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Tod am Teide

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
Zech Verlagerschienen am27.11.20141. Auflage
Lisa Sommer ist frischgebackene Reiseleiterin. Als sie am Flughafen von Teneriffa ihre erste Wandergruppe in Empfang nimmt, fällt ihr der Starfußballer vom Verein Real Madrid tödlich getroffen vor die Füße. Die Reisegruppe entwickelt detektivischen Ehrgeiz. Kein leichter Job für Lisa, die sich wacker bemüht, ihren munteren Trupp durch die Landschaften Teneriffas zu führen. Ob bei Wanderungen im Naturpark Teno oder im Nationalpark Las Cañadas del Teide, beim Museumsbesuch oder bei der Osterprozession in La Laguna, viele Spuren deuten auf einen Zusammenhang mit traditionellen Inselbräuchen...

Irene Börjes (Hamburg, 1948) arbeitete zunächst als Sozialarbeiterin und Gewerkschaftssekretärin in Hamburg und ging dann nach La Palma, wo sie noch heute lebt. Auf den Kanarischen Inseln baute sie ein Reiseunternehmen auf und war als Tourenbegleiterin tätig. Sie schreibt Reise- und Wanderführer für La Palma, Teneriffa und Gran Canaria, u.a. für den Michael Müller Verlag.
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Produkt

KlappentextLisa Sommer ist frischgebackene Reiseleiterin. Als sie am Flughafen von Teneriffa ihre erste Wandergruppe in Empfang nimmt, fällt ihr der Starfußballer vom Verein Real Madrid tödlich getroffen vor die Füße. Die Reisegruppe entwickelt detektivischen Ehrgeiz. Kein leichter Job für Lisa, die sich wacker bemüht, ihren munteren Trupp durch die Landschaften Teneriffas zu führen. Ob bei Wanderungen im Naturpark Teno oder im Nationalpark Las Cañadas del Teide, beim Museumsbesuch oder bei der Osterprozession in La Laguna, viele Spuren deuten auf einen Zusammenhang mit traditionellen Inselbräuchen...

Irene Börjes (Hamburg, 1948) arbeitete zunächst als Sozialarbeiterin und Gewerkschaftssekretärin in Hamburg und ging dann nach La Palma, wo sie noch heute lebt. Auf den Kanarischen Inseln baute sie ein Reiseunternehmen auf und war als Tourenbegleiterin tätig. Sie schreibt Reise- und Wanderführer für La Palma, Teneriffa und Gran Canaria, u.a. für den Michael Müller Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788494150180
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum27.11.2014
Auflage1. Auflage
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse981 Kbytes
Artikel-Nr.3160627
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Palmsonntag
Montag
Dienstag
Mittwoch
Gründonnerstag
Karfreitag
Samstag
Ostersonntag
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Leseprobe

Montag

»...sechs, sieben, da fehlt noch jemand.«

»Das ist Gabriele, die muss noch den Rucksack umpacken«, meldete Laura.

»So geht das aber nicht.« Martin pochte auf Disziplin. »Wer zu spät kommt, muss einen Euro Strafe zahlen, sonst kommen wir ja nie los. Wer ist dafür?« Er hob den Arm.

Jenny und Laura tippten sich synchron an die Stirn.

»Nur, wenn wir das Geld am Ende der Reise versaufen«, rief Georg von hinten. Den Arm ließ er trotzdem unten. Martins Vorschlag war abgeschmettert.

Gabriele, eine sportlich wirkende 40-jährige Lehrerin aus Wuppertal mit kurzer dunkler Fransenfrisur, hetzte heran und ließ sich mit einem » tschuldigung, kommt nicht wieder vor« in einer freien Sitzreihe nieder. Sie trug eine hochmodische Brille, die ich immer wieder fasziniert anschauen musste. Kleine runde Gläser, in einer honigfarbenen Fassung, die ihre braunen Augen warm schimmern ließ, wurden von einem extrem hohen Steg gehalten.

»Acht, completo«, verkündete ich Ramón, und er ließ den Motor an.

»Du musst immer wieder die Teilnehmer durchzählen«, hatte mir Frank eingeschärft. »Wenn jemand bei einer Tour nicht dabei sein kann, weil Du nicht nachgezählt hast, kann dich das einen Tagessatz plus Schmerzensgeld für entgangene Urlaubsfreude kosten.«

Frank konnte zufrieden mit mir sein, obwohl ich nach dem gestrigen Telefongespräch und dem folgenden Fax nicht mehr zufrieden mit ihm war.

»Wie niedlich, die Pärchen bleiben im Hotel. Die sind wohl in den Flitterwochen«, hatte Hildegard mit schelmischem Gesicht auf die Ankündigung von vier Teilnehmern reagiert, am ersten Ausflug nicht teilzunehmen.

