das stinkt doch. Das sieht so aus, als wollte jemand dieser von Gleewitz was anhängen.«

Die Frau neben ihr, die eben Kleingeld in das Fernrohr warf, guckte scheel zu ihr herüber.

»Zehntausend Piepen«, murmelte Dante. »Von jemandem, der betrogen worden ist? Also hat er noch genug Geld übrig.«

»Ich bin nicht gezwungen mitzuspielen.« Katinka dachte an die Steuervorauszahlung, die zu begleichen sie nicht die Mittel hatte, an die Telefonate, die sie würde führen müssen. An ihr altes Haus mit den vielen kleinen und großen Gebrechen. »Vorhin war ich drauf und dran, diese von Gleewitz anzurufen und um ein Gespräch zu bitten. Ich könnte mir irgendeine Legende zurechtlegen. Doch ich weiß zu wenig. Womöglich schöpft sie Verdacht, sollte ich mit meinem echten Namen auftreten. Dann hat sich der Fall von selbst erledigt.«

Dante lachte leise auf. »Sie brauchen erst mal einen theoretischen Unterbau. Ich kenne eine Insiderin, an die Sie sich wenden können. Mit herzlichen Grüßen von mir.«

»Ach?«

» Hatschepsut Kunst und Trödel . In der Königstraße. Sie kennt sich aus in der Szene. Wer kauft, wer verkauft, wer wonach sucht.«

»Hatschepsut?« Katinka schnaubte. »Wollen Sie mich veräppeln, Wischnewski?«

Der Reporter warf sich in die Brust.

»1479 vor Christus stirbt Pharao Thutmosis II. Sein Sohn ist erst vier, also übernimmt seine Frau Hatschepsut die Regierung und wird der erste weibliche Pharao Ägyptens. Ganz und gar ungewöhnlich! Zu Beginn ihrer Regentschaft stellte man sie in den Skulpturen noch als Frau dar. Später bildeten die Bildhauer sie als Mann ab. Ohne Brüste, mit Götterbart.«

»Sorry, schweifen Sie nicht ziemlich weit vom Thema ab?«

»Ich will Ihnen nur umreißen, mit wem Sie es zu tun bekommen.«

»Mit einer Pharaonin ohne Brüste?« Katinka amüsierte sich über den Seitenblick, den der Mann am Geländer ihr zuwarf.

»Hatschepsut muss eine knallharte Machtpolitikerin gewesen sein, um es auf den Thron zu schaffen. Ihr Totentempel in Deir el-Bahari ist ein architektonisches Meisterwerk. Der Bau unterstreicht die Macht und Bedeutung, die sie im Leben hatte.«

»Wahrscheinlich starb sie jung. Solche Positionen waren für Frauen tödlich.«

»Sie wurde keine 40. Das unterscheidet die Ägypterin durchaus von meiner Trödelhändlerin«, gab Dante zu.

»Okay. Und wo finde ich diese Hatschepsut?«

»In der Königstraße schräg gegenüber vom Hotel Europa.«

»Alles klar.« Katinka stieß sich vom Geländer ab. »Ich mache mich auf den Weg.«

»Sie ist ein bisschen speziell. Eigenbrötlerisch. Seien Sie höflich und wagen Sie sich nicht zu weit vor.«

»Soll heißen?« Katinka wandte sich zum Gehen.

»Werden Sie schon sehen. Stopp, Frau Palfy! Was ist mit dem Todesfall im Hochhaus?«

»Seien Sie um Himmels willen leise, Wischnewski!«

»Schwupp, weg sind sie.« Grinsend deutete Dante auf die Verliebten, denen die Themen, die neben ihnen diskutiert wurden, anscheinend zu makaber geworden waren. »Sie haben ihren Rundumblick nicht mal beendet. Schauen Sie, der Feldstecher tickert noch.«

Katinka drehte das Fernglas zu sich und spähte hindurch. Ein paar markante Gebäude fielen ins Auge. Die Dominikanerkirche. Das Oberlandesgericht. Sie konnte sogar die Polizeidirektion ausmachen und die vier Hochhäuser am Stadtrand. »Unfall, Suizid, Mord«, murmelte sie vor sich hin. »Zwölf Stockwerke. Ein Müllschacht. Meine Güte.«

»Hoffentlich lässt Ihr Liebster Sie heute Abend etwas ausführlicher an seinen Erkenntnissen teilhaben.«

»Machen Sie sich nicht allzu viele Hoffnungen.«

»Wie ich Sie kenne, würden Sie lieber den Fall Müllschacht bearbeiten, als einer Kronacher Galeristin hinterherzuschnüffeln, wie?«

Das Tickern im Fernglas wurde schneller, dann sah Katinka nur noch schwarz. Sie ließ das Fernglas los und blinzelte. Er lag natürlich richtig. Ein Mord an einer jungen Frau löste andere Gefühle aus als ein Päckchen mit 10.000 Euro. Letzteres mochte sich wie ein kleiner Lottogewinn anfühlen, doch die Angelegenheit gefiel ihr nicht. Mit Ärger war in jedem Fall zu rechnen, wenngleich sie das Geld wirklich gut gebrauchen konnte.

»Keine Sorge«, tröstete Dante, dem ihr Schweigen Antwort genug war. »Lernen Sie Vera erst mal kennen. Sie ist toll. Sie werden sie mögen.«

»Vera?«

»Vera Ribaldy. Hatschepsut. Wenn Sie so wollen.«

»Ich mache mich gleich auf den Weg.« Die Wolken zogen sich wieder zusammen. Ein empfindlich kalter Wind pfiff. »Schönen Abend!«

»Tschüss!«, rief Dante ihr nach.

Katinka schob die Hände in die Jackentaschen.

Von wegen Trockenheit. Das Klima schien entschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen. Wieder begann es zu tröpfeln. Sie würde ein weiteres Mal an...

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