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Die Herren von Buchhorn

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
323 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.07.20082024
Anfang des 10. Jahrhunderts beherrschen die Grafen von Buchhorn weite Gebiete des Bodenseeraums. Ihr Sitz befindet sich in Buchhorn, dem heutigen Friedrichshafen. Ihre Geschichte ist geprägt von Kriegen und Machtkämpfen. Vor vier Jahren ist Wendelgard, Gräfin von Buchhorn, in das Kloster St. Gallen eingetreten, nachdem ihr Ehemann auf dem Schlachtfeld für tot erklärt worden war. Doch der grausame Mord an ihrem ehemaligen Diener lässt ihren gerade gewonnenen Seelenfrieden wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Und offenbar gibt es Mächte, die ganz und gar nicht davon begeistert sind, dass die junge Frau in ihre alte Heimat Buchhorn zurückkehren möchte. Auch Gerald, der Sohn des Ermordeten, wird gezwungen sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Als Schmied hat er sich im fernen Bregenz eine Existenz aufgebaut, nun sieht er sich in die Geschicke der Mächtigen hineingerissen. Eine wertvolle Brosche, ein weiser Bischof und eine blonde Magd lenken sein Schicksal in eine neue Richtung.

Birgit Erwin, geboren 1974, arbeitet hauptberuflich als Gymnasiallehrerin. Sie hat bereits zwei Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Ulrich Buchhorn, Jahrgang 1961, ist Althistoriker und unterrichtet Latein. Er ist Autor von Kriminalkurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind. Das Autorenduo lebt in Heidelberg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
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Produkt

KlappentextAnfang des 10. Jahrhunderts beherrschen die Grafen von Buchhorn weite Gebiete des Bodenseeraums. Ihr Sitz befindet sich in Buchhorn, dem heutigen Friedrichshafen. Ihre Geschichte ist geprägt von Kriegen und Machtkämpfen. Vor vier Jahren ist Wendelgard, Gräfin von Buchhorn, in das Kloster St. Gallen eingetreten, nachdem ihr Ehemann auf dem Schlachtfeld für tot erklärt worden war. Doch der grausame Mord an ihrem ehemaligen Diener lässt ihren gerade gewonnenen Seelenfrieden wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Und offenbar gibt es Mächte, die ganz und gar nicht davon begeistert sind, dass die junge Frau in ihre alte Heimat Buchhorn zurückkehren möchte. Auch Gerald, der Sohn des Ermordeten, wird gezwungen sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Als Schmied hat er sich im fernen Bregenz eine Existenz aufgebaut, nun sieht er sich in die Geschicke der Mächtigen hineingerissen. Eine wertvolle Brosche, ein weiser Bischof und eine blonde Magd lenken sein Schicksal in eine neue Richtung.

Birgit Erwin, geboren 1974, arbeitet hauptberuflich als Gymnasiallehrerin. Sie hat bereits zwei Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Ulrich Buchhorn, Jahrgang 1961, ist Althistoriker und unterrichtet Latein. Er ist Autor von Kriminalkurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind. Das Autorenduo lebt in Heidelberg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839230282
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2008
Erscheinungsdatum02.07.2008
Auflage2024
Reihen-Nr.1
Seiten323 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1815 Kbytes
Artikel-Nr.2431800
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;I;8
2;2;27
3;3;51
4;4;79
5;5;109
6;6;129
7;7;152
8;8;188
9;9;215
10;10;248
11;11;267
12;12;301
13;Danksagung;319
14;Nachwort;320
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Leseprobe


1

»Ihr wünscht, edle Herren?«

Der junge Edelmann sah sich in der kleinen, peinlich ordentlichen Werkstatt um, ehe sein Blick auf dem Mann hinter dem Amboss haften blieb. »Bist du Gerald, der Schmied?«

»Sieht das hier nach einer Weinschänke aus?«

Das Lächeln des Mannes gefror. »Nicht so patzig!«

»Verzeiht!« Gerald wischte sich die Hände an der ledernen Schürze ab und kam hinter dem Amboss hervor. »Ich wollt Euch nicht beleidigen. Nur dieses Hufeisen«, er deutete auf den Amboss, »will nicht die rechte Form annehmen. Obwohl ich es am Huf angepasst hab.« Er seufzte missmutig. »Ihr habt Pferde, die ich beschlagen soll?«

»Vielleicht ist das Eisen noch zu hart.«

Die buschigen Brauen des Schmieds rutschten ein Stück höher. »Ihr versteht Euch aufs Schmieden?«

Der Edelmann lächelte dünn. »Ich verstehe viel von Pferden und von so einigem mehr. Du hast eine ganz ansehnliche Werkstatt hier. Wem dienst du?«

Ein Schatten fiel über das Gesicht des Schmieds. Seine Finger hinterließen rußige Spuren, als er sich die grauen Locken aus der Stirn strich. »Ja, das ist so eine Sache, edler Herr. Mein Herr, der Graf von Buchhorn, ist vor sechs Jahren im Krieg gegen die Ungarn gefallen. Meine Herrin hat aus Kummer den Schleier genommen und ihre Kinder in die Obhut von Graf Werinher gegeben. Wer genau das Sagen in der Grafschaft hat, weiß niemand so recht. Aber hier â¦«, er legte die geballte Faust auf die Brust über dem Herzen, »hier diene ich weiterhin Udalrich und Wendelgard von Buchhorn.«

