Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Keine Rosy ohne Dornen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.05.20181. Auflage
Es ist der bislang dramatischste Fall ihrer Laufbahn, den Detective Inspector Rosemary Escroyne in Trench-upon-Water zu lösen hat. Die idyllische Gemeinde steht unter Schock, denn ein stadtbekannter Antiquitätenhändler wurde Opfer eines Ritualmords. Ohne die Hilfe von Allegra Stone, einer Londoner Spezialistin für frühzeitliche Menschenopfer, würde Rosy bei ihren Ermittlungen längst feststecken. Aber auch privat kommt sie nicht voran, die Fronten zwischen ihr und Arthur sind verhärtet. Seit ihren Affären haben sie nicht wieder zueinandergefunden. Arthur selbst ist in einem erbarmenswerten Zustand. Nichts wünscht sich der 36. Earl of Sutherly sehnlicher, als sich mit Rosy zu versöhnen, weil ihr kleiner Sohn unter der Trennung leidet, aber auch weil Arthur spürt, dass er seine Rosy noch immer von ganzem Herzen liebt ...

Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEs ist der bislang dramatischste Fall ihrer Laufbahn, den Detective Inspector Rosemary Escroyne in Trench-upon-Water zu lösen hat. Die idyllische Gemeinde steht unter Schock, denn ein stadtbekannter Antiquitätenhändler wurde Opfer eines Ritualmords. Ohne die Hilfe von Allegra Stone, einer Londoner Spezialistin für frühzeitliche Menschenopfer, würde Rosy bei ihren Ermittlungen längst feststecken. Aber auch privat kommt sie nicht voran, die Fronten zwischen ihr und Arthur sind verhärtet. Seit ihren Affären haben sie nicht wieder zueinandergefunden. Arthur selbst ist in einem erbarmenswerten Zustand. Nichts wünscht sich der 36. Earl of Sutherly sehnlicher, als sich mit Rosy zu versöhnen, weil ihr kleiner Sohn unter der Trennung leidet, aber auch weil Arthur spürt, dass er seine Rosy noch immer von ganzem Herzen liebt ...

Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492990097
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum02.05.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2392 Kbytes
Artikel-Nr.2512767
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Schlossherr

Es gibt Millionen alleinstehender Männer in unseren Städten, unglückliche Männer, an der Liebe gescheiterte Männer. Jede dieser einsamen Geschichten muss durchlebt werden, Stunde für Stunde und Tag für Tag, auch die meine, egal, ob Wolken über Sutherly Castle hinwegfegen oder der Herbstregen auf das löchrige Dach niedergeht, ob der Frost die Fenster mit Eisblumen schmückt oder der Nebel so dicht ist, dass er durch den Kamin in den Salon quillt.

Ich bin Harold Philipp Arthur Escroyne, der 36. Earl von Sutherly, und fühle mich so einsam, dass ich schreien könnte. Gewiss ein merkwürdiges Bild, wenn der Schlossherr aus dem Westturm von Sutherly Castle heult. Aber die Einwohner von Trench-upon-Water, meines Heimatstädtchens, würden daran keinen Anstoß nehmen. Sie würden einander traurig zunicken und sagen: »Er kränkt sich sehr, unser Earl, kein Wunder, denn seine Rosy ist fort.«

Ja, meine Rosy ist fort. Rosemary, die Countess of Sutherly, meine Frau, lebt in einer Zweizimmerwohnung in Gloucester, etwa zwanzig Meilen von meiner Burg entfernt, aber sie ist keineswegs einsam. Rosy hat ihre Arbeit als Leiterin der Mordkommission unserer Grafschaft, ein ungewöhnlich verantwortungsvoller Job, und Rosy hat Philipp John, unseren fünfjährigen Sohn, meinen Stammhalter, den 37. Earl in spe. Rosemary stammt aus einer Arbeiterfamilie, ihre Leute wählen von alters her die Labour Party, und Rosy bedeutet die Erbfolge unseres Adelsgeschlechts wenig.

Sie hat alles, so kommt es mir wenigstens vor, während ich nichts habe. Ich sitze im Elfenbeinturm meines baufälligen Schlosses und beneide die Frau, die die Mörder unserer Gegend hinter Gitter bringt und sich Tag für Tag um unseren Sohn kümmern darf. Ich beneide Rosy, ich beneide sogar das polnische Kindermädchen, das Philipp John betreut, während Rosy im Dienst ist. Außerdem beneide ich jedes verdammte Pärchen, das ich am Fuße des Schlosses oder in der Stadt entdecke, junge und alte Leute, Händchen haltend, Pläne schmiedend, ich beneide die Pärchen sogar, wenn sie streiten.

