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Tod im Barranco

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
200 Seiten
Deutsch
Zech Verlagerschienen am24.11.20141. Auflage
Eine Reihe mysteriöser Verbrechen sorgt auf den Kanareninseln La Gomera, Teneriffa und Gran Canaria für Aufregung. Wer steckt dahinter? Die Polizei steht vor einem Rätsel. Ein getöteter Drogenkurier im Barranco. Ein homosexuelles Urlauberpaar. Ein Schriftsteller mit seiner Freundin auf der Suche nach der richtigen Location auf Gomera. Ein kauziger alter Mann mit Fernglas. Und der Wahnsinn geht erst richtig los... Der neue Kanaren-Thriller des Bestsellerautors Harald Braem.

Harald Braem, Jahrgang 1944, ehem. Professor für Design und Kommunikation in Wiesbaden, ist Direktor des Kult-Ur-Instituts für interdisziplinäre Kulturforschung, Autor zahlreicher Bücher und langjähriger Kanarenkenner. Er verfasste Romane, Erzählungen, Sach- und Kinderbücher sowie Filmbeiträge. Im Zech Verlag sind außerdem von Braem erschienen: Tanausú, König der Guanchen, Auf den Spuren der Ureinwohner, Der Vulkanteufel und Der Kojote im Vulkan.
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Produkt

KlappentextEine Reihe mysteriöser Verbrechen sorgt auf den Kanareninseln La Gomera, Teneriffa und Gran Canaria für Aufregung. Wer steckt dahinter? Die Polizei steht vor einem Rätsel. Ein getöteter Drogenkurier im Barranco. Ein homosexuelles Urlauberpaar. Ein Schriftsteller mit seiner Freundin auf der Suche nach der richtigen Location auf Gomera. Ein kauziger alter Mann mit Fernglas. Und der Wahnsinn geht erst richtig los... Der neue Kanaren-Thriller des Bestsellerautors Harald Braem.

Harald Braem, Jahrgang 1944, ehem. Professor für Design und Kommunikation in Wiesbaden, ist Direktor des Kult-Ur-Instituts für interdisziplinäre Kulturforschung, Autor zahlreicher Bücher und langjähriger Kanarenkenner. Er verfasste Romane, Erzählungen, Sach- und Kinderbücher sowie Filmbeiträge. Im Zech Verlag sind außerdem von Braem erschienen: Tanausú, König der Guanchen, Auf den Spuren der Ureinwohner, Der Vulkanteufel und Der Kojote im Vulkan.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788494150197
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum24.11.2014
Auflage1. Auflage
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1005 Kbytes
Artikel-Nr.3160628
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1. Roque de Agando, La Gomera
2. Barranquillo del Rincón, La Gomera
3. Barranco de Pastrana, La Gomera
4. Playa de Santiago, La Gomera
5. An Bord der Barlovento
6. Polizeipräsidium Santa Cruz de Tenerife
7. Hafen von San Sebastián de La Gomera
8. Valle Gran Rey, La Gomera
9. Benchijigua, La Gomera
10. Barranco de Pastrana, La Gomera
11. Polizeistation Playa de Santiago, La Gomera
12. Playa del Inglés, La Gomera
13. Barranco de Pastrana, La Gomera
14. Fortaleza de Chipude, La Gomera
15. Pastrana, La Gomera
16. Ruinen von Azadoe, La Gomera
17. Polizeistation Playa de Santiago, La Gomera
18. Geisterdorf Azadoe, La Gomera
19. Barranco de Erque, La Gomera
20. Paseo de la Reforma, Mexico City
21. Barranco de Erque, La Gomera
22. Punta del Diablo, Nicaragua
23. Geisterdorf Azadoe, La Gomera
24. Feriensiedlung Tecina, La Gomera
25. Moskito-Küste, Nicaragua
26. Barranco de Erque, La Gomera
27. Ferienanlage Tecina, La Gomera
28. In der Hexenschlucht, La Gomera
29. El Médano, Teneriffa
30. Polizeistation Playa de Santiago, La Gomera
31. Barranco de Erque, La Gomera
32. Frankfurt Airport, Rhein-Main
33. Polizeipräsidium, Frankfurt am Main
34. Aeropuerto Los Rodeos, Teneriffa
35. Puerto de La Luz, Gran Canaria
36. Eichberg-Klinik für forensische Psychiatrie, Rheingau
37. Esperanza
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Leseprobe