»Über den Tod hinaus treu, wie ehrenhaft!«, bemerkte der Edelmann mit seinem schmalen Lächeln, während er einen kurzen Blick mit seinem älteren Begleiter wechselte. »Dann sagt dir vielleicht auch der Name Adalbert etwas?«

»Aber ja! Er war der Knappe meines Herrn. Er wurde zusammen mit ihm für tot erklärt. Wieso? Ist er â¦ wisst Ihr etwas von ihm?«

Wieder tauschten die beiden Edelleute einen Blick. »Ich war nur neugierig. Mein Pferd lahmt. Es braucht bis heute Abend ein neues Eisen.«

»Ich mach mich gleich an die Arbeit, Herr!«

Mit gerunzelter Stirn sah Gerald den beiden Männern nach, ehe er zu dem prächtigen Rappen trat und seinen Vorderhuf anhob. Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, warum das Tier lahmte. Ein Stein hatte sich in den Huf gezwängt. Das Stirnrunzeln des Schmieds vertiefte sich, während er ihn herauslöste. »Und dafür ein neues Hufeisen! Versteh einer diese reichen Herren! Das Steinchen hätte er doch selber herausholen können, vor allem, wenn er was von Pferden versteht. Aber lieber das Tier leiden lassen, als sich selber die Finger schmutzig machen. Da war mein Herr doch aus ganz anderem Holz geschnitzt â¦« Leise vor sich hin brummend, ersetzte er das Hufeisen durch ein neues, bevor er wieder das inzwischen erkaltete Eisen bearbeitete.

Zwischen dem Schmied und dem Edelmann, der am Abend kam, um sein Pferd abzuholen, wurden nicht mehr viele Worte gewechselt. Gerald nahm die Münzen in einem Lederbeutel entgegen und sah zu, wie der Mann mit seinem Rappen in den Schatten der Abendsonne verschwand. Aus der Hütte, die an die Schmiede angrenzte, drang leises Singen. Ein Lächeln teilte seinen kurzen Bart, während er die Tür lautlos aufdrückte. Einen Augenblick lang blieb er reglos stehen und betrachtete seine Frau, die vom Schein der Feuerstelle beleuchtet in einem Topf rührte. Lautlos trat er hinter sie und ließ den Lederbeutel mit den Münzen des Edelmanns dicht an ihrem Ohr klimpern.

Mechthild wirbelte herum. »Gerald! Du hast mich zu Tode erschreckt! Was ist das?«

Mit einem leisen Lachen fing ihr Mann sie auf und hielt sie fest. »Guter Lohn für leichte Arbeit. Zwei Edelleute wollten ein Pferd beschlagen haben.«

Seine Frau befreite sich aus seinen Armen und drückte ihm die Schüssel mit dem Hirsebrei in die Hand. »Edelleute, die sich nach Buchhorn verirren?«

Gemeinsam nahmen sie an dem roh gezimmerten Holztisch Platz. Nachdem Gerald das Tischgebet gesprochen und Mechthild ihre Schüsseln gefüllt hatte, nahm sie das Gespräch wieder auf. »Also, was waren das für Edelleute?«

»Wie meinst du das?«

»Na, wie haben sie ausgesehen?«

Er sah sie verständnislos an. »Darauf habe ich nun wirklich nicht geachtet! Vornehm eben.«

»Männer!«

Er kaute langsam. »Sie haben sich nach dem Herrn erkundigt. Und nach Adalbert.«

»Nach Adalbert?« Mechthild musterte ihren Mann aus zusammengekniffenen Augen. »Warum jetzt, nach so vielen Jahren? Er ist mit dem Grafen gefallen, das sagen die Heimkehrer.«

»Ja.«

Sie rührte in ihrer Schüssel. Nach einer Weile fragte sie, ohne aufzusehen: »Wann reisen wir nach Bregenz?«

Gerald kaute mit mahlenden Kieferbewegungen. Plötzlich war es in der Stube so still, dass sie das Rauschen des Windes in den Bäumen hören konnten.

»Er ist auch mein Sohn, Gerald!«

»Ich weiß.«

»Dann begrab deinen Streit mit ihm! Er ist schon so lange fort aus Buchhorn.« Das Knistern des Feuers übertönte beinahe ihre Stimme. »Versöhn dich mit ihm!«

»Es ist Sache des Sohnes, sich mit dem Vater zu versöhnen. Er ist aus freien Stücken gegangen.« Gerald warf seiner Frau einen finsteren Blick zu. »Sollen wir das jeden von Gott gegebenen Tag wieder und wieder durchkauen?«

»Nein! Aber es ist jetzt sechs Jahre her, dass er nach Bregenz gegangen ist. Du hast ihn nicht ein Mal dort besucht, um zu sehen, ob er â¦«, sie lächelte, »â¦ deine hervorragende Arbeit fortführt.«

