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Winter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am15.12.20171. Auflage
Eine großartige, von einer Tragödie überschattete Liebesgeschichte voller Schlichtheit und Schönheit - ein amerikanischer Klassiker der Pulitzer-Preisträgerin und Autorin von 'Zeit der Unschuld' Edith Wharton Auf einer abgelegenen Farm in Neuengland lebt Ethan Frome mit seiner sieben Jahre älteren, egoistischen und herrschsüchtigen Frau Zeena, die er nur geheiratet hat, um seiner Einsamkeit auf der Farm zu entrinnen. Als Zeenas hübsche junge Kusine Mattie auf die Farm kommt, um sich dort nützlich zu machen, bahnt sich eine schwere Krise an. Ethan und Mattie verlieben sich. Zeena ersinnt alle erdenklichen Intrigen, um Mattie loszuwerden. Ethan ist zu schwach, um sich gegen die Attacken sener Frau zur Wehr zu setzen, um zu verzweifelt, um einen Ausweg zu finden. Gemeinsam mit Mattie unternimmt er auf einer Schlittenfahrt einen Selbstmordversuch.  »So weit entrückt, so überwunden uns diese zugleich brüchige und zähe Welt zu sein scheint - in der Darstellung Edith Whartons ist sie auf beunruhigende Weise lebendig« (Kyra Stromberg/Süddeutsche Zeitung)

Edith Wharton (1862-1937) entstammte der New Yorker Patrizierschicht. Als Kind verbrachte sie längere Zeit in Frankreich, Deutschland und Italien, so dass sie, wie sie später meinte, Europa 'unausrottbar im Blut' hatte. Sie genoss eine sorgfältige Erziehung, ihre frühen literarischen Neigungen wurden jedoch kaum gefördert; schriftstellerische Ambitionen ziemten sich für Töchter aus ihren Kreisen nicht. Edith Wharton übersiedelte nach einer schwierigen Ehe 1906 nach Paris. Sie widmete sich nun ganz ihrer dichterischen Aufgabe, schrieb Romane, Erzählungen, Reiseberichte, kulturhistorische Essays. Ihre Vielseitigkeit und ihr Erzähltalent wurden mehrfach geehrt: 1921 erhielt sie den Pulitzerpreis, 1923 verlieh ihr die Yale University als erster Frau die Ehrendoktorwürde; es folgten die Goldene Medaille des National Institute of Arts and Letters und die Aufnahme in die American Academy of Arts and Letters. Edith Wharton gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Amerikas.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR8,95

Produkt

KlappentextEine großartige, von einer Tragödie überschattete Liebesgeschichte voller Schlichtheit und Schönheit - ein amerikanischer Klassiker der Pulitzer-Preisträgerin und Autorin von 'Zeit der Unschuld' Edith Wharton Auf einer abgelegenen Farm in Neuengland lebt Ethan Frome mit seiner sieben Jahre älteren, egoistischen und herrschsüchtigen Frau Zeena, die er nur geheiratet hat, um seiner Einsamkeit auf der Farm zu entrinnen. Als Zeenas hübsche junge Kusine Mattie auf die Farm kommt, um sich dort nützlich zu machen, bahnt sich eine schwere Krise an. Ethan und Mattie verlieben sich. Zeena ersinnt alle erdenklichen Intrigen, um Mattie loszuwerden. Ethan ist zu schwach, um sich gegen die Attacken sener Frau zur Wehr zu setzen, um zu verzweifelt, um einen Ausweg zu finden. Gemeinsam mit Mattie unternimmt er auf einer Schlittenfahrt einen Selbstmordversuch.  »So weit entrückt, so überwunden uns diese zugleich brüchige und zähe Welt zu sein scheint - in der Darstellung Edith Whartons ist sie auf beunruhigende Weise lebendig« (Kyra Stromberg/Süddeutsche Zeitung)

Edith Wharton (1862-1937) entstammte der New Yorker Patrizierschicht. Als Kind verbrachte sie längere Zeit in Frankreich, Deutschland und Italien, so dass sie, wie sie später meinte, Europa 'unausrottbar im Blut' hatte. Sie genoss eine sorgfältige Erziehung, ihre frühen literarischen Neigungen wurden jedoch kaum gefördert; schriftstellerische Ambitionen ziemten sich für Töchter aus ihren Kreisen nicht. Edith Wharton übersiedelte nach einer schwierigen Ehe 1906 nach Paris. Sie widmete sich nun ganz ihrer dichterischen Aufgabe, schrieb Romane, Erzählungen, Reiseberichte, kulturhistorische Essays. Ihre Vielseitigkeit und ihr Erzähltalent wurden mehrfach geehrt: 1921 erhielt sie den Pulitzerpreis, 1923 verlieh ihr die Yale University als erster Frau die Ehrendoktorwürde; es folgten die Goldene Medaille des National Institute of Arts and Letters und die Aufnahme in die American Academy of Arts and Letters. Edith Wharton gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Amerikas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492979702
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum15.12.2017
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1776 Kbytes
Artikel-Nr.2498521
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Ich habe die Geschichte nach und nach von verschiedenen Leuten gehört, und wie gewöhnlich in solchen Fällen war es jedesmal eine andere Geschichte.

Falls Sie einmal in Starkfield, Massachusetts, gewesen sind, kennen Sie das Postamt dort. Wenn Sie das Postamt kennen, müssen Sie auch Ethan Frome gesehen haben, wie er dort vorfuhr, die Zügel über seinen hohlrückigen Fuchs warf und sich über den Ziegelweg zu dem weißen Säulenvorbau schleppte: und Sie müssen gefragt haben, wer dieser Mann sei.

Dort sah ich ihn, vor etlichen Jahren nun, zum erstenmal, und sein Anblick verwirrte mich so, daß ich wie festgewurzelt stehen blieb. Selbst damals noch war er, obwohl nur mehr die Ruine eines Menschen, die beeindruckendste Erscheinung in Starkfield. Das Besondere an ihm war nicht so sehr sein außerordentlich hoher Wuchs, denn die »Einheimischen« waren im Vergleich zu den untersetzteren Fremden fast alle auffallend groß und hager: es war der Eindruck achtloser Kraft, den er vermittelte, trotz seines Hinkens, das jeden seiner Schritte hemmte, als ziehe er an einer Kette. Etwas Düsteres, Unnahbares lag in seinem Gesicht, und er war so steif und grau, daß ich ihn für einen alten Mann hielt und überrascht war, als ich hörte, er sei erst zweiundfünfzig. Diese Auskunft bekam ich von Harmon Gow, der in der Zeit vor dem Omnibus die Postkutsche zwischen Bettsbridge und Starkfield gefahren hatte und die Geschichte sämtlicher Familien an seiner Strecke kannte.

»So hat er immer schon ausgesehen, seit er damals seinen Unfall hatte, und im kommenden Februar ist das vierundzwanzig Jahre her«, sagte Harmon unter bedächtigen Pausen, in denen er seinen Erinnerungen nachhing.

Ja, der »Unfall« - erfuhr ich von demselben Gewährsmann - hatte Ethan Frome nicht nur mit der roten Schmarre quer über die Stirn gezeichnet, sondern ihm auch die rechte Seite so verkürzt und verkrümmt, daß es ihn sichtliche Anstrengung kostete, die paar Stufen von seinem Gefährt zum Postschalter hinaufzusteigen. Er pflegte jeden Tag um die Mittagsstunde von seiner Farm hereinzukutschieren, und da auch ich meine Post um diese Zeit abholte, begegnete ich ihm oft unter dem Vorbau oder stand neben ihm, während wir die Bewegungen der austeilenden Hand hinter dem Schalter verfolgten. Es konnte mir dabei nicht entgehen, daß er, obwohl er immer so pünktlich zur Stelle war, selten irgend etwas bekam außer dem Bettsbridge Eagle, den er ohne einen Blick darauf in seine ausgebeulte Tasche steckte. Von Zeit zu Zeit jedoch händigte ihm der Postmeister einen an Mrs. Zenobia - oder Mrs. Zeena - Frome adressierten Umschlag aus, der gewöhnlich unübersehbar in der oberen linken Ecke die Anschrift irgendeines Herstellers von pharmazeutischen Präparaten und den Namen seines Spezifikums trug. Auch diese Sendungen steckte mein Nachbar ein, ohne einen Blick darauf zu werfen, als wäre er schon zu sehr daran gewöhnt, um sich noch über ihre Häufigkeit und Vielfalt zu wundern; dann wandte er sich mit einem stummen Nicken zum Postmeister hin zum Gehen.

Jeder in Starkfield kannte ihn und grüßte ihn mit dem Ernst, den seine Miene einflößte; doch seine Schweigsamkeit wurde respektiert, und es geschah nur selten, daß ihn einer der älteren Männer des Ortes auf ein Wort zurückhielt. Wenn das geschah, hörte er ruhig zu, die blauen Augen auf das Gesicht des Sprechers gerichtet, und antwortete so leise, daß ich nie verstehen konnte, was er sagte. Dann stieg er steif auf seinen Wagen, nahm die Zügel in die Linke und fuhr langsam in der Richtung seiner Farm davon.

»Das war wohl ein ziemlich böser Unfall?« fragte ich Harmon, während ich Fromes davonhinkender Gestalt nachsah und überlegte, wie stattlich sein schmaler dunkler Kopf mit dem hellen Haarschopf auf den starken Schultern gesessen haben mußte, bevor sie so verbogen wurden.

»Furchtbar«, stimmte mir mein Informant zu, »mehr als genug, um die meisten Leute umzubringen. Aber die Fromes sind zäh. Ethan wird sicher noch hundert.«

»Mein Gott!« rief ich. In dem Augenblick hatte Ethan, der auf den Sitz seines Wagens geklettert war, sich umgedreht, um nachzusehen, ob eine hölzerne Kiste - auch sie trug eine Apothekeraufschrift - hinten auf dem Wagen sicher verstaut war, und ich erblickte sein Gesicht, wie es wohl aussah, wenn er sich allein glaubte. »Dieser Mann soll hundert werden? Er sieht ja jetzt schon aus, als wäre er tot und in der Hölle!«

Harmon zog einen Riegel Tabak aus der Tasche, schnitt sich eine Ecke ab und schob sie sich in die lederne Backentasche. »Er hat wohl zu viele Winter in Starkfield zugebracht. Die mit was im Kopf gehen fast alle weg von hier.«

»Warum er nicht?«

»Jemand mußte doch bleiben und für die Leute sorgen. Da gab s doch keinen außer Ethan. Erst sein Vater - dann die Mutter - dann seine Frau.«

»Und dann der Unfall?«

Harmon kicherte höhnisch. »Genau. Danach mußte er bleiben.«

»Verstehe. Und seit damals müssen sie für ihn sorgen?«

Harmon ließ nachdenklich seinen Tabak in die andere Backe hinüberwandern. »Oh! Was das angeht, das Sorgen hat wohl immer Ethan erledigt.«

Harmon Gow erzählte die Geschichte zwar so weit, wie sein geistiger und moralischer Horizont es zuließen, aber es gab da merkliche Lücken zwischen den von ihm berichteten Tatsachen, und ich hatte das Gefühl, daß die tiefere Bedeutung der Geschichte in diesen Lükken verborgen liege. Doch ein Satz hatte sich mir im Gedächtnis festgesetzt und diente als Kern, um den herum sich meine weiteren Vermutungen bewegten: »Er hat wohl zu viele Winter in Starkfield zugebracht.«

Bevor meine eigene Zeit dort um war, hatte ich begreifen gelernt, was das bedeutete. Dabei war ich erst in den degenerierten Tagen der Omnibusse, des Fahrrads und des Landbriefträgers gekommen, als die Verbindungen zwischen den verstreuten Gebirgsdörfern einfach waren und es in den größeren Orten in den Tälern, wie Bettsbridge und Shadds s Falls, Bibliotheken, Theater und Y.M.C.A.-Vereinslokale gab, wo die Jugend aus der Umgebung Unterhaltung finden konnte. Doch als der Winter sich lähmend über Starkfield legte und das Dorf unter einem Schneelaken begrub, das der blasse Himmel unaufhörlich erneuerte, begann ich zu verstehen, was das Leben dort - oder eher das Nicht-Leben - in Ethan Fromes Jugendjahren gewesen sein mochte.

Ich war mit einem Auftrag im Zusammenhang mit dem großen Kraftwerk der Corbury Junction heraufgesandt worden, und ein langwieriger Streik der Zimmerleute hatte die Arbeiten so aufgehalten, daß ich schließlich den größten Teil des Winters in Starkfield, dem nächstgelegenen bewohnbaren Flecken, festsaß. Erst ärgerte ich mich, dann fand ich unter der hypnotisierenden Wirkung der Routine allmählich eine grimmige Befriedigung an diesem Leben. In der ersten Zeit meines Aufenthalts hatte ich mich über den Gegensatz zwischen dem belebenden Klima und der Leblosigkeit der Dorfgemeinschaft gewundert. Tag für Tag strahlte nach den Schneefällen im Dezember ein leuchtend blauer Himmel glitzernde Ströme von Licht und Luft auf die weiße Landschaft herunter, die sie verstärkt zurückwarf. Man hätte meinen sollen, eine solche Atmosphäre müsse die Gefühle und das Blut in Wallung bringen, doch sie schien keinen anderen Wandel hervorzurufen, als daß der träge Pulsschlag von Starkfield noch matter wurde. Als ich dann etwas länger dort war und die langen Wochen sonnenloser Kälte, die auf das kristallklare Wetter folgten, erlebt hatte, als die Februarstürme ihre weißen Zelte um das gottergebene Dorf aufschlugen und die wilde Kavallerie der Märzorkane hinterdreinstürmte, wurde mir allmählich klar, warum Starkfield aus dieser sechsmonatigen Belagerung hervorging wie eine ausgehungerte Festung, die bedingungslos kapituliert. Zwanzig Jahre früher waren wohl die Mittel zum Widerstand noch weit geringer gewesen, der Feind hatte damals alle Verbindungswege zwischen den belagerten Dörfern in seiner Gewalt, und angesichts dieser Tatsachen fühlte ich nun die finstere Überzeugungskraft von Harmons Satz: »Die mit was im Kopf gehen fast alle weg von hier.« Aber wenn dem so war, was für eine Verkettung von Hindernissen mußte das gewesen sein, die einen Mann wie Ethan Frome an der Flucht hindern konnte?

Während meines Aufenthalts in Starkfield wohnte ich bei einer Witwe mittleren Alters, von der am Ort nur als von Mrs. Ned Hale die Rede war. Mrs. Hales Vater war der Dorfanwalt der vorigen Generation gewesen, und »Anwalt Varnums Haus«, in dem meine Zimmerwirtin immer noch mit ihrer Mutter lebte, war das ansehnlichste Haus im Dorfe. Es stand an dem einen Ende der Hauptstraße, und von seiner klassizistischen Säulenveranda und den in kleine Scheiben unterteilten Fenstern konnte man auf einen mit Steinplatten gepflasterten und von Norwegerfichten gesäumten Weg bis hinunter zum schlanken weißen Turm der Kongregationalistenkirche sehen. Mit dem Reichtum der Varnums war es offensichtlich schon lange aus, doch die beiden Frauen taten, was sie konnten, um sich eine bescheidene Würde der Lebensführung zu bewahren, und besonders Mrs. Hale besaß eine gewisse bleiche Vornehmheit, die nicht schlecht zu ihrem verwitterten altmodischen Haus paßte.

In der »guten Stube« mit ihren schwarzen Roßhaar- und Mahagonimöbeln hörte ich jeden Abend im schwachen Schein einer gurgelnden Carcellampe eine andere, zarter getönte Version der Starkfieldchronik. Nicht daß Mrs. Hale gegen die Menschen um sie herum gesellschaftliche Überlegenheit empfunden oder an den Tag gelegt hätte, sie war eben zufällig feinfühliger...
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Edith Wharton (1862-1937) entstammte der New Yorker Patrizierschicht. Als Kind verbrachte sie längere Zeit in Frankreich, Deutschland und Italien, so dass sie, wie sie später meinte, Europa 'unausrottbar im Blut' hatte. Sie genoss eine sorgfältige Erziehung, ihre frühen literarischen Neigungen wurden jedoch kaum gefördert; schriftstellerische Ambitionen ziemten sich für Töchter aus ihren Kreisen nicht. Edith Wharton übersiedelte nach einer schwierigen Ehe 1906 nach Paris. Sie widmete sich nun ganz ihrer dichterischen Aufgabe, schrieb Romane, Erzählungen, Reiseberichte, kulturhistorische Essays. Ihre Vielseitigkeit und ihr Erzähltalent wurden mehrfach geehrt: 1921 erhielt sie den Pulitzerpreis, 1923 verlieh ihr die Yale University als erster Frau die Ehrendoktorwürde; es folgten die Goldene Medaille des National Institute of Arts and Letters und die Aufnahme in die American Academy of Arts and Letters. Edith Wharton gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Amerikas.