1 Roque de Agando, La Gomera


Der graue Renault Express quält sich im ersten Gang schaukelnd über die staubige Sandpiste. Die Straße im Barranco de Pastrana ist in einem erbärmlichen Zustand. Überall Löcher, Steine, Geröll, tiefe Rinnen. Schon bei Tag eine Zumutung. Jetzt, in der Nacht, ein riskantes Abenteuer. Ständig Steigungsstrecken und Kurven, überhängende Felsen. Im tanzenden Licht der Scheinwerfer tauchen kurz bizarre Kakteen auf, die wie Gespenster mit ihren Stachelarmen winken, einzelne Palmen und überwucherte Lavahänge. Plötzlich ein Haus. Die Fensterläden geschlossen. Eine verloren wirkende Straßenlaterne. Ein parkender Landrover. Kisten und Säcke. Zwei streunende Katzen. Danach wieder Dunkelheit. Fahler Mondschein. Die Häuser von Pastrana kleben irgendwo unsichtbar an den Bergen. Es gibt in dieser Nacht keine Zeugen.

Der Mann am Steuer wirkt entschlossen. Bis jetzt hat er kein einziges Wort gesprochen. Zwischen seinen Lippen klebt eine Zigarette. Er raucht kalt. Er will sie erst später anzünden, wenn alles erledigt ist. Jetzt ist er viel zu angespannt. Er fährt hochkonzentriert, in Armen und Schultern verkrampft, den Blick starr auf die Piste gerichtet.

Seine Klamotten stinken. Der ganze Wagen stinkt, obwohl sie mit offenem Fenster fahren. Wenn alles vorbei ist, werde ich mir eine frische Hose besorgen, ein T-Shirt und Schuhe. Und vorher im Meer baden. Den ganzen Dreck abwaschen. Wieder einen klaren Kopf bekommen...

Der andere starrt ebenfalls in die Nacht. Er hockt verkrampft im Sitz, stützt sich mit beiden Armen am Armaturenbrett ab, um heftige Stöße abzufedern. Ab und zu flucht er leise und spuckt seitlich aus dem Mundwinkel. Er weiß, dass seinem Partner diese Angewohnheit missfällt, aber das ist ihm im Moment scheißegal.

Er verflucht den Tag, die Nacht und sich selbst. Er fühlt sich im falschen Film. In einer Endlosschleife. Er meint immer wieder dieselben Bilder zu sehen, dieselben Kakteen, dieselben Felsen, dieselben Kurven. Ein kurzer Blick auf die Armbanduhr zeigt, dass die Zeit langsam kriecht. Die Minutenziffern kleben im Display.

»Dauert s noch lange?« fragt er, ohne den Kopf zu drehen. Er bekommt keine Antwort. Hat auch keine erwartet. Sein Partner redet nicht gern. Dafür ist er bekannt. Aber an der Fahrweise merkt er, dass sie dem Ziel endlich näher kommen. Der Motor stottert bereits, so langsam rollt der Wagen jetzt, beinahe suchend. Die Piste endet abrupt in einem Palmenhain, von dem aus nur noch ein schmaler, steiler Maultierpfad zwischen zerklüfteten Felsen in die Berge führt. Benchijigua.

Der Fahrer lässt den Renault in die einzig dafür geeignete Stelle rollen, wendet, steht wieder in Fahrtrichtung. Er schaltet den Motor ab. Plötzlich ist es unglaublich still. So still, dass das jäh einsetzende Zirpen der Grillen überlaut die Nerven fetzt.

Er sagt: »Es ist so weit. Setz die Lampe auf.«

Der Mann zieht sich ein Band mit schwenkbarem LED-Strahler über die Stirn und reicht dem anderen ein baugleiches Teil. Er grinst mit verzerrtem Gesicht, ohne die Zigarette aus dem Mundwinkel zu lassen.

