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Kloß mit Soß

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am12.03.2015
Was für ein Schock für das verschlafene Nest Kleinmichlgsees in Mittelfranken! Im Wald werden drei Leichen gefunden - zwei Frauen und ein Mann im Minirock. Geht ein unheimlicher Serienmörder um? Die ehrgeizige Kriminalkommissarin Paula Frischkes, vom Polizeipräsidium Mittelfranken strafversetzt, stürzt sich in die Ermittlungen. Doch leicht machen es ihr die störrischen Dörfler nicht. Und sie bemerkt nicht, dass der Mörder längst hinter ihr her ist ...

Martina Tischlinger, 1962 in Nürnberg geboren, studierte BWL, Außenwirtschaft und Marketing, doch ihre Leidenschaft gehört dem Schreiben. Zahlreiche Kurzgeschichten wurden veröffentlicht, für den Bayerischen Rundfunk auch in fränkischer Mundart. Außer im Radio ist sie bei Lesungen zu hören und schreibt für ein Sozialmagazin in Nürnberg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextWas für ein Schock für das verschlafene Nest Kleinmichlgsees in Mittelfranken! Im Wald werden drei Leichen gefunden - zwei Frauen und ein Mann im Minirock. Geht ein unheimlicher Serienmörder um? Die ehrgeizige Kriminalkommissarin Paula Frischkes, vom Polizeipräsidium Mittelfranken strafversetzt, stürzt sich in die Ermittlungen. Doch leicht machen es ihr die störrischen Dörfler nicht. Und sie bemerkt nicht, dass der Mörder längst hinter ihr her ist ...

Martina Tischlinger, 1962 in Nürnberg geboren, studierte BWL, Außenwirtschaft und Marketing, doch ihre Leidenschaft gehört dem Schreiben. Zahlreiche Kurzgeschichten wurden veröffentlicht, für den Bayerischen Rundfunk auch in fränkischer Mundart. Außer im Radio ist sie bei Lesungen zu hören und schreibt für ein Sozialmagazin in Nürnberg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863587833
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum12.03.2015
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3737 Kbytes
Artikel-Nr.2993221
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Fleisch

Das blitzend scharfe Fleischermesser fuhr durch das rosige Fleisch wie durch Butter. Ein tiefer, sauberer Schnitt.

Er hielt das Messer fest in der Hand, zerteilte erneut das Fleisch. Bei jedem Schnitt stöhnte Gitta leise auf.

Seine Finger waren wulstig, von einigen Narben entstellt und glänzten fettig. Alles an dem Kerl war groß geraten: Hände wie Teller, die Nase eine Birne. Auch sein Stiernacken war beeindruckend, aber präzise ausrasiert. Ein Kerl wie ein Klotz, doch hatte er ein Messer in der Hand, arbeitete er präzise wie ein Chirurg.

Die buschigen, an den Enden nach oben gebogenen Augenbrauen, die gewaltige Nase, der rabenschwarze Blick - wie der Teufel persönlich. Dabei war er gemeinhin doch als gutmütiger Mensch bekannt, war überall beliebt. Warum hatte sich die Natur zu einem angeblich sonnigen Charakter nur so eine finstere Fassade einfallen lassen?

Gitta rannen Schweißperlen in die Spalte zwischen ihren in einen Sport-BH gepressten Brüsten. Sie stöhnte. Sie keuchte. Ihr Herz schlug, ihr Puls raste. Sie dachte an das Ende. Warum tust du dir das an? Nein, Gidda, du musst an etwas anderes denken! Aber da war schon wieder das Messer. Sie sah das Fleisch auseinanderklaffen, konnte den Schnitt förmlich spüren, als sei es ihr Leib und nicht der saftige Laib Fleischkäse, der da von Metzger Erwin Popp bearbeitet wurde.

Was will ich?

Würde sie diese Frage nicht so sehr beschäftigen, sie wäre heute nicht so weit gejoggt. Für sie war es jedenfalls weit. Ein Sportler hätte wohl eher gesagt: so weit wie einmal kräftig ausgespuckt. In Zahlen ausgedrückt hieß das: gerade mal hundert Meter.

Was will ich? Leberkäsweggla oder doch Stadtworschdweggla?

Die elementare Frage nach der nächsten Brotzeit ließ die Qualen, die sie durchlitt, völlig nach hinten treten.

Nicht zu verachten wäre natürlich auch ein Bratworschdweggla.

Sie stampfte über den Asphalt. Ihre Füße waren kochende Klumpen, ihre Beine und die Lunge brannten wie Feuer, ihr Kopf stand kurz vor dem Platzen, nur der Gedanke an eine der vielen Sauereien vom Metzger Popp spornte sie an, sich nicht einfach sofort ins Gras zu werfen.

