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Giftiges Grün

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Schöffling & Co.erschienen am12.03.2013
'Linas Onkel ist als vermeintlich armer Mann gestorben. Doch dann stellt sich heraus, dass er ihr und zwei weiteren Erben eine Aufgabe hinterlassen hat und demjenigen ein kleines Vermögen, der einen Fall lösen kann, der dreißig Jahre zuvor das Leben des Onkels aus der Bahn geworfen hat. Gleich drei Amateurdetektive suchen den Schauplatz des mutmaßlichen Verbrechens, die Villa Buchfinkenschlag. Als Lina das verwüstete Haus in einem verwilderten Park findet, begegnet sie dem ehemaligen Gärtner Johann, einem attraktiven, aber undurchsichtigen Mann mit einer Vorliebe für schöne, giftige Pflanzen. Ausgerechnet er muss Lina zu Hilfe kommen, als sie sich vertrauensselig in Gefahr bringt.In ihrem Gartenkrimi spielt Elsemarie Maletzke mit den Versatzstücken des klassischen 'Whodunit', mit schusseligen Zeugen, falschen Verdächtigen, voreiligen Schlüssen und natürlich der Frage, ob der Gärtner der Mörder ist.'

Elsemarie Maletzke wurde 1947 in Oberhessen geboren. Sie hat Reisebu?cher, Romane sowie hochgelobte Biografien u?ber Klassikerinnen der englischen Literatur verfasst. 2009 erhielt sie zusammen mit Christian Golusda und Andreas Maier den Robert-Gernhardt-Preis. Zuletzt wurde sie 2023 mit dem Ben Witter Preis ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin in Frankfurt am Main und ist die Herausgeberin des Literarischen Reise- und Gartenkalenders.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,00
HörbuchCompact Disc
EUR16,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext'Linas Onkel ist als vermeintlich armer Mann gestorben. Doch dann stellt sich heraus, dass er ihr und zwei weiteren Erben eine Aufgabe hinterlassen hat und demjenigen ein kleines Vermögen, der einen Fall lösen kann, der dreißig Jahre zuvor das Leben des Onkels aus der Bahn geworfen hat. Gleich drei Amateurdetektive suchen den Schauplatz des mutmaßlichen Verbrechens, die Villa Buchfinkenschlag. Als Lina das verwüstete Haus in einem verwilderten Park findet, begegnet sie dem ehemaligen Gärtner Johann, einem attraktiven, aber undurchsichtigen Mann mit einer Vorliebe für schöne, giftige Pflanzen. Ausgerechnet er muss Lina zu Hilfe kommen, als sie sich vertrauensselig in Gefahr bringt.In ihrem Gartenkrimi spielt Elsemarie Maletzke mit den Versatzstücken des klassischen 'Whodunit', mit schusseligen Zeugen, falschen Verdächtigen, voreiligen Schlüssen und natürlich der Frage, ob der Gärtner der Mörder ist.'

Elsemarie Maletzke wurde 1947 in Oberhessen geboren. Sie hat Reisebu?cher, Romane sowie hochgelobte Biografien u?ber Klassikerinnen der englischen Literatur verfasst. 2009 erhielt sie zusammen mit Christian Golusda und Andreas Maier den Robert-Gernhardt-Preis. Zuletzt wurde sie 2023 mit dem Ben Witter Preis ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin in Frankfurt am Main und ist die Herausgeberin des Literarischen Reise- und Gartenkalenders.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783895618598
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum12.03.2013
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3516 Kbytes
Artikel-Nr.2758970
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Am Montagmorgen stieg er, gefolgt von Plüschko, die drei Stufen zum Antiquariat Weil & Co. hinauf. Sein Vormieter war ein Verlag, der Globen und wandflächendeckende Landkarten für Schulen hergestellt hatte, entsprechend großrahmig war das Ambiente mit hohen Fenstern und gusseisernen Säulen, die eine Stuckdecke trugen. Nach der Pleite des Verlags hatte der Hausbesitzer keinen passenden Nachmieter gefunden und die Räume geteilt. Neben dem Antiquariat Weil & Co. war eine Eisdiele eingezogen, deren Besitzer einen erstklassigen Espresso braute. Karl war dort Stammgast.

