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Mia Messer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
340 Seiten
Deutsch
Milena Verlagerschienen am16.05.2013
Mia Messer ist spannend und unterhaltsam wie Ocean's Eleven, nur in kleinerer Besetzung. Mia Messer ist Mieze Medusas zweiter Roman. Mieze Medusa ist die Zukunft. Mia Messer, eine junge Frau, ist Kunstdiebin. Ihre Beute hängt in den großen Museen Europas und stammt zumeist von Künstlerinnen. Denn der Diebstahl von Bildern von Künstlerinnen, noch ärger: von feministischen Künstlerinnen fällt weniger auf und die Medien interessieren sich dafür auch nicht. Praktisch. Die Familie Barozzi ist eine alteingesessene Wiener Ganovenfamilie. Mia, die uneheliche Tochter eines der Barozzisöhne, wurde im familieneigenen Internat für ihre kriminelle Zukunft ausgebildet. Und sie ist außerordentlich talentiert. Ein weiterer Pluspunkt für ihren Beruf ist: Sie wird meistens übersehen. Karrieretechnisch super. Als Sängerin in der Susibar hat sie sich ein weiteres berufliches Standbein aufgebaut, im ältesten Gewerbe aller Zeiten wirkt sie als Sängerin. Mia hat Geld, Talent und ein Ziel: Sie will nie die 'Gehen Sie ins Gefängnis'-Karte ziehen. Sie will ein Happy end für sich und ihre Familie. Wie im Kino. Aber: Wird der Einbruch in Zürich gelingen? Der erste auf eigene Faust? Der ganz große Coup?

Mieze Medusa lebt in Wien und fährt oft Zug. Aktiv als Slammerin, Rapperin, Autorin und Herausgeberin. Seit acht Jahren Gastgeberin des monatlichen textstrom-Poetry-Slams in Wien. Initiatorin von Ö-Slam, der österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaft (gemeinsam mit Markus Köhle). Zahlreiche Auftritte und Veröffentlichungen mit der Band 'mieze medusa & tenderboy'. Teil der Lesebühne 'Dogma. Chronik. Arschtritt' (gemeinsam mit Markus Köhle und Nadja Bucher).
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Produkt

KlappentextMia Messer ist spannend und unterhaltsam wie Ocean's Eleven, nur in kleinerer Besetzung. Mia Messer ist Mieze Medusas zweiter Roman. Mieze Medusa ist die Zukunft. Mia Messer, eine junge Frau, ist Kunstdiebin. Ihre Beute hängt in den großen Museen Europas und stammt zumeist von Künstlerinnen. Denn der Diebstahl von Bildern von Künstlerinnen, noch ärger: von feministischen Künstlerinnen fällt weniger auf und die Medien interessieren sich dafür auch nicht. Praktisch. Die Familie Barozzi ist eine alteingesessene Wiener Ganovenfamilie. Mia, die uneheliche Tochter eines der Barozzisöhne, wurde im familieneigenen Internat für ihre kriminelle Zukunft ausgebildet. Und sie ist außerordentlich talentiert. Ein weiterer Pluspunkt für ihren Beruf ist: Sie wird meistens übersehen. Karrieretechnisch super. Als Sängerin in der Susibar hat sie sich ein weiteres berufliches Standbein aufgebaut, im ältesten Gewerbe aller Zeiten wirkt sie als Sängerin. Mia hat Geld, Talent und ein Ziel: Sie will nie die 'Gehen Sie ins Gefängnis'-Karte ziehen. Sie will ein Happy end für sich und ihre Familie. Wie im Kino. Aber: Wird der Einbruch in Zürich gelingen? Der erste auf eigene Faust? Der ganz große Coup?

Mieze Medusa lebt in Wien und fährt oft Zug. Aktiv als Slammerin, Rapperin, Autorin und Herausgeberin. Seit acht Jahren Gastgeberin des monatlichen textstrom-Poetry-Slams in Wien. Initiatorin von Ö-Slam, der österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaft (gemeinsam mit Markus Köhle). Zahlreiche Auftritte und Veröffentlichungen mit der Band 'mieze medusa & tenderboy'. Teil der Lesebühne 'Dogma. Chronik. Arschtritt' (gemeinsam mit Markus Köhle und Nadja Bucher).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783852862460
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum16.05.2013
Seiten340 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1741 Kbytes
Artikel-Nr.3239163
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Canossagang, oder wie alles begann â¦

Johanna Bauernfeind schwitzte, knöpfte sich im Gehen den Mantel auf. Der Mantel war ein Fehler. Bei diesem Frühlingswetter und bei den paar Schritten von der Bäckerei ihres Vaters bis zur Klosterschule musste man sich nicht so warm anziehen. Sie hätte auch nur in der Bluse zur Klosterschule laufen können, in der Bluse, die sie gestern extra noch gebügelt hatte und die vom Mantel gerade zerdrückt wurde. Der Mantel war ein Schutzschild, der schwere Stoff lag ihr gerade richtig auf den Schultern. Der Mantel war kein Fehler. Johanna konnte heute alles Gewicht der Welt brauchen.

»Es ist doch so«, würde sie zu Schwester Bernadetta sagen. Dann würde sie kurz den Faden verlieren, wegen des Geruchs, der viele Erinnerungen mit sich brachte, die wenigsten davon angenehm. Aber der Mantel auf ihren Schultern würde verhindern, dass ihre Träumereien und Gedanken sie zu lang in ihren Bann ziehen konnten und sie würde weiterreden. Wegen der Maria würde sie weiterreden.

»Es geht um die Maria«, würde sie zu Schwester Bernadetta sagen und Schwester Bernadetta würde von ihrem würdevollen Gesichtsausdruck zu ihrem fragenden wechseln. Es musste praktisch sein, wenn man seine Gesichtsausdrücke fertig aus der Tasche ziehen konnte. »Es geht um die Maria«, würde sie sagen, »und um den Kirchenchor.« Ja, um den Kirchenchor ging es auch. Schwester Bernadetta würde spätestens dann wissen, warum Johanna Bauernfeind zu ihr gekommen war, aber sie würde es sich nicht anmerken lassen, würde ihr keinen Schritt, geschweige denn den halben Weg entgegenkommen. Wahrscheinlich stand in der Bibel nichts von halben Wegen, aber vom Vergeben stand sicher was drinnen und auch von den Kindern. Und deshalb würde Johanna ihre Schultern gegen den Mantel stemmen und den verbleibenden Weg bis zu Schwester Bernadettas Standpunkt allein zurücklegen.

»Die Maria, die singt doch den ganzen Tag. Und schön auch. Und sie wünscht sich so ... Und ich finde, es wäre so eine Chance für sie. Ich weiß ja, die Sache mit dem Matthias«, hier würde sich Johanna verlegen räuspern, aber sie würde schon zu viel gesagt haben, sie würde nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben, »also mit Marias Vater. Das war ja schließlich mein Fehler, nicht der von der Maria. Und Gott ...«

»Was ist mit Gott?«

Schwester Bernadetta klang interessiert. Johanna war in ihrer vorbereiteten Rede aus dem Rhythmus gekommen. Sie hatte sich Schwester Bernadettas Statur und Gewicht hinter ihrem Schreibtisch nur ungenügend ausgemalt. Sie hatte den Geruch nach Essigreiniger und Kernseife, der durch die Klosterschule zog, vergessen. Sie hatte die Braun- und Grautöne nicht mehr parat gehabt. Für Schwester Bernadettas würdevollen und fragenden Gesichtsausdruck spielte es keine Rolle, dass Johanna schon lang keine vierzehn Jahre mehr alt war und auch keine siebzehn. Es spielte keine Rolle, dass Johanna inzwischen eine richtige Frisur hatte, nicht mehr die zwei Zöpfe und den gerade geschnittenen Pony. Es spielte keine Rolle, dass sie jetzt selbst Mutter war und ihre Tochter schon eine richtige Persönlichkeit. Doch, korrigierte sich Johanna, ihre Tochter spielte eine Rolle. Allerdings spielte ihre Tochter Maria die Rolle eher für die Gegenfraktion. Das lag an Marias Vater. Und an Johanna selbst.

