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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
324 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am20.07.20092009
Ein brutaler Doppelmord erschüttert die Oberpfalz. In Weiden werden der bekannte Politiker Leonhard Güllner und seine schwangere Tochter Agnes kaltblütig getötet. Kriminalkommissar Adolf Bichlmaier aus Regensburg übernimmt die Ermittlungen in dem brisanten Fall. Zusammen mit seinen Mitarbeitern beginnt er nach Motiven für die Tat zu suchen. Doch es dauert lange, bis Bichlmaier endlich erkennt, dass der Schlüssel für den Mord an Güllner in dessen Vergangenheit liegt: Die Spur führt ihn zurück in die Tage des 'Prager Frühlings' nach Bratislava in der Slowakei.

Raimund A. Mader, geboren 1952 in Bad Tölz, lebt seit vielen Jahren in der nördlichen Oberpfalz. Er studierte Anglistik und Germanistik in München und Seattle, Washington. Heute arbeitet er als Gymnasiallehrer in Weiden. Mit dem Roman 'Glasberg' gibt er sein Krimidebüt.
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KlappentextEin brutaler Doppelmord erschüttert die Oberpfalz. In Weiden werden der bekannte Politiker Leonhard Güllner und seine schwangere Tochter Agnes kaltblütig getötet. Kriminalkommissar Adolf Bichlmaier aus Regensburg übernimmt die Ermittlungen in dem brisanten Fall. Zusammen mit seinen Mitarbeitern beginnt er nach Motiven für die Tat zu suchen. Doch es dauert lange, bis Bichlmaier endlich erkennt, dass der Schlüssel für den Mord an Güllner in dessen Vergangenheit liegt: Die Spur führt ihn zurück in die Tage des 'Prager Frühlings' nach Bratislava in der Slowakei.

Raimund A. Mader, geboren 1952 in Bad Tölz, lebt seit vielen Jahren in der nördlichen Oberpfalz. Er studierte Anglistik und Germanistik in München und Seattle, Washington. Heute arbeitet er als Gymnasiallehrer in Weiden. Mit dem Roman 'Glasberg' gibt er sein Krimidebüt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839230367
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum20.07.2009
Auflage2009
Reihen-Nr.1
Seiten324 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431804
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Erstes Buch;7
1.1;1;8
1.2;2;23
1.3;3;39
1.4;4;51
1.5;5;65
1.6;6;77
1.7;7;92
1.8;8;113
1.9;9;128
1.10;10;144
1.11;11;154
1.12;12;170
1.13;13;185
1.14;Epilog;191
2;Zweites Buch;193
2.1;14;194
2.2;15;203
2.3;16;217
2.4;17;234
2.5;18;247
2.6;19;261
2.7;20;276
3;Drittes Buch;279
3.1;21;280
3.2;22;297
3.3;23;311
3.4;Epilog;323
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Leseprobe

1

Mit müden Schritten näherte sich der Mann dem schäbigen Gebäude in der Innenstadt der kleinen Ober­pfälzer Stadt, die mit ihren knapp fünfzigtausend Einwohnern provinzielle Behäbigkeit und graue Langeweile ausstrahlte.

Ein nieselnder Aprilregen verstärkte das Gefühl von Trostlosigkeit, das trotz aller Vorboten des Frühlings über der Stadt zu liegen schien. Schon seit Tagen waren Kolonnen des örtlichen Bauhofs und der städtischen Gärtnereien unterwegs gewesen, um die Spuren des langen Winters zu beseitigen. Doch auch dort, wo Bäume von dürrem Geäst befreit worden waren, wo Büsche zu treiben begannen, wo das Gelb der Forsythien erste Farbtupfer zu setzen begann, auch dort ließen der stete Regen und die kalten Stöße des böhmischen Windes die Menschen erschaudern und in sich hineinkriechen.

Von den kahlen Bäumen der Allee tropfte das Wasser, und Leonhard Güllner hatte Mühe, den Pfützen, die sich auf den vom Winter ramponierten Gehwegen sammelten, auszuweichen.

