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Tod im Teufelsmoor

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
316 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.02.2018
Zwei Männer sterben in derselben Nacht - im Teufelsmoor verbrennt ein drogensüchtiger Student in einem Auto, ein erfolgreicher Chirurg wird vor seiner Villa überfahren. Hauptkommissarin von Seelenthin übernimmt die Fälle und droht bald in einem Morast aus Hass und Lebenslügen, häuslicher Gewalt und falscher Loyalität zu versinken. Denn auch in der Mordkommission gibt es Irrlichter, die sie auf unsicheres Terrain locken wollen. Zudem gerät die Freifrau privat aus dem Tritt. Dann geschieht ein dritter Mord, und immer noch ist kein Verdächtiger in Sicht ...

Ina Bitter, Jahrgang 1970, studierte Germanistik, Kunst und Kunstgeschichte. Im Anschluss unterrichtete sie als Studienrätin, textete in Werbeagenturen, arbeitete als Journalistin und in einer Kunstgalerie. Zwischenzeitlich schrieb und illustrierte sie zwei Kinderbücher. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren Hunden in Osnabrück. 'Tod im Teufelsmoor' ist ihr erster Kriminalroman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwei Männer sterben in derselben Nacht - im Teufelsmoor verbrennt ein drogensüchtiger Student in einem Auto, ein erfolgreicher Chirurg wird vor seiner Villa überfahren. Hauptkommissarin von Seelenthin übernimmt die Fälle und droht bald in einem Morast aus Hass und Lebenslügen, häuslicher Gewalt und falscher Loyalität zu versinken. Denn auch in der Mordkommission gibt es Irrlichter, die sie auf unsicheres Terrain locken wollen. Zudem gerät die Freifrau privat aus dem Tritt. Dann geschieht ein dritter Mord, und immer noch ist kein Verdächtiger in Sicht ...

Ina Bitter, Jahrgang 1970, studierte Germanistik, Kunst und Kunstgeschichte. Im Anschluss unterrichtete sie als Studienrätin, textete in Werbeagenturen, arbeitete als Journalistin und in einer Kunstgalerie. Zwischenzeitlich schrieb und illustrierte sie zwei Kinderbücher. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren Hunden in Osnabrück. 'Tod im Teufelsmoor' ist ihr erster Kriminalroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256947
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.02.2018
Reihen-Nr.1
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542404
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4. Kapitel

Katharina Struckmann-Jarr beendete ihre frühmorgendliche Joggingrunde durch den Stadtwald und schloss die schwere dunkle Eichenholztür der Jugendstilvilla in der Kulenkampffstraße auf. Die sportliche Mittfünfzigerin kniete sich auf die Schmutzmatte vor der Haustür und schnürte ihre lehmverkrusteten Laufschuhe sorgfältig auf, bevor sie sie zum Auslüften vor der Tür stehen ließ. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, die zugeknoteten Schuhe einfach abzustreifen oder gar mit den schmutzigen Sportschuhen das Haus zu betreten. Struckmann-Jarr genoss als Richterin den Ruf, die Dinge sehr genau zu nehmen. Kompromisse machte sie ungern, vorschnelle Vergleiche gab es bei ihr nicht. Mit koordinierten, ruhigen Bewegungen hängte die eher grobknochige Frau ihre Jacke an die Garderobe, nahm die Zeitung aus dem Briefschlitz und legte sie in der Küche auf dem großen hellen Holztisch ab. Dann stellte sie eine Tasse samt Untertasse, Teelöffel und einen Frühstücksteller dazu. Seit Ulrich, ihr Mann, vor sechs Jahren ums Leben gekommen war, hatte die Richterin für sich die gemeinsame Gewohnheit beibehalten, in Ruhe zu frühstücken und dabei die Zeitung zu lesen. Sie war eben dabei, die Packung mit dem Schnittkäse aus dem Kühlschrank zu holen, als das Telefon im Nebenraum zu klingeln begann. Unwillig schloss sie die Kühlschranktür wieder. Sie mochte keine Überraschungen.

»Struckmann-Jarr hier«, nahm sie das Gespräch mit ihrer ruhigen dunklen Stimme an, dann erhellte sich der Tonfall: »Berenice, guten Morgen! Ich habe gestern schon gesehen, dass duversucht hast, mich zu erreichen, und ich bin noch gar nicht dazu gekommen, zurückzurufen. Aber wir sehen uns ja heute und â¦« Ihre Stimme brach ab und sie lauschte konzentriert, dann runzelte sie die Stirn. »Berenice, du klingst so undeutlich. Wie bitte? Gestürzt, ja«, sagte sie langsam und ihre Hand fasste den Hörer fester. »Aber selbstverständlich komme ich! Ich habe es Philipp versprochen und dabei bleibe ich auch. Notfalls gehe ich mit ihm alleine in den Zoo. Ja, bis später dann.«