Beiß die Zähne zusammen! Du hast dir versprochen, dass du dir nach der Strapaze ein Leberkäsweggla gönnst. Leberkäsweggla, Leberkäsweggla, Leberkäsweggla, Leberkäsweggla â¦

Gitta Fürbringers Entscheidung war gefallen. Sie würde sich nach dem Joggen ein Leberkäsweggla der Metzgerei Popp genehmigen. Eine fünf Zentimeter dicke Scheibe mit einer braunen Kruste zwischen krossen Wegglahälften mit einem Batzen Senf. Dafür lohnte sich die Quälerei.

Jawoll! Gitta, gib Gas!

Sie lief an der Bäckerei vorbei, am Friseursalon, am Lebensmittelgeschäft und dem neumodischen Bio-Laden, dann war sie auch schon aus Kleinmichlgsees heraus. Denn wenn man Kirche, Friedhof und Wirtshaus noch erwähnte, hatte man alles Nennenswerte des Ortes auch schon genannt.

Die Endvierzigerin lief der Morgensonne entgegen, doch hätte die Sonne gekonnt, sie hätte sich am liebsten ein paar Wolken vor die Augen geschoben. Grässlich, was da auf sie zukam, und noch dazu in schreiendem Pink!

Gitta joggte nicht regelmäßig, nicht einmal oft. Vielleicht einmal im Jahr, wenn es denn hoch kam. Und das reichte dann auch wieder für lange Zeit, in der Gitta an Bauch, Beinen und Po ordentlich zulegte, aber leider ihre Garderobe nicht ab-.

So gesehen joggte Gitta nicht wirklich, sie stampfte, oder sagen wir, sie trat mit platten Füßen auf den Boden ein. Würde die Szene in einem Comic dargestellt werden, würde unter ihren Schritten die Erde erbeben und kleine Männchen würden durch die Luft gewirbelt werden.

Aber an sich war das alles ja egal, denn was zählten schon Äußerlichkeiten? Gitta war eine richtig gute Sau. Ein Typ Mensch halt, der gerne ausgenutzt wurde. Sie arbeitete als Kassiererin in einem Baumarkt, aber das tat im Moment rein gar nichts zur Sache.

Gitta passierte die Kleinmichlgseeser Ortsgrenze, stampfte am Sportplatz vorbei, stampfte entlang des Wäldchens, hoch zum Herrgottsacker, neben dem ein Bächlein gluckerte. Dort blieb sie hechelnd stehen und rieb sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Als ihr Atem wieder gleichmäßiger ging, drehte sie sich um. Kein Mensch würde es bemerken, wenn sie einfach wieder umdrehte, und daheim könnte sie sich ein ordentliches Frühstück genehmigen. Mit Spiegeleiern und Speck. Und Müsli - wegen der Gesundheit. Nachdem sie bei Metzger Popp gewesen war.

Lustlos betrachtete sie den schmalen Waldpfad, der ab hier anstieg. Doch wie um ihr die Entscheidung zu erleichtern, spürte sie auf einmal, wie der Hosengummi in ihren Bauch schnitt. Vielleicht doch noch ein paar Meter?

Plötzlich horchte sie auf. Im Wald rechts von ihr, raschelte es da nicht? Vielleicht ein Tier im Dickicht?

Noch einmal knackten Äste. Dann war es still. Viel zu still.

Instinktiv rannte Gitta los, dummerweise ging es steil bergauf. Doch Schiss war ein guter Motor, und so war sie schneller den Hügel rauf, als man es ihr zugetraut hätte. Schweißperlen kullerten ihr vom Haaransatz in die Augen. Sie brannten. Joggen, so eine saublöde Idee!

Als sich ihr verschwommener Blick wieder klärte, sah sie am Waldrand etwas länglich Fleischiges im zarten Grün liegen. Eine überdimensionale Fleischwurst, dachte Gitta zuerst, da ihre Gedanken fast immer ums Essen kreisten. Sie ging näher, weil ihre Neugier stärker ausgeprägt war als ihr Verstand.

An der Fleischwurst hingen kleine leicht gebogene Würste, fünf an der Zahl. Und die kleinen Würste hatten rot lackierte Fingernägel. Das war doch â¦ Gitta kniff die Augen zusammen. Eine Hand?

Himmel, eine Hand!

