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Der Rücktritt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
83 Seiten
Deutsch
Haymon Verlagerschienen am22.01.20141. Auflage
Bereits in seinem Buch 'Tod Weidigs' schlug Jürg Amann einen für ihn ungewöhnlich heftigen politischen Ton an. Waren es dort aber noch politische Parabeln, die immer und überall gelten konnten, greift er mit seinem Stück 'Der Rücktritt', der gleichermaßen für das Theater im Kopf des Lesers wie für das Theater auf der Bühne geschrieben ist, direkt ins laufende Geschehen ein. 'Eine nationale Tragödie' nennt Amann sein Stück ironisch im Untertitel. Was ist geschehen? Nichts weiter, als dass ein traditionsreiches skandalöses System, die Verflechtung von Wirtschaft und Politik, endlich Schiffbruch erlitten hat. Eine Bundesrätin muss zurücktreten, weil sie als Justizministerin in Kollision mit der vermuteten Wirtschaftskriminalität ihres Mannes geraten ist. Und das ist selbst in der Schweiz, dem Land des Konsenses aller mit allem, nicht mehr tragbar.

Jürg Amann, geboren 1947 in Winterthur/Schweiz, lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2013 in Zürich. Studium der Germanistik in Zürich und Berlin, Literaturkritiker und Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Ingeborg-Bachmann-Preis, Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis. Bei Haymon: 'Zwei oder drei Dinge'. Novelle (1993), 'Über die Jahre'. Roman (1994), 'Und über die Liebe wäre wieder zu sprechen'. Gedichte (1994), 'Schöne Aussicht'. Prosastücke (1997), 'Kafka'. Wort-Bild-Essay (2000), 'Am Ufer des Flusses'. Erzählung (2001), 'Mutter töten'. Prosa (2003), 'Übermalungen. Überspitzungen'. Van-Gogh-Variationen (zus. mit Urs Amann, 2005), 'Zimmer zum Hof'. Erzählungen (2006), 'Nichtsangst'. Fragmente auf Tod und Leben (2008) und 'Die Reise zum Horizont'. Novelle (2010). Zuletzt erschienen: 'Wohin denn wir'. Roman (2012) und 'Lebenslang Vogelzug'. Gedichte (2014).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextBereits in seinem Buch 'Tod Weidigs' schlug Jürg Amann einen für ihn ungewöhnlich heftigen politischen Ton an. Waren es dort aber noch politische Parabeln, die immer und überall gelten konnten, greift er mit seinem Stück 'Der Rücktritt', der gleichermaßen für das Theater im Kopf des Lesers wie für das Theater auf der Bühne geschrieben ist, direkt ins laufende Geschehen ein. 'Eine nationale Tragödie' nennt Amann sein Stück ironisch im Untertitel. Was ist geschehen? Nichts weiter, als dass ein traditionsreiches skandalöses System, die Verflechtung von Wirtschaft und Politik, endlich Schiffbruch erlitten hat. Eine Bundesrätin muss zurücktreten, weil sie als Justizministerin in Kollision mit der vermuteten Wirtschaftskriminalität ihres Mannes geraten ist. Und das ist selbst in der Schweiz, dem Land des Konsenses aller mit allem, nicht mehr tragbar.

Jürg Amann, geboren 1947 in Winterthur/Schweiz, lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2013 in Zürich. Studium der Germanistik in Zürich und Berlin, Literaturkritiker und Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Ingeborg-Bachmann-Preis, Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis. Bei Haymon: 'Zwei oder drei Dinge'. Novelle (1993), 'Über die Jahre'. Roman (1994), 'Und über die Liebe wäre wieder zu sprechen'. Gedichte (1994), 'Schöne Aussicht'. Prosastücke (1997), 'Kafka'. Wort-Bild-Essay (2000), 'Am Ufer des Flusses'. Erzählung (2001), 'Mutter töten'. Prosa (2003), 'Übermalungen. Überspitzungen'. Van-Gogh-Variationen (zus. mit Urs Amann, 2005), 'Zimmer zum Hof'. Erzählungen (2006), 'Nichtsangst'. Fragmente auf Tod und Leben (2008) und 'Die Reise zum Horizont'. Novelle (2010). Zuletzt erschienen: 'Wohin denn wir'. Roman (2012) und 'Lebenslang Vogelzug'. Gedichte (2014).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783709973233
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum22.01.2014
Auflage1. Auflage
Seiten83 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1401 Kbytes
Artikel-Nr.2444880
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
I

Salon in der bundesrätlichen Villa. Gedeckte Tafel. Die Bundesrätin und der Bundesratsgatte sitzen sich gegenüber. Dazwischen die Tochter. Alle löffeln lustlos in ihrer Suppe. Im Hintergrund, im Türrahmen, das Dienstmädchen. Niemand spricht. Nach einer Weile:

Die Bundesrätin:

(lässt den Löffel in den Teller sinken, lehnt sich zurück)

 

Die Suppe ist gründlich versalzen.

Anna:

(löffelt tapfer weiter)

 

Das finde ich nicht.
Gesalzen, aber nicht versalzen.