Die Zeit des Streites zwischen uns ist vorbei. Rosy ist zu jener nüchtern sachlichen Kommunikation von Ex-Mann und Ex-Frau übergegangen, die mich rasend macht.

»Kannst du Philipp am Donnerstag schon um drei übernehmen? Dafür nehme ich ihn dir Sonntagabend ab«, schlägt sie zum Beispiel vor.

Wir haben einen Plan gemacht für das gemeinsam durchlebte Unglück, das man gemeinhin Trennung nennt. Ich verabscheue diesen Plan, denn es gibt keine Liebe nach Plan, kein Familienglück nach Plan, es gibt nur Enttäuschung, Missverständnis und Erniedrigung. Ich will kein getrennter, alleinstehender Mann sein, ich will überhaupt kein Earl mehr sein, wenn Rosy nicht meine Countess ist. Das Elend muss ein Ende haben, dem vielleicht ein Anfang innewohnt.

Es ist Ende September in Gloucestershire, eine Jahreszeit, die ich sonst liebe, wenn der Sommer seine sengende Kraft verliert und alles im Leben und in der Natur leichter, weicher, versöhnlicher wird. In diesem Jahr ist der September für mich vor allem mit der Angst behaftet, dass bald die Herbststürme und die düstere Winterstarre hereinbrechen werden. Es kommt die dunkle Jahreszeit, die ich allein auf der Burg werde zubringen müssen.

»Rosy, mach auf!«, brülle ich in den zweiten Stock hoch. Ich schäme mich, zu brüllen, es ist mir peinlich, aufzufallen, aber da Rosy die Tür nicht öffnet, bin ich dazu gezwungen. Ihr Apartment im nördlichen Gloucester hat gut isolierte Fenster, ohne Gebrüll kann ich ihre Aufmerksamkeit nicht erregen.

Nachdem ich das Hamsterrad meiner düsteren Gedanken lange genug durchlaufen und trostlos aus dem Westturm der Burg gestarrt hatte, ertrug ich den Zustand nicht länger. Ich schlüpfte in die Sandalen, klapperte die einhundertsechs Stufen zu unserem Parkplatz hinunter, sprang in den klapprigen Corolla und legte die zwanzig Meilen nach Gloucester in einem Tempo zurück, das man dem schäbigen Mittelklasseauto gar nicht zumuten möchte. Meinen geliebten Volvo hat Rosy einfach aus der Trennungsmasse beschlagnahmt und fährt ihn seither im Dienst.

»Komm schon, Rosy!«, setze ich mein Gebrüll fort. »Ich weiß, dass du da bist, der Volvo steht vor dem Haus.«

Sechs Uhr abends, ich bin überrascht, dass Rosy schon zu Hause ist; ich hatte angenommen, Philipp John noch in der Obhut von Rosza WÅodarczyk vorzufinden. Ja, der Teufel Zufall will es, dass beide Frauen, die auf meinen Sohn aufpassen, dem Blumenreich zuzurechnen sind, Rosy und Rosza, zwei dornige Zerberusse, an denen ich vorbeimuss, wenn ich Philipp John sehen möchte.

Auch wenn heute Dienstag ist und nicht der verabredete Donnerstag, will ich meinen Sohn jetzt sehen. Üblicherweise betreue ich ihn Donnerstagnachmittag bis Freitag früh und bringe ihn morgens in die Nursery School. Außerdem habe ich ihn jede zweite Woche von Donnerstag bis Sonntag. Es ist ein sauberer Plan, aber ich pfeife darauf, ich will jetzt zu meinem Jungen.

»Rosy, Rosy, Rosy!«, schreie ich zu ihren Fenstern hoch.

Das mittlere öffnet sich, aber nicht der kastanienbraune Wuschelkopf meiner Ex-Frau taucht auf, sondern das platinblonde Haupt der polnischen Furie. Rosza WÅodarczyk denkt auch mit Mitte fünfzig nicht daran, die Wahrheit über ihr weißes Haar zu lüften, und blondiert es alle zwei Wochen neu.

»Sie können nicht jedes Mal kommen, Sir Arthur, wann Sie kommen wollen«, sagt sie von oben herab.

Es ist nicht meine Art, ausländische Akzente zu verhöhnen, aber Roszas Wortschöpfungen und Satzbauten sind nur im Original wiederzugeben. Wenn Rosza Sir zu mir sagt, gibt es mir jedes Mal einen Stich, weil das Wort bei ihr dem Krächzen einer Krähe ähnelt - Seeer! Seeer!

