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Kenia Valley

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am24.04.2018
Bewegende Spannung im schillernden Kenia der zwanziger und dreißiger Jahre Der junge Theo kommt mit seiner Familie aus England in das aufregende Kenia. Dort lernt er den deutlich älteren Freddie und dessen wunderschöne Geliebte Sylvie kennen, die ihn vom ersten Moment an faszinieren. Ihre exzentrische Welt wird auch sein Zuhause - ein Leben voller Glamour, Affären, Drogen und Partys. Doch der schöne Schein trügt und am Ende muss sich Theo entscheiden, was der einzig richtige Weg ist. »Ein Stück Kolonialgeschichte verpackt in eine spannende Erzählung.« Die Presse

Kat Gordon hat lange Ostafrika bereist und ein Jahr in Kenia gelebt. Sie studierte Englische Literatur in Oxford und machte ihren Master in Creative Writing am Londoner Royal Holloway College. Ihr Debüt The Artificial Anatomy of Parks erschien 2015 bei Legend Press und war auf der Shortlist für Not the Booker. Sie lebt in London.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBewegende Spannung im schillernden Kenia der zwanziger und dreißiger Jahre Der junge Theo kommt mit seiner Familie aus England in das aufregende Kenia. Dort lernt er den deutlich älteren Freddie und dessen wunderschöne Geliebte Sylvie kennen, die ihn vom ersten Moment an faszinieren. Ihre exzentrische Welt wird auch sein Zuhause - ein Leben voller Glamour, Affären, Drogen und Partys. Doch der schöne Schein trügt und am Ende muss sich Theo entscheiden, was der einzig richtige Weg ist. »Ein Stück Kolonialgeschichte verpackt in eine spannende Erzählung.« Die Presse

Kat Gordon hat lange Ostafrika bereist und ein Jahr in Kenia gelebt. Sie studierte Englische Literatur in Oxford und machte ihren Master in Creative Writing am Londoner Royal Holloway College. Ihr Debüt The Artificial Anatomy of Parks erschien 2015 bei Legend Press und war auf der Shortlist für Not the Booker. Sie lebt in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455002782
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum24.04.2018
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2537716
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteIhr Herz hörte um [...]1. Teil 1925-19272. Teil 1933-19373. Teil 1937-1938Über die Autorin und die ÜbersetzerinImpressummehr
Leseprobe
1. Teil 1925-1927

1

Der Bahnhof war groß und überfüllt, es gab weder Bänke noch Verkaufsstände, bloß zwei Schilder, auf denen »Mombasa« und »Erste Klasse und Gepäck« zu lesen war. Ein großer Teil der Station war der sengenden Novembersonne und den Fliegen ausgesetzt.

Nach wenigen Minuten fand ich einen Gepäckträger und brachte ihn zu meiner Familie: Mein Vater wischte sich die Stirn trocken, meine Mutter wippte ungeduldig mit dem Fuß und meine zwölfjährige Schwester Maud zerfloss in der Hitze. Sie lehnte an dem Stapel von Koffern, in denen sich Bücher, Kleider und all die Dinge befanden, die nicht bereits zu unserem neuen Haus am Naivasha-See vorausgeschickt worden waren.

»Da bist du ja, Theo«, sagte mein Vater. Er hielt dem Gepäckträger unsere Fahrkarten und zwei Pennys unter die Nase: »Laden Sie unsere Koffer in den Gepäckwagen, guter Mann.«

»Ja, Bwana Miller«, sagte der Träger. Er hatte einen marineblauen Anzug aus dickem Stoff an. Als er den ersten Koffer hochhob, sah ich dunkle kreisförmige Flecken unter seinen Achseln. Er roch anders als die Afrikaner in Tanganjika, weniger würzig, dafür säuerlicher.

Unser Waggon bestand aus zwei rechteckigen Abteilen mit einer Verbindungstür; an den Fensterrahmen waren Moskitonetze befestigt. Ich setzte mich ans Fenster auf die grün bezogene, gepolsterte Sitzbank, und meine Mutter und Maud nahmen neben mir Platz. Elegant gekleidete Schaffner kontrollierten unsere Fahrkarten und verneigten sich vor meinem Vater, während er die beiden Räume abschritt, hier und da auf Details hinwies. Mein Vater war Ingenieur und mittlerweile Direktor der Eisenbahn, für deren Bau er 1896 nach Afrika gereist war.