Nach und nach realisierte sie, dass dort ein Mensch lag. Sie rasterte den grausigen Fund. Langes blondes, zerzaustes Haar, das halb ein Gesicht bedeckte. Eine blutige Nase, der die Spitze fehlte, unter den Nasenlöchern schwarz verkrustet. Ein ebenso blutiges Ohr lugte zwischen dunkel klebrigen Strähnen hervor. Bizarr verrenkte Gliedmaßen wie eine weggeschmissene Schlenkerpuppe. Schwarz schillernde Fliegen taten sich schon surrend gütlich. Gittas Nackenhaare stellten sich auf.

Allmächd, a Dode! Schau weg, Gidda, schau weg!

Doch etwas hielt ihren Blick wie magisch fest. Die kunstvoll lackierten Nägel, die kannte sie doch. Mit aufgepinselten stars and stripes. Mit so einem Dekor traute sich nur eine herumzulaufen: die Wanninger Christel.

Abber freili! Die blonden Hoar. Des is s ! Die Wanninger Christel! Ja, abber worum isn die dod?

»Christel?«, fragte Gitta, erhielt aber freilich keine Antwort. Plötzlich hatte es die Gitta sehr eilig. Mit der rechten Hand fummelte sie in ihrem Ausschnitt herum und zerrte einen nass geschwitzten Kunststoff-Brustbeutel in Neongrün heraus. In ihm befanden sich ein feuchter Zehner für die ursprünglich für später geplante Brotzeit und ihr Handy. Als sie die Tastensperre deaktiviert hatte, entfuhr ihr ein Fluch: »Ach, Zefix Halleluja, Akku leer!«

Und als wolle der Himmel ihre kleine Sünde sofort bestrafen, raschelte es wieder im Gebüsch. Der Mörder!

Nie wieder würde einer die Gitta schneller rennen sehen. Wenigstens ging es jetzt bergab. Und noch nie hatte die Gitta so vehement die Metzgerei Popp ignoriert. Doch das Unterbewusstsein war nun mal ein verdammt flinker Hund, und so knurrte ihr Magen wie ein wildes Tier, als sie in die Polizeiwache stürmte, ohne anzuklopfen.

Es war sieben Uhr dreißig. Richard Staudinger schüttete gerade Kaffeepulver in die Filtertüte, obwohl seine neue Vorgesetzte der Meinung war, sein Kaffee schmecke wie Eingeweichtes, hinter dem Bahnhof Zusammengekratztes. Er solle doch wenigstens einen Messlöffel nehmen, dann sei die Qualität seines Gebräus wenigstens täglich gleichbleibend mies und sie müsse sich nicht jeden Morgen auf einen neuen Geschmacksschock einstellen. Aber was konnte man von so einer schon erwarten? A Preiß! Aus Berlin.

Was hatten sich die in den obersten Etagen eigentlich dabei gedacht? Die konnten doch keinen Preißn in ein mittelfränkisches Dorf versetzen. Noch dazu eine Frau! Staudinger grinste in die Kaffeetüte hinein.

Grad sieben Arbeitstage war sie auf dem Revier und schien sich jetzt schon unterfordert zu fühlen. Sie wollte alles auf den Kopf stellen und modernisieren. Was die sich einbildete! Wo der Hund verreckt war, da passierte halt auch nix. Und wer wusste denn, was diese Paula Frischkes versaubeutelt hatte, um in die Provinz versetzt zu werden? Eine Kriminaloberkommissarin. Das Schlimmste für die war bestimmt - Richard grinste wieder -, vom Polizeipräsidium in Nürnberg weg hierher gemusst zu haben. In Kleinmichlgsees war sie zwar Dienststellenleiterin, aber halt so ziemlich am Arsch der Welt für jemanden, der die Großstadtabgase zum Atmen brauchte. Ansonsten gab es womöglich schon noch ödere Orte auf der Welt. Irgendwo in der Mongolei oder der Antarktis.

Richards Gesichtsfarbe entsprach in etwa der seines Diensthemdes. Und auch der seines Haares. Beige war die offizielle Farbbezeichnung, aber manche sagten auch Pissgelb dazu. Und das zu einer moosgrünen Polizeihose. Hätte man Richard uniformiert in den Wald gestellt, er wäre gar nicht groß aufgefallen. Nein, eine Schönheit war er nicht gerade, aber darauf legte er auch keinen Wert.

Gelegentlich besorgte ihm seine Schwester Trudel Unterhosen und Oberhemden im Ausverkauf, damit er sich...
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Martina Tischlinger, 1962 in Nürnberg geboren, studierte BWL, Außenwirtschaft und Marketing, doch ihre Leidenschaft gehört dem Schreiben. Zahlreiche Kurzgeschichten wurden veröffentlicht, für den Bayerischen Rundfunk auch in fränkischer Mundart. Außer im Radio ist sie bei Lesungen zu hören und schreibt für ein Sozialmagazin in Nürnberg.