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Australia - Eukalyptusfeuer

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
576 Seiten
Deutsch
LYX.digitalerschienen am05.11.20151. Aufl. 2015
Der Kongressabgeordnete und Anwalt Walter Cunningham verbringt mit seiner Familie die Weihnachtsferien in der Idylle der Blue Mountains. Bei einem Familienfest kochen die Gemüter hoch, denn Walter will einen Prozess gegen den Betrüger William Bradshaw führen. Da bringt seine Tochter Scarlet einen jungen Mann mit ins Haus, der von einer Schlange gebissen wurde. Die Familie kümmert sich um den Fremden, und Scarlet fühlt sich schon bald zu ihm hingezogen. Umso größer ist der Schock, als sich herausstellt, dass der junge Mann der Sohn von William Bradshaw ist.



Mirja Hein lebt in Hamburg und Berlin, wenn sie nicht gerade auf Recherchereise "Down under" ist. Sie schreibt unter dem Pseudonym Laura Walden erfolgreiche Neuseelandromane und Jugendbücher, die in Australien spielen. Eukalyptusfeuer ist der zweite Band in ihrer großen australischen Familiensaga.
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Produkt

KlappentextDer Kongressabgeordnete und Anwalt Walter Cunningham verbringt mit seiner Familie die Weihnachtsferien in der Idylle der Blue Mountains. Bei einem Familienfest kochen die Gemüter hoch, denn Walter will einen Prozess gegen den Betrüger William Bradshaw führen. Da bringt seine Tochter Scarlet einen jungen Mann mit ins Haus, der von einer Schlange gebissen wurde. Die Familie kümmert sich um den Fremden, und Scarlet fühlt sich schon bald zu ihm hingezogen. Umso größer ist der Schock, als sich herausstellt, dass der junge Mann der Sohn von William Bradshaw ist.



Mirja Hein lebt in Hamburg und Berlin, wenn sie nicht gerade auf Recherchereise "Down under" ist. Sie schreibt unter dem Pseudonym Laura Walden erfolgreiche Neuseelandromane und Jugendbücher, die in Australien spielen. Eukalyptusfeuer ist der zweite Band in ihrer großen australischen Familiensaga.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783736300088
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum05.11.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Reihen-Nr.02
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3201175
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war ein ungewöhnlich heißer Dezembertag. Die Sonne brannte vom stahlblauen Himmel herunter und tauchte das Ferienanwesen der Parkers in gleißendes Licht. Wentworth Paradise, wie Annabelles ältere Tochter Scarlet das weiße Holzhaus mit den blau gestrichenen Balken und den drei Veranden getauft hatte, lag zwei Meilen außerhalb des kleinen Ortes Wentworth Falls auf einem Berg, von dem aus man eine traumhafte Sicht bis zu einem gigantischen Wasserfall auf der anderen Seite der Schlucht hatte. Annabelle und ihr Mann Walter hatten sich vor nunmehr zehn Jahren entschieden, dieses Grundstück zu kaufen, weil Wentworth Falls an der Blue Mountain-Eisenbahnlinie lag, die von Sydney in die Berge führte und den Ingenieuren bei ihrem Bau einst wahre Kunststücke abverlangt hatte.

Annabelle hatte die anderen Familienmitglieder bereits nach dem Frühstück aus der Küche gescheucht, weil sie es sich nicht nehmen ließ, den Truthahn für den heutigen Abend nach ihrem eigenen Rezept und ohne Hilfe ihrer Töchter, ihrer Mutter oder ihrer Schwiegermutter zuzubereiten. Dabei war sie ansonsten alles andere als ein Hausmütterchen. Im Gegenteil, Annabelle Parker war eine streitbare Kämpferin für die Rechte der Frauen und ein Gründungsmitglied der Womanhood Suffrage League, deren Mitglieder sich besonders für das Frauenwahlrecht in New South Wales stark machten. Ihre Jugendfreundin und Schwägerin Myriam, die Frau ihres Bruders George, war ebenfalls eine glühende Kämpferin in Sachen Frauenrechte geworden. Das schweißte die alten Freundinnen nur noch enger zusammen. Annabelle und Myriam hielten Vorträge zu dem Thema und waren unermüdlich auch in der Praxis damit beschäftigt, Frauen das Leben in der männerdominierten Gesellschaft leichter zu machen.

Es machte Annabelle wenig aus, von einigen männlichen Bekannten ihres Mannes und deren Ehefrauen hinter ihrem Rücken als Blaustrumpf verspottet zu werden, solange Walter sie in ihrem Engagement unterstützte. Er war Kongressabgeordneter im Parlament von New South Wales und sehr einflussreich. Sie konnte jederzeit auf seine Unterstützung zählen. Ihr größtes Ziel war es, das Frauenwahlrecht zu erkämpfen, wie es ihre Mitstreiterinnen in der Kolonie South Australia gerade sehr erfolgreich versuchten. Dort schien es nur noch eine Frage von Monaten zu sein, bis sie am Ziel ihrer Wünsche waren.

In der Kolonie New South Wales würde es nach Annabelles Einschätzung noch eines längeren Kampfes bedürfen. Der Weihnachtsbraten aber war seit Jahren schon ihre Domäne, und sie zelebrierte die Zubereitung dieses Festmahls mit großer Begeisterung. Zu Hause in Sydney hatte sie eine Haushaltshilfe und eine Köchin, aber die bekamen jedes Jahr zu den Weihnachtsferien frei, um zu ihren eigenen Familien zu reisen. Im Urlaub war die streitbare Annabelle Hausfrau mit Leidenschaft. Walter sah dies mit gemischten Gefühlen. Er fand, sie könnte zumindest ihren Töchtern eine gewisse Mithilfe abverlangen, aber das war ihr viel zu anstrengend. Für die siebzehnjährige Scarlet war es eine Selbstverständlichkeit, ihrer Mutter zur Hand zu gehen, ganz im Gegensatz zu der ein Jahr jüngeren Ava, die es als unter ihrer Würde betrachtete, sich im Haushalt nützlich zu machen. Annabelle hatte wenig Lust, in diesem Punkt erzieherisch auf ihre Jüngere einzuwirken. Um für ein wenig Gerechtigkeit zu sorgen, ermutigte sie stattdessen lieber Scarlet, die freien Tage ebenfalls zu genießen und ihren Interessen nachzugehen.

Unterschiedlicher können zwei Töchter gar nicht sein, dachte Annabelle mit einer gewissen Wehmut, während sie gedankenverloren aus dem weit geöffneten Küchenfenster auf die Veranda und den Garten hinausblickte, wo es sich die Familie nach dem Frühstück bequem gemacht hatte. Scarlet war in ein intensives Gespräch mit ihrer Großmutter verwickelt. Die beiden verstanden sich blendend. Kein Wunder, Scarlet kam von ihrem Äußeren ganz nach Granny Vicky, wie die Mädchen Annabelles Mutter nannten. Sie war groß, schlank, blond und hatte manchmal etwas Wildes und Ungestümes an sich. Es hieß, genauso wäre Vicky in ihrer Jugend gewesen. Wenig damenhaft und überhaupt nicht kapriziös, sondern eher burschikos und sehr mutig. Schon in ihrer Kindheit hatte sich Scarlet so manche Kämpfe mit den Nachbarjungs geliefert und war schließlich vollwertiges Mitglied einer eingeschworenen Freundesclique von Jungen geworden. Ganz im Gegensatz zu Ava, die sich bereits in frühen Jugendtagen gern darin gesonnt hatte, von sämtlichen Burschen angeschwärmt zu werden. Sie war eine außerordentliche Schönheit mit ihrem vollen, dicken schwarzen Haar und dem bronzefarbenen Teint, den sie von Annabelle geerbt hatte.

Als sie selbst noch ein Kind war, hatte sich Annabelle oft gefragt, woher ihr exotisches Aussehen stammte, bis sie eines Tages erfahren hatte, dass ihr leiblicher Vater gar nicht der Ehemann ihrer Mutter, der hellhäutige Frederik Bradshaw, war, sondern der dunkelhaarige Jonathan, die große Liebe ihrer Mutter, der Mann, den Vicky erst nach Frederiks tragischem Tod geheiratet hatte. Mit einem zärtlichen Gefühl betrachtete sie die Silhouette ihres Vaters, der in einem der Liegestühle lag und las. Sein einst dunkles Haar war mittlerweile ergraut, aber er war immer noch eine imposante Erscheinung. Es erschien ihr immer noch wie ein Wunder, dass sie diesen Mann noch hatte kennen und lieben lernen dürfen, obwohl die Hochzeit zwischen ihrer Mutter und ihrem einstigen Liebhaber die Familien unwiderruflich entzweit hatte.

Seufzend wandte sich Annabelle wieder ihrem Truthahn zu und würzte ihn mit ihrer speziellen Mischung. Die Kräuter hatte Scarlet für sie in den Bergen gesammelt. Ihre ältere Tochter brannte für die Naturwissenschaften und wollte am liebsten Forscherin werden. Sie besuchte eine höhere Töchterschule in Sydney und hatte durchweg gute Noten. Ganz im Gegenteil zu Ava, die nur in den musischen Fächern glänzte und dafür eine unvergleichliche Stimme besaß. Annabelle hoffte, dass sie den Schulabschluss schaffen würde, um danach nach Adelaide zu gehen und dort Musik zu studieren.

Walter war gar nicht begeistert von der Aussicht, dass seine Tochter zur Ausbildung aus Sydney fortgehen wollte, aber Annabelle förderte sie bei ihren Plänen, denn ihr war der akademische Abschluss ihrer Tochter wichtig. Und dies war nur in Adelaide möglich, während Walter meinte, sie könnte privaten Gesangsunterricht in Sydney nehmen, zumal sie bestimmt früh heiraten würde. In diesem Punkt waren sich Mutter und Tochter allerdings so einig wie selten. Es musste die Universität sein, auf der sie einen anerkannten Abschluss machen konnte.

Noch einmal ließ Annabelle den Blick zu ihren Lieben schweifen. An einem Tisch im Schatten saß ihre Schwiegermutter Martha, die beste Freundin ihrer Mutter, mit ihrem Mann Edward. Sie spielten Karten mit ihrer Tochter Myriam und mit Annabelles Bruder George. Mit dabei war auch Victoria, die ihre Mutter Vicky adoptiert hatte, nachdem Victorias Mutter Meeri, eine junge Aborigine-Frau, bei der Geburt gestorben war. Sie war nur ein Jahr älter als Scarlet. Wenn man nicht wüsste, dass Victoria Aborigine-Gene besaß, man hätte ihr nicht angesehen, dass sie ein »Mischling« war, wie man solche Kinder zu bezeichnen pflegte. Annabelle mochte diesen Begriff nicht gern, weil er sie an Hundewelpen erinnerte, aber es gab kaum eine sprachliche Alternative. Bei Victoria waren jedenfalls die Gene des Vaters durchgeschlagen. Immer wenn Annabelle an diese gruselige Geschichte dachte, fröstelte es sie trotz der Hitze, die sich auch in der Küche langsam ausbreitete. Meeri war einst von einem weißen Farmer vergewaltigt worden, aber davon ahnte Victoria nichts. Vicky war der Meinung, dies sollte der jungen Frau besser verschwiegen werden. Das Einzige, was Victoria über ihre Herkunft wusste, war die Tatsache, dass ihre Mutter Meeri eine Aborigine gewesen war und der junge Mann, der sie angeblich geschwängert hatte, kurz danach spurlos verschwunden war. Annabelle hegte zwiespältige Gefühle gegen diese Art der Lügen, selbst wenn sie dem Schutz eines Menschen dienten. Hatte sie nicht am eigenen Leib erfahren, wie schwer Familiengeheimnisse auf der Seele lasten konnten? Es war damals nicht einfach gewesen, als sie ungefähr in Victorias Alter hatte erfahren müssen, dass Frederik Bradshaw gar nicht ihr leiblicher Vater und Amelie und George nur ihre Halbgeschwister waren. Doch hatte es nicht auch etwas Erleichterndes gehabt, endlich die Gewissheit zu bekommen, dass ihr Gefühl, es gäbe da irgendein dunkles Geheimnis um ihre Herkunft, sie nicht getäuscht hatte? Wie oft hatte sie sich während ihrer Kindheit mit der Frage gequält, ob sie nicht in Wahrheit womöglich eine adoptierte Aborigine war.

Annabelle versuchte, die schweren Gedanken abzuschütteln. Um in düsteres Grübeln zu verfallen, sind dieser Tag und die Tatsache, dass wir alle gemeinsam und so friedlich in Wentworth Paradise zusammengekommen sind, viel zu schade, sagte sie sich entschieden. Doch dann blieb ihr Blick an Ava hängen. Die junge Frau saß allein ganz hinten im Garten unter einem großen Baum und träumte vor sich hin. Sie scheute jeden Sonnenstrahl, denn ihre wunderschön schimmernde Haut, die sie für die Herren der Schöpfung unwiderstehlich machte, war ihr ein Gräuel. Sie achtete peinlich genau darauf, in der Sonne nicht womöglich noch dunkler zu werden. Was ihr wohl gerade durch den Kopf geht, fragte sich Annabelle, denn ihrem verkniffenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen dachte sie nicht an etwas Schönes.

Annabelle zwang sich, den Blick abzuwenden und sich stattdessen erneut dem Truthahn zu widmen. Wenn sie ihn mit den Kräutern eingerieben und die Füllung...

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Mirja Hein lebt in Hamburg und Berlin, wenn sie nicht gerade auf Recherchereise "Down under" ist. Sie schreibt unter dem Pseudonym Laura Walden erfolgreiche Neuseelandromane und Jugendbücher, die in Australien spielen. Eukalyptusfeuer ist der zweite Band in ihrer großen australischen Familiensaga.
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