Johanna hatte Marias Vater aus den Augen verloren, bevor sie ihn zu einem gewissen Sakrament überreden konnte, aber nach dem Empfangen einer gewissen Leibesfrucht. Ihr Heimatdorf hatte das Mittelalter erst ein kleines Stück hinter sich gelassen. Ein uneheliches Kind war zwar ein Makel, den konnte man aber mit Eigeninitiative, Demut und Ausdauer wieder in den Griff kriegen. Johanna hatte jede Menge Eigeninitiative und Ausdauer zu bieten und das mit der Demut dann schnell gelernt.

Johanna versuchte, in Schwester Bernadettas Augen zu lesen und scheiterte. Vielleicht war das Verschwinden von Marias Vater gar nicht das Hauptproblem, vielleicht war es der Zielort seines Verschwindens. Marias Vater musste sich nicht wegen Marias Zeugung vor der Gesellschaft verantworten, er musste es wegen versuchten Diebstahls. Oder Totschlag. Oder irgendwas Organisiertem. Johanna hatte nie so richtig herausgefunden, wofür er die »Gehen Sie ins Gefängnis«-Karte gezogen hatte.

»Nun, Frau Bauernfeind?«

Schwester Bernadetta hatte nicht unbedingt etwas dagegen, wenn sie auf eine Antwort warten musste, sie war aber auch nicht daran gewöhnt. Gott hing immer noch unbehaglich in der Luft zwischen den beiden Köpfen herum, ließ seine Augen abwartend zwischen den beiden hin und her pingpongen. Johanna Bauernfeind gab sich einen Ruck.

»Gott verzeiht doch, oder? Vor allem den Kindern. Und die Maria, die singt doch so gern.«

Das Dorf hatte ihr, missbilligend flüsternd und immer ein wenig zu rasch an ihr vorbeischauend, verziehen. Es half, dass Maria sich unauffällig verhielt, wenn sie auf dem Spielplatz des Dorfes allein im Sandkasten spielte oder auf den Klettergerätschaften turnte. Es half, dass Johanna zu den Kundinnen ihres Vaters besonders freundlich war, wenn sie in seiner Bäckerei mithalf, was sie täglich tat und von ihm zornig schweigend quittiert und nur mit einem Taschengeld entlohnt wurde, weil er ja auch für die Maria aufkommen musste und für die Johanna sowieso. Ihr Vater hatte ihr nicht verziehen, stellte Johanna wieder einmal fest. Seine einzige Tochter war schwanger geworden, bevor sie mit der Schule fertig war. Der Mann war nicht gerade herzeigbar und zeigte auch kein Interesse an Frau und Kind, zeigte kein Interesse daran, das Kind mit einem Ring zu legitimieren. Ihr Vater hätte einer Hochzeit mit einem Sträfling ohnehin nicht zugestimmt. Aber abgelehnt hätte er halt gern. Seitdem schwieg er. Oder schrie. So schnell konnte Maria gar nicht in einer Ecke des Raums verschwinden, da hatte er ihr schon hinterhergebrüllt.

Schwester Bernadetta ordnete einige Papiere auf dem Schreibtisch neu, legte sie dann in eine Schublade und schob diese mit sanft gemeinter Energie zu. Das Büro versank in wattierter Stille. Der Geruch nach Kernseife und gar keinem Staub wurde intensiver, wahrscheinlich weil nichts mehr von ihm ablenkte.