Er hatte die Bücher aus Onkel Heinrichs Buffet noch nicht sortiert und ging als Erstes die Stapel durch. Der größte Teil würde ins moderne Antiquariat und in die Kisten vor dem Schaufenster wandern. Für Tante Tilly suchte er Bände über Venedig, die Alpen, Paris und ein paar Anthologien aus, legte aus eigenen Beständen Darwins Fahrt mit der Beagle, Flemings Tataren-Nachrichten und eine schön illustrierte Dünndruckausgabe von Gullivers Reisen obendrauf und packte sie in einen Karton.

Dann zog er seine weißen Baumwollhandschuhe an, um die Kupferstiche, Lonicerus´ Kreuter-Buch und Chaumetons Flore médicale zu begutachten. Die wertvollen Originalkupfer aus dem Hortus Eystettensis wollte er rahmen lassen. Entgegen seiner ersten Regung musste er sich nicht lange dazu überreden, seiner Mutter keinen davon zu schenken. War sie mit ihrem Schwager Heinrich hinreichend vertraut gewesen, um ein Erinnerungsstück zu verdienen? Wüsste sie die Rarität zu schätzen? Hatte sie überhaupt Platz an ihren Wänden, die voll mit den eigenen Werken hingen? Dreimal nein. Obwohl auch Karl mit seinem Onkel nicht hinreichend vertraut gewesen war, fühlte er, dass er die Blumen des Hortus Eystettensis vollkommen verdient hatte.

Aus den Botanikbüchern entfernte er die vergilbten Blätter eines alten Abrisskalenders, deren Ränder mit unleserlicher Krakelschrift bedeckt waren und offenbar als Lesezeichen gedient hatten, und wendete vorsichtig die Seiten auf der Suche nach einer besonders schönen Illustration um. Er fand den kolorierten Holzschnitt eines gefleckten Aronstabs und den Kupferstich einer Engelstrompete. Doppelseitig aufgeschlagen bettet er die Bände auf Präsentierstützen, befestigte sie mit Messingriegeln in Form winziger Hände und rückte sie in die erste Reihe der Vitrine. Dann schrieb er mit dem Füllfederhalter die Preisschildchen - für das Kreuter-Buch 2.500,- Euro, für den Chaumeton 980,- Euro - und stellte sie gefaltet daneben.

Dies getan, schaltete Karl seinen Computer ein und gab in der Suchmaschine die Namen Poussé und Lembach ein. Obwohl er das Internet für seine Geschwätzigkeit verachtete und schnell herausgefunden hatte, dass er, wenn er beim Zocken schon Geld verlor, dies lieber im Angesicht eines Rests von Menschlichkeit tat als nachts allein vor seinem Bildschirm in einem virtuellen Casino, überraschten ihn die Fähigkeiten des Mediums, die gerade jenem peinlichen Mitteilungsbedürfnis geschuldet waren, immer wieder aufs Neue. So war er bald auf die Website einer Sekte namens Freunde Jesu vorgedrungen, denen eine Sophie de Poussé Ende der neunziger Jahre in Lembach ein Anwesen vererbt hatte. Die Kontaktseite verzeichnete neben dem Büro der Sekte auch die Telefonnummer eines Catulle de Poussé. Das musste Sophies Ehemann sein, der Bruder von Rose mit dem Vornamen eines römischen Dichters. Hatte der Witwer diese Leute bei sich aufgenommen? Im Haus seiner Frau?