Sie legte auf. Ihre Augen wanderten zu dem runden Spiegel, der über einer ausladenden Biedermeierkommode hing. Die Richterin hatte die Zähne so fest aufeinandergepresst, dass ihre Kiefer schmerzten. Sie lockerte die verspannte Kieferpartie bewusst und massierte sie beidseitig mit den Zeige- und Mittelfingern. Ihr Blick fiel auf den gläsernen Bilderrahmen auf der Kommode. Ulrich. Schon der Blick dieser wachen braunen Augen war heilsam, versprach nichts als Güte und Großzügigkeit. Wie anders als sie war ihr Mann gewesen! Wenn eines ihrer Enkelkinder ein neues Wort gelernt hatte, konnte Ulrich sich immer wieder aufs Neue begeistern. Und auch das hundertste Bild mit den immer ähnlichen bunten Krakeleien darauf betrachtete er so aufmerksam und voll Großvaterstolz, dass es sie befremdete. In diesen Momenten hatte sie sich immer ausgeschlossen gefühlt. Sie warf dem geliebten Gesicht einen letzten Blick zu, drehte sich um und ging in die Küche zurück.

Einige Stunden später fuhr Katharina Struckmann-Jarr die bekannte Strecke nach Oberneuland. Während sie auf der breiten, von hohen Bäumen beschatteten Straße fuhr, dachte sie an die protzige Hochzeit ihrer Tochter, die sie hier vor acht Jahren gefeiert hatten. Unwillkürlich fasste sie die Hände fester um das Lenkrad ihres Coupés. Ulrichs Eltern waren mehr als wohlhabend gewesen, dennoch hatten sie damals zu zweit an der Nordsee geheiratet. Kein Pomp, kein Prunk, weder Verwandte noch Freunde hatten sie begleitet, der Tag hatte nur ihnen beiden gehört. Ihr Kleid hatte Ulrich eine halbe Stunde vorher in der Fußgängerzone von Norderney gekauft, Schuhe hatte sie nicht gebraucht. Sie lächelte, als sie an ihn dachte und die leise Melancholie, die sie seit seinem Tod ständig begleitete, meldete sich ziehend in ihrer Brust. Drei Kinder hatten sie bekommen. Berenice, Johannes und Gereon. Alle drei hatten sie mit größtem Engagement gefördert. Nichts war ihnen zu viel gewesen, alles hatten sie ermöglicht. Die Kinder bewegten sich von Anfang an ganz selbstverständlich in exklusiven Restaurants, kannten die mondänsten Urlaubsorte auf der Welt und begegneten Menschen mit jener souveränen Gelassenheit, die man später nicht mehr erlernen kann. Hatten sie hier als Eltern Fehler gemacht? Hätten die Kinder mehr kämpfen müssen, sich durchbeißen sollen? Katharina Struckmann-Jarr schüttelte sich energisch das halblange Haar aus dem Gesicht, als wolle sie die Zweifel vertreiben. Sie seufzte, als sie an ihren Schwiegersohn dachte. Julius Ingstedt. Das Kontrastprogramm: aufgewachsen als Kind einer alleinerziehenden und überforderten Mutter. Der Vater war kurz vor seiner Geburt verschwunden und seine Mutter hatte kurz vor ihrem 40. Geburtstag die Chance ergriffen, einen 30 Jahre älteren Landarzt zu heiraten und sich als Arztfrau zu verwirklichen. Sehr offensichtlich hatten weder bei der Heirat seiner Mutter noch bei Julius Berufswahl altruistische Motive eine Rolle gespielt, ganz im Gegenteil: Mutter und Sohn betrieben ihren gesellschaftlichen Aufstieg offensiv und skrupellos. Angewidert kniff sie die Lippen zusammen, als die kleine dünne Frau mit dem harten Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte. Im Gegensatz zu seiner Mutter war Julius zwar deutlich intelligenter, subtiler war er nicht. Sie bog die Sonnenblende herunter und rief ihrem Spiegelbild ein lautloses Iiih! zu, als sie sich an die erste Begegnung mit ihrem Schwiegersohn erinnerte. Mit einem affektierten Handkuss hatte er sich ihr vorgestellt, und sie hatte ihn vom ersten Moment an widerlich gefunden. Berenice war wie immer gegen alle guten Ratschläge, ja sogar gegen ihre unverhohlenen Drohungen, immun gewesen. Und dann diese Hochzeitsfeier! Julius verwechselte Selbstsicherheit mit Überheblichkeit, Großzügigkeit mit Protzerei. Wie ein kleinbürgerlicher Gatsby war er zwischen all den geladenen Honoratioren der Stadt herumstolziert. Mit einer dünkelhaften Rede hatte er seine wenigen Freunde düpiert und die aus offiziellen gesellschaftlichen Gründen erschienenen Hochzeitsgäste peinlich berührt. Die Bräutigammutter platzte derweil fast vor Stolz auf ihren brillanten Sohn. Wie eine Königin war sie durch das Haus geschritten und hatte den Gästen eine Führung vom Keller bis zum Dachboden aufgenötigt. Während Julius Mutter auf verschiedene Möbel bekannter Designer gezeigt hatte, nannte sie laut und deutlich auch den entsprechenden Kaufpreis dazu. Mit zu viel und in zu kurzer Zeit genossenem Champagner machte sie die Gäste auf Originale von Miró und Chagall aufmerksam, wobei sie bei Miró die Betonung auf die erste Silbe legte und bei Degas die letzte Silbe aussprach wie Gas. Heiße Luft, ganz buchstäblich. Bei dem Gedanken an diese denkwürdige Veranstaltung lächelte sie traurig. Damals auf der Fahrt zurück nach Hause hatten sie derart lachen müssen, dass Ulrich sich verschluckte und bei dem Versuch, am Straßenrand zu halten, einen Kilometerstein rammte. Dieser Kilometerstein hatte die Wagentür so unglücklich getroffen, dass der Wagen abgeschleppt werden musste. Über dieses unrühmliche Ende einer Dienstfahrt hatten sie sich im Taxi noch weiter amüsiert. Julius Mutter hatten sie nur zur Taufe Philipps noch einmal gesehen und darüber hinaus jeden Kontaktversuch erfolgreich abgewehrt. Zwei Jahre nach Ulrichs Tod war auch sie dann an einem Herzinfarkt verstorben. Sie seufzte. Wie viel Zeit seit diesem Tag vergangen war! Die Richterin drosselte die Geschwindigkeit, setzte den Blinker und bog in eine kleine gewundene Stichstraße ein. Schon kurz nach Philipps Taufe begannen sich die unerklärlichen Unfälle von Berenice zu häufen. Sie war ausgerutscht und mit dem Kopf an die Türzarge geschlagen, hatte die Stufe zur Terrasse übersehen, war aus dem Bett gefallen und mit der Schulter gegen den Nachttisch geprallt, die offenstehende Schranktür übersehen und so weiter und so fort. Und nun war sie also wieder einmal unglücklich gestürzt. Der Wendehammer kam in Sicht, die Richterin setzte abermals den Blinker und bog ein. Als sie die mit Blaubasalt gepflasterte Einfahrt hinauffuhr, zog sich ihr Magen krampfhaft zusammen. Mit einem Stirnrunzeln stoppte sie den Wagen und schnallte sich ab. Als sie den Schlüssel abzog und aus dem Wagen stieg, fiel ihr Blick auf die Haustür der modernen Villa. In die gläsernen Elemente der zweiflügeligen Tür waren die verschlungenen Initialen des Ehepaares eingeätzt worden. Einen Halbkreis darunter bildete der Familienname in handtellergroßen Versalien. Zwei überdimensionierte Äskulapstäbe rechts und links des Namens gaben dem Besucher einen wenig subtilen Hinweis auf den Berufsstand des Hausherrn und auf dessen übergroßes Ego. Die Krönung war dann der bronzene Türklopfer in Form eines Schlangenkopfes, der auf dem hölzernen Seitenteil der Tür angebracht war. Das Hochzeitsgeschenk von Julius Mutter war derart neureich und geschmacklos, dass Katharina Struckmann-Jarr jedes Mal die Luft wegblieb, wenn sie es bewusst betrachtete. Berenice musste wirklich sehr verliebt gewesen sein, buchstäblich blind vor Liebe! Plötzlich öffnete sich die in Glas und Holz manifestierte Geschmacklosigkeit, und der Hausherr trat ihr entgegen. Er stellte sich so in die Haustür, dass er den Weg ins Haus versperrte.

»Katharina, guten Tag«, begrüßte er seine Schwiegermutter förmlich.

Diese nickte ihm zu, kein Lächeln. »Julius.« Der Schwiegersohn ließ seine Autoschlüssel auf eine Art und Weise durch die rechte Hand gleiten, die sie an Drohgebärden von Vorstadtrockern in schlechten Filmen erinnerte. Er zog die Brauen hoch und verzog die Lippen zu einem ironischen kleinen Lächeln. Nach einer unangenehm langen Pause sagte Julius in einem Tonfall, der das...

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Autor

Ina Bitter, Jahrgang 1970, studierte Germanistik, Kunst und Kunstgeschichte. Im Anschluss unterrichtete sie als Studienrätin, textete in Werbeagenturen, arbeitete als Journalistin und in einer Kunstgalerie. Zwischenzeitlich schrieb und illustrierte sie zwei Kinderbücher. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren Hunden in Osnabrück. "Tod im Teufelsmoor" ist ihr erster Kriminalroman.
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