Von Flittern konnte allenfalls bei Hajo und Regina die Rede sein. Holger und Dörte, das dritte Paar in der Gruppe, hatten alles andere als glücklich ausgesehen. Wie eine überbesorgte Mutter hatte sie während der Vorstellungsrunde, die wir auf die Terrasse verlegt hatten, seinen Rücken gestreichelt.

»Es war ein Fehler, diese Reise zu buchen«, hatte er dumpf auf die Frage nach den Wünschen an diesen Urlaub geantwortet.

Die empörten Rufe des Frauendoppels, das schon vor dem Frühstück gebadet hatte und sich die Haare in der Sonne trocknend äußerst vergnügt in der Runde saß, ignorierte er, und ebenso dumpf fuhr er fort:

»Ich wollte an die Nordsee, ich liebe die Nordsee im Frühjahr. Aber mein Arzt und auch Dörte meinten, die milden Temperaturen und die Sonne hier würden mir gut tun. Das war ein Fehler.«

»Warum?«, schallte es vielstimmig.

Er zögerte, dann deutete er über die lang gezogene Strandbucht hinweg auf die nicht eben hübschen Häuser längs der Promenade. »Als ich diese Umgebung sah, wusste ich sofort, es war ein Fehler.« Er senkte den Kopf.

»Und das Meer, die Wärme und die Sonne sind für dich nicht wichtig?«

»Die Sonne blendet mich nur«, kam es zurück.

Allgemeines Grimassenschneiden war die Antwort. Beide hatten es nicht gesehen, denn er hielt weiter den Kopf gesenkt, Dörte streichelte jetzt seine Hände.

»Ihr müsst das verstehen, er ist nicht ganz gesund, und dann auch noch der Schock gestern Abend, das ist alles zuviel für ihn«, wandte sie sich an die Runde.

Was heißt hier Schock für ihn. Der hat wahrscheinlich noch seine Koffer gesucht, während ich schon unter der Leiche lag. So ein Weichei.

»Kranke Leute sollten zu Hause bleiben«, hatte Martin brutal kommentiert.

Die Polizei war nicht gekommen. Wahrscheinlich hatten sie längst einen durchgeknallten Weitwurfspezialisten verhaftet. So konnten wir unsere Reise programmgemäß beginnen, und alles würde gut werden, sicher auch für das Weichei und seine Glucke.

»Guckt mal, was steht denn da?« Hildegard hatte die Enttäuschung darüber, dass niemand ihre Fleißarbeit der letzten Nacht lesen wollte, gut weggesteckt. Wissensdurstig deutete sie auf ein Graffiti an der Autobahnbrücke.

»Godos fuera«, las ich vor, »das heißt Goten raus .«

»Goten raus, was soll das denn heißen?«

»Etwa Ausländer raus?«

»Meinen die uns?«

»Steht Goten für Germanen, sind damit die Deutschen gemeint?«

»Richtet sich das gegen die Touristen?«

In die eben noch ruhige Gruppe war Bewegung geraten.

»Mit Goten sind die Spanier vom Festland gemeint, die sich auf die Westgoten zurückführen«, begann ich. »Es gibt Canarios, die meinen, die Festlandspanier haben hier immer noch die Macht. Jetzt nicht als Soldaten oder Freibeuter wie vor 500-600 Jahren, sondern als Immobilien- und Tourismuskonzerne, die in der Hand von Festlandspaniern sind. Als gäbe es eine fortgesetzte Bevormundung oder gar eine zweite Eroberung.« Diese Information musste erst einmal verdaut werden.

»Das würde ja heißen«, bemerkte Laura noch etwas zögernd, »die Bewohner der Kanarischen Inseln sind keine Spanier, oder um es genauer zu sagen, sie empfinden sich nicht als Spanier. Aber was sind sie dann, oder als was empfinden sie sich?«

»Du hast von Eroberung gesprochen«, Gabriele schaltete sich ein, »das bedeutet doch, dass die Inseln bewohnt waren, bevor die Spanier hier landeten. Sind die Canarios ihre Nachfahren? Wer waren die Ureinwohner von den Inseln gegenüber von Afrika? Schwarze Menschen oder arabisch Aussehende habe ich bisher noch nicht bemerkt. Ich hatte bisher immer gedacht, die Kanaren wären nicht besiedelt gewesen.«

»Hättet ihr die Literaturliste, die mit dem Flugticket kam, nicht im Koffer versenkt, sondern brav danach eingekauft und auch noch in die Bücher geschaut, wüsstet ihr, dass die Inseln von den Guanchen, einem geheimnisvollen Keltenstamm besiedelt waren.«

Triumphierend schwenkte Burghard seinen Reiseführer und gab ihn dann nach vorn zu Gabriele durch.

»Aber statt jetzt im Buch zu blättern, lassen wir doch Lisa mal etwas dazu sagen. Wozu haben wir sonst diese teure Reise gebucht?«

Den Ball nahm ich gern auf, denn die Ureinwohner der Kanaren sind nicht nur ein Lieblingsthema der Canarios nach dem Motto: Wer wir sind und woher wir kommen, sondern es interessierte auch mich sehr und das nicht erst, seit ich den Job als Reiseleiterin übernommen hatte.

»Zunächst zu den Fragen von Laura. Tatsächlich empfindet sich die Mehrheit der Bevölkerung in erster Linie als Canarios und nicht als Spanier...«

»Verstehe ich gut«, warf Georg ein, »ich bin auch erst mal ein kölsche Jung, dann lange nichts und dann erst ein Deutscher«

»Mir ging es ähnlich«, bestätigte ich, »ich hatte mich, bevor ich hierher gezogen bin, vor allem als Hamburgerin und dann als Weltbürgerin gesehen. Deutsche bin ich dem Pass nach, das ist nun mal so, aber außer im Pass hätte ich mich nicht als Deutsche bezeichnet. Für die Spanier bin ich zuerst aber Elisa, die Deutsche, und nicht Lisa, die Hamburgerin. Ich selbst habe erst hier im Ausland festgestellt, wie deutsch ich bin, daran ändert auch meine Illusion von der Weltbürgerin nichts.«

»Das musst du aber genauer erklären.« Burghard war hellhörig geworden.

»Kein Problem, aber zunächst der Reihe nach. Anders als wahrscheinlich du, Georg oder ich lehnt beinahe die Hälfte der Canarios ihre spanische Nationalität ab, wenn man einer Umfrage von El Día, der größten Tageszeitung auf Teneriffa, glauben darf. Sie sehen sich, wenn sie schon nicht direkt von den schon genannten Guanchen abstammen, doch als Einwohner einer territorialen Einheit, die ihre Geschicke nicht von Fremden wie den Festlandspaniern bestimmen lassen will.«

»Was heißt hier Abstammung«, warf Georg ein, »ich heiße übrigens Soitzek mit Nachnamen. Meine Vorfahren sind vor 120 Jahren von Polen ins Rheinland übergesiedelt, deshalb kann ich mich doch nicht als Pole bezeichnen, selbst wenn mir das streckenweise besser gefallen würde.«

»Lass doch Lisa mal weiter berichten. Hier kommt es doch nicht auf unsere Maßstäbe an, sondern darauf, wie die Leute das hier sehen. Unser Ausgangspunkt war doch das Graffiti«, Gabriele war offensichtlich eine effektive Arbeitsweise gewohnt.

»Geheimnisse um die Guanchen gibt es reichlich, vor allem um ihre Herkunft, ob Kelten darunter waren, ist unklar«, berichtete ich weiter.

»Wie sahen sie denn aus? Schwarzhäutig waren sie nicht, das ist mir schon klar geworden.« Auch Hildegard wollte greifbare Informationen.

»Groß, blond und mit blauen Augen, so richtig arisch«, Burghard ironisierte sein Reiseführerwissen, und sofort richteten sich alle Augen irritiert auf mich.

Aber der Bus fuhr jetzt bergab, vor uns blinkte der Atlantik, aus dem Dunst tauchte die Nachbarinsel La Gomera auf. Zu unseren Füßen erstreckte sich Teneriffas wichtigster Wirtschaftsfaktor, die Haupttourismuszone Süd mit den Orten Los Cristianos und Playa de Las Américas. In der Sonne flirrend ragte wie eine Fata Morgana eine unüberschaubare Ansammlung weißer Hoteltürme, kunterbunter Apartmentanlagen und unwirklich wirkender knallgrüner Rasen von Golfplätzen aus der gelbgrauen Steinwüste.

»Ach, du meine Güte, das nimmt ja kein Ende!« Jenny schüttelte sich.

»Hier sind auf einer Strecke von bisher sechzehn Kilometern mehr als 100.000 Hotelzimmer mit über 200.000 Betten in gut 800 Hotels und Apartmentanlagen in die vormals karge Landschaft gesetzt worden, und es wird weiter gebaut«, referierte ich.

»Die benötigen doch Millionen von Menschen, um all diese Zimmer zu füllen, das kann doch niemals gut gehen.« Es war Martin, der...

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Irene Börjes (Hamburg, 1948) arbeitete zunächst als Sozialarbeiterin und Gewerkschaftssekretärin in Hamburg und ging dann nach La Palma, wo sie noch heute lebt. Auf den Kanarischen Inseln baute sie ein Reiseunternehmen auf und war als Tourenbegleiterin tätig. Sie schreibt Reise- und Wanderführer für La Palma, Teneriffa und Gran Canaria, u.a. für den Michael Müller Verlag.