Ich lehnte die Stirn an das kühle Glas unseres Abteilfensters. Die letzten beiden Wochen hatten wir in Daressalam verbracht, und wären wir immer noch dort, läge ich jetzt ausgestreckt auf dem Steg, zusammen mit Maud und mit Lucy, der Tochter von Freunden meines Vaters. Ich würde die Wärme des Holzes unter uns in mich aufsaugen und den Rufen der Männer lauschen, die am Hafen Fisch und Gewürze ausluden. Vor uns würden vertäute Dauen in den Wellen sanft nebeneinander schaukeln und orange-blau funkelnde Eisvögel im Sturzflug ins Wasser eintauchen. Der Bucht vorgelagert war Sansibar, wo der Sultan residierte. Eines Nachmittags hatte ich mir das Fernglas meines Vaters ausgeliehen und zur Insel hinübergeblickt - ein blendend weißer Sandstreifen, von Palmen gesprenkelt, an der Spitze der ebenfalls weiße Sultanspalast und das Fort. Zu meiner Linken sah ich einen indischen Banyanbaum, in dem sich Grüne Meerkatzen tummelten, und dahinter die schattigen, verschlungenen Straßen von Stone Town. Kinder schossen in mein Blickfeld hinein und wieder hinaus, rostrote Wellblechdächer reckten sich in den Himmel, und die Bettlaken, die statt Vorhängen vor den Fenstern flatterten, wurden nach draußen geweht. »Das ist der Atem Gottes«, sagte Maud, als ich es ihr zeigte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Kenia das übertreffen würde.

Die Zugtüren wurden der Reihe nach zugeschlagen.

»Theo, mach bitte das Fenster auf«, sagte meine Mutter.

»Vielleicht sollten wir es besser geschlossen lassen«, sagte mein Vater. »Es wird später noch ganz schön staubig.«

Mein Mutter runzelte die Stirn, und er bedeutete mir rasch, ihr Folge zu leisten.

Sobald das Fenster geöffnet war, breitete sich im Abteil ein durchdringender Geruch aus. Unser Zuhause - Schottland - hatte frisch gerochen, nach Heide oder nach Salz, wenn der Wind direkt vom Meer herübergeweht war. Und im Frühling und Herbst, wenn der Regen eingesetzt hatte und auf die Erde prasselte, wurde der satte Geruch von Torf freigesetzt. Afrika roch zu stark - fischig, pfeffrig, verfault und rauchig, alles gleichzeitig -, und anfangs hatte ich befürchtet, von den vielen verwirrenden Gerüchen ohnmächtig zu werden. Mittlerweile konnte ich mitunter etwas herausriechen: den säuerlich-tierischen Geruch eines Esels oder die Süße der Mimosen, die über die weißen Zäune der Häuser wucherten, in denen die Europäer wohnten. Oder den Karamellgeruch der süßen Nüsse, die ein Mann auf dem Bahnsteig verkaufte.

»Das macht es auch nicht besser«, sagte meine Mutter und streifte ihre Handschuhe ab. Ich drückte mich an die Lehne meines Sitzes, um möglichst weit weg von ihr zu sein. Sie war siebzehn Jahre jünger als mein Vater, und ich wusste, dass Männer sie für eine Schönheit hielten. Ich hielt sie bloß für unberechenbar. Manchmal zog sie mich an sich, rieb ihre Nase an meiner Wange und zupfte liebevoll an meinem Haar, dann wieder ging sie auf mich los und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. Zum Beispiel wenn sie mitbekam, dass ich beim Rechnen einen Fehler machte. Mein letzter Hauslehrer hatte nach einem solchen Vorfall gekündigt. Danach wurde ich auf ein Internat geschickt.

»Wann geht es denn los?«, fragte sie. »Kannst du nicht jemandem Bescheid sagen, William?«

»Nur noch ein paar Minuten.«

Maud fuhr mit dem Finger über die Maschen des Moskitonetzes. »Kommen wir noch einmal nach Mombasa zurück?«

»Ein andermal«, sagte mein Vater. »Jetzt fahren wir erst einmal zum Norfolk Hotel in Nairobi. Wusstest du, dass Theodore Roosevelt dort 1909 während seiner Afrika-Safari und wissenschaftlichen Expedition gewohnt hat?« Er legte mir eine fleischige Hand in den Nacken. »Dein Namensvetter, Theo.«

Mein Vater war mit seinen vierundfünfzig Jahren derjenige, der Roosevelt ähnelte - mit seinem Schnurrbart, seiner Brille und seinen Anzugwesten. Ich hingegen war schmächtig, klein und blond; mein Mund war zu groß - zu dicklippig - und meine Nase zu breit, meine Augen waren zu grün und meine Wangenknochen zu hoch, um Ähnlichkeit mit dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten zu haben. Ich sah zu mädchenhaft aus. Von den Jungs aus meiner Schule war ich Theodora genannt worden; manchmal hatten sie mich übers Rugby-Feld gejagt und auf den Boden geworfen, mich abwechselnd geküsst.

