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Die dritte Leich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Rosenheimer Verlagshauserschienen am19.12.2014
Der Abt der Klosterschule Heiligenbeuern ist überraschend gestorben. In derselben Nacht wurde der Vater eines Zöglings ermordet. Für die 14-jährigen Internatsschüler Kaspar und Max steht fest, dass hinter den Klostermauern ein Mörder umgeht. Doch die Polizei tappt im Dunkeln. Nicht unfreiwillig helfen die beiden Jungen dem Wolfratshauser Inspektor Huber bei seinen Ermittlungen und stellen auf eigene Faust Nachforschungen an. An dem spannend konstruierten Fall entlang erzählt Unterholzner die Geschichte seiner Protagonisten. Trotz der blutigen Story um Messer- und Giftmorde leistet er sich skurrile Typen und komödiantische Momente. Mit großzügigem Lokalkolorit eröffnet er auch dem Ortsunkundigen en passant die Welt zwischen Isar und Loisach. Süddeutsche Zeitung

Dr. Georg Unterholzner arbeitete nach seinem Studium der Tiermedizin viele Jahre als praktischer Tierarzt, bevor er 2001 Amtsveterinär im Staatsdienst wurde. Seine Krimis überzeugen Leser und Kritiker gleichermaßen. Besonders beliebt sind die Lesungen des Autors, bei denen er das Publikum mit seiner unterhaltsamen Vortragsweise begeistert.
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Produkt

KlappentextDer Abt der Klosterschule Heiligenbeuern ist überraschend gestorben. In derselben Nacht wurde der Vater eines Zöglings ermordet. Für die 14-jährigen Internatsschüler Kaspar und Max steht fest, dass hinter den Klostermauern ein Mörder umgeht. Doch die Polizei tappt im Dunkeln. Nicht unfreiwillig helfen die beiden Jungen dem Wolfratshauser Inspektor Huber bei seinen Ermittlungen und stellen auf eigene Faust Nachforschungen an. An dem spannend konstruierten Fall entlang erzählt Unterholzner die Geschichte seiner Protagonisten. Trotz der blutigen Story um Messer- und Giftmorde leistet er sich skurrile Typen und komödiantische Momente. Mit großzügigem Lokalkolorit eröffnet er auch dem Ortsunkundigen en passant die Welt zwischen Isar und Loisach. Süddeutsche Zeitung

Dr. Georg Unterholzner arbeitete nach seinem Studium der Tiermedizin viele Jahre als praktischer Tierarzt, bevor er 2001 Amtsveterinär im Staatsdienst wurde. Seine Krimis überzeugen Leser und Kritiker gleichermaßen. Besonders beliebt sind die Lesungen des Autors, bei denen er das Publikum mit seiner unterhaltsamen Vortragsweise begeistert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783475544033
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum19.12.2014
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2944 Kbytes
Artikel-Nr.3171528
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel I
Der Tanz beginnt

Mein Vater hatte mich mit dem Motorrad zur Bahn nach Wolfratshausen gebracht. Von dort ging es mit dem Abendzug nach Heiligenbeuern ins Internat, das von allen Schülern Beusl genannt wurde.

Kurz vor sieben Uhr kam der Zug an. Einige Dutzend Schüler, von denen ich ein paar bereits durch die ersten vier Wochen im Beusl kannte, stürmten auf den Bahnsteig. Mit Koffern und Reisetaschen beladen gingen wir zum nahe gelegenen Kloster. Dorthin begleitete uns der Präfekt der ersten Klasse, der vor allem auf die Disziplin seiner Wurzler achtete.

Nachdem wir die Pforte passiert hatten, ging es links die Treppe hinauf zu den Studierräumen. Der Studiersaal meiner achten Klasse lag im ersten Stock und gleich daneben war unser Schlafsaal. Ich grüßte hierhin und dorthin, spürte aber, wie fremd ich immer noch war. Wie am ersten Tag, als mein Vater mich hier abgeliefert hatte, stach mir der Geruch der frisch gewachsten Treppen und Gänge in die Nase.

Pater Zeno, unser Präfekt, gab mir an der Tür zum Studiersaal die Hand und fragte: »Na - gut erholt?«

Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern eilte gleich zu einem Klassenkameraden, der seine frischen Unterhosen lässig in den Spind hineingeworfen hatte. »Das räumst du sofort auf«, bellte ihn der kleine, breit gebaute Mönch an.

Der Junge zog den Kopf ein und brachte Ordnung in sein Durcheinander. Er hatte Glück, wenn er ohne Parademarsch , das heißt ohne Strafaufgabe, bei der man endlose Reihen lateinischer Stammformen zu schreiben hatte, davonkam.

»Servus Kaspar, alte Kuhhaut.« Jemand hatte mir von hinten mit der Hand auf die linke Schulter geschlagen. Ich drehte mich um und da stand der rothaarige Max Stockmeier, mein Freund aus den ersten Wochen. Er und Erwin waren wie ich zu Jahresbeginn neu in die Klasse gekommen.

Nun zog Max einen großen, schweren Mann mit einem rotblonden Schnurrbart und freundlichen, hellen Augen zu mir heran. »Da, Papa, das ist der Kaspar, von dem ich dir schon erzählt hab.«

Herr Stockmeier streckte mir seine mächtige Rechte entgegen und ich grüßte ihn schüchtern. Das war also der Bräu von Wolfratshausen, dem man nachsagte, dass keiner in der Umgebung mehr Kraft hätte als er.

Max und ich verstauten die mitgebrachte Wäsche in unseren Spinden, dann begleiteten wir seinen Vater zum Parkplatz vor der Pforte, um uns dort von ihm zu verabschieden. Zurück im Studiersaal setzten wir uns an mein Pult und erzählten, was wir am Heimfahrtswochenende erlebt hatten.

Alle Zöglinge in Heiligenbeuern hätten bis spätestens sieben Uhr da sein sollen, doch einige kamen etwas später. Als Letzter traf mein Pultnachbar Erwin Kathan mit seinem Vater ein. Ich schaute gerade zur Eingangstür, als die beiden den Studiersaal betraten. Erwin war ein dunkelhaariger, schmaler und für seine vierzehn Jahre zu kleiner Junge. Er grüßte still. Sein Vater dagegen, ein schlanker, großer Mann mit streng zurückgekämmten, schwarzen Haaren, schien uns gar nicht zu bemerken. Er hatte Schweißperlen auf der kahlen Stirn.

»Papa, was ist denn? Ist dir nicht gut«, fragte Erwin besorgt.

Herr Kathan starrte vor sich hin, er schluckte. Seine Hände fingen jetzt an zu zittern und er schwitzte immer noch mehr. Dann hielt er sich an unserem Pult fest. Vielleicht wollte er nicht, dass wir seine Hände zittern sahen. Oder er hatte Angst hinzufallen, wenn er nicht irgendwo Halt fand.

Plötzlich sah er auf und fragte mit rauer Stimme: »Wo ist euer Präfekt? Ich muss mit Pater Zeno reden. Sofort.«

Die Frage erschien unsinnig, denn Pater Zeno unterhielt sich keine fünf Meter entfernt mit den Eltern eines Mitschülers. Mechanisch, wie von einer Schnur gezogen, ging Herr Kathan zu dem Mönch.

Die beiden sprachen kurz miteinander, um anschließend im Präfektenzimmer zu verschwinden. Wir warteten vergeblich, dass sie in den Studierraum zurückkehrten.

Erst um Viertel nach acht, zu der Zeit also, da wir ins Bett gehen mussten, kam Pater Zeno wieder. Er ging sofort zu Erwin, der still auf seinem Platz saß.

»Erwin, dein Vater wollt unbedingt noch mit dem Abt reden. Ich hab ihm zwar gesagt, dass das nicht möglich ist, weil die Ordensregeln einen so späten Besuch nicht vorsehen, aber er hat drauf bestanden.« Besorgt schüttelte der Pater den Kopf. »Sag mal, ist bei euch zu Hause etwas passiert. Dein Vater war ganz durcheinander. - Wenn was wär, kannst du jederzeit zu mir kommen.«

»Nein«, sagte Erwin, »es war nichts. Es war wirklich ein schönes Wochenende und Papa war besonders nett. Normalerweise ist er nämlich nicht so. Und jetzt auf einmal ⦫

Erwin fing an zu weinen und Pater Zeno legte ihm den Arm um die Schulter. Eine solche Geste hatte ich nie zuvor bei ihm gesehen.

»Ich weiß zwar nicht, was mit deinem Vater los ist, aber so schlimm wird es schon nicht sein. - So, Kinder«, damit erhob der Mönch seine Stimme, und sie hatte wieder den Klang, der keinen Widerspruch zuließ, »jetzt wird es Zeit, dass wir ins Bett gehen.«

Wenige Minuten später marschierten wir in den Schlafsaal.

Nachdem das Licht gelöscht war, hörte man Erwin noch eine Zeit lang leise weinen. Dann war Ruhe.

Am nächsten Morgen wurden wir wie üblich um sechs Uhr geweckt und versammelten uns nach dem Waschen und Anziehen im Studiersaal zum Morgengebet.

Pater Zeno wirkte traurig und vor dem Beten sagte er uns den Grund dafür: »Liebe Kinder, heute Nacht ist unser Abt gestorben. Wir wollen ihn in unser Gebet einschließen. Der Herrgott gebe ihm die ewige Ruhe.«

Ich schaute zu Max, der am Pult vor mir saß. Und als hätte der meinen Blick im Nacken gespürt, drehte er den Kopf um und sah mich geheimnisvoll an.

Auf dem Weg zum Frühstück fragte ich ihn, warum er so komisch geschaut habe.

»Der Aufenthalt im Beusl könnt spannend werden«, entgegnete er knapp.

»Warum?«, fragte ich.

»Warum?«, äffte er mich nach. »Sag mal, hast du gar kein Hirn? Gestern Abend läuft der Kathan rum wie eine lebendige Leich und muss unbedingt mit dem Abt reden. Und heut? Heut ist der Abt tot.«

Max blieb stehen und sah mir fest in die Augen.

»Hast du den Abt beim Abschlussgottesdienst vor dem freien Wochenend g sehen? Sag, hat der krank ausg schaut? Ein bisserl g wampert war er schon, aber dass er gleich stirbt?« Max riss die grünblauen Augen beim Reden immer noch weiter auf. »Warum war der Kathan gestern so komisch? Und warum hat er unbedingt noch mit dem Abt reden müssen? Da stimmt doch was nicht, oder?«

Die ersten beiden Schulstunden fielen aus. Es wurde ein Trauergottesdienst für den Verstorbenen abgehalten, an dem alle Schüler teilnehmen mussten. Ich saß ein paar Plätze von Max entfernt und dachte darüber nach, was er gesagt hatte. Sollte das seltsame Verhalten von Herrn Kathan mit dem Tod des Abtes zusammenhängen? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.

Ab der dritten Stunde war Unterricht. Die Patres waren an diesem Tag eher nachsichtig mit uns Schülern, sogar in Latein. In der letzten Stunde wurde Erwin von Pater Zeno aus dem Unterricht geholt.

Ich sah zu Max hin, und der begegnete meinem Blick wieder mit diesem arrogant blöden Geschau, das er bereits am Morgen aufgesetzt hatte.

Nach dem Mittagessen, an dem Erwin nicht teilgenommen hatte, packte Max meinen Arm und zog mich in eine ruhige Ecke vor der Pforte.

»Da ist gestern was Dramatisches passiert«, meinte er aufgeregt. »Vielleicht sitzt der Kathan schon im Zuchthaus, und seine Frau will den Erwin vor der ganzen Schand bewahren und nimmt ihn aus der Schul.«

»Du spinnst ja. Also Max, jetzt spinnst wirklich.«

Er trat einen Schritt vor. »Sag mal, kannst du zwei und zwei wirklich nicht zusammenzählen? Die letzten fünfhundert Jahr hat sich im Beusl nicht so viel Aufregendes abg spielt wie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden. Das hat doch einen Grund. - Hoffentlich kommt der Erwin bald, dass wir ihn fragen können.«

Kaum hatte er den Satz beendet, da fuhr der Wagen der Kathans, ein schwarzer Mercedes, in den Klosterhof ein. Hinter dem Steuer saß Frau Kathan und daneben Erwin. Sie parkte vor der Pforte, beide stiegen aus und Erwin gab seiner Mutter die Hand. Dann ging die kleine, dunkelhaarige Frau die Treppe hinauf zum Eingang der Pforte, während Erwin etwas verloren zurückblieb.

Max rannte sofort los und ich hinterher. Als wir bei Erwin ankamen, stand der immer noch wie gelähmt neben dem Auto.

»Du, Erwin«, sagte Max, »was ist denn los mit deinem Vater?«

Weiter kam er nicht, da heulte Erwin schon.

Max legte ihm den Arm um die Schulter und führte den armen Kerl in das Klostergebäude. Da die Sonne schien, war niemand im Studiersaal. Pater Zeno mochte es nicht, wenn sich die Schüler bei schönem Wetter im Haus aufhielten. Deshalb scheuchte er uns bei jedem Sonnenstrahl an die frische Luft.

Max führte den viel kleineren Erwin an sein Pult, setzte ihn auf seinen Stuhl und fragte noch einmal: »Was ist denn los bei euch? Mit mir kannst du doch reden.«

Erwin schluchzte weiter. Er hatte ganz verweinte Augen und die Schultern waren noch mehr eingesunken als sonst.

Endlich fing er an. »Papa ist nicht mehr da«, sagte er leise. »Seit gestern Abend ist er verschwunden. Erst war er doch so komisch, das habt ihr ja mitgekriegt. Dann wollte er unbedingt mit dem Abt reden. Anschließend hat er meine Mama angerufen und gesagt, dass er erst Montagnachmittag, also heute nach Hause kommt. Er wollte am Vormittag noch etwas ganz...
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Dr. Georg Unterholzner arbeitete nach seinem Studium der Tiermedizin viele Jahre als praktischer Tierarzt, bevor er 2001 Amtsveterinär im Staatsdienst wurde. Seine Krimis überzeugen Leser und Kritiker gleichermaßen. Besonders beliebt sind die Lesungen des Autors, bei denen er das Publikum mit seiner unterhaltsamen Vortragsweise begeistert.

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