Karl wählte die Nummer und bekam einen Freund Jesu an den Apparat, der in gebrochenem Deutsch aber sehr genau nach seinem Begehr fragte. Karl stellte sich als Neffe vor, der sich in der Familienforschung betätigte, und erfuhr, dass sich Catulle de Poussé auf seinem täglichen Spaziergang befinde, genauer, dass ihn eine Freundin Jesu in seinem Rollstuhl durch Lembach schiebe.

Ob Monsieur sonst wohlauf sei und in der Lage, seinen Neffen zu empfangen? Karl hörte gedämpfte Stimmen, vermutlich eine kleine Konferenz, dann übernahm ein energisch Deutsch sprechender Mann den Hörer, der sich nicht vorstellte und Karl musste dasselbe noch einmal erzählen, ehe ihm eine Besuchserlaubnis erteilt wurde.

»Du kannst morgen kommen«, sagte der Mann. Wir sehen dich danach auch gerne bei der Abendandacht.«

»Sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Karl. »Ich bin dabei.«

Der Bauernhof, den Sophie de Poussé den Freunden Jesu vermacht hatte, lag in der Ortsmitte von Lembach, ein Fachwerkhaus und eine Reihe Wirtschaftsgebäude, die im Karree einen gepflasterten Hof umgaben. Nichts wies auf eine gesteigerte Spiritualität hin. Auf den Fensterbänken standen Kästen mit roten Geranien und über den steinernen Torbogen zur Straße rankte sich ein Weinstock wie bei jedem anständigen Haus in dieser Gegend. Karl wies seinen Gesellschafter an, im Wagen zu bleiben. Plüschko zeichnete sich nicht durch Tapferkeit vor anderen Tieren aus und Karl war nach dem Telefongespräch vom Vortag auf einen bissigen Köter gefasst.

»Ich besuche einen Catull«, erklärte er dem Hund. »Mal sehen, ob er auch ein Epikureer und ein Mann von Geist ist. Nur keine Bange, ich bin zurück, ehe sie anfangen zu beten.« Doch alles blieb ruhig, als er über den Hof ging, der hell in der Sonne lag. Es gab keinen Köter und überhaupt keine fremden Tiere. Die Ställe schienen leer, das Scheunentor stand offen. Neben der Eingangstür hing ein Klingelzug, der, als er ihn betätigte, tief im Haus ein Glockenspiel bimmeln ließ: Herbei, o ihr Gläubigen. An den ungläubigen Karl war die Einladung verschwendet. Er kannte das Lied nicht.

Dass die Sekte die alte Tür mit ihren Schnitzereien und Beschlägen an ihrem Platz gelassen hatte, überraschte ihn angenehm. Auch die Freundin Jesu, die sie öffnete, war schön und gediegen anzusehen, eine kräftige Frau in Bluse und Latzhose und mit einem bunten Kopftuch, das sie wie ein Pirat und nicht wie eine Büßerin gebunden hatte. Er stellte sich vor; sie hatte ihn erwartet.

»Ich bin Magdalen«, sagte sie. Natürlich, dachte Karl, wer denn sonst? Ob die Freundschaft mit Jesus wohl noch andere Männer neben ihm zuließ? Er folgte ihr durch das Haus, das seinen alten Bauernhofgeruch nach Stroh, saurer Milch und kalten Steinfliesen ausatmete, und schaute ihr dabei auf den Hintern. Karl glaubte, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen nicht nur im Gesicht abbildete, sondern erst nach einem zweiten Blick auf seine Kehrseite vollständig offenbarte, und er hatte sich selten in einem verzagten oder verkniffenen, einem feigen, stolzen oder prahlerischen Hintern getäuscht. Magdalens Paar Backen nannte er im Stillen wohlgemut. Er nahm ihr Rollen und Hüpfen als ein gutes Omen für seinen Besuch.

»Catulle kann sich nicht an dich erinnern«, sagte sie über die Schulter. »In welchem Verhältnis stehst du zu ihm?« Ihr Deutsch hatte einen alemannischen Zungenschlag.

»Seine Schwester ist eine Tante von mir, eine angeheiratete.«

»Ah, Catulle hat eine Schwester? Davon hat er nie gesprochen.« Sie wandte sich brüsk zu ihm um. »Du bist doch nicht etwa ein Zeitungsreporter?!«

»Ich? Gott bewahre! Ich bin Buchhändler.«

»Führe den Namen Gottes nicht leichtfertig im Mund«, ermahnte sie ihn freundlich. »Ich bin noch ein Weilchen im Zimmer, wenn du mit ihm sprichst. Wir wollen doch beide keine Missverständnisse. Bleib nicht zu lange. Du musst laut sprechen und darfst ihn nicht aufregen. Unser Freund Catulle ist manchmal arg zornmütig.«

»Verstehe. Ist er euer Hausherr oder euer Untermieter oder euer Gast?«

»Er ist ein Mitglied unserer Gemeinschaft.« Damit öffnete sie die Tür zu einem Zimmer, aus dem ihm ein Geruch wie aus stockfleckigen Büchern entgegenwehte. Die Wände waren bis zur halben Höhe getäfelt, die Decke hing tief. Eine viel zu große, dunkle Anrichte, ein Tisch und sechs Stühle mit gerader Lehne standen im Zimmer. Die Tischdecke sah aus, als hätte sie jemand vor zehn Jahren gerade gezupft und sei dann gestorben. Trotz der Sonne, die durch die Scheiben fiel, war es kalt. Nach der Erscheinung Magdalens hatte sich Karl die gute Stube der Freunde Jesu etwas einladender vorgestellt.

Am Fenster saß ein alter Mann im Rollstuhl und blickte ihm misstrauisch entgegen. Er musste früher sehr groß gewesen sein, inzwischen war alles an ihm nur noch lang; das Kinn, die Nase, die Ohren und der linke Fuß, der in einem schwarz und braun karierten Hausschuh steckte, der mit einer Schnalle geschlossen war. So was gibt´s noch, dachte Karl.

»Hier kommt dein Besuch, Freund Catulle«, sagte Magdalen laut, »dein Neffe Karl.«

»Ich kenne keinen Neffen Karl«, sagte der alte Mann, »verschwinden Sie!«

»Darf ich mich setzen?«, fragte Karl, »dann kann ich das besser erklären.« Magdalen zog einen Stuhl heran und blieb hinter ihm stehen, als er Platz genommen hatte.

»Sprechen Sie kein Französisch?«

»Je suis désolé«, lächelte Karl. Es zog nicht. Der andere schwieg und starrte ihn feindselig an. So viel zum Epikureer, dachte Karl. »Ich bin ein Neffe von Heinrich Weil, Herr de Poussé, dem Mann Ihrer Schwester Rose. Die beiden haben zusammen in der Villa Buchfinkenschlag gelebt.«

»Scheiß auf Buchfinkenschlag«, sagte de Poussé.

»Freund Catulle!«, kam die mahnende Stimme aus dem Hintergrund.

»Was ist damit?«

Karl setzte zu seiner langatmigen Erzählung an, von der er nicht wusste, ob sie verstanden würde. Onkel Heinrichs Testament, das Sonnenwendfest, Marions Tod im Schwimmbecken, der...


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Autor

"Elsemarie Maletzke wurde 1947 in Oberhessen geboren und wuchs in Bad Kreuznach auf. 1968 begann sie in der Redaktion der Satire-Zeitschrift "Pardon" zu arbeiten. 1974 ging sie als Deutschlehrerin nach Irland. Zurück in Deutschland arbeitete sie zunächst als Redakteurin bei der "Titanic" und später im "Pflasterstrand".Anfang der 80er Jahre erschienen die ersten Reiseführer über Irland und Dublin sowie später ihre großen Biographien. Elsemarie Maletzke lebt und arbeitet als Reisejournalistin und Autorin in Frankfurt am Main."

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt