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Magnolienmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Schöffling & Co.erschienen am03.03.20201. Auflage
Simon Jankowskis schwacher Punkt sind seine geliebten Magnolien. Um sie zu retten, lässt er sich auf einen gefährlichen Handel mit einem Erpresser ein. Denn Simon hat mehr als seinen Ruf und seinen Job zu verlieren. Der angesehene Wissenschaftler am Arboretum im polnischen Kórnik schmuggelt seltene und streng geschützte Pflanzen außer Landes.Als ihm ein Kollege auf die Schliche kommt und droht, ihn auffliegen zu lassen und die Magnolien im Arboretum zu vernichten, ist Simon bereit, als Kurier ein geheimnisvolles Päckchen nach Frankfurt mitzunehmen und es dort auf dem alten jüdischen Friedhof zu deponieren. Er nutzt einen Forschungsauftrag, um sich bei Elinor Sander einzumieten, von deren Garten er Zugang zum Friedhof hat. Doch die Übergabe scheitert; das Päckchen geht verloren. Als Elinor es findet, ist Simon dem Tod nah und Elinor wird zur Gejagten.In ihrem zweiten Gartenkrimi schreibt Elsemarie Maletzke spannend und mit gewohnt elegantem Schwung über einen höflichen Magnolienexperten und eine spröde Gärtnerin, die ein fremdes Verbrechen zusammenführt.

Elsemarie Maletzke wurde 1947 in Oberhessen geboren. Sie hat Reisebu?cher, Romane sowie hochgelobte Biografien u?ber Klassikerinnen der englischen Literatur verfasst. 2009 erhielt sie zusammen mit Christian Golusda und Andreas Maier den Robert-Gernhardt-Preis. Zuletzt wurde sie 2023 mit dem Ben Witter Preis ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin in Frankfurt am Main und ist die Herausgeberin des Literarischen Reise- und Gartenkalenders.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextSimon Jankowskis schwacher Punkt sind seine geliebten Magnolien. Um sie zu retten, lässt er sich auf einen gefährlichen Handel mit einem Erpresser ein. Denn Simon hat mehr als seinen Ruf und seinen Job zu verlieren. Der angesehene Wissenschaftler am Arboretum im polnischen Kórnik schmuggelt seltene und streng geschützte Pflanzen außer Landes.Als ihm ein Kollege auf die Schliche kommt und droht, ihn auffliegen zu lassen und die Magnolien im Arboretum zu vernichten, ist Simon bereit, als Kurier ein geheimnisvolles Päckchen nach Frankfurt mitzunehmen und es dort auf dem alten jüdischen Friedhof zu deponieren. Er nutzt einen Forschungsauftrag, um sich bei Elinor Sander einzumieten, von deren Garten er Zugang zum Friedhof hat. Doch die Übergabe scheitert; das Päckchen geht verloren. Als Elinor es findet, ist Simon dem Tod nah und Elinor wird zur Gejagten.In ihrem zweiten Gartenkrimi schreibt Elsemarie Maletzke spannend und mit gewohnt elegantem Schwung über einen höflichen Magnolienexperten und eine spröde Gärtnerin, die ein fremdes Verbrechen zusammenführt.

Elsemarie Maletzke wurde 1947 in Oberhessen geboren. Sie hat Reisebu?cher, Romane sowie hochgelobte Biografien u?ber Klassikerinnen der englischen Literatur verfasst. 2009 erhielt sie zusammen mit Christian Golusda und Andreas Maier den Robert-Gernhardt-Preis. Zuletzt wurde sie 2023 mit dem Ben Witter Preis ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin in Frankfurt am Main und ist die Herausgeberin des Literarischen Reise- und Gartenkalenders.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783731761785
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum03.03.2020
Auflage1. Auflage
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1436 Kbytes
Artikel-Nr.8565144
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Fuchs war nicht zurückgekommen. Für ihn roch der Platz am Gartentörchen nach vergiftetem Wasser. Deshalb brachte Elinor ihm die volle Blechschüssel ans Grab der Familie Bing, wo der Fuchs den Sommer über gesessen und auf seinen Trunk gewartet hatte. Sie wusste nicht, was ihn verscheucht hatte, aber sie hoffte, er werde mit der Zeit wieder Zutrauen fassen und ihre Nähe suchen. So hatte sie auch im regnerischen Oktober und den beiden Wochen seit Jankowskis Sturz den Fuchs versorgt. Er zeigte sich nicht, aber dass die Schüssel jeden Morgen leer war und er sich in den letzten Tagen ein trockenes Plätzchen hinter dem Stein herausgescharrt hatte, schien auf eine Verbesserung ihres Verhältnisses hinzudeuten. An diesem Abend sah sie genauer hin.

Wer hinterlässt denn eine solche Schweinerei, dachte sie, als sie die Schüssel abstellte und im modrigen Laub den aufgerissenen Plastikbeutel und das Klebeband auflas, an dessen Innenseite zwei kleine weiße glitzernde Steine hafteten. Sie richtete sich auf und drehte die Verpackung mit einem Aufdruck in polnischer Sprache hin und her. Das Blut strömte ihr zum Herzen, als sie verstand. Das muss es sein, dachte sie, Simon, das ist es, das ist dein Päckchen. Hier. Es gab keinen Kurier. Niemand hat es abgeholt. Sie ging um den Grabstein herum. Familie Bing - Bingo! Entschuldigung.

Vorsichtig suchte sie die Stelle ab, sortierte das Laub wandte die nassen Blätter um, trennte sie voneinander, krümelte die Erde durch die Finger, pickte sechs weitere Diamanten vom Boden auf und betrachtete sie auf ihrer Handfläche. Sie waren kreisförmig geschliffen mit einer Spitze in der Mitte und zahllosen Facetten, die aufblitzten, wenn sie die Hand bewegte. Sicher waren sie sehr kostbar, aber sie rührten in ihr keine Begehrlichkeit - zu kalt, zu indezent; ihr Wert ergab sich aus einer dieser Phantom-Verabredungen zwischen den Menschen, sich um ein Bröckchen geschliffenen alten Kohlenstoff zu reißen. Sie steckte die Steine in ihre Jackentasche. Auch die Verpackung nahm sie mit und warf sie vor dem Blauhaus in die Tonne, Abteilung Plastikmüll.

*

Es war ein Kriminalhauptkommissar Baer, ein kurzer, stämmiger Mann mit großen Händen, der Elinor ins Bild setzte, nachdem Jankowski vom Baum gestürzt war. Die Polizei hatte die Mansarde durchsucht, sein Mobiltelefon und ein Handy mit einer Prepaidkarte sichergestellt. Die letzte Nummer, die er damit angerufen hatte, war die eines Gregor Koszyk im polnischen Kórnik.

»Wir haben den Herrn Jankowski schon eine Weile im Auge«, sagte Kommissar Baer. »Er hat Verbindung zu den Männern, die 2015 im Londoner Diamantenviertel die Safes einer Depotfirma ausgeraubt haben - Hatton Garden; zweihundert Millionen Pfund an Gold, Schmuck und Juwelen, der größte Bruch in der Geschichte. Es handelt sich um ein international verzweigtes kriminelles Netzwerk. Die meisten Täter wurden in England gefasst, aber ein Teil der Beute ist immer noch in Europa unterwegs. In Bromberg wurde ein Mann, der sich absetzen wollte, von einem Komplizen erschossen.«

Sie standen sich in dem, was einmal Vaters Arbeitszimmer war und nach dem Auszug von Bibi und Nelson einer Obdachlosenunterkunft glich, gegenüber.

»Hatten Sie Mietnomaden im Haus?«, fragte Kommissar Baer teilnehmend und wurde sofort wieder dienstlich. »Jedenfalls wissen wir, dass Jankowski im Auftrag dieses Koszyk Diamanten von Polen nach Deutschland gebracht hat, um sie in Frankfurt an einen Kurier zu übergeben. Es sind Steine aus den Londoner Depots. Wir reden hier von hochkarätigen Brillanten, nicht von Rheinkieseln, Frau Sander. Koszyk war so etwas wie der Buchhalter der Bande. Der Mörder von Bromberg ist inzwischen gefasst und Koszyk hat gestanden.«

»Aber Dr. Jankowski ist doch kein Verbrecher«, stammelte sie. »Doch nicht so. Er wusste nicht einmal, was in dem Päckchen war, das er übergeben sollte.«

»Woher wissen Sie das?«

»So hat er es mir gesagt.« Der Kommissar zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche und schien etwas auf seine Handfläche zu kritzeln.

»Das heißt, er hat sich Ihnen anvertraut?«

»Nein, nein, nur, dass es so eine Art Gefälligkeit für einen Mitarbeiter am Dendrologischen Institut war. Dr. Jankowski kannte den Kurier gar nicht.« Sie redete zu viel. »Haben Sie den Kurier ebenfalls gefasst?«

»Das sind verdeckte Ermittlungen, Frau Sander. Eine Sache für die Kollegen von Europol.«

»Und die Brillanten?«

»Desgleichen; wie ich sagte. In Jankowskis Wohnung oben wurden sie nicht gefunden. Auch nicht im Botanischen Institut. Was können Sie uns dazu sagen? Ist Ihnen etwas an seinem Verhalten aufgefallen? Hatte er Kontakte? Besucher?«

Was soll mir aufgefallen sein, dachte Elinor und fühlte sich von Trauer überschwemmt; seine Stimme, seine Hände, seine Umarmung â¦

»Nein, soviel ich weiß, hatte er keine Besucher. Aber vermutlich Kontakte im Botanischen Institut. Er hat dort einen Forschungsauftrag.«

»Die Mitarbeiter wurden bereits befragt. Wir suchen in seiner Wohnung nach DNA-Spuren.« Und wenn schon, dachte Elinor und schloss ihre Rüstung.

»Da werden Sie meine wohl auch finden.« Er zeigte keine Reaktion.

»In diesem Fall stellen Sie uns bitte eine Probe zur Verfügung.« Elinor spendete ein Haar. »Ihre Mieterin, Frau Bienfait, sagt uns, dass sie Jankowski vor etwa zwei Wochen an einem Vormittag auf dem jüdischen Friedhof gesehen hat«, fuhr er fort. »Sie hat ebenfalls beobachtet, dass er die Überwachungskamera auf Ihrem Gartentor manipuliert hat. Wussten Sie davon?« Sie sah ihn erstaunt an.

»Nein.«

»Könnte er auf dem Friedhof jemanden getroffen haben?«

»Ich habe keine Ahnung. Wir sind da ab und zu spazieren gegangen.«

»Sie zusammen?«

»Ja, er war sehr an der Geschichte der Grabmale interessiert und ich kenne mich ganz gut damit aus.« Baer notierte sich das, während sie sein gesenktes Gesicht betrachtete; die schmalen Schläfen, die Lippen, die ihm im Lauf der Zeit und vieler unerfreulicher Gespräche abhandengekommen waren.»Haben Sie dort nicht auch ein Familiengrab, Herr Kommissar?«

»Meine Urgroßeltern«, sagte er knapp.

»So viel Liebe und Treue dahin.«

»Frau Sander?«

»Steht auf dem Grabstein«, sagte Elinor.

*

Die Rettungssanitäter hatten Simon aus der Installation befreit und waren mit zuckendem Blaulicht und Martinshorn die Friedberger Landstraße hinauf zur Unfallklinik gerast. Elinor, von Entsetzen betäubt, hatte, als sie ihn vorbeitrugen, sein graues Gesicht, die blicklosen Augen und die Arbeitsjacke, aus deren Ärmeln das Blut lief, gesehen. Jankowski lebte noch. Die Chirurgen flickten ihn zusammen und man verlegte ihn auf die Intensivstation.

»Sind Sie mit Herrn Jankowski verwandt?«, fragte der Arzt, als sie dort anrief.

»Nein, natürlich nicht, aber ich â¦«

»Dann kann ich Ihnen leider keine Auskunft erteilen. Nur so viel: Er war noch nicht wieder bei Bewusstsein.«

Nach der Ambulanz kam die Polizei und sperrte den Garten ab. Elinor setzte sich auf ihr Bett. Sie hörte Nelson, der nicht aufhören konnte zu brüllen, und Bibi, die heulend mit den Händen immer wieder auf den Küchentisch schlug. Elinor zog den Kater unter dem Kissen hervor, wohin er sich geflüchtet hatte, nahm ihn auf den Schoß und drückte ihr Gesicht in sein Fell. Aber er ertrug es nicht lange, machte sich frei und sprang auf den Boden.

Simon Jankowski wachte auch in den folgenden Tagen nicht auf. Die Polizei versiegelte die Mansardenwohnung, und nachdem der Unfallort freigegeben worden war und Elinor ihre Strafe für das unbefugte Absägen der Fichten gezahlt hatte - »Aber es sind meine Bäume in meinem Garten, auf meinem Grundstück!« - »Frau Sander, Sie hatten eine Genehmigung nicht einmal beantragt!« -, bestellte sie eine Fachfirma, die den fünften, den fast kahlen, den schrecklichen Baum fällen durfte. Es dauerte nicht lang. Sie rückten an einem sonnigen Oktobertag in einem grünen Pritschenwagen an, auf dessen Blech ein Laubbaum spross und »Mit Bäumen leben« stand, sägten die Fichte um, hackten den Stamm in Stücke, schredderten das Efeugebüsch und einen Berg toter Äste und zermalmten dabei alles, was bei der ersten Operation noch glimpflich davongekommen war. Gegen ein Aufgeld nahmen sie Nelsons Werk samt dem Zelt mit und luden es beim Wertstoffhof ab. Der Künstler rettete Elinors Gießkanne und seine Beleuchtungsanlage.

Unter dem ersten Herbstregen schoss der Garten ins Kraut. Trinkt, meine Lieben, trinkt, sagte Elinor in Gedanken zu ihren Pflanzen. Sie beauftragte einen Gärtner, ihre Hortensien aus dem Keller zu holen und wieder auszupflanzen. Sie selbst blieb am Fenster stehen und setzte keinen Fuß mehr in den Garten.

Die Ausstellung über Flucht und Exil deutscher Schriftsteller wurde in der Deutschen Nationalbibliothek eröffnet und die Leiterin des Exilarchivs hatte allen Grund, nun auch an den Abenden vor Ort zu sein und den Vorträgen der Referenten, die sie eingeladen hatte, zu folgen. Elinor hatte ebenfalls über Exil und Vertreibung geschrieben. Sie hatte versucht, sich vorzustellen, wie es war, ohne Freunde, ohne Sprache und ohne Anker durchs Leben zu treiben. Nun glaubte sie es zu wissen.

*

Nelson brauchte ein paar Tage, bis er begriff, dass er an der Stätte seines Wirkens nicht bleiben konnte, und packte seine Sachen. Bibi lief zu Elinor; ihr Gesicht glänzte vor Empörung. Sie fuhr sich mit den Händen in den Ausschnitt und zerrte an ihrer Wäsche.

»Wenn du ihn rausschmeißt,...

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Autor

Elsemarie Maletzke, 1947 geboren, lebt nach Stationen als Redakteurin bei der Titanic und dem Pflasterstrand als freie Autorin und Reisejournalistin in Frankfurt am Main. 2009 wurde sie zusammen mit Christian Golusda und Andreas Maier mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt