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Solothurn trägt Schwarz

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
352 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am17.03.2016
Ein Zürcher Journalist wird tot am Aare-Ufer aufgefunden. Steckt die Balkan-Mafia, über die der Reporter recherchiert hat, hinter dem Anschlag? Bevor Dominik Dornach von der Solothurner Kantonspolizei und Staatsanwältin Angela Casagrande die brisanten Zusammenhänge aufdecken können, geschieht ein weiterer Mord - und Dornachs Tochter Pia gerät in tödliche Gefahr . . .

Christof Gasser, geboren 1960, war lange in leitender Funktion in der Uhrenindustrie tätig und arbeitete viele Jahre als Betriebsleiter in Asien. Heute ist er selbstständig und unterrichtet nebenamtlich als Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Vor einem Jahr hat er sich entschlossen, seinen Jugendtraum zu verwirklichen und als Autor tätig zu sein. Er lebt mit seiner Ehefrau in der Nähe von Solothurn, Schweiz.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEin Zürcher Journalist wird tot am Aare-Ufer aufgefunden. Steckt die Balkan-Mafia, über die der Reporter recherchiert hat, hinter dem Anschlag? Bevor Dominik Dornach von der Solothurner Kantonspolizei und Staatsanwältin Angela Casagrande die brisanten Zusammenhänge aufdecken können, geschieht ein weiterer Mord - und Dornachs Tochter Pia gerät in tödliche Gefahr . . .

Christof Gasser, geboren 1960, war lange in leitender Funktion in der Uhrenindustrie tätig und arbeitete viele Jahre als Betriebsleiter in Asien. Heute ist er selbstständig und unterrichtet nebenamtlich als Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Vor einem Jahr hat er sich entschlossen, seinen Jugendtraum zu verwirklichen und als Autor tätig zu sein. Er lebt mit seiner Ehefrau in der Nähe von Solothurn, Schweiz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863589608
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.03.2016
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3382 Kbytes
Artikel-Nr.3237026
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ZWEI

Eine Woche später, Solothurn

Lötscher schwankte, als er aus der Bar an die frische Luft trat. Er lehnte sich an eine Hauswand. Die kühle Steinmauer in seinem Rücken vertrieb den Alkoholnebel etwas. Mit beiden Händen stützte er sich an einem schräg stehenden Eckpfeiler ab.

Warum zum Teufel hatte er nur so viel in sich hineingeschüttet? Und warum war die blöde Kuh nicht gekommen? Schliesslich hatte sie das Treffen vorgeschlagen und ihm die Story seiner Karriere angeboten.

Er hätte heute Abend etwas Besseres vorgehabt, als sich in diesem Provinznest zu betrinken. Die neue Praktikantin auf der Redaktion, wie hiess sie noch gleich? Susanna, Sanna oder so. Er nannte sie immer nur Susi. Auf jeden Fall war sie ein heisser Feger und ganz scharf darauf, alles vom grossen Enthüllungsjournalisten Walter H. Lötscher zu lernen. Es hätte ein schöner Abend in Zürich werden können. Ein gutes Essen im «Bindella» beim Fraumünster, und später hätte man weitergesehen. Scheisse! Nach dem Anruf aus Solothurn hatte er die süsse Susi sausen lassen.

Die Atmosphäre war noch feucht von den Regenfällen der vergangenen Tage, und der nahe Fluss schickte die ersten Nebelschwaden durch die Gassen der unteren Altstadt. Es war ruhig. Nur aus der Bar waren die gedämpften Gespräche der Gäste und zwischendurch lautes Gelächter zu vernehmen. Die frische Luft tat ihm gut. Er versuchte sich zu erinnern, wie er am schnellsten zurück zum Hotel kam, das nicht so weit weg sein konnte. Es lag auch direkt am Fluss, bei der grossen Brücke. Er stakste die Gasse hinab und steuerte auf einen wuchtigen mittelalterlichen Bau zu, der wie eine Festung am Ufer der Aare lag. Das musste dieses Landhaus sein, das man ihm an der Rezeption beschrieben hatte, als er nach dem Weg gefragt hatte. In alten Zeiten war es der Umschlagplatz der Aareschiffer, welche die Solothurner Patrizier und die Ambassadoren der französischen Krone, die bis zur Französischen Revolution in Solothurn residierten, mit landwirtschaftlichen Gütern, vor allem mit Wein aus den Rebbergen des Bieler-, Neuenburger- und Genfersees, versorgten. Heute beherbergte es ein Kongress- und Tagungszentrum.

Sein Hotel lag auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, also musste er nach links über die kleinere, verkehrsfreie Brücke. Seine Gedanken waren wieder klarer, und er fühlte sich sicherer auf den Füssen. Im Schatten des Landhauses parkierte ein weisser Transporter mit laufendem Motor. Was für ein Idiot, dachte Lötscher, als er bei dem Fahrzeug war. Es war nicht so kalt, dass man ein Auto mit laufendem Motor heizen musste. Plötzlich verspürte er Lust auf eine Zigarette. Er tastete seine Jacketttaschen ab und fand ein halb volles Päckchen. Allerdings suchte er vergeblich nach seinem Feuerzeug. Das Fenster auf der Fahrerseite des Transporters war eine Handbreit heruntergelassen. Weisse Rauchschwaden quollen heraus. Lötscher konnte die Person am Steuer nicht erkennen. Der Mensch musste wirklich frieren. Das Gesicht war fast komplett unter der Kapuze einer dunklen Jacke verborgen. Lötscher klopfte an die Scheibe. Langsam wandte die Person hinter dem Steuer den Kopf. Lötscher konnte im schwachen Lichtschein der Strassenlampe das Gesicht sehen. Den Arm, der sich plötzlich um seinen Hals schlang, aber nicht. Er spürte nur noch das weiche Tuch mit dem scharfen, süsslich-penetranten Geruch, der sich seinen Weg durch seine Atemkanäle bahnte und wie ein grauer Schleier sein Bewusstsein einhüllte.

* * *

«Dominik!»

Dornach öffnete die Augen. Auf dem schmalen Grat zwischen Schlafen und Wachen verhallte die helle Frauenstimme, die seinen Namen rief. Er horchte in die Stille seines Hauses, bevor er sich im Bett aufrichtete.

Es dauerte eine Weile, bis er klar denken konnte und realisierte, dass er nicht alleine war. Er sah zu der Frau, die neben ihm schlief. Bea lag nackt und halb zugedeckt auf der Seite und hatte ihm den Rücken zugewandt. Das fahle Mondlicht, das durch die Vorhänge schimmerte, wurde von ihrem blonden Haar reflektiert. Die dünne Bettdecke schmiegte sich eng an die sanft geschwungene Kurve ihrer Hüfte. Das Tattoo auf ihrer rechten Schulter war nur schwach zu erkennen, aber Dornach wusste, was es darstellte. Es war eine Rose, um deren Stiel sich eine Schlange zwischen den Dornen nach oben wand. Darunter stand in geschwungener Schrift «Love Poison». Er beugte sich über sie und zog die Bettdecke vorsichtig über ihre Schultern.

Bea war, wie er, bei der Polizei: Sie jedoch war in Biel stationiert. Sektionsleiterin Fahndung in der Regionalabteilung Seeland-Jura der Berner Kantonspolizei. Dornach hatte sie vor etwa einem Jahr kennengelernt, als sie gemeinsam einen Fall bearbeiteten, und sich von ihrer Energie und Durchsetzungskraft beeindrucken lassen. Interesse und Sympathie waren gegenseitig gewesen. Seither pflegten sie eine lockere Beziehung. Bea war zu ehrgeizig, um sich auf mehr einzulassen, was auch ihm entgegenkam. Heute war ihre letzte gemeinsame Nacht. Um die Mittagszeit würde ihr Flieger in Richtung USA abheben, wo sie an einem sechsmonatigen Lehrgang beim FBI teilnehmen sollte. Danach hatte sie sich für ein Praktikum bei der amerikanischen Bundespolizei angemeldet, das von drüben noch zu bestätigen war. Wenn es klappte, würde sie für längere Zeit dortbleiben. Beide wussten, dass ihre Beziehung, wenn man sie als solche bezeichnen wollte, das nicht überleben konnte. Dafür waren sie beide nicht gemacht.

Dornach suchte keine feste Bindung. Pia, seine achtzehnjährige Tochter, die bei ihm wohnte, reagierte empfindlich auf seine flüchtigen Frauenbekanntschaften. Deshalb blieben seine Freundinnen in der Regel auch nicht bis zum Morgen bei ihm. Diese Nacht bildete eine Ausnahme.

Die Vibration seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Er schaute auf das Display: vier Uhr drei - Alarmzentrale. Er drückte rasch den Antwortknopf, bevor Bea erwachte.

«Dornach.»

«Dominik? Einsatz.» Die Stimme von Rita Gubser, der diensthabenden Beamtin, klang wach und klar.

«Was ist los?» Er hatte sich von Bea weggedreht und sprach so leise wie möglich.

«Schwerverletzter. Männlich. Fundort Aareufer am Ritterquai gegenüber dem Tennisplatz Schützenmatt.»

«Ich bin nicht auf Pikett.»

«Sorry, Dominik, ich weiss, aber Staatsanwältin Casagrande ist vor Ort und hat nach dir gefragt. - Sag mal, warum flüsterst du eigentlich?»

Dornach stand auf und schlich aus dem Schlafzimmer. «Immer dienstlich bleiben, Gefreiter Gubser. - Was ist denn los?»

«Scheint eine schöne Sauerei zu sein. Die Staatsanwältin bezweifelt, dass es sich um einen Suizidversuch oder einen Unfall handelt. Deshalb -»

«Bin schon unterwegs.»

Fünf Minuten später steuerte er seinen Volvo XC60 vom Grundstück der Villa Dornach auf den Grafenfelsweg hinaus in Richtung Stadt. Er fuhr ohne Blaulicht über die Untere Steingrubenstrasse in die Werkhofstrasse, vorbei am Schanzmühle-Komplex, wo das Polizeikommando untergebracht war. Als er auf den Baseltorkreisel zusteuerte, dachte er an Bea, die wohl noch immer in seinem Bett schlief. Er hatte ihr einen Zettel hinterlassen. Sie würde nicht glücklich sein, aber er setzte darauf, dass sie verstand.

Dornach konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Wenn die Stellvertretende Leitende Staatsanwältin Angela Casagrande sich zu solch unchristlicher Zeit zu einem Tatort rufen liess und überdies verlangte, dass der Chefermittler der Kantonspolizei dabei sein sollte, musste ein triftiger Grund vorliegen. Abgesehen davon, dass der Zeitpunkt unglücklich war, störte ihn das nicht sonderlich. Er arbeitete gern mit Casagrande zusammen, was er in Bezug auf ihren Chef, Martin Hofmann, nicht behaupten konnte. Diese Antipathie war gegenseitig.

Casagrande war erst knapp ein Jahr als Stellvertretende Leitende Staatsanwältin für Wirtschaftsdelikte und Organisierte Kriminalität bei der Solothurner Staatsanwaltschaft und bereits zur Anwärterin für den Posten als Leitende Staatsanwältin für die Abteilung Solothurn avanciert. Amtsinhaber Hofmann strebte seine Berufung als Bundesanwalt an und war deshalb häufig in der Bundeshauptstadt absorbiert. Sein potenzieller Nachfolger näherte sich bereits dem Rentenalter. Eine weitere Anwärterin wollte aus familiären Gründen ihr Pensum reduzieren und kam daher nicht mehr in Frage. So war Angela Casagrande mit ihren unbestrittenen Kompetenzen in den Startlöchern. Dornach und seine Kollegen bezeichneten diesen Umstand, milde ausgedrückt, als aussergewöhnlich.

Der Wechsel wurde von allen Seiten, insbesondere von den Ermittlern der Kriminalabteilung, die häufig mit Casagrande zu tun hatten, begrüsst. Im Gegensatz zu Hofmann, der glaubte, sich in jedes Ermittlungsdetail einmischen zu müssen, und dabei mit Rückfragen und der knausrigen Freigabe von Mitteln die Abläufe verlangsamte, galt Casagrande als gute und fachlich versierte Zuhörerin, die die Arbeit der Ermittler schätzte und ihnen entsprechenden Handlungsspielraum liess. Leider konnte auch sie nicht immer, wie sie wollte. Vor allem in Fällen, wo es Lorbeeren zu holen gab, stellte sich ihr Chef gerne in den Vordergrund. Aber Hofmann war nicht einer, der für einen Tatort mitten in der Nacht aus dem Bett stieg, und darüber war Dornach alles andere als unglücklich. In der Schanzmühle hoffte man derweil auf eine baldige Mutation im Franziskanerhof, dem Amtssitz der Solothurner Staatsanwaltschaft.

Als er beim Regio-Energie-Gebäude vor der Rötibrücke in die Werkstrasse einbog und den Ritterquai entlangfuhr, hatte der Weichzeichner...
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Christof Gasser, geboren 1960, war lange in leitender Funktion in der Uhrenindustrie tätig und arbeitete viele Jahre als Betriebsleiter in Asien. Heute ist er selbstständig und unterrichtet nebenamtlich als Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Vor einem Jahr hat er sich entschlossen, seinen Jugendtraum zu verwirklichen und als Autor tätig zu sein. Er lebt mit seiner Ehefrau in der Nähe von Solothurn, Schweiz.