Wie viele Male war er diesen Weg schon gegangen, vom Busbahnhof am Unteren Markt durch die Fußgängerzone, am Alten Rathaus vorbei hin zur Allee, die sich parallel zur Fußgängerzone erstreckte. In den ersten Jahren hatte es noch keine Fußgängerzone gegeben. Die hatte man erst in den späten siebziger Jahren eingerichtet, als sich zeigte, dass sich dadurch der Umsatz der städtischen Geschäftswelt in ungeahntem Maße hatte steigern lassen. Auch der Busbahnhof war neu. Ein rühriger Bürgermeister und ein ihm treu ergebener Stadtrat hatten dafür gesorgt, dass die Infrastruktur der Stadt ihrer wachsenden Bedeutung als Einkaufsmetropole für ein weites Umland entsprechend verbessert und ausgebaut worden war. Leonhard Güllner lachte freudlos in sich hinein, als er an Wellmann, den Bürgermeister, seinen jetzigen Parteifreund, dachte. Der war zu einer Zeit, als er, Güllner, noch unschlüssig war, welchen Weg er einmal einschlagen würde, bereits als Hoffnungsträger seiner Partei für das Amt des Bürgermeisters gehandelt worden. Und schon damals, als vergleichsweise junger, politisch unerfahrener Mann, hatte er es verstanden, die menschlichen Schwächen seiner innerparteilichen Gegner für seine Zwecke zu nutzen. Einen Moment lang dachte Güllner an den alten Hofmann, der sich als Chef der Stadtratsfraktion seiner Partei Hoffnungen auf den Bürgermeistersessel gemacht hatte. Nur wenige Wochen vor der Nominierung ? und niemand hatte daran gezweifelt, dass es Hofmann sein würde, der zum Bürgermeisterkandidaten gekürt werden würde ? waren Bilder in der örtlichen Presse erschienen, die Hofmanns besonderes Interesse an gut gebauten Knaben deutlich machten. Es wurde niemals geklärt, auf welche Weise das belastende Material dem Verlag zugespielt worden war. Tatsache aber war, dass der Schuss, mit dem Hofmann seinem Leben ein Ende setzte, gleichzeitig der Startschuss zu Wellmanns politischer Karriere gewesen war.

In diesem Augenblick trat plötzlich und unvermittelt ein alter Mann aus einem Torbogen, Güllner in den Weg, sodass dieser sich genötigt sah, für einen kurzen Moment im Schritt innezuhalten, vom Gehsteig herunterzutreten und einen Bogen um das Hindernis zu machen. Der Mann trug einen in undefinierbarem Beige gehaltenen Anzug, der seine Herkunft aus trostloser osteuropäischer Produktion nicht verhehlen konnte. Es schien Güllner, als wolle der Mann ihn ansprechen, sodass er sich ihm, obwohl er dabei weiterging, zuwandte.

»Prozim«, sagte der Mann, und seine toten Augen richteten sich auf Güllner, der ihn verwundert anstarrte.

»Prozim«, murmelte er noch einmal, und er wollte hastig weitersprechen, als plötzlich zwei junge Männer hinter Güllner auftauchten, auf den Mann zutraten und, ihn in ihre Mitte nehmend, lachend und lärmend auf ihn einredeten, wobei sie ihn von Güllner wegzogen. Der Sprache nach schienen es Tschechen zu sein. Der Vorgang dauerte nur wenige Sekunden und doch führte er zu einer augenfälligen Veränderung bei Güllner. Es war, als habe der alte Mann ihm, als sich ihre Blicke kreuzten, etwas mitgeteilt, das ihm tödliche Angst einflößte. Er ging noch einige wenige Schritte, klammerte sich dann an eine der unter den Alleebäumen in regelmäßigen Abständen aufgestellten Bänke und setzte sich schwer.

Güllner achtete nicht auf die Menschen, die an ihm vorbeihasteten, die ihre Blicke kurz auf seine zusammengesunkene Gestalt richteten, verwundert, was er, der im städtischen Leben eine prominente Rolle spielte, hier im nur allmählich nachlassenden Regen tat. Die Menschen hatten auch für einen wie ihn nur einen kurzen Blick ohne eigentliches Interesse. Eine Ahnung von dem Kranken, dem Verlorenen, das ihn umgab, ließ sie wohl weitergehen. Güllner richtete seinen Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, ohne etwas wahrzunehmen. Wahnsinnige Angst hatte ihn ergriffen. Er wusste, dass er in seinem tiefsten Inneren ein Feigling war, hatte es schon immer gewusst. Feigheit war die Triebfeder all seiner beruflichen, seiner politischen Erfolge gewesen, hatte ihn angestachelt, Trophäen zu erwerben, die die Angst, dass jemand die abgrundtiefe Hohlheit seines Wesens erkennen würde, verbergen halfen. Starke Menschen, das hatte er immer wieder gesehen, brauchten keine Erfolge, die ihnen eine trügerische Sicherheit vorgaukelten. Dieses Wissen allein hatte jedoch nicht genügt, die Leere seines Ichs, die tiefe Angst vor dem Leben, zu überwinden. So war es auch nicht die Angst vor dem Tod, dem Ende eines sinnlosen Lebens, die ihn erschaudern ließ, als vielmehr die Vorstellung der Schmerzen, die mit seinem Tod verbunden sein würden. Er kannte die Männer, die da gekommen waren, die schon auf ihn warteten. Er hatte eine Ahnung von ihrer Lust am Quälen, ihrem Sich-Weiden an den Momenten, in denen sich ihr Opfer alles Menschlichen entledigte und nur noch schreiendes, flehendes Fleisch war. Es war diese Angst, die ihn verfolgte, seit er sich entschlossen hatte, seinem Leben eine andere Richtung zu geben, die ihm den Schlaf geraubt hatte, die ihm sämtliche Kraft aus den Knochen gezogen hatte.

Wieder blickte er hinüber auf die andere Straßenseite, auf das graue Gebäude mit den grellen Neonzeichen. Dort, oberhalb des Capitols, einem der drei Kinos der Stadt, befand sich sein Bürgerbüro, in dem er seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten Bittsteller, Schmeichler, politische Freunde und Feinde empfing. Dort oben hatte er an seiner politischen Karriere gebastelt, hatte er zusammen mit seinem Mentor, dem ehemaligen Abgeordneten Zeller, der grauen Eminenz der Partei, den Grundstein für seinen Aufstieg zum einflussreichen Bundestagsabgeordneten gelegt.

Eigentlich angefangen hatte für Güllner allerdings alles, als er sich als junger Rechtsreferendar im Anwaltsbüro von Zeller, Grochowina und Partner seine ersten Sporen verdienen durfte und dabei den Annäherungen der attraktiven Frau seines Chefs ohne großen Widerstand erlegen war. Maritta war damals, vor etwa fünfundzwanzig Jahren, für den jungen und, was Frauen anbelangte, eher unbedarften Leonhard zu einer Quelle ständiger, erhitzter Erregung geworden. Nicht nur in den Augenblicken, in denen sie durch die Kanzleiräume von Zeller und dem längst verstorbenen Grochowina schlenderte, viel mehr noch in den meist eintönigen und einsamen Nachtstunden in seiner billigen Unterkunft nahe dem Augustinus-Gymnasium erzeugte der Gedanke an ihren sinnlichen Körper eine Lust in ihm, die sich oftmals in seinen Fantasien ins Unermessliche steigerte und dann schmerzhaft und demütigend entlud. Als sie dann eines Abends wie selbstverständlich vor seiner Tür stand und sich ihm, der seiner Verwirrung kaum Herr wurde, anbot, da hatte es für ihn keinen Anlass gegeben ? etwa aus einem Gedanken der Loyalität heraus ? auf das zu verzichten, was sein Geist bereits im Übermaß genossen hatte. Güllner erinnerte sich an die Wochen und Monate nach ihrem ersten Abend, an Augenblicke der Lust, in denen das, was sein erhitztes Gehirn erdachte, und das, was ihm an sinnlicher Realität gegeben wurde, eins wurden. Maritta selbst schien ohne jegliche Hemmungen zu sein und dankbar für seine außergewöhnlichsten Wünsche und Perversionen. Nie mehr in seinem Leben hatte er dieses Gefühl des absoluten, des grenzenlosen Treibens in auch nur annähernder Weise wieder gefunden. Spiele zwischen unsäglicher Qual und skurrilem Ausleben einer Macht, die im anderen nur mehr das verletzbare, zu peinigende Objekt sah, waren der Rahmen einer Beziehung, die schon bald in eine verzweifelte Verachtung sowohl der eigenen als auch der anderen Existenz mündete.

War es am Anfang nach den Stunden hemmungsloser Ekstase noch die Angst vor der Erschütterung seiner bürgerlichen Fassade, die Güllner zu schaffen machte, wenn er dem Mann gegenübertreten musste, dem er genommen hatte, was diesem doch nie zu eigen gewesen war, so musste er bald erkennen, dass es weitaus schlimmer war, dass er seine Seele an eine Frau verkauft hatte, die durch und durch böse war. Als sie ihm eines Tages sagte, dass sie Dokumente angefertigt hatte, die ihn in Posen tiefster Erniedrigung zeigten, Dokumente, die ihn in jeglicher Weise vernichten konnten, da hatte er, ohne sich sonderlich dagegen aufzulehnen, akzeptiert, dass sein Schicksal von nun an in ihrer Hand lag. Dabei hatte sie es in all den Jahren danach niemals nötig gehabt, auszusprechen, was beide wussten. Ihre Macht über ihn war so vollkommen gewesen, dass sie ohne Worte auskam.

Dennoch war es Maritta gewesen, die dafür gesorgt hatte, dass ihr Mann, ein politisches Schwergewicht, der den Stimmkreis in der nördlichen Oberpfalz seit vielen Jahren im Bundestag vertreten hatte, dass er sich des jungen Güllner annahm und ihm den Weg in die Politik...

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