Ich atmete tief ein; bei dem Gedanken, dass ich nie wieder eine Schule besuchen musste, hätte ich am liebsten vor Glück geschrien. Meine Mutter hatte bereits eine Hauslehrerin gefunden, die mich unterrichten würde. Nach dem Vorfall mit einem der Rugby-Spieler im letzten Halbjahr war ich vorzeitig zurückgeschickt worden, und sie hatte eine Woche lang nicht mit mir geredet, aber zumindest schien ihr damals klargeworden zu sein, dass es besser war, wenn ich die kommenden drei Jahre zu Hause unterrichtet würde. Danach käme die Universität, aber darüber brauchte ich mir jetzt noch keine Gedanken zu machen.

»Werden wir vom Zug aus Tiere sehen?«, fragte Maud.

Maud hatte große braune Augen und olivbraune Haut; in Schottland hatte man sie aufgrund ihres Aussehens und ihrer Angewohnheit, eine Bibel bei sich zu tragen, »die fromme Spanierin« genannt. Einmal hörte ich, wie mein Vater einem Freund erzählte, dass Maud noch nie in ihrem Leben gelogen habe.

»Ja, das werden wir«, sagte mein Vater.

Vom Bahnsteig drang der schrille Klang einer Trillerpfeife herüber, und der Zug ruckte ungeduldig vorwärts.

»Na endlich«, sagte meine Mutter.

 

Zunächst zogen staubige Basare an uns vorbei und farbenfrohe Gebäude in Blassrosa, Hellgrün oder leuchtend Weiß mit Türmen, Kuppeln und überdachten Balkonen - oder breite, von Palmen und Maulbeerfeigen gesäumte Straßen, auf denen nur wenige Autos zu sehen waren. Durch das geöffnete Fenster dröhnten Rufe herein, die verklangen, nachdem wir das Stadtzentrum passiert hatten und die Häuser europäisch wurden: geräumige Bungalows mit weitläufigen üppigen tropischen Gärten. Dann kamen strohgedeckte Hütten und Sumpfland, afrikanische Kinder liefen neben den Gleisen her und winkten, und schließlich hatten wir die Stadt ganz hinter uns gelassen. Die Landschaft veränderte sich zu einer Steppe mit braunem Buschwerk und kleinen Bachläufen, und ich wandte mich vom Fenster ab, enttäuscht von dem, was ich bisher vom Land gesehen hatte.

Die Reise verlief schleppend. Jedes Mal, wenn ein Büffel auf die Schienen lief, mussten wir anhalten, wobei der Zug mit einem heftigen Ruck zum Stehen kam. In Voi machten wir eine Stunde lang halt, um neben den Schienen zu Abend zu essen - unter großen Lampions und einer Wolke summender Insekten. Es gab Suppe als Vorspeise und danach Fisch, der nach Gummi schmeckte.

»Es tut gut, wieder etwas Anständiges zu essen«, sagte mein Vater und spießte ein großes Stück auf seine Gabel.

Ich schob mein eigenes Stück auf dem Teller herum, das eine Spur aus schleimigem Lauch hinter sich herzog.

»Was hast du denn?«, fragte Maud. »Vermisst du Daressalam?«

»Wir waren nur zwei Wochen dort«, sagte meine Mutter. »Zu kurz, um Feuer zu fangen.«

In Tanganjika hatte unser Abendessen aus Datteln bestanden, gefolgt von pikantem Rindfleisch oder einem Fischcurry, das in Kokosmilch gekocht worden war. Es gab Reis als Beilage, und das Essen wurde auf einer Metallplatte serviert, mit Einbuchtungen für die verschiedenen Speisen, damit wir das Essen nach Belieben zusammenstellen konnten. Wenn wir danach noch Hunger hatten, kauften wir uns unten am Hafen manchmal Essen bei den Straßenverkäufern, den Baba Lishas - den »kochenden Männern«: gebratene Maniokwurzel mit einer Chilisauce, Samosas, Ananas, Zimtäpfel, Avocados und mandazi, süße frittierte Teigtaschen. Lucys Eltern hatten an unserem zweiten Abend gemeinsam...

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Kat Gordon hat lange Ostafrika bereist und ein Jahr in Kenia gelebt. Sie studierte Englische Literatur in Oxford und machte ihren Master in Creative Writing am Londoner Royal Holloway College. Ihr Debüt The Artificial Anatomy of Parks erschien 2015 bei Legend Press und war auf der Shortlist für Not the Booker. Sie lebt in London.