Stille, dachte die Tochter des Dorfbäckermeisters, war nicht so schlimm, man konnte sich an sie gewöhnen. So still würde es in Zukunft im Dorfbäckermeisterhaus sein, wenn alles klappte. Die leise vor sich hin singende Maria würde eine Leere im Bäckermeisterhaushalt zurücklassen, von der Johanna ahnte, dass sie nicht so leicht zu füllen war. Aber sie würde zurückstecken. Solange Maria singen konnte, solange Maria eine unter vielen, beinahe eine unter Gleichen wäre. Für Maria würde Johanna sich mit der Stille arrangieren. Aber in diesem Zimmer, in diesem Raum mit dem Kreuz an der Wand und überhaupt keinem Staub auf dem Fliesenboden, im Büro von Schwester Bernadetta ging Stille gar nicht.

»Wenn s nötig ist, könnte die Maria ja auch einen Test machen, wegen der Eignung und so. Vorsingen.«

»Das wird nicht nötig sein.«

Die Stille hatte nun etwas Endgültiges. Der Mantelstoff drückte Johannas Schultern plötzlich so schwer nach unten, dass ihr nichts übrig blieb, als auf den Fußboden zu starren, nach ihrer Handtasche zu greifen und sich geschlagen zu geben. Aber die Schwere des Mantelstoffs erinnerte sie daran, dass es nicht um sie ging, nicht um ihren Stolz. Sie band einen letzten Satz an einen Wetterballon und schickte ihn auf seinen Weg durch die Stratosphären.

»Gibt es nicht doch eine Möglichkeit, gibt es irgendetwas, das ich tun kann?«

»Sie?« Schwester Bernadettas Blick verlor sich im Raum.

Sollte sie sich räuspern, überlegte Johanna, sollte sie irgendwie auf sich aufmerksam machen? Gerade als sie überlegte, ob sie einfach ihre Tasche und ihren Mantel nehmen und das Zimmer verlassen sollte, nahm die Oberschwester wieder den Faden auf: »Aber Frau Bauernfeind, was könnten Sie denn schon tun?«

Die Frage stand im Raum herum, die Schwester Oberin gab ihr Zeit, ihre Wirkung zu entfalten. Sie schien keine Antwort zu erwarten. Sie schien auf gar nichts zu warten. Strenge und Güte, Schweigen, Strafen und gelegentlich ein kleines Lob, Schwester Bernadetta hatte ihre Technik über die Jahre perfektioniert. Johanna rutschte auf dem Holzstuhl immer weiter vorn, wollte schon aufstehen, der Wetterballon war abgestürzt, die Daten konnten auch zuhause analysiert werden. Unvermutet nahm Schwester Bernadetta das Gespräch wieder auf, winkte Johanna zum Fenster.

»Kommen S doch bitte mal her. Sehen S die Wiese dort drüben? Die nutzt niemandem was. Aber ein Sportplatz für die Kinder, das wär was. Das hätte einen Nutzen. Jedenfalls, der Herr Bauernfeind, also Ihren Vater mein ich, der hat mich gestern angerufen und Sie angekündigt. Wegen der Maria, hat er g sagt, würden Sie kommen. Und dass ihm das auch...
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Kritik
"Der Reiz dieses Romans liegt neben seiner zweifelnden, ein bisschen wirren Heldin auch am Rap-Rhythmus."[Quelle: Jan Drees, 1Live WDR]"Mieze Medusa jongliert gekonnt mit Sprachbildern, Popzitaten und Wortwitz. Das alles hat Rhytmus, Gefühl, Flow."[Quelle: Felicia Reinstädt, Missy Magazin]mehr

Autor

Mieze Medusa lebt in Wien und fährt oft Zug. Aktiv als Slammerin, Rapperin, Autorin und Herausgeberin. Seit acht Jahren Gastgeberin des monatlichen textstrom-Poetry-Slams in Wien. Initiatorin von Ö-Slam, der österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaft (gemeinsam mit Markus Köhle). Zahlreiche Auftritte und Veröffentlichungen mit der Band "mieze medusa & tenderboy". Teil der Lesebühne "Dogma. Chronik. Arschtritt" (gemeinsam mit Markus Köhle und Nadja Bucher).