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Bull Mountain Burning

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
350 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am13.08.2018Deutsche Erstausgabe
Sie wollte sich nie in die Geschäfte der Familie einmischen. Doch als die Familie zu zerfallen droht, bleibt ihr keine ander Wahl. Kate Burroughs hat schon einmal ihre dunkle Seite zeigen müssen. Um ihren Mann und ihren Sohn zu schützen, muss sie es wieder tun.

Jahrzehntelang herrschte der Burroughs-Clan über Bull Mountain - ein Drogenimperium im Norden Georgias. Die Macht wurde von Vater zu Sohn und von Bruder zu Bruder weitergegeben. Jetzt sind fast alle Burroughs-Brüder tot. Der letzte Überlebende, Clayton, ist ein gebrochener Mann im Kampf mit seinen Dämonen.
Als konkurrierende Clans zur feindlichen Übernahme von Bull Mountain ansetzen, ist es Claytons Frau Kate, die als erste erkennt, dass es nur einen Weg gibt, sich und ihren neugeborenen Sohn zu schützen: Sie muss den Burroughs-Clan einen und in seine vielleicht letzte große Schlacht führen.



Brian Panowich besuchte die Georgia Southern University, beschloss aber danach, durchs Land zu ziehen und Musik zu machen. 2009 begann er mit dem Schreiben. Zwei seiner Erzählungen waren für den Spinetingler Award nominiert. Panowich lebt heute mit seiner Familie in Georgia und arbeitet als Feuerwehrmann.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSie wollte sich nie in die Geschäfte der Familie einmischen. Doch als die Familie zu zerfallen droht, bleibt ihr keine ander Wahl. Kate Burroughs hat schon einmal ihre dunkle Seite zeigen müssen. Um ihren Mann und ihren Sohn zu schützen, muss sie es wieder tun.

Jahrzehntelang herrschte der Burroughs-Clan über Bull Mountain - ein Drogenimperium im Norden Georgias. Die Macht wurde von Vater zu Sohn und von Bruder zu Bruder weitergegeben. Jetzt sind fast alle Burroughs-Brüder tot. Der letzte Überlebende, Clayton, ist ein gebrochener Mann im Kampf mit seinen Dämonen.
Als konkurrierende Clans zur feindlichen Übernahme von Bull Mountain ansetzen, ist es Claytons Frau Kate, die als erste erkennt, dass es nur einen Weg gibt, sich und ihren neugeborenen Sohn zu schützen: Sie muss den Burroughs-Clan einen und in seine vielleicht letzte große Schlacht führen.



Brian Panowich besuchte die Georgia Southern University, beschloss aber danach, durchs Land zu ziehen und Musik zu machen. 2009 begann er mit dem Schreiben. Zwei seiner Erzählungen waren für den Spinetingler Award nominiert. Panowich lebt heute mit seiner Familie in Georgia und arbeitet als Feuerwehrmann.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518757505
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum13.08.2018
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.2
Seiten350 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2508675
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog



Bull Mountain, Georgia



1972

Annette kannte jede Diele in- und auswendig.

Es hatte Monate gedauert, sich das Schema einzuprägen. Sie wusste, welche Bohlen knarzten und stöhnten, wenn sie darauf trat, weshalb sie genau darauf achtete, mit ihren nackten Füßen nur auf die paar wenigen zu treten, die fest angenagelt waren. Diese ganz bestimmten Streifen alter Eiche waren ihre Verbündeten geworden. Ihre Freunde. Sie schenkte ihnen das Vertrauen, sie nicht zu verraten. Dasselbe konnte sie über nichts und niemanden sonst sagen. Trotzdem, sie war achtsam, denn dies war der erste Versuch, die Route im Dunkeln abzulaufen. Sie zählte jedes Mal bis zehn, wenn sie ihr Gewicht auf eine von ihnen verlagerte, und tappte in Zeitlupe im Zickzackkurs durch den Flur. Sie passierte den Raum, den sich ihre beiden ältesten Söhne teilten. Vielleicht würde nach heute Nacht das permanente Gezanke zwischen den beiden darüber, wer in die obere Koje durfte, endlich aufhören. Der Gedanke war ein schwacher Versuch, das, was sie nun vorhatte, mit einem besseren Gewissen zu tun. Sie verharrte vor der Tür der Jungen und lauschte dem leicht durchbrochenen Schnarchen, hervorgerufen von der verkrümmten Nasenscheidewand ihres mittleren Sohnes. Sie erinnerte sich gut an den Tag, an dem er sich den zerstörten Knorpel eingehandelt hatte. Sein Vater war nicht gerade begeistert gewesen, als der Junge eine Dose Farbe in der Scheune verschüttet hatte. Er war vier Jahre alt gewesen. Sie lehnte sich gegen das solide Holz des Türpfostens - ein weiterer erprobter Komplize - und ließ zu, dass ihr das nasale Atmen ihres Sohnes zumindest in einem Ausmaß das Herz brach, dass es ihr selbst den Atem verschlug - allerdings nicht so sehr, als dass sie selbst ein Geräusch von sich gegeben oder Tränen vergossen hätte. Ihre Tränen waren vor langer Zeit versiegt. Sie führte zwei Finger zu den Lippen und platzierte dann den Abschiedskuss sanft auf der Tür. Sie schaute zu Boden und suchte nach der nächsten Diele in der Abfolge, dann nach der nächsten. Sie bewegte sich so langsam und flüssig wie Molasse. Einige Minuten später erreichte sie die letzte Tür zu ihrer Linken. Sie hielt inne, geräuschlos wie ein Dieb, und kam sich auch wie einer vor. Vorsichtig klemmte sie sich die Sportschuhe aus dem Ramschladen unter die Achsel. Sie hatte sie vor einigen Wochen während einer ihrer unbegleiteten Ausfahrten ins Tal unten in Waymore aus einer Mülltonne gefischt und sie in ihrem Schrank unter der Brauttruhe versteckt. Es waren Männerschuhe, und sie waren zwei Nummern zu groß, aber sie würden ihre Füße draußen vor Dornen und dem Brombeergestrüpp im Wald schützen - besser schützen als alles, was ihr zu besitzen je gestattet gewesen war. Sie ließ die Hand auf dem angelaufenen Messingknauf der Schlafzimmertür ruhen. Noch immer im Schneckentempo, nahm sie sich beinahe eine ganze Minute Zeit, den Knauf so weit zu drehen, bis der Metallzahn des Schlosses sich aus dem Schnapper zurückzog. Sie hatte die Scharniere gestern am frühen Morgen geölt, damit sich die Tür vollkommen geräuschlos bewegen ließ. Auch sie war zu einer Verbündeten geworden, trotzdem nahm sie sich Zeit, sie Zentimeter für Zentimeter zu öffnen.

Das Baby schlief. Annette durchquerte den mondhellen Raum, setzte nach wie vor jeden einstudierten Tritt mit Bedacht und sah zu, wie sich die Brust ihres jüngsten Sohnes in der Wiege hob und senkte. Sein Anblick genügte ihr, um festzustellen, dass sie noch immer die Fähigkeit besaß zu weinen. Vor der Wiege bahnte sich die Feuchtigkeit hinter den dunklen Tränensäcken unter den Augen ihren Weg. Sie war sich sicher, sie würde zu weinen beginnen. Sie war sich ebenso sicher, dass das ihr Ende bedeuten würde. Ihre Tränen. Das Salz würde ihr die Sicht verschleiern und dafür sorgen, dass sie einen falschen Schritt machte, und ein einziges leises, unfreiwilliges Schniefen würde in der Todesstille des Hauses gellen wie eine Sirene. Die Unfähigkeit, ihre Gefühle zu unterdrücken, würde der Grund dafür sein, warum sie erwischt wurde. Und sie würde ihren Tod bedeuten. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Sie dachte zu viel nach. Sie musste los. Mondlicht schien durch die Vorhänge, die sie aus einem alten Bettlaken gemacht hatte, und das bläuliche Licht verwandelte das rostrote Haar des Babys in blanken Kupferdraht. Sie beugte sich vor und glättete mit dem Handrücken die dünnen Strähnen auf seinem fragilen Schädel, nahm ihn dann schnell ihn die Arme und drückte ihn an ihre Brust. Ihre Bewegungen waren unbeholfen und hastig, und beinahe hätte sie einen der Schuhe fallenlassen. In diesem Moment war ihr Herzschlag so heftig, dass er jeden Muskel durchzuckte. Sie stand mit geschlossenen Augen da und presste mit dem Ellbogen den Schuh gegen die Hüfte. Sie stand so lange starr da, bis sie spürte, wie sie wieder atmete. Sie positionierte den Schuh erneut unter der Achselhöhle und drückte das Baby an sich, als es aufwachte.

»Shhh«, wisperte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Ich bin ja da.« 

Beruhigt durch die Wärme und Geborgenheit der Mutter, sank das Baby wieder in den Schlaf, ohne auch nur einen Mucks zu machen. Dies war das Einzige, was sie hatte dem Zufall überlassen müssen. Das Einzige, was sie nicht hatte planen können. Die Reaktion des Säuglings auf sie hätte alles gleich hier und jetzt beenden können, aber ihr Sohn, ihr makelloser Wonneproppen, würde ihr heute Nacht nicht zum Verhängnis werden. Zwei ihrer Söhne waren ihr bereits abhandengekommen, ihr gestohlen worden. Hilflos hatte sie über die Jahre hinweg zusehen müssen, wie dieser Ort seinen Anspruch auf sie geltend gemacht hatte. Sie hatte gedacht, dass wenn die Jungen erst etwas älter waren, sich in ihnen auch ein Fünkchen von ihr zeigen würde, aber da war nichts. Nichts gedieh in ihren Herzen außer demselben kohlpechrabenschwarzen Nichts, das bereits von ihrem Ehemann Besitz ergriffen hatte, seinem Vater und so vielen seiner Familie vor ihm.

Aber nicht von dir. Annette legte ihre Hand auf den flaumigen Kupferkopf des Säuglings. Noch kann ich dich retten. Wir können einander retten.

Sie zog sich von der Wiege zurück und schlüpfte so geräuschlos aus dem Zimmer, wie sie hineingekommen war, ließ dabei die Tür offenstehen, damit Mondlicht in die Diele fiel und ihr den Weg zur Vordertür - zum Wald - und in ihr neues Leben wies.

Die vergangenen Monate über hatte Annette ihren Mann bestohlen - bloß ein paar Dollar hier und dort. Von Gummibändern zusammengehaltene Bündel und lose Stapel von Zehn- und Zwanzig-Dollar-Scheinen lagen überall im Haus herum, so dass sie sich sicher war, die kleinen Beträge, die sie sich in den Ärmel gesteckt oder beim Putzen in den BH gestopft hatte, würden niemals auffallen. Sie hatte ihre Fluchtkasse mit einem roten Zopfgummi fixiert und sie in einem Marmeladenglas in der Nähe einer Gruppe von Amberbäumen am Rande der Rodung vergraben. Sie hatte außerdem etwas in Plastikfolie verpacktes Brot und gepökeltes Hirschfleisch gebunkert und eine Wolldecke für das Baby, falls das Wetter umschlagen sollte, aber heute Nacht war es trocken und heiß. Sie würde sie nicht brauchen. Das war gut. So musste sie weniger tragen.

Die Vordertür ließ sich mit der gleichen geölten Leichtigkeit öffnen wie die Tür zum Kinderschlafzimmer. Hier musste sie keine Schlösser öffnen. Es gab sie, aber sie waren nie nötig. Niemand traute sich, dieses Haus zu betreten. Es wurde verschlossen gehalten von Angst, und diese Angst hielt Eindringlinge davon ab, überhaupt nur darüber nachzudenken, es zu betreten. Sie hatte auch Annette davon abgehalten, darüber nachzudenken zu gehen. Vorsichtig drückte sie die Fliegengittertür auf. Das laute Klicken, das der Schnapper der Tür normalerweise produzierte, wurde durch...



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