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Die Erben von Snowshill Manor

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Brunnen Verlag Gießenerschienen am23.06.2016
England, Anfang des 19. Jahrhunderts: Die junge Catherine wird für einige Monate nach Snowshill Manor geschickt. Das feudale Herrenhaus gehört der Familie von Lord Darabont. Als Gesellschafterin der Lady nimmt Catherine am bunten Leben des Adels teil. Sie wird zu Bällen und Teegesellschaften eingeladen und gleich von mehreren Verehrern hofiert. Aber schon bald merkt sie: Das Haus der Darabonts scheint voller Geheimnisse zu stecken. Wie kommt es, dass der älteste Sohn des Lords spurlos verschwunden ist? Warum will sich keiner an ihn erinnern? Und wer ist die junge Frau auf dem Gemälde, das Catherine auf dem Dachboden entdeckt?

Ingrid Kretz, Jahrgang 1959, lebt mit ihrem Mann in Dillenburg und hat vier erwachsene Kinder. Heute ist sie als Familienfrau, selbständige Autorin und Arztsekretärin tätig.
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Produkt

KlappentextEngland, Anfang des 19. Jahrhunderts: Die junge Catherine wird für einige Monate nach Snowshill Manor geschickt. Das feudale Herrenhaus gehört der Familie von Lord Darabont. Als Gesellschafterin der Lady nimmt Catherine am bunten Leben des Adels teil. Sie wird zu Bällen und Teegesellschaften eingeladen und gleich von mehreren Verehrern hofiert. Aber schon bald merkt sie: Das Haus der Darabonts scheint voller Geheimnisse zu stecken. Wie kommt es, dass der älteste Sohn des Lords spurlos verschwunden ist? Warum will sich keiner an ihn erinnern? Und wer ist die junge Frau auf dem Gemälde, das Catherine auf dem Dachboden entdeckt?

Ingrid Kretz, Jahrgang 1959, lebt mit ihrem Mann in Dillenburg und hat vier erwachsene Kinder. Heute ist sie als Familienfrau, selbständige Autorin und Arztsekretärin tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783765574498
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum23.06.2016
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2456 Kbytes
Artikel-Nr.3258278
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


6

London

Noch während des Frühstücks verabschiedete sich Lord Darabont. Erwarte mich nicht zum Dinner.

Lady Martha starrte ihm nach. Die Bemerkung gab ihr einen Stich. Wie in den Jahren zuvor hoffte sie jede Saison aufs Neue, Riley möge sich ihr wieder zuwenden. Ein gelegentlicher Ortswechsel bot die Chance, aufeinander zuzugehen. Aber er wollte nicht. Enttäuscht krallten sich ihre Hände in den Stoff ihres Seidenrocks. Warum war er so unnahbar geworden? Sie hatten sich doch einmal geliebt. Sie hatten drei gemeinsame Kinder, die wohlerzogen und bald alle bestens verheiratet waren.

Riley konnte von Glück reden, dass er ihr begegnet war. Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau, mit der er ja nun wirklich nur kurz verheiratet gewesen war, hatten sie nach Ende des Trauerjahres eine Hochzeit in kleinem Rahmen gefeiert. Es hatte sie damals große Beherrschung gekostet, auf eine ihrer Herkunft angemessene Festlichkeit zu verzichten. Angesichts der Umstände, die ihn wie eine unsichtbare, schwarze Wolke umgaben, hatte er ihrer Familie bereits einige Wochen nach ihrer ersten Begegnung seine ernsten Absichten kundgetan.

Sie hatte sich geschmeichelt gefühlt. Eine tote Ehefrau war keine ernst zu nehmende Rivalin für sie, hatte sie in ihrer mädchenhaften Unbekümmertheit gedacht. Hätte diese Ehefrau ihm nicht etwas hinterlassen, das sie in Obhut der Dienerschaft auf Abstand halten wollte. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht mit Zuneigung, etwas, mit dem sie nichts anfangen konnte. Hinter ihrem Rücken tuschelte man. Aber was ging sie das Getratsche der Untergebenen an? Das war etwas, mit dem man groß wurde und dem man keinerlei Beachtung schenken durfte, wenn man Herrin im Haus war. Man musste ihnen immer das Gefühl geben, dass man oben und sie unten auf der gesellschaftlichen Leiter standen. Dementsprechend waren ihre Gespräche einzuordnen.

