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Verwandelte Blicke

E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
432 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am14.11.20111. Auflage
Seit Jahrhunderten prägen Bilder gesellschaftliche Vorstellungen von Religion - auch in den vergangenen 50 Jahren. Anhand einer enormen Bandbreite an Fotos und Filmen belegt Benjamin Städter, dass massenmediale Bilder den sich wandelnden Blick auf Kirche und Religion nicht nur spiegelten: Sie prägten ihn entscheidend mit. Indem etwa Religiosität zunehmend als individuell erfahrbare Gottessuche in Szene gesetzt wurde, war sie nicht mehr exklusiv an den kirchlichen Ritus gebunden. Über diesen Zugang einer »visual history« eröffnet der Band neue Perspektiven auf das Verhältnis der bundesdeutschen Gesellschaft zu Kirche und Religion.

Benjamin Städter, Dr. phil., Studienrat am St. Ursula Gymnasium in Dorsten, promovierte am Historischen Institut der Universität Gießen.
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Produkt

KlappentextSeit Jahrhunderten prägen Bilder gesellschaftliche Vorstellungen von Religion - auch in den vergangenen 50 Jahren. Anhand einer enormen Bandbreite an Fotos und Filmen belegt Benjamin Städter, dass massenmediale Bilder den sich wandelnden Blick auf Kirche und Religion nicht nur spiegelten: Sie prägten ihn entscheidend mit. Indem etwa Religiosität zunehmend als individuell erfahrbare Gottessuche in Szene gesetzt wurde, war sie nicht mehr exklusiv an den kirchlichen Ritus gebunden. Über diesen Zugang einer »visual history« eröffnet der Band neue Perspektiven auf das Verhältnis der bundesdeutschen Gesellschaft zu Kirche und Religion.

Benjamin Städter, Dr. phil., Studienrat am St. Ursula Gymnasium in Dorsten, promovierte am Historischen Institut der Universität Gießen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783593412429
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis1 - PDF Watermark
FormatE107
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum14.11.2011
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.60
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Illustrationen77 sw-Abbildungen
Artikel-Nr.2752918
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Inhalt1. Einleitung71.1 Bilder und Zeitgeschichte71.2 Bilder und die Transformation von Religion und Kirche in der frühen Bundesrepublik121.3 Ansatz, Methoden und Quellen201.4 Aufbau der Arbeit 262. Traditionelle Kirchlichkeit als Fixpunkt: Christliche Religionin den Bildern des Nachkriegsjahrzehnts302.1 Trümmerfotografien zwischen religiöser Rückbesinnung und gesellschaftlicher Selbstvergewisserung302.2 Der Papst als Protagonist: Fotografische und filmische Darstellungen Pius XII.552.3 Zweifler - Sakramentsverwalter - traditionelle Autoritätsperson:Das Bild des Geistlichen in den fünfziger Jahren852.4 Bildliche Darstellungen religiöser Mythen zwischen visuellerEvidenz und historischer Beglaubigung1052.5 Der Blick auf das Fremde: Außereuropäische Religion zwischen Faszination und Kolonialismus1473. Die visuelle Diskussion um die Vereinbarkeit von kirchlicher Religiosität und einer sich liberalisierenden Gesellschaft1643.1 Geschäftlicher Erfolg und generationeller Wandel: Bundesdeutscher Bildjournalismus auf dem Weg in diesechziger Jahre1643.2 "Gott in Deutschland" - Die visuelle Vermessung des religiösen Spektrums in der Illustriertenpresse1713.3 Der fotoästhetische Gegenentwurf: Spuren des Religiösen im Fotomagazin magnum1983.4 Religion als anthropologische Konstante: Die Darstellung religiöser Sujets in den großen Fotoausstellungen2173.5 Kirche als Gegenort der modernen Gesellschaft: Kirche und Religion als Thema im Neuen Deutschen Film2433.6 Bruch oder Kontinuität? Die Bilder von Johannes XXIII.und dem Zweiten Vatikanischen Konzil2643.7 Vom austauschbaren Verwalter kirchlicher Sakramente zum entformalisierten Individuum: Visuelle Fremd- und Selbstinszenierungen des Geistlichen in den sechziger Jahren2964. Auf der Suche nach der Alternative zur traditionellen Kirchlichkeit3164.1 Paul VI. als Persiflage: Die satirische Desavouierung des Kirchenoberhaupts3164.2 Die Pluralisierung von Gottes- und Religionsbildern in den sechziger Jahren3474.3 Charismatische Religiosität als Alternative zur traditionellen Kirchlichkeit3685. Fazit3855.1 Felder des visuellen Wandels3855.2 Öffentliche Bilder von Kirche und Religion im Spannungsfeld von religiöser Transformation und den Veränderungen in derbundesdeutschen Medienlandschaft390Dank393Literatur und Quellen395Abbildungen421Personen- und Sachregister425mehr
Leseprobe
1. Einleitung 1.1 Bilder und Zeitgeschichte Die konsequente Hinwendung der Geschichtswissenschaft zu Bildern, die unter dem Begriff der Visual History zusammengeführt wird , lässt sich in einem doppelten Sinne verstehen. Zum einen geht es um den Wandel der Themen und Quellenkorpora historischer Forschung. Darüber hinaus beinhaltet die Idee einer Visual History aber auch einen Wandel in den Arbeits- und Präsentationsformen, derer sich Historiker bedienen, um ihre Fragestellungen, Thesen und Erkenntnisse der Öffentlichkeit vorzustellen. Historiker entdecken Bilder somit vermehrt auch als Medium, um an ihnen die kulturhistorische Forschung zu exemplifizieren und geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse einem breiteren als dem universitärakademischen Publikum zu präsentieren. Gerade im Bereich der Zeitgeschichte kamen in den letzten Jahren zahlreiche sich an eine breite Leserschaft richtende Publikationen auf den Markt, die Bildanalysen als Vehikel nutzen, um an ihnen Vergangenheit zu analysieren. Neu an diesen visuellen Geschichtsschreibungen ist im Gegensatz zu den klassischen Katalogen zeithistorischer Ausstellungen die Emanzipation des Bildes von seinem vormaligen Status als reines Illustrationsobjekt. Fotografien, Plakate und Flugblätter illustrieren in einzelnen Beiträgen keine Geschichte, an ihnen entspannt sich vielmehr eine Kulturgeschichtsschreibung, die über die kunstgeschichtlich geprägte bildimmanente Analyse hinausgeht und die Bilder auf der Grundlage ihrer Verwendungszusammenhänge und historischen Bedingtheiten analysiert. Dabei greifen die Autoren zumeist auf ein kleines Spektrum von Bildern zurück, das einer breiten Öffentlichkeit ikonenhaft für ganz konkrete historischer Formationen bekannt ist. Angestoßen wurde dieser Umgang mit Bildern als Kommunikationsvehikel wissenschaftlicher Erkenntnisse in den öffentlichen Raum nicht zuletzt durch die Einsicht, dass gerade visuelle Quellen der Vergangenheit in der Öffentlichkeit eine durchschlagende Wirkmacht entfalten können. Als Paradebeispiel kann hierfür die so genannte Wehrmachtsaustellung gelten, die in zwei Versionen zwischen 1995 und 2004 als Wanderausstellung in der Bundesrepublik eine emotionsgeladene Debatte über die Rolle der Wehrmacht bei den Kriegsverbrechen und Genoziden des Zweiten Weltkriegs auslösen konnte. Die Wehrmachtsausstellung verdeutlichte zum einen die Notwendigkeit einer vermehrten und methodisch geschärften Auseinandersetzung der Geschichtswissenschaft mit Bildern. Zum anderen konnte sie zeigen, wie kontrovers visuelle Quellen in einer breiten öffentlichen Debatte diskutiert wurden. Historikern wurde es von der massenmedialen Öffentlichkeit abverlangt, zu einer den universitären Bereich überschreitenden Kontroverse Stellung zu nehmen. Die Diskussion um die Wehrmachtsausstellung fiel parallel zu den ersten programmatischen Entwürfen einer Visual History die, wie bereits erwähnt, sich nicht nur der Präsentation historischer Forschung durch Visualia widmet, sondern zuallererst einen spezifisch geschichtswissenschaftlichen (und dabei zumeist zeithistorischen) Umgang mit der Quellengruppe Bilder zu umreißen sucht. Der Umgang mit visuellen Quellen lässt sich traditionell dem Terrain der Kunstgeschichte zuordnen. Deren klassischer Zugang unterscheidet sich von den Fragestellungen der Kulturwissenschaften wie auch der zeithistorischen Forschung am augenscheinlichsten in der Gewichtung bildimmanenter Analysen. Die mit den Namen Gottfried Boehm , Horst Bredekamp und Hans Belting verbundene Erweiterung kunsthistorischer Forschung hin zu einer kulturwissenschaftlich geprägten Bildwissenschaft konnte in den vergangenen zehn Jahren entscheidenden Einfluss auch auf die zeithistorische Analyse visueller Quellen nehmen. Wesentlicher Fixpunkt der Bildwissenschaften ist ihre Anlehnung an die angloamerikanischen Visual Studies als Subdisziplin der Cultural Studies. Ausgehend von den Arbeiten des US-amerikanischen Anglisten und Kulturwissenschaftlers William J. T. Mitchell gehen sowohl die Visual Studies als auch die Bildwissenschaften von der Prämisse aus, dass kulturelle Entwicklungen zunehmend von Viusalia konstituiert, beeinflusst und geordnet werden und somit auch an ihnen ablesbar sind. Nach Mitchell, der mit seinen Arbeiten zur Bildtheorie die theoretischen Überlegungen eines pictorial turn oder später iconic turn anstieß, dominieren in modernen Kulturen kommunikative Konventionen und Codes, die einem nichtlinguistischen, also einem bildlichen Zeichensystem unterliegen. Dem linguistic turn müsse in den Kulturwissenschaften demzufolge ein pictorial turn folgen, um einerseits eine global gültige Kritik und andererseits maßgebliche Methoden zur Analyse dieser visuellen Kultur zu entwickeln. In ihren Arbeiten zu solch einer Kritik der modernen visuellen Kultur untersuchen die Bildwissenschaften und Visual Studies Bilder nicht nur als trägergebundene Quellen. Sie nutzen diese vielmehr auch als Ausgangspunkte für ein breiteres Untersuchungsfeld, das etwa kulturell formierte Gewohnheiten des Sehens oder die Bedeutung des Visuellen zur Herausbildung von Identitäten einschließt. Auch wenn die interdisziplinäre Bildwissenschaft gerade innerhalb der Mentalitätsgeschichte zu einem wichtigen Referenzpunkt der Visual History wurde und Zeithistoriker den Theoriestreit um die Gretchenfrage 'Was ist ein Bild?' mit Interesse verfolgten und rezipierten, trugen sie kaum Ansätze zu dieser (kunstgeschichtlichen) Theoriedebatte bei. Neben der Rezeption der Bildwissenschaft lässt sich gerade in den Einführungswerken, die einen explizit geschichtswissenschaftlichen Umgang mit visuellen Quellen vorstellen und diskutieren, ein gezielter Rückgriff auf die Traditionen innerhalb der eigenen Disziplin beobachten. Geschichtswissenschaftliche Fragestellungen an Bilder waren hier ursprünglich Fragen an Bilder als trägergebundene Quellen. Gerade in den Subdisziplinen, denen es an schriftlichen Quellen mangelt (neben der Geschichte des Altertums können hier auch die Mediävistik und die Frühe Neuzeit genannt werden), kann die Analyse von Bildern als realienkundliche Untersuchung auf eine lange Tradition verweisen. Diese historische Bildkunde wurde in den achtziger und neunziger Jahren um Methoden erweitert, die zumeist auf die Arbeitstechniken der Kunstgeschichte, und hier insbesondere die von Erwin Panofsky entworfene ikonologische Analyse, zurückgreifen. Als 'Historische Bildforschung' bezeichnete Jens Jäger den geschichtswissenschaftlichen Umgang mit visuellen Quellen, der die bereits bestehenden Ansätze um diejenigen der Kulturgeschichte erweiterte. Zum entscheidenden Gegenstand für eine geschichtswissenschaftliche Analyse von Bildern gerieten nun die Diskurse, die sich auf der Folie bildlicher Darstellungen entspannten. Grundlegend hierfür ist die auch für spätere Arbeiten der Visual History wesentliche Annahme, dass sich die Bedeutung der Bilder vornehmlich in deren diskursiver Rahmung (also dem öffentlichen Sprechen und Schreiben über die Bilder) konstituiert. Diese sich in der diskursiven Rahmung etablierenden Lesarten der Bilder sind wiederum einem historischen Wandel unterworfen. In verschiedenen geschichtlichen und kulturellen Formationen kann ein und dasselbe Bild gänzlich unterschiedlich gedeutet, verstanden und genutzt werden. Glasenapp folgerte daraus, dass es bei der Beschäftigung mit Bildern immer um eine 'kontextsensitive Annäherung' gehen müsse, welche die 'Bedeutung eines Fotos allererst in seinem Gebrauch' ausmache. Noch einmal erweitert wurden diese ersten Ansätze einer kultur-historischen Annäherung an visuelle Quellen durch mentalitätsgeschichtliche Arbeiten, welche die Reduzierung visueller Quellen auf trägergebundene Bilder aufgaben. In seinem Plädoyer für eine historische Bildwissenschaft als Repräsentationsgeschichte forderte etwa Habbo Knoch 2005 eine Erweiterung des Bildbegriffes auch für die historische Analyse um 'sinnesgebundene Bilder' (also etwa Träume und Vorstellungen) und 'kontextgebundene Bilder', worunter er etwa sprachlich gefasste Bilder verstand. Materielle Bilder sollten hier also nur Ausgangspunkte für Untersuchungen bilden, die sich in ihrer Analyse an die Arbeiten der kulturwissenschaftlichen Visual Studies anlehnten. Gerade im Zuge zahlreicher Forschungen, die sich an den von Aleida und Jan Assman entwickelten Themenkomplexen eines 'kulturellen Gedächtnisses' und der 'Erinnerungskulturen' orientierten , konnte dieser Ansatz von Knoch und anderen einen gewichtigen Beitrag für die geschichts-wissenschaftliche Debatte leisten. Am Beispiel der visuellen Erinnerung an den Nationalsozialismus konnte etwa gezeigt werden, dass Bilder als 'Traditionsmotoren' einen entscheidenden Beitrag innerhalb des öffentlichen und auch privaten Umgangs mit der deutschen Vergangenheit leisteten. 'Für kollektive wie individuelle Geschichte gilt [...]', resümierte Harald Welzer bereits 1995 in seiner Studie über die prägende Kraft nationalsozialistischer Ästhetik, 'daß eine Erinnerung ohne Anschauung konturenlos und abstrakt bleibt [...]. Das Gedächtnis braucht Bilder, an die sich die Geschichte als eine erinnernde und erzählbare knüpft.' Wiederum angestoßen von Überlegungen aus der Kunstgeschichte plädierte Gerhard Paul jüngst dafür, eine Visual History auf die Analyse von Bildakten zu erweitern. In den Vordergrund stellt der Flensburger Historiker unter Rückgriff auf Horst Bredekamp , dabei die Analyse der gesellschaftlichen Prägekräfte visueller Quellen. Bilder können, so die Hypothese, Geschichte selbst generieren, indem sie bei ihrem Betrachter emotionale und auch körperliche Reaktionen hervorrufen. Als sinnfällige Beispiele nennt Paul etwa die Exekutionen während des Irak-Kriegs, die weniger die Tötung eines feindlichen Kombattanten bezweckten als vielmehr die Produktion eines Bildaktes, der mittels moderner Medien eine weltweite Öffentlichkeit erreichen kann. Pauls Plädoyer für eine historiografische Bildakt-Forschung fokussiert den Blick des Historikers also verstärkt auf die Verwendungs- und Rezeptionszusammenhänge visueller Quellen, um an ihrer Analyse die genuine Wirkmacht von Bildern ablesen zu können.mehr