»Das tut er, er ist mein Sohn.« Gerald stieß den Löffel in den Brei und genehmigte sich einen Schluck Dünnbier. »Ich hab ihm alles beigebracht, was er wissen muss. Nur eines wird er nie begreifen. Was Treue heißt! Ergebenheit! Loyalität! Wir sind dem Haus Buchhorn verpflichtet. Und ist es nicht der Graf, dem wir dienen, dann sind es seine Kinder. Ist es nicht die Gräfin, dann â¦«

»â¦ sind es ihre Kinder. Ich weiß.« Mechthild wandte sich ab und sagte leise: »Ich bin nur eine Frau. Aber hast du nicht vor Gott geschworen, auch mir â¦«

»Die Frau ist dem Mann untertan.« Gerald leerte den Becher und knallte ihn auf den Tisch. Als er ihren Blick sah, seufzte er. »Es tut mir leid, Mechthild. Ich verspreche dir, sobald sich die Gelegenheit ergibt, reisen wir nach Bregenz.«

»So Gott will.«

»Amen. Und jetzt lass uns zu Bett gehen.«

Sie nahm schweigend die Kerze vom Tisch und schlug den groben Vorhang zur Seite, der den Wohnraum von der Schlafkammer trennte. »Ich frag mich immer noch, wer diese Edelleute waren.« Sie stellte die Kerze ins Fenster. Ihr schwacher Schein malte dunkelrote Schatten in ihr dickes Haar. »Welfen vielleicht?« Sie warf ihrem Mann einen halb scheuen, halb prüfenden Blick zu.

Der schüttelte heftig den Kopf. »Wohl kaum, so weit im Süden.« Er ließ sein Wams auf einen Hocker fallen. »Die sollen bloß wegbleiben! Verdammtes Welfenpack! Die haben schon immer auf das Land meines Grafen geschielt!«

»Ruhig, Mann. Man weiß nie, wer zuhört.« Mechthild setzte sich auf die Bettkante. »Vielleicht sollten wir für unseren Sohn eine Frau aussuchen, was meinst du?«

»Er würde sie ablehnen, nur weil der Vorschlag von uns kommt«, grummelte der Schmied.

Mechthild lachte. »Dann müssen wir es eben geschickter anstellen.«

Zum ersten Mal wurden seine Züge weicher. »Glaub mir, auch ich vermisse ihn. Er ist unser einziges Kind.« Er streichelte sanft ihren Bauch.

»Lass das!« Sie schob seine Hand weg. »Spring lieber über deinen Schatten!«

»Wieso ich? Auch er hat einen Schatten, über den er â¦ Ach, lass uns schlafen. So Gott will, wird sich alles finden.«

Sie blies die Kerze aus und lehnte die Wange gegen seine harte Schulter. »So Gott will«, flüsterte sie.

Sie schloss die Augen und lauschte auf die Atemzüge ihres Mannes, die langsam tiefer wurden, bis sie endlich in ein friedliches Schlafen übergingen. Der Wind pfiff immer stärker und peitschte die niedrig hängenden Zweige gegen das Fenster. Sie fühlte, wie die Einsamkeit sich immer fester um sie schloss. Plötzlich hörte sie etwas, ein Geräusch, das fast in diese Nacht passte, aber nicht ganz. Sie richtete sich auf und stieß ihren Mann in die Seite.

»Gerald! Wach auf.«

Er knurrte und zerrte die Decke fester um sich. Mechthild schüttelte ihn. »Da ist jemand an der Tür!«

»Ach Unsinn â¦«, murrte er. Trotzdem richtete er sich auf. In der Dunkelheit konnte sie nur das Weiß seiner Augen sehen. »Du hast recht«, sagte er plötzlich. »Bleib hier. Ich werd nachsehen.« Er tastete nach seinem Hemd und streifte es über. Mit klopfendem Herzen sah Mechthild ihm nach. Wenig später hörte sie, wie er die Tür entriegelte. Ein kalter Windstoß bewegte den Vorhang.

»Wer da?« Die Stimme ihres Mannes wurde fast vom Sturm fortgerissen. Atemlos lauschte Mechthild auf die Antwort.

»Ein Bote aus Bregenz!«

Mechthild presste die Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien. Sie wickelte mit zitternden Händen die Decke um sich und teilte den Vorhang. Ihr Mann hatte den Boten inzwischen ins Haus gelassen und eine Kerze angezündet. Der winzige Lichtkegel enthüllte die bleichen, abgekämpften Züge eines jungen Mannes.

»Bist du Gerald der Schmied?«

»Ja.« Geralds Stimme bebte leicht.

Ungefragt ließ der Bote sich auf einen Stuhl fallen. Seine Stimme klang tonlos vor Müdigkeit. »Ich komme von Adalbert.« Ein prüfender...

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Birgit Erwin, geboren 1974, arbeitet hauptberuflich als Gymnasiallehrerin. Sie hat bereits zwei Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Ulrich Buchhorn, Jahrgang 1961, ist Althistoriker und unterrichtet Latein. Er ist Autor von Kriminalkurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind. Das Autorenduo lebt in Heidelberg.