Die Bundesrätin:

Davon verstehst du nichts.

Anna:

Verstehe ich doch.

Die Bundesrätin:

(schlägt mit der Hand auf den Tisch)

 

Wenn ich dir sage, dass die Suppe versalzen ist, dann ist sie versalzen!

Anna:

(trotzig)

 

Dann ist der Koch eben verliebt.

Die Bundesrätin:

(schaut sie vielsagend an)

 

In mich jedenfalls nicht.

Anna:

Das sagt man doch so.

Die Bundesrätin:

So? Sagt man das so?

Anna:

Jawohl!

Die Bundesrätin:

Du musst es ja wissen.

Der Bundesratsgatte:

Elisabeth!

Anna:

Mutter!

Die Bundesrätin:

Es ist aber doch wahr.

 

Ihr seid natürlich wieder einmal ein Herz und eine Seele.

 

Euch schmeckt diese Suppe ja.

 

Schmeckt sie dem einen, schmeckt sie dem andern natürlich auch.

Anna:

Immer ist alles nicht recht, was Vater gemacht hat.

Die Bundesrätin:

Du sagst es.

Anna:

Tut er gar nichts,
tut er zuwenig.

 

Tut er dir etwas zuliebe,
hat er zuviel getan.

 

Oder das Falsche.

Die Bundesrätin:

Was zwischen deinem Vater und mir ist, geht dich nichts an.

Anna:

Wo er dir doch eine Freude hat machen wollen.

Die Bundesrätin:

Hat er das?

Anna:

Zum Sonntag.
Wo du wieder einmal bei uns bist.
Ich meine, zu Hause.

Die Bundesrätin:

Was willst du denn damit sagen?

Anna:

Er hätte ja gar nicht kochen müssen.

Die Bundesrätin:

Eben. Das denke ich auch. Und waschen schon gar nicht.

Anna:

(lässt Teller und Löffel los, fährt auf; der Bundesratsgatte rückt etwas vom Tisch zurück)

 

Mutter!

Die Bundesrätin:

Und Geld waschen schon gar nicht!
Oder habe ich ihn etwa darum gebeten?

Der Bundesratsgatte:

Aber das ist doch alles nicht wahr!

 

Eine Schlammschlacht, nichts anderes.

 

Das musst du doch einsehen.
Rufmord! Man kennt das doch.

 

Die Journalisten wollen ihr Blut.

 

Als ob sonst auf der Welt nichts los wäre.

 

Aber sie haben sich jetzt auf uns eingeschossen.

 

Die Medien haben uns auf dem Gewissen.

 

Das sagt die Anna übrigens auch.

Die Bundesrätin:

Die Anna, die Anna!

 

Lass doch die Anna da einmal heraus.

 

(sie legt die Serviette neben den Teller)

 

Verdiene ich etwa nicht gut genug?

 

Ich habe das höchste Gehalt, das man in diesem Land haben kann.

 

Und in diesem Land kann man hohe Gehälter haben,

 

wie du ja weisst,
trotz deiner Steuererklärungen.

Der Bundesratsgatte:

Bitte, Elisabeth!

Die Bundesrätin:

Wozu haben wir denn unser Mädchen?
Wenn du kochst und wäschst und frisierst und ausputzst?

 

(blickt zum Dienstmädchen)

 

Nicht wahr, Dolores, wozu haben wir Sie?

 

(das Dienstmädchen im Türrahmen macht einen Knicks)

 

(zum Dienstmädchen)

 

Wir bezahlen Sie ja.

 

(zu den andern)

 

Ich bezahle sie schliesslich aus der eigenen Tasche.
Und freie Kost und Logis hat sie auch.

 

(zum Dienstmädchen)

 

Oder bekommen Sie nicht genug?

 

(Dolores macht einen Knicks)

 

(zu den andern)

 

Da wird sie doch auch allein putzen und waschen und kochen können.

Anna:

Aber darum geht es doch gar nicht.

Die Bundesrätin:

(zum Dienstmädchen)

 

Sie können übrigens abtragen. Wir sind fertig.

 

(Dolores macht einen Schritt...
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Autor

Jürg Amann, geboren 1947 in Winterthur/Schweiz, lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2013 in Zürich. Studium der Germanistik in Zürich und Berlin, Literaturkritiker und Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Ingeborg-Bachmann-Preis, Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis. Bei Haymon: "Zwei oder drei Dinge". Novelle (1993), "Über die Jahre". Roman (1994), "Und über die Liebe wäre wieder zu sprechen". Gedichte (1994), "Schöne Aussicht". Prosastücke (1997), "Kafka". Wort-Bild-Essay (2000), "Am Ufer des Flusses". Erzählung (2001), "Mutter töten". Prosa (2003), "Übermalungen. Überspitzungen". Van-Gogh-Variationen (zus. mit Urs Amann, 2005), "Zimmer zum Hof". Erzählungen (2006), "Nichtsangst". Fragmente auf Tod und Leben (2008) und "Die Reise zum Horizont". Novelle (2010). Zuletzt erschienen: "Wohin denn wir". Roman (2012) und "Lebenslang Vogelzug". Gedichte (2014).