In ihren Gedanken tauchte ein kleines Kind auf, das sie fragend ansah. Mit großen traurigen Augen. Sie biss sich auf die Lippen. Obwohl ihr Mann seine erste Frau sehr geliebt haben musste, hatte er sie, Martha, auf Händen getragen und ihr nicht das Gefühl gegeben, zweite Wahl zu sein. Doch dann wurden in kurzer Folge ihre Kinder geboren. Irgendwie hatte sich dann alles geändert â¦

Lady Martha kniff die Augen zusammen angesichts der Erinnerungen, die in ihr aufstiegen. Tränen hatte sie längst keine mehr. Nein, sie wollte nicht mehr daran denken, wie dieses schreckliche Erlebnis sie in den Rollstuhl gezwungen hatte. Und welche Folgen daraus entstanden waren. Nein, sie trug keine Schuld, dass es war, wie es war. Warum hatte sich der Herr von Snowshill Manor nicht auf ihre Seite gestellt? Sie hatte doch damals die Darabonts durch die Verbindung mit den Edgecombs zusätzlich aufgewertet. Dankbarkeit sah anders aus. Es hatte deshalb nur eine Konsequenz gegeben. Zu seinem und ihrer aller Wohl. Warum konnte Riley nicht endlich akzeptieren, dass an ihr und ihren Kindern sein Aufstieg, sein Vorteil und Ansehen hingen?

Sie dachte an Eliza, ihre Älteste, die mit Henry Preston eine glänzende Partie gemacht hatte und allem Anschein nach sogar sehr glücklich auf Whitehaven House lebte. Sie kam aufgrund der Entfernung nicht oft zu Besuch. Und dann der reizende Peter Sterling, den sich ihre Helen geangelt hatte. Die Gesellschaften in der Hauptstadt sorgten dafür, dass feste Bande geschmiedet werden konnten. Verbindungen, die - wenn sie die Sprache von Reverend Bloomfield verwenden wollte - für die Ewigkeit gedacht waren. Callum, ihr Liebling, hatte zwar mal ein Mädchen in Nöte gebracht. Aber wenn sich dieses dumme Ding ihm nicht mit Macht an den Hals geworfen hätte, hätten sie einen Batzen Geld sparen können. Dieser bedauerliche Bastard! Seis drum, die Sache war ausgestanden und endlich hatte Callum zur Ehre zurückgefunden. Jetzt galt es, den lieben Freunden in London zu zeigen, wie bedeutend ihre Familie war.

Er hat immense Verpflichtungen politischer Natur , flötete Lady Martha und legte eine Hand auf Catherines, die angesichts so viel Nähe verwundert von ihrem Teller aufsah. Die anderen Lords erwarten, dass er mit ihnen in Klubs geht, Pferderennen und ⦠Sie schluckte. Es tat höllisch weh. Immer wenn sie in London waren, schmerzte es besonders. Sie wedelte mit der Hand. ⦠und da kann es schon mal spät werden. Wir Frauen müssen uns anderweitig beschäftigen. Ausfahrten, Teepartys, Bälle organisieren â¦

Catherine lächelte. Sie haben bestimmt viel zu tun.

Lady Marthas Kopf schien zu platzen angesichts der Kraft, mit der es in ihrem Innern pochte. Sie hatte Mühe, die Schultern gerade zu halten. O ja, und man kann an nichts anderes mehr denken! Bald wird es hier ein Fest geben, von dem alle noch lange reden werden. Schließlich sollen alle wissen, dass Callum eine Partie macht, um die ihn alle beneiden werden! Lady Martha lachte verkrampft und versuchte, leichtherzig zu wirken. Umgekehrt ebenso.

Während Catherine ans Büfett ging und vom Rührei nahm, schwatzte Lady Martha weiter. Das half, den Stachel von Rileys Desinteresse abzumildern. Geselligkeit konnte Wunder wirken. Wenn sie Catherine auf ihrer Seite hatte, würde sich der Lord, der sich wie Catherines Ziehvater benahm, ihr endlich wieder zuwenden. Catherine schien von einer Frömmigkeit befallen, die sie von Riley kannte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie täglich die junge Frau, wie sie zu jedem Essen die Hände faltete und den Kopf senkte. Das gefiel Riley. Er hielt an dieser Tradition fest, seit sie ihn kennengelernt hatte. Selbst bei den täglichen Andachten oder dem wöchentlichen Kirchgang hörte Catherine genau wie er gebannt zu.

Lady Martha holte tief Luft. Nein, ihr graute vor den Worten, die der Pfarrer von oben herab verkündete, wenn er leichtfertig mahnte, Glauben zu haben. Sie konnte Gott kein Vertrauen schenken. Riley hatte wiederholt versucht, mit ihr darüber zu sprechen. Irgendwann hatte er resigniert, als er merkte, dass sie sich davon nicht beeindrucken ließ. Ihr Schicksal war ihr auferlegt. Da brauchte sie niemanden über sich, dem sie Rechenschaft geben musste. Wo war Gott gewesen, als sie um Rileys Liebe gefleht hatte? Für sie hatte er offensichtlich kein Ohr. Als hätte er den Himmel am Horizont zugezogen, um ihr keine Zukunft und neuen Wege zu zeigen.

Sie strich sich über das Haar, als wollte sie sich damit jeden Gedanken aus der Vergangenheit verbieten und schlug einen leichtfertigen Ton an. Wie gut, dass du keine Gouvernante bist, liebste Catherine. Stell dir vor, kein Mitglied der Familie und keines vom Personal zu sein! Irgendwie dazwischen. Wie in einem herrenlosen Gebiet. Schrecklich, nicht? Zum Glück sind meine Kinder erwachsen und du als meine Gesellschafterin kannst mir sogar beim Ausrichten eine Stütze sein. Du lernst, wie man Feste und Wohltätigkeitsbälle organisiert und darfst selbst mittendrin sein. Ich sage dir, du wirst schmucke junge Männer kennenlernen!

Sie stockte und beobachtete Catherine, die am Tisch wieder Platz nahm. Ihr gelbes Kleid, offensichtlich gut geschneidert und mit Spitze an Ausschnitt und Saum, stand ihr ausnehmend gut. Der Stoff war wohl nicht sonderlich wertvoll, aber die Schneiderin hatte gute Arbeit geleistet. Die Schultern schienen noch zierlicher zu sein als die ihrer beiden Töchter. Catherine wirkte wie ein unbeschwerter Schmetterling ⦠und wenn sie wie heute ihre Haare offen trug, fast wie ein Engel. Lady Martha biss sich auf die Lippen. Selbst die Sommersprossen, eigentlich eine Unmöglichkeit in der feinen Londoner Gesellschaft, machten sie unwiderstehlich.

Sag mal, kannst du überhaupt tanzen? Ohne Tanz ist alles sinnlos! Sie blieb skeptisch.

Catherine hielt im Kauen inne. Sie zog die Augenbrauen hoch und drückte den Bissen herunter. Selbstverständlich! Sie können unbesorgt sein. Ich durfte Unterricht bei einem Tanzlehrer nehmen.

Lady Martha ließ sich von einer Dienstbotin noch ein paar Stücke Gebäck auflegen. Ihr Sättigungsgefühl schien wie weggefegt. Genau genommen war es seit Jahren nicht mehr vorhanden. Ob das mit dem Erlebnis von damals zusammenhing? Seit sie nicht mehr laufen konnte, hatte sie stetig zugenommen. Andere Damen wurden auch im Laufe der Jahre füllig, ein Zeichen von Wohlstand, wie sie fand. Mit dem Vorteil, dass Falten kaum sichtbar waren. Trotzdem hatten diese Damen die Ehre und Zuneigung ihrer Männer. Nur sie nicht! Leider hatten sich bei ihr in der Stirn und rund um den Mund Furchen eingegraben. Dass es mit ihrem Gatten zu tun hatte, glaubte sie nicht. Was schwatzten die Leute manchmal für sinnloses Zeug.

Sie knirschte mit den Zähnen. Entschlossen tupfte sie sich den Mund mit der Serviette ab und gab der Dienerin einen Wink, abzuräumen. Sie neigte den Kopf und blinzelte zu Catherine.

Heute können wir die Stickrahmen eingepackt lassen. Wir müssen uns um die Einladungen für einen Ball kümmern.

Catherine fand, es seien unzählige, auf jeden Fall viel zu viele Einladungen verschickt worden. Ihre Finger schmerzten vom vielen Schreiben. Zwei volle Tage hatten sie dafür aufgewendet und nun saß sie mit Lady Martha im Salon. Zufrieden mit sich und ihrer Arbeit faltete Lady Martha die Hände.

Ich bin sicher, unser Haus wird die Vielzahl der Gäste gar nicht fassen. Sie schaute Catherine erwartungsvoll an.

Catherine nickte. Wir werden die bestbesuchte Gesellschaft der ganzen Stadt geben! Man durfte gespannt sein auf die Reaktionen.

Bereits am Nachmittag erschienen einige Freundinnen von Lady Martha, herausgeputzt mit Hüten und Kleidern. Auf Catherine wirkten sie affektiert und geschwätzig. Sie hatten ihre Freude daran, mit Lady Martha...

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