»Wo ist meine Frau?«

»Rose Marie ist Dienst.«

»Wieso steht dann der Volvo da?«

»Ist Dienst in andere Dienstauto.«

»Wo ist Philipp?«

»Schläft Philipp. Hat lange in Sonne spielen.«

»Sie setzen meinen Sohn der prallen Mittagssonne aus?«

»Ich nicht. In Nursery School spielen.«

»Ich will ihn sehen. Ich möchte sehen, ob es ihm gut geht«, versuche ich sie mit gesundem Menschenverstand zu überzeugen.

Abwehrend streckt Rosza die Hände aus dem Fenster. »Seeer, Seeer, bitte kein Schwierigkeiten. Darf nicht aufmachen, Rose Marie sagt.«

»Muss ich wirklich erst meine Frau anrufen, damit sie Ihnen erlaubt, mich reinzulassen?«

»Ja, bitte anrufen«, kontert Rosza und schwups, ist das Fenster wieder zu.

Selbstverständlich rufe ich Rosy nicht an, weil sie nicht abheben würde. Während der Dienstzeit nimmt sie meine Anrufe nie entgegen. Rosy hat den Entschluss gefasst, ihr Leben außerhalb von Sutherly Castle auf eine neue Basis zu stellen. Rosy hat den Entschluss gefasst, mich nicht mehr zu lieben.

Detective Inspector Rosemary Escroyne will gerade den Hörer auflegen, aber selbst für eine Ermittlerin von Kapitalverbrechen ist es schwierig, einem polnischen Kindermädchen die Stirn zu bieten.

»Er tut mir so leid«, sagt Rosza WÅodarczyk am anderen Ende.

»Wer tut dir leid?«

»Der Earl, Ihr Earl, der arme Earl.« (Der schöne englische Titel Earl klingt aus Roszas Mund wie Errrrrl.)

»Warum tut er dir leid?«, erwidert Rosy mit der Geduld einer Heiligen.

»Wie er da steht, unten, wie er hoch will zu die kleine Lord, wie er sich sehnt und nicht darf und wie das so traurig ist.«

Auf welcher Seite stehst du eigentlich, würde Rosy am liebsten erwidern, aber mit falscher Gefühligkeit kommt man diesem großen, diesem traurigsten Thema auf der Welt nicht bei, dass zwei Menschen, die einander lieben, nicht mehr miteinander leben können.

»Wir sollten vor allem an den kleinen Lord denken«, versucht sie, die Sache ins Versöhnliche zu ziehen. »Er hat sich inzwischen an den Donnerstag-Turnus gewöhnt und weiß, dass er jeden Donnerstag auf dem Schloss ist. Wenn wir das durcheinanderbringen, gäbe es nur Verwirrung.«

Rosza am anderen Ende schweigt.

»Ist Arthur inzwischen wieder gefahren?«

Rosy hört Schritte, Rosza geht ans Fenster. »Ja, ist fahren. Kein Auto mehr vor dem Haus.«

»Na, siehst du.« Rosy amüsiert die sentimentale Ader der sonst so lebenserfahrenen Rosza, deren Lieblingsfilm Der kleine Lord ist. Sie kann die rührende Schmonzette mit Alec Guinness gar nicht oft genug sehen und heult im letzten Drittel leidenschaftlich und herzzerreißend. Vielleicht hat es damit zu tun, dass Roszas eigene Kinder groß sind und nicht mehr in England leben. Die Polin sieht es als Ehre an, einen echten kleinen Lord betreuen zu dürfen, obwohl unser Junge dem blonden Sonnenschein aus dem Film in keiner Weise ähnelt. Philipp John ist zu einem reizenden Kobold herangewachsen. Er hat Rosys kastanienbraunen Wuschelkopf, pechschwarze Augen und einen frechen Mund, in dem zahntechnisch das Chaos regiert, das vor dem ersten Schöpfungstag geherrscht haben muss. Philipp ist noch zu klein, als dass man bereits dentistisch regulierend eingreifen könnte. Mehr als seine Zähne macht uns die leichte Behinderung Sorgen, die er von Geburt an hatte. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber mithilfe von Physiotherapie und einem genialen Logopäden haben wir große Fortschritte erzielt.

»Gut, Rosza, wir sehen uns dann in zwei oder drei Stunden.«

Rosy legt auf, atmet tief durch und wirft einen Blick aus dem Fenster. Warum nimmt sie sich die Zeit, noch einmal aus dem Fenster zu schauen, obwohl draußen ein wichtiger...

mehr

Autor

Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.