»Alles okay?«

»Todo bien.«

»Dann lass uns starten. Vamos.«

Sie machen sich an die Arbeit, müssen endlich ihre Fracht loswerden. Und es liegt noch ein ganzes Stück Fußmarsch vor ihnen. Sie zerren den Sack aus dem Kofferraum. Heben das Opfer auf ihre Schultern. Es ist schwer. Beide keuchen hintereinander her, als sie links einer schmalen, kaum erkennbaren Trittspur folgen, die das unruhige Licht der Stirnlampen berührt. Sie führt mit leichtem Gefälle in den Barranquillo del Rincón, einem Seitenarm des großen Barrancos. Verdammtes Gestrüpp, mannshohes, trockenes Schilfgras, Kakteen, Tabaibas, Stachelgewächse. Zum Glück keine Agaven. Immer weiter. Rascheln, als ob Tiere unterwegs wären. Aber es ist nur der Wind. Die beiden Männer ächzen unter ihrer Last.

Es dauert eine Ewigkeit, bis sie den richtigen Platz erreichen, eine Geröllhalde aus Lavabrocken, mit Abfall bedeckt. Davor eine rostige Badewanne, die vor langer Zeit einmal als Viehtränke diente.

Jetzt, da gerade eine Wolke am Mond vorbeigeistert, scheint sich für einen kurzen Moment der Schatten des Agando über sie zu legen. Vielleicht nur Einbildung. Aber plötzlich weht ein kühler Windstoß. Er zerteilt die weiße Wolke in bizarre Schemen, Geisterwesen, die rasch ihre Gestalt wechseln, während sie in höheren Zonen bereits zu Strähnenschleiern zerfransen. Eine Million Sterne tanzen und blinken irre Signale.

Jetzt die Fracht abladen, direkt in die Badewanne. Der Opferplatz. Danach ist es still. Nur keuchender Atem. Ein Nachtvogel schreit. Es sind Stimmen im Wind.

Der Mann mit der Zigarette im Mund wischt die Geister energisch mit einer Handbewegung fort. Er lässt sein Feuerzeug schnappen, zieht gierig den Tabakrauch in seine Lungen.

Der andere steht abwartend dabei. Ringt noch nach Luft. Dann sagt er: »Lass uns die Sache zu Ende bringen. Ich will weg hier.«

Sein Partner nickt. »Ich auch, glaub mir: ich auch!«

Sie arbeiten nun rasch. Alles muss schnell und hochkonzentriert vonstatten gehen. Sie wissen genau, was zu tun ist. Als das Feuer zischend aufflammt, bedeutet das für sie Erlösung. Plötzlich wird alles hell. Fast zu hell. Sie weichen aus dem Lichtkreis, hasten die Trittspur zurück. Die Flammen in ihrem Rücken prasseln, als sie das Opfer annehmen. Die Hitze scheint nach ihnen zu greifen. Aber auch das ist nur Einbildung. In Wirklichkeit laufen sie, als sei eine große Last von ihnen gefallen, leichtfüßig und frei. Ja, jetzt sind sie endlich frei!

Sie erreichen den Palmenhain, den Kastenwagen, reißen die Türen auf, lassen sich auf die Sitze fallen. Der Motor springt sofort an. Nun die gesamte Strecke zurück. Niemand begegnet ihnen. Niemand außer ihnen ist in einer solchen Nacht unterwegs.

Der Mann am Steuer steckt sich noch eine Zigarette an. Der Fahrtwind streicht durch die offenen Seitenfenster und weht Asche und Glutfunken ins Wageninnere. Sein Partner flucht schon wieder und spuckt aus dem Mundwinkel. Solche Flüche müssen sein, besonders danach. Er hasst seinen Job. Aber es gibt keinen anderen für ihn außer diesem. Wenn ich hier fertig bin, wenn uns dieser Idiot ohne Unfall durch den Barranco bringt, auf die asphaltierte Straße und aufs Schiff, dann mach ich erstmal Urlaub, denkt er. Ich nehme mir ein Zimmer an der Küste, esse mich satt, reiße eine Chica auf, oder besser noch zwei. Und dann: bungabunga und tranquilo. Er sieht sich Zigarre rauchend am Strand sitzen. Beste Puros aus Havanna. Wie diese großen Männer im Film, die es geschafft haben und sich seelenruhig der Pflege ihrer Fußnägel widmen können. Aus dem CD-Player schallt laute Musik. Alle Songs von Shakira, damit die Chicas mit ihren üppigen Formen mitwippen können und ihre Möpse tanzen lassen. Und den besten Rum aller Zeiten, während das Leben ihn streichelt. Er weiß, dass es keine Garantie auf die Erfüllung solcher speziellen Träume gibt...
2 Barranquillo del Rincón, La Gomera

Leichter Nieselregen nässt die Haut. José Ferrera stört das nicht. Er empfindet die Nebelwolke, die vom Roque de Agando her durch den Barranco quillt, sogar als angenehm frisch. Er ist gern bei so einem Wetter unterwegs. Und Chico, der Hund, genießt den frühen Ausflug ebenso. Wochenlang ist es schwülheiß gewesen, drückend und lähmend. Und dann die plötzliche Urgewalt des Regens, ein kurzer Schauer gegen Ende der Nacht, aber außerordentlich ergiebig. Das Wasser steht in Pfützen, hat an manchen Stellen den Weg weggespült und Geröll aus den Bergen gelöst.

José atmet tief die frische Luft ein. Chico ist wie immer vorausgelaufen und markiert an einer Biegung des Fußpfades die Böschung. Zaghaft tastet sich erstes Sonnenlicht über die schrundigen Felskanten von Benchijigua. Rechts neben dem dunstigen Gipfel des Agando erscheint für kurze Zeit ein schwacher Regenbogen.

Eigentlich ist es ein schöner Morgen. Aber irgendetwas stimmt diesmal nicht. José Ferrera ist stehengeblieben und blinzelt mit zusammengekniffenen Augen in Richtung der Berge. Der Agando beginnt sich langsam aus dem Dunst zu schälen. Seine Kontur gleicht einem übergroßen Zahn. Oder einem Phallus. Und wenn man länger hinsieht, nimmt er die Form eines riesigen Kopfes an. Die Ureinwohner hielten ihn für eine versteinerte Gottheit, die seit ewigen Zeiten über die Insel wacht. Über das Zentrum Gomeras. Heute scheint der Schädel lauernd zu grinsen. Er strahlt etwas wissend Bösartiges aus.

José Ferrera schüttelt unwillkürlich den Kopf und wendet den Blick ab. Er kann nicht sagen, was es ist, aber etwas hat sich verändert. Ein Gefühl bloß, aber deutlich anders als sonst. Auch Chico ist stehengeblieben und hebt witternd die Nase in den Wind.

Er ist ein Bastard, erbärmlich dürr und ungepflegt wie sein Besitzer. Aber für José Ferrera ist er ein Seismograph. Der Hund sieht und hört erheblich besser als er, dessen Sinne allmählich altersschwach werden. Ganz zu schweigen von Chicos feiner Nase. Er riecht es, wenn eine Hündin heiß wird, noch über Kilometer hinweg.

Ihre Blicke streifen sich kurz. Mit einer flüchtigen Handbewegung deutet José Ferrera die Richtung an, in der er weitergehen will. Der Hund versteht die Geste sofort und läuft los.

Als sie den Rand des Palmenhains erreichen, sträubt sich Chicos Nackenfell. Er verharrt an der Stelle, wo der Trampelpfad zum Barranquillo abzweigt, und beginnt leise zu knurren. Eigentlich gehört dieser Abschnitt nicht zu ihrem normalen...

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Autor

Harald Braem, Jahrgang 1944, ehem. Professor für Design und Kommunikation in Wiesbaden, ist Direktor des Kult-Ur-Instituts für interdisziplinäre Kulturforschung, Autor zahlreicher Bücher und langjähriger Kanarenkenner. Er verfasste Romane, Erzählungen, Sach- und Kinderbücher sowie Filmbeiträge. Im Zech Verlag sind außerdem von Braem erschienen: Tanausú, König der Guanchen, Auf den Spuren der Ureinwohner, Der Vulkanteufel und Der